§. 2. Es sind die Schlagadern beständig voll Blut.
Man trift aber in den Schlagadern eines thierischen Körpers einen andern Drukk an, welcher auf vielfache Weise von jenem gemeinen Drukke unterschieden ist. So sind, und zwar erstlich, die Schlagadern eines le- bendigen Thieres beständig mit ihrem Lebenssafte ange- füllt. Jch mag hier nicht wiederholen, wovon ich be- reits an andern Orten Meldung gethan habe, um zu zei- gen, daß sich in den Schlagadern eines lebendigen Thie- res viel Blut befinde (n), und daß auch viel in den Schlag- adern eines Leichnams selbst angetroffen werde (o); vor- jezzt ist zu zeigen übrig, daß in Schlagadern weder ein leerer Raum statt habe, welcher nicht mit Blute erfüllt wäre, noch daß in Schlagadern etwas ledig gelassen werde, es mag sich diese Schlagader in ihrer Zusammen- ziehung verengern, oder dagegen von einer neuen Welle ausgedehnt werden (p).
Hier kömmt uns so gleich ein ganz leichter Versuch zu Gesichte. Schlägt man nämlich eine Schlagader mit dem verwundenden Eisen, wenn sie entweder in der Zusammenziehung befindlich ist, oder den kleinsten Durch- messer hat, auch nur so gelinde, daß die Wunde nicht weiter als durch die Wände geht, oder man mag dieses in ihrer stärksten Zusammenziehung thun, so wird sie eben so wohl bluten; woraus man ersiehet, daß sich auch in der zusammengezognen Schlagader das Blut gegenwär- tig befunden, welches durch die gemachte Rizze heraus- gesprungen. Ferner, wenn aus einer Schlagaderwunde das Blut etwas längere Zeit flist, so dringt es mit einem fortgesezztem Sprunge in eins fort aus der Ader (q), wenn
sich
(n)[Spaltenumbruch]
3. Buch. 1. Abschn. §. 1.
(o) §. 2.
(p) Dieses erinnerte bereits Charletonthree lectures. S. 25.
(q)harvei Prooem. ad Exercit. [Spaltenumbruch]
de sanguin. circulatione. S. 4. Exerc. I. S. 33. Exerc. III. S. 216. 270. hales Haemastatiks. S. 4. 11. 15. u. f. tralles Consider. vit. S. 38.
Z 5
des Blutes, durch die Schlagadern.
§. 2. Es ſind die Schlagadern beſtaͤndig voll Blut.
Man trift aber in den Schlagadern eines thieriſchen Koͤrpers einen andern Drukk an, welcher auf vielfache Weiſe von jenem gemeinen Drukke unterſchieden iſt. So ſind, und zwar erſtlich, die Schlagadern eines le- bendigen Thieres beſtaͤndig mit ihrem Lebensſafte ange- fuͤllt. Jch mag hier nicht wiederholen, wovon ich be- reits an andern Orten Meldung gethan habe, um zu zei- gen, daß ſich in den Schlagadern eines lebendigen Thie- res viel Blut befinde (n), und daß auch viel in den Schlag- adern eines Leichnams ſelbſt angetroffen werde (o); vor- jezzt iſt zu zeigen uͤbrig, daß in Schlagadern weder ein leerer Raum ſtatt habe, welcher nicht mit Blute erfuͤllt waͤre, noch daß in Schlagadern etwas ledig gelaſſen werde, es mag ſich dieſe Schlagader in ihrer Zuſammen- ziehung verengern, oder dagegen von einer neuen Welle ausgedehnt werden (p).
