Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünftes Buch. Das Blut
anderswo reden: unterdessen will ich alles, was ich sagen
werde, überhaupt von dem gesammten Blute des beseel-
ten Körpers verstanden haben.

§. 7.
Die Röthe im Blute.

Wir müssen noch von der Farbe des Blutes reden.
Das wirkliche Blut ist im Menschen, und den mehre-
sten Thieren, wenn sie auch gleich nicht Atem holen, an
sich roth; die Farbe desselben ist im gesunden Menschen
in der That schön hellroth, und sie kömmt dem Schar-
lache entweder gleich, oder sie übertrift denselben so gar.
Allein das Blut besizzet diese gute Farbe nicht durchge-
hens in allerlei Altern, nicht in allerlei Blutmischungen
(Temperamenten), und es äussert eben so wenig in den
Blutadern eben desselben Menschen durchgehens einerlei
ächte Röthe. Was demnach die menschliche Frucht be-
trift, so besizzet das Blut derselben keine so angenehme
Röthe, es ist hingegen dunkler gefärbt, und schwärzli-
cher, als es im erwachsenen Menschen zu seyn pflegt.
Wenn man ferner weiter zu dem Ursprunge des thieri-
schen Lebens zurükke geht, so findet man dasselbe rost-
farben (i), und mit gelber Farbe untermischt, endlich
völlig gelb (k), und bevor es sich mit dieser Farbe beklei-
det, überhaupt durchsichtig (l). Es entstehet diese Farbe
aus dem goldgelben Eidotter, dessen Gefässe alsdenn roth
sind, wenn noch in der Frucht alles und jedes eine weis-
liche Farbe hat (m). Es bleibet auch dasselbe noch in

denje-
(i) [Spaltenumbruch] Lancisius am angef. Orte,
S. 81. Memoir. sur le poulet.
T. II.
S. 36. Obs. 66. 67. 69.
(k) Malpigh de format. feru,
S. 6. Lancis am angef. Orte,
S. 81. Senac T. I. S. 414. 415.
Mem. sur le poulet T. II. S. 36.
[Spaltenumbruch] 180. Obs. 35. 47. 51. 53. 62. 74.
78. 80. 93. 95. 134.
(l) Memoir. T. II. S. 35. Birch
T. III. S. 234.
(m) Maitre Jean S. 53. 62. 63.
Buffon T. II. S. 353. begvelin
Bibl. impart.
1750. Hamburger
Maga-

Fuͤnftes Buch. Das Blut
anderswo reden: unterdeſſen will ich alles, was ich ſagen
werde, uͤberhaupt von dem geſammten Blute des beſeel-
ten Koͤrpers verſtanden haben.

§. 7.
Die Roͤthe im Blute.

Wir muͤſſen noch von der Farbe des Blutes reden.
Das wirkliche Blut iſt im Menſchen, und den mehre-
ſten Thieren, wenn ſie auch gleich nicht Atem holen, an
ſich roth; die Farbe deſſelben iſt im geſunden Menſchen
in der That ſchoͤn hellroth, und ſie koͤmmt dem Schar-
lache entweder gleich, oder ſie uͤbertrift denſelben ſo gar.
Allein das Blut beſizzet dieſe gute Farbe nicht durchge-
hens in allerlei Altern, nicht in allerlei Blutmiſchungen
(Temperamenten), und es aͤuſſert eben ſo wenig in den
Blutadern eben deſſelben Menſchen durchgehens einerlei
aͤchte Roͤthe. Was demnach die menſchliche Frucht be-
trift, ſo beſizzet das Blut derſelben keine ſo angenehme
Roͤthe, es iſt hingegen dunkler gefaͤrbt, und ſchwaͤrzli-
cher, als es im erwachſenen Menſchen zu ſeyn pflegt.
Wenn man ferner weiter zu dem Urſprunge des thieri-
ſchen Lebens zuruͤkke geht, ſo findet man daſſelbe roſt-
farben (i), und mit gelber Farbe untermiſcht, endlich
voͤllig gelb (k), und bevor es ſich mit dieſer Farbe beklei-
det, uͤberhaupt durchſichtig (l). Es entſtehet dieſe Farbe
aus dem goldgelben Eidotter, deſſen Gefaͤſſe alsdenn roth
ſind, wenn noch in der Frucht alles und jedes eine weis-
liche Farbe hat (m). Es bleibet auch daſſelbe noch in

