Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

Sechstes Buch. Die Seitenbewegung
zu Ende geht, und ich halte davor, daß weder das vom
Sanctorius (n) versprochne Pulsirungsmaas, wovon
ich keinen rechten Begriff habe, noch Wachs oder Thon,
in welchen die erweiterte Schlagader eine tiefere Grube
eindrükkt, den Trieb der Natur andeuten mögen, wo-
durch nur der Erweiterung einer Schlagader ein Wie-
derstand entgegen gesezzt wird. Stephan Hales (o)
sezzte, wie wir eben gesehen haben, daß Zweidritteile, von
dem aus dem Herzen hervorgedrungnen Blute, auf die
Erweiterung einer Schlagader verwandt werden, indem
er die Zeit, da sich die Schlagader in der Zusammenzie-
hung befindet, doppelt so gros, als die Zeit der Erwei-
terung macht. J. Alfons Borelli (p) eignet einer er-
weiterten Schlagader gegen eine zusammengezogne
Schlagader ein solches Verhältnis zu, daß sie sich unter
einander wie 63 zu 60 verhalten sollen, wobei er sich
eben nicht der besten Rechnungsart bediente. Der be-
rümte Boißier (q) machte, mehr rechnend, als beo-
bachtend, die Erweiterung in der Aorte einem Vier-
theile einer Linie gleich. Bis zu einer ganzen Linie ver-
merte sie der berümte Weitbrecht (r), dem es daran
gelegen war, sie recht gros zu machen. Doch ich finde
hier noch nicht das Erweisliche, und ich sehe, daß alles
dieses bei einigen Schlagadern so, bei andern anders be-
schaffen ist. Jndessen hebt doch die Kniekehlenader das
darüber liegende Bein merklich in die Höhe, und es
schwillt das Wasser, darinnen man sizzet, unter dem
Pulsschlage auf (s).

Fer-
(n) [Spaltenumbruch] Er versprach es so, daß man
die Bewegung und Ruhe einer
Schlagader messen, den Unter-
scheid von 133 Bewegungen war-
nehmen, und endlich bestimmen
konne, welchen Tag und Stunde
der Kranke die natürliche Beschaf-
fenheit ablege, oder in welcher
Stunde das Fieber zu wachsen
[Spaltenumbruch] aufhöre. Method. vitand. error. S.
289.
(o) S. 24. angef. Ort.
(p) De motu animal. L. II. Pro-
pos.
71.
(q) De pulsu S. 29.
(r) S. 315.
(s) birch History T. II. S. 426.

Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
zu Ende geht, und ich halte davor, daß weder das vom
Sanctorius (n) verſprochne Pulſirungsmaas, wovon
ich keinen rechten Begriff habe, noch Wachs oder Thon,
in welchen die erweiterte Schlagader eine tiefere Grube
eindruͤkkt, den Trieb der Natur andeuten moͤgen, wo-
durch nur der Erweiterung einer Schlagader ein Wie-
derſtand entgegen geſezzt wird. Stephan Hales (o)
ſezzte, wie wir eben geſehen haben, daß Zweidritteile, von
dem aus dem Herzen hervorgedrungnen Blute, auf die
Erweiterung einer Schlagader verwandt werden, indem
er die Zeit, da ſich die Schlagader in der Zuſammenzie-
hung befindet, doppelt ſo gros, als die Zeit der Erwei-
terung macht. J. Alfons Borelli (p) eignet einer er-
weiterten Schlagader gegen eine zuſammengezogne
Schlagader ein ſolches Verhaͤltnis zu, daß ſie ſich unter
einander wie 63 zu 60 verhalten ſollen, wobei er ſich
eben nicht der beſten Rechnungsart bediente. Der be-
ruͤmte Boißier (q) machte, mehr rechnend, als beo-
bachtend, die Erweiterung in der Aorte einem Vier-
theile einer Linie gleich. Bis zu einer ganzen Linie ver-
merte ſie der beruͤmte Weitbrecht (r), dem es daran
gelegen war, ſie recht gros zu machen. Doch ich finde
hier noch nicht das Erweisliche, und ich ſehe, daß alles
dieſes bei einigen Schlagadern ſo, bei andern anders be-
ſchaffen iſt. Jndeſſen hebt doch die Kniekehlenader das
daruͤber liegende Bein merklich in die Hoͤhe, und es
ſchwillt das Waſſer, darinnen man ſizzet, unter dem
Pulsſchlage auf (s).