Hier koͤmmt uns ſo gleich ein ganz leichter Verſuch zu Geſichte. Schlaͤgt man naͤmlich eine Schlagader mit dem verwundenden Eiſen, wenn ſie entweder in der Zuſammenziehung befindlich iſt, oder den kleinſten Durch- meſſer hat, auch nur ſo gelinde, daß die Wunde nicht weiter als durch die Waͤnde geht, oder man mag dieſes in ihrer ſtaͤrkſten Zuſammenziehung thun, ſo wird ſie eben ſo wohl bluten; woraus man erſiehet, daß ſich auch in der zuſammengezognen Schlagader das Blut gegenwaͤr- tig befunden, welches durch die gemachte Rizze heraus- geſprungen. Ferner, wenn aus einer Schlagaderwunde das Blut etwas laͤngere Zeit fliſt, ſo dringt es mit einem fortgeſezztem Sprunge in eins fort aus der Ader (q), wenn
ſich
(n)[Spaltenumbruch]
3. Buch. 1. Abſchn. §. 1.
(o) §. 2.
(p) Dieſes erinnerte bereits Charletonthree lectures. S. 25.
(q)harvei Prooem. ad Exercit. [Spaltenumbruch]
de ſanguin. circulatione. S. 4. Exerc. I. S. 33. Exerc. III. S. 216. 270. haleſ Haemaſtatiks. S. 4. 11. 15. u. f. tralleſ Conſider. vit. S. 38.
Z 5
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des Blutes, durch die Schlagadern.
§. 2.
Es ſind die Schlagadern beſtaͤndig voll Blut.
Man trift aber in den Schlagadern eines thieriſchen
Koͤrpers einen andern Drukk an, welcher auf vielfache
Weiſe von jenem gemeinen Drukke unterſchieden iſt.
So ſind, und zwar erſtlich, die Schlagadern eines le-
bendigen Thieres beſtaͤndig mit ihrem Lebensſafte ange-
fuͤllt. Jch mag hier nicht wiederholen, wovon ich be-
reits an andern Orten Meldung gethan habe, um zu zei-
gen, daß ſich in den Schlagadern eines lebendigen Thie-
res viel Blut befinde (n), und daß auch viel in den Schlag-
adern eines Leichnams ſelbſt angetroffen werde (o); vor-
jezzt iſt zu zeigen uͤbrig, daß in Schlagadern weder ein
leerer Raum ſtatt habe, welcher nicht mit Blute erfuͤllt
waͤre, noch daß in Schlagadern etwas ledig gelaſſen
werde, es mag ſich dieſe Schlagader in ihrer Zuſammen-
ziehung verengern, oder dagegen von einer neuen Welle
ausgedehnt werden (p).
Hier koͤmmt uns ſo gleich ein ganz leichter Verſuch
zu Geſichte. Schlaͤgt man naͤmlich eine Schlagader
mit dem verwundenden Eiſen, wenn ſie entweder in der
Zuſammenziehung befindlich iſt, oder den kleinſten Durch-
meſſer hat, auch nur ſo gelinde, daß die Wunde nicht
weiter als durch die Waͤnde geht, oder man mag dieſes
in ihrer ſtaͤrkſten Zuſammenziehung thun, ſo wird ſie eben
ſo wohl bluten; woraus man erſiehet, daß ſich auch in
der zuſammengezognen Schlagader das Blut gegenwaͤr-
tig befunden, welches durch die gemachte Rizze heraus-
geſprungen. Ferner, wenn aus einer Schlagaderwunde
das Blut etwas laͤngere Zeit fliſt, ſo dringt es mit einem
fortgeſezztem Sprunge in eins fort aus der Ader (q), wenn
ſich
(n)
3. Buch. 1. Abſchn. §. 1.
(o) §. 2.
(p) Dieſes erinnerte bereits
Charleton three lectures. S. 25.
(q) harvei Prooem. ad Exercit.
de ſanguin. circulatione. S. 4.
Exerc. I. S. 33. Exerc. III. S.
216. 270. haleſ Haemaſtatiks. S.
4. 11. 15. u. f. tralleſ Conſider.
vit. S. 38.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/381>, abgerufen am 24.11.2024.
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