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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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des Blutes, durch die Schlagadern.
mehr zu spüren ist, darüber man Beispiele in Fiebern (a),
und in der Pest hat, an denen Personen, die das Schik-
sal zum Tode bestimmt hatte. So ist in der That dieser
Puls so sehr gefärlich, daß die Chineser unter ihren be-
glaubigten Vorhersagungen, auch dieses mit zur bestän-
digen Regel gemacht haben, wenn unter vierzig Puls-
schlägen nur ein einziger mangle, so bleibe ein Mensch
nicht über so viel Monate lang leben (c): und es sei der
Todt ganz nahe, wenn man unter sieben Pulsschlägen
einen einzigen vermisse. Endlich trift der Todt in Thie-
ren gemeiniglich nach einem aussenbleibenden Pulsschlage
und nach langen Pausen desselben ein (d); so daß diese
Zwischenzeiten allmälich länger werden, und endlich in
einer ganzen Minute nur ein einziger Pulsschlag emfun-
den wird. Jn diesem Zustande ist die Schwäche eines
Thieres so gros, daß das Herz blos Kraft eines stärkern
Reizes sein Zusammenziehn vollbringen kan, da ausser-
dem das Blut aufhört wieder zum rechten Herzohre zu-
rükkezutreten, und die Kräfte des Herzens nicht in sol-
chem Grade mehr gereizt werden, welcher zur Vollfürung
des Zusammenziehens erfordert wird. Daher kömmt
nur, und zwar ganz langsam, und nach langer Zeit, so
viel Blut in die rechte Herzhölen, als zum Reizen hin-
länglich ist.

Man mus es auf die Rechnung der Kraftlosigkeit
ebenfalls schreiben, wenn in der Vorhersagung des Franz
Solans (e) was wirkliches stekkt, da derselbe vorgibt,
daß man aus dem aussenbleibenden Pulsschlage auf einen
Bauchflus schliessen könnte.

(b)
End-
(a) [Spaltenumbruch] Frank Allelujah. S. 251.
Eine Viertheilstunde lang habe die
Pause gewährt. Von dem bösar-
tigen Fiebern zu Aleppo S. 109.
(c) Beim du Halde in der Be-
schreibung von China. Ein mit
Schwäche und unausgefüllten
[Spaltenumbruch] Schlägen aussenbleibender Puls,
und Recherch. sur le pouls S.
354.
(d) De pullo incubato. Memoir.
sur la formati. du poulet. T. II.
S.
110. 111. Von andern Thieren.
4. Buch.
(e) Nach der Ausg. des Nihel.
S. 56.
(b) strvthivs S. 302. 303.
massa de febrib. pestilenti.

des Blutes, durch die Schlagadern.
mehr zu ſpuͤren iſt, daruͤber man Beiſpiele in Fiebern (a),
und in der Peſt hat, an denen Perſonen, die das Schik-
ſal zum Tode beſtimmt hatte. So iſt in der That dieſer
Puls ſo ſehr gefaͤrlich, daß die Chineſer unter ihren be-
glaubigten Vorherſagungen, auch dieſes mit zur beſtaͤn-
digen Regel gemacht haben, wenn unter vierzig Puls-
ſchlaͤgen nur ein einziger mangle, ſo bleibe ein Menſch
nicht uͤber ſo viel Monate lang leben (c): und es ſei der
Todt ganz nahe, wenn man unter ſieben Pulsſchlaͤgen
einen einzigen vermiſſe. Endlich trift der Todt in Thie-
ren gemeiniglich nach einem auſſenbleibenden Pulsſchlage
und nach langen Pauſen deſſelben ein (d); ſo daß dieſe
Zwiſchenzeiten allmaͤlich laͤnger werden, und endlich in
einer ganzen Minute nur ein einziger Pulsſchlag emfun-
den wird. Jn dieſem Zuſtande iſt die Schwaͤche eines
Thieres ſo gros, daß das Herz blos Kraft eines ſtaͤrkern
Reizes ſein Zuſammenziehn vollbringen kan, da auſſer-
dem das Blut aufhoͤrt wieder zum rechten Herzohre zu-
ruͤkkezutreten, und die Kraͤfte des Herzens nicht in ſol-
chem Grade mehr gereizt werden, welcher zur Vollfuͤrung
des Zuſammenziehens erfordert wird. Daher koͤmmt
nur, und zwar ganz langſam, und nach langer Zeit, ſo
viel Blut in die rechte Herzhoͤlen, als zum Reizen hin-
laͤnglich iſt.

Man mus es auf die Rechnung der Kraftloſigkeit
ebenfalls ſchreiben, wenn in der Vorherſagung des Franz
Solans (e) was wirkliches ſtekkt, da derſelbe vorgibt,
daß man aus dem auſſenbleibenden Pulsſchlage auf einen
Bauchflus ſchlieſſen koͤnnte.

(b)
End-
(a) [Spaltenumbruch] Frank Allelujah. S. 251.
Eine Viertheilſtunde lang habe die
Pauſe gewaͤhrt. Von dem boͤsar-
tigen Fiebern zu Aleppo S. 109.
(c) Beim du Halde in der Be-
ſchreibung von China. Ein mit
Schwaͤche und unausgefuͤllten
[Spaltenumbruch] Schlaͤgen auſſenbleibender Puls,
und Recherch. ſur le pouls S.
354.
(d) De pullo incubato. Memoir.
ſur la formati. du poulet. T. II.
S.
110. 111. Von andern Thieren.
4. Buch.
(e) Nach der Ausg. des Nihel.
S. 56.
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[415/0435] des Blutes, durch die Schlagadern. mehr zu ſpuͤren iſt, daruͤber man Beiſpiele in Fiebern (a), und in der Peſt hat, an denen Perſonen, die das Schik- ſal zum Tode beſtimmt hatte. So iſt in der That dieſer Puls ſo ſehr gefaͤrlich, daß die Chineſer unter ihren be- glaubigten Vorherſagungen, auch dieſes mit zur beſtaͤn- digen Regel gemacht haben, wenn unter vierzig Puls- ſchlaͤgen nur ein einziger