Fer-
(n) [Spaltenumbruch] Er verſprach es ſo, daß man
die Bewegung und Ruhe einer
Schlagader meſſen, den Unter-
ſcheid von 133 Bewegungen war-
nehmen, und endlich beſtimmen
konne, welchen Tag und Stunde
der Kranke die natuͤrliche Beſchaf-
fenheit ablege, oder in welcher
Stunde das Fieber zu wachſen
[Spaltenumbruch] aufhoͤre. Method. vitand. error. S.
289.
(o) S. 24. angef. Ort.
(p) De motu animal. L. II. Pro-
poſ.
71.
(q) De pulſu S. 29.
(r) S. 315.
(s) birch Hiſtory T. II. S. 426.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0406" n="386"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Sech&#x017F;tes Buch. Die Seitenbewegung</hi></fw><lb/>
zu Ende geht, und ich halte davor, daß weder das vom<lb/><hi rendition="#fr">Sanctorius</hi> <note place="foot" n="(n)"><cb/>
Er ver&#x017F;prach es &#x017F;o, daß man<lb/>
die Bewegung und Ruhe einer<lb/>
Schlagader me&#x017F;&#x017F;en, den Unter-<lb/>
&#x017F;cheid von 133 Bewegungen war-<lb/>
nehmen, und endlich be&#x017F;timmen<lb/>
konne, welchen Tag und Stunde<lb/>
der Kranke die natu&#x0364;rliche Be&#x017F;chaf-<lb/>
fenheit ablege, oder in welcher<lb/>
Stunde das Fieber zu wach&#x017F;en<lb/><cb/>
aufho&#x0364;re. <hi rendition="#aq">Method. vitand. error.</hi> S.<lb/>
289.</note> ver&#x017F;prochne Pul&#x017F;irungsmaas, wovon<lb/>
ich keinen rechten Begriff habe, noch Wachs oder Thon,<lb/>
in welchen die erweiterte Schlagader eine tiefere Grube<lb/>
eindru&#x0364;kkt, den Trieb der Natur andeuten mo&#x0364;gen, wo-<lb/>
durch nur der Erweiterung einer Schlagader ein Wie-<lb/>
der&#x017F;tand entgegen ge&#x017F;ezzt wird. Stephan <hi rendition="#fr">Hales</hi> <note place="foot" n="(o)">S. 24. angef. Ort.</note><lb/>
&#x017F;ezzte, wie wir eben ge&#x017F;ehen haben, daß Zweidritteile, von<lb/>
dem aus dem Herzen hervorgedrungnen Blute, auf die<lb/>
Erweiterung einer Schlagader verwandt werden, indem<lb/>
er die Zeit, da &#x017F;ich die Schlagader in der Zu&#x017F;ammenzie-<lb/>
hung befindet, doppelt &#x017F;o gros, als die Zeit der Erwei-<lb/>
terung macht. J. Alfons <hi rendition="#fr">Borelli</hi> <note place="foot" n="(p)"><hi rendition="#aq">De motu animal. L. II. Pro-<lb/>
po&#x017F;.</hi> 71.</note> eignet einer er-<lb/>
weiterten Schlagader gegen eine zu&#x017F;ammengezogne<lb/>
Schlagader ein &#x017F;olches Verha&#x0364;ltnis zu, daß &#x017F;ie &#x017F;ich unter<lb/>
einander wie 63 zu 60 verhalten &#x017F;ollen, wobei er &#x017F;ich<lb/>
eben nicht der be&#x017F;ten Rechnungsart bediente. Der be-<lb/>
ru&#x0364;mte <hi rendition="#fr">Boißier</hi> <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq">De pul&#x017F;u</hi> S. 29.</note> machte, mehr rechnend, als beo-<lb/>
bachtend, die Erweiterung in der Aorte einem Vier-<lb/>
theile einer Linie gleich. Bis zu einer ganzen Linie ver-<lb/>
merte &#x017F;ie der beru&#x0364;mte <hi rendition="#fr">Weitbrecht</hi> <note place="foot" n="(r)">S. 315.</note>, dem es daran<lb/>
