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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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in den Schlagadern.
einer sterbenden Person flos die Monatsblume aus der
Gebärmutter (b), und drei Tage hierauf auch Blut aus
der Nase (c). Nach dem Tode stieg ein, in Eiter auf-
gelöstes Blut, aus der Lunge durch den Mund her-
auf (d). Die übrigen Geschichten, die gar nicht selten
vorkommen, gehe ich hier mit Fleis vorbei.

Keine andre Beschaffenheit hat es mit den so genan-
ten Blutsaugern (Vampiren), welches Leichname sind,
welche man in Grichenland (e), Ungern (f) und Jllirien (g),
mit einem Munde voll flüßigen Blutes antrift, nach-
dem sie gemeiniglich an einer epidemischen Krankheit ge-
storben sind. Es hat der Aberglaube dieses an sich ein-
fältige Schauspiel, wovon wir selbst einige Fälle erlebt,
und welches bereits vor langer Zeit Anton Galeateus
wargenommen, ungemein verstellt, und zum Theil falsche
Zieraten in die Geschichte mit eingestreut, zum Theil gar
maschinenmäßige Dämonen ihre Rolle dabei spielen las-
sen. So viel will ich gern gestehen, daß manche Krank-
heiten vor andern dazu aufgelegt sind, das Blut stärker
aufzulösen, und die Luft entwikkeln zu helfen.

Von dem kleinsten Ueberreste des Lebens, oder von der
höchst trägen und zweifelhaften Bewegung des Blutes,
welche noch in Menschen, die im Wasser erstikkt wor-
den (g*), oder in Schwalben mitten in dem Wasser (h),
oder in den Murmelthieren der Alpenhölen (i), in den

Schluf-
(b) [Spaltenumbruch] baver de nervis. S. 26.
schvrig Parthenolog. S. 220.
Ephem. Nat. Curi. Dec. III. ann.
IV. obs.
31. überhaupt den vierten
Tag nach dem Tode.
(c) morton natural history of
Northampton Shire.
S. 424.
(d) Journ. de medec. Jul. 1757.
(e) thevenot voy. au Levant.
T. I. P. I. c. 63. tournefort voy.
au Levant. T. I. L.
3. S. 159. Sie
nennen sie Zorkolakas.
(f) Diese berufene Geschichte
ward gegen das Jar 1730. in vie-
len Schriften herumgeblasen.
(g) [Spaltenumbruch] Ant. galeatvs de situ Japy-
giae.
Vergl. damit rasczynski
Hist. natur. Polon. T. I.
S. 367.
Er nennt solche umhergehende
Todte oder Blutsauger Upjevos.
(g*) Journ. de Med. 1758. M.
nov. fothergill. Philos. Trans.
n. 475. art. XI.
u. f.
(h) nehring in Palingenes. S.
71. boyle on frost. S. 232. blan-
gard
Chir.
S. 336. birch ang.
Ort. S. 137. linnaevs Oeconom.
nat
S. 39.
(i) citesivs abst. consolent.
Journ. oecon. 1738. M. Mart.
Z 4

in den Schlagadern.
einer ſterbenden Perſon flos die Monatsblume aus der
Gebaͤrmutter (b), und drei Tage hierauf auch Blut aus
der Naſe (c). Nach dem Tode ſtieg ein, in Eiter auf-
geloͤſtes Blut, aus der Lunge durch den Mund her-
auf (d). Die uͤbrigen Geſchichten, die gar nicht ſelten
vorkommen, gehe ich hier mit Fleis vorbei.

Keine andre Beſchaffenheit hat es mit den ſo genan-
ten Blutſaugern (Vampiren), welches Leichname ſind,
welche man in Grichenland (e), Ungern (f) und Jllirien (g),
mit einem Munde voll fluͤßigen Blutes antrift, nach-
dem ſie gemeiniglich an einer epidemiſchen Krankheit ge-
ſtorben ſind. Es hat der Aberglaube dieſes an ſich ein-
faͤltige Schauſpiel, wovon wir ſelbſt einige Faͤlle erlebt,
und welches bereits vor langer Zeit Anton Galeateus
wargenommen, ungemein verſtellt, und zum Theil falſche
Zieraten in die Geſchichte mit eingeſtreut, zum Theil gar
maſchinenmaͤßige Daͤmonen ihre Rolle dabei ſpielen laſ-
ſen. So viel will ich gern geſtehen, daß manche Krank-
heiten vor andern dazu aufgelegt ſind, das Blut ſtaͤrker
aufzuloͤſen, und die Luft entwikkeln zu helfen.