denje-
(i) [Spaltenumbruch] Lanciſius am angef. Orte,
S. 81. Memoir. ſur le poulet.
T. II.
S. 36. Obſ. 66. 67. 69.
(k) Malpigh de format. feru,
S. 6. Lancis am angef. Orte,
S. 81. Senac T. I. S. 414. 415.
Mem. ſur le poulet T. II. S. 36.
[Spaltenumbruch] 180. Obſ. 35. 47. 51. 53. 62. 74.
78. 80. 93. 95. 134.
(l) Memoir. T. II. S. 35. Birch
T. III. S. 234.
(m) Maitre Jean S. 53. 62. 63.
Buffon T. II. S. 353. begvelin
Bibl. impart.
1750. Hamburger
Maga-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0042" n="22"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Fu&#x0364;nftes Buch. Das Blut</hi></fw><lb/>
anderswo reden: unterde&#x017F;&#x017F;en will ich alles, was ich &#x017F;agen<lb/>
werde, u&#x0364;berhaupt von dem ge&#x017F;ammten Blute des be&#x017F;eel-<lb/>
ten Ko&#x0364;rpers ver&#x017F;tanden haben.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 7.<lb/>
Die Ro&#x0364;the im Blute.</head><lb/>
            <p>Wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en noch von der Farbe des Blutes reden.<lb/>
Das wirkliche Blut i&#x017F;t im Men&#x017F;chen, und den mehre-<lb/>
&#x017F;ten Thieren, wenn &#x017F;ie auch gleich nicht Atem holen, an<lb/>
&#x017F;ich roth; die Farbe de&#x017F;&#x017F;elben i&#x017F;t im ge&#x017F;unden Men&#x017F;chen<lb/>
in der That &#x017F;cho&#x0364;n hellroth, und &#x017F;ie ko&#x0364;mmt dem Schar-<lb/>
lache entweder gleich, oder &#x017F;ie u&#x0364;bertrift den&#x017F;elben &#x017F;o gar.<lb/>
Allein das Blut be&#x017F;izzet die&#x017F;e gute Farbe nicht durchge-<lb/>
hens in allerlei Altern, nicht in allerlei Blutmi&#x017F;chungen<lb/>
(Temperamenten), und es a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ert eben &#x017F;o wenig in den<lb/>
Blutadern eben de&#x017F;&#x017F;elben Men&#x017F;chen durchgehens einerlei<lb/>
a&#x0364;chte Ro&#x0364;the. Was demnach die men&#x017F;chliche Frucht be-<lb/>
trift, &#x017F;o be&#x017F;izzet das Blut der&#x017F;elben keine &#x017F;o angenehme<lb/>
Ro&#x0364;the, es i&#x017F;t hingegen dunkler gefa&#x0364;rbt, und &#x017F;chwa&#x0364;rzli-<lb/>
cher, als es im erwach&#x017F;enen Men&#x017F;chen zu &#x017F;eyn pflegt.<lb/>
Wenn man ferner weiter zu dem Ur&#x017F;prunge des thieri-<lb/>
&#x017F;chen Lebens zuru&#x0364;kke geht, &#x017F;o findet man da&#x017F;&#x017F;elbe ro&#x017F;t-<lb/>
farben <note place="foot" n="(i)"><cb/><hi rendition="#fr">Lanci&#x017F;ius</hi> am angef. Orte,<lb/>
S. 81. <hi rendition="#aq">Memoir. &#x017F;ur le poulet.<lb/>
T. II.</hi> S. 36. <hi rendition="#aq">Ob&#x017F;.</hi> 66. 67. 69.</note>, und mit gelber Farbe untermi&#x017F;cht, endlich<lb/>
vo&#x0364;llig gelb <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#fr">Malpigh</hi><hi rendition="#aq">de format. feru,</hi><lb/>
S. 6. <hi rendition="#fr">Lancis</hi> am angef. Orte,<lb/>
S. 81. <hi rendition="#fr">Senac</hi> <hi rendition="#aq">T. I.</hi> S. 414. 415.<lb/><hi rendition="#aq">Mem. &#x017F;ur le poulet T. II.</hi> S. 36.<lb/><cb/>
180. <hi rendition="#aq">Ob&#x017F;.</hi> 35. 47. 51. 53. 62. 74.<lb/>