gelegen war, &#x017F;ie recht gros zu machen. Doch ich finde<lb/>
hier noch nicht das Erweisliche, und ich &#x017F;ehe, daß alles<lb/>
die&#x017F;es bei einigen Schlagadern &#x017F;o, bei andern anders be-<lb/>
&#x017F;chaffen i&#x017F;t. Jnde&#x017F;&#x017F;en hebt doch die Kniekehlenader das<lb/>
daru&#x0364;ber liegende Bein merklich in die Ho&#x0364;he, und es<lb/>
&#x017F;chwillt das Wa&#x017F;&#x017F;er, darinnen man &#x017F;izzet, unter dem<lb/>
Puls&#x017F;chlage auf <note place="foot" n="(s)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">birch</hi> Hi&#x017F;tory T. II.</hi> S. 426.</note>.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Fer-</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[386/0406] Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung zu Ende geht, und ich halte davor, daß weder das vom Sanctorius (n) verſprochne Pulſirungsmaas, wovon ich keinen rechten Begriff habe, noch Wachs oder Thon, in welchen die erweiterte Schlagader eine tiefere Grube eindruͤkkt, den Trieb der Natur andeuten moͤgen, wo- durch nur der Erweiterung einer Schlagader ein Wie- derſtand entgegen geſezzt wird. Stephan Hales (o) ſezzte, wie wir eben geſehen haben, daß Zweidritteile, von dem aus dem Herzen hervorgedrungnen Blute, auf die Erweiterung einer Schlagader verwandt werden, indem er die Zeit, da ſich die Schlagader in der Zuſammenzie- hung befindet, doppelt ſo gros, als die Zeit der Erwei- terung macht. J. Alfons Borelli (p) eignet einer er- weiterten Schlagader gegen eine zuſammengezogne Schlagader ein ſolches Verhaͤltnis zu, daß ſie ſich unter einander wie 63 zu 60 verhalten ſollen, wobei er ſich eben nicht der beſten Rechnungsart bediente. Der be- ruͤmte Boißier (q) machte, mehr rechnend, als beo- bachtend, die Erweiterung in der Aorte einem Vier- theile einer Linie gleich. Bis zu einer ganzen Linie ver- merte ſie der beruͤmte Weitbrecht (r), dem es daran gelegen war, ſie recht gros zu machen. Doch ich finde hier noch nicht das Erweisliche, und ich ſehe, daß alles dieſes bei einigen Schlagadern ſo, bei andern anders be- ſchaffen iſt. Jndeſſen hebt doch die Kniekehlenader das daruͤber liegende Bein merklich in die Hoͤhe, und es ſchwillt das Waſſer, darinnen man ſizzet, unter dem Pulsſchlage auf (s). Fer- (n) Er verſprach es ſo, daß man die Bewegung und Ruhe einer Schlagader meſſen, den Unter- ſcheid von 133 Bewegungen war- nehmen, und endlich beſtimmen konne, welchen Tag und Stunde der Kranke die natuͤrliche Beſchaf- fenheit ablege, oder in welcher Stunde das Fieber zu wachſen aufhoͤre. Method. vitand. error. S. 289. (o) S. 24. angef. Ort. (p) De motu animal. L. II. Pro- poſ. 71. (q) De pulſu S. 29. (r) S. 315. (s) birch Hiſtory T. II. S. 426.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/406
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/406>, abgerufen am 02.06.2024.