Von dem kleinſten Ueberreſte des Lebens, oder von der
hoͤchſt traͤgen und zweifelhaften Bewegung des Blutes,
welche noch in Menſchen, die im Waſſer erſtikkt wor-
den (g*), oder in Schwalben mitten in dem Waſſer (h),
oder in den Murmelthieren der Alpenhoͤlen (i), in den

Schluf-
(b) [Spaltenumbruch] baver de nervis. S. 26.
ſchvrig Parthenolog. S. 220.
Ephem. Nat. Curi. Dec. III. ann.
IV. obſ.
31. uͤberhaupt den vierten
Tag nach dem Tode.
(c) morton natural hiſtory of
Northampton Shire.
S. 424.
(d) Journ. de medec. Jul. 1757.
(e) thevenot voy. au Levant.
T. I. P. I. c. 63. tournefort voy.
au Levant. T. I. L.
3. S. 159. Sie
nennen ſie Zorkolakas.
(f) Dieſe berufene Geſchichte
ward gegen das Jar 1730. in vie-
len Schriften herumgeblaſen.
(g) [Spaltenumbruch] Ant. galeatvſ de ſitu Japy-
giae.
Vergl. damit raſczynſki
Hiſt. natur. Polon. T. I.
S. 367.
Er nennt ſolche umhergehende
Todte oder Blutſauger Upjevos.
(g*) Journ. de Med. 1758. M.
nov. fothergill. Philoſ. Trans.
n. 475. art. XI.
u. f.
(h) nehring in Palingenes. S.
71. boyle on froſt. S. 232. blan-
gard
Chir.
S. 336. birch ang.
Ort. S. 137. linnaevſ Oeconom.
nat
S. 39.
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[359/0379] in den Schlagadern. einer ſterbenden Perſon flos die Monatsblume aus der Gebaͤrmutter (b), und drei Tage hierauf auch Blut aus der Naſe (c). Nach dem Tode ſtieg ein, in Eiter auf- geloͤſtes Blut, aus der Lunge durch den Mund her- auf (d). Die uͤbrigen Geſchichten, die gar nicht ſelten vorkommen, gehe ich hier mit Fleis vorbei. Keine andre Beſchaffenheit hat es mit den ſo genan- ten Blutſaugern (Vampiren), welches Leichname ſind, welche man in Grichenland (e), Ungern (f) und Jllirien (g), mit einem Munde voll fluͤßigen Blutes antrift, nach- dem ſie gemeiniglich an einer epidemiſchen Krankheit ge- ſtorben ſind. Es hat der Aberglaube dieſes an ſich ein- faͤltige Schauſpiel, wovon wir ſelbſt einige Faͤlle erlebt, und welches bereits vor langer Zeit Anton Galeateus wargenommen, ungemein verſtellt, und zum Theil falſche Zieraten in die Geſchichte mit eingeſtreut, zum Theil gar maſchinenmaͤßige Daͤmonen ihre Rolle dabei ſpielen laſ- ſen. So viel will ich gern geſtehen, daß manche Krank- heiten vor andern dazu aufgelegt ſind, das Blut ſtaͤrker aufzuloͤſen, und die Luft entwikkeln zu helfen. Von dem kleinſten Ueberreſte des Lebens, oder von der hoͤchſt traͤgen und zweifelhaften Bewegung des Blutes, welche noch in Menſchen, die im Waſſer erſtikkt wor- den (g*), oder in Schwalben mitten in dem Waſſer (h), oder in den Murmelthieren der Alpenhoͤlen (i), in den Schluf- (b) baver de nervis. S. 26. ſchvrig Parthenolog. S. 220. Ephem. Nat. Curi. Dec. III. ann. IV. obſ. 31. uͤberhaupt den vierten Tag nach dem Tode. (c) morton natural hiſtory of Northampton Shire. S. 424. (d) Journ. de medec. Jul. 1757. (e) thevenot voy. au Levant. T. I. P. I. c. 63. tournefort voy. au Levant. T. I. L. 3. S. 159. Sie nennen ſie Zorkolakas. (f) Dieſe berufene Geſchichte ward gegen das Jar 1730. in vie- len Schriften herumgeblaſen. (g) Ant. galeatvſ de ſitu Japy- giae. Vergl. damit raſczynſki Hiſt. natur. Polon. T. I. S. 367. Er nennt ſolche umhergehende Todte oder Blutſauger Upjevos. (g*) Journ. de Med. 1758. M. nov. fothergill. Philoſ. Trans. n. 475. art. XI. u. f. (h) nehring in Palingenes. S. 71. boyle on froſt. S. 232. blan- gard Chir. S. 336. birch ang. Ort. S. 137. linnaevſ Oeconom. nat S. 39. (i) citeſivſ abſt. conſolent. Journ. oecon. 1738. M. Mart. Z 4

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/379>, abgerufen am 24.11.2024.