78. 80. 93. 95. 134.</note>, und bevor es &#x017F;ich mit die&#x017F;er Farbe beklei-<lb/>
det, u&#x0364;berhaupt durch&#x017F;ichtig <note place="foot" n="(l)"><hi rendition="#aq">Memoir. T. II.</hi> S. 35. <hi rendition="#fr">Birch</hi><lb/><hi rendition="#aq">T. III.</hi> S. 234.</note>. Es ent&#x017F;tehet die&#x017F;e Farbe<lb/>
aus dem goldgelben Eidotter, de&#x017F;&#x017F;en Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e alsdenn roth<lb/>
&#x017F;ind, wenn noch in der Frucht alles und jedes eine weis-<lb/>
liche Farbe hat <note xml:id="seg2pn_3_1" next="#seg2pn_3_2" place="foot" n="(m)"><hi rendition="#aq">Maitre Jean</hi> S. 53. 62. 63.<lb/><hi rendition="#fr">Buffon</hi> <hi rendition="#aq">T. II.</hi> S. 353. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">begvelin</hi><lb/>
Bibl. impart.</hi> 1750. Hamburger<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Maga-</fw></note>. Es bleibet auch da&#x017F;&#x017F;elbe noch in<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">denje-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[22/0042] Fuͤnftes Buch. Das Blut anderswo reden: unterdeſſen will ich alles, was ich ſagen werde, uͤberhaupt von dem geſammten Blute des beſeel- ten Koͤrpers verſtanden haben. §. 7. Die Roͤthe im Blute. Wir muͤſſen noch von der Farbe des Blutes reden. Das wirkliche Blut iſt im Menſchen, und den mehre- ſten Thieren, wenn ſie auch gleich nicht Atem holen, an ſich roth; die Farbe deſſelben iſt im geſunden Menſchen in der That ſchoͤn hellroth, und ſie koͤmmt dem Schar- lache entweder gleich, oder ſie uͤbertrift denſelben ſo gar. Allein das Blut beſizzet dieſe gute Farbe nicht durchge- hens in allerlei Altern, nicht in allerlei Blutmiſchungen (Temperamenten), und es aͤuſſert eben ſo wenig in den Blutadern eben deſſelben Menſchen durchgehens einerlei aͤchte Roͤthe. Was demnach die menſchliche Frucht be- trift, ſo beſizzet das Blut derſelben keine ſo angenehme Roͤthe, es iſt hingegen dunkler gefaͤrbt, und ſchwaͤrzli- cher, als es im erwachſenen Menſchen zu ſeyn pflegt. Wenn man ferner weiter zu dem Urſprunge des thieri- ſchen Lebens zuruͤkke geht, ſo findet man daſſelbe roſt- farben (i), und mit gelber Farbe untermiſcht, endlich voͤllig gelb (k), und bevor es ſich mit dieſer Farbe beklei- det, uͤberhaupt durchſichtig (l). Es entſtehet dieſe Farbe aus dem goldgelben Eidotter, deſſen Gefaͤſſe alsdenn roth ſind, wenn noch in der Frucht alles und jedes eine weis- liche Farbe hat (m). Es bleibet auch daſſelbe noch in denje- (i) Lanciſius am angef. Orte, S. 81. Memoir. ſur le poulet. T. II. S. 36. Obſ. 66. 67. 69. (k) Malpigh de format. feru, S. 6. Lancis am angef. Orte, S. 81. Senac T. I. S. 414. 415. Mem. ſur le poulet T. II. S. 36. 180. Obſ. 35. 47. 51. 53. 62. 74. 78. 80. 93. 95. 134. (l) Memoir. T. II. S. 35. Birch T. III. S. 234. (m) Maitre Jean S. 53. 62. 63. Buffon T. II. S. 353. begvelin Bibl. impart. 1750. Hamburger Maga-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/42
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/42>, abgerufen am 03.12.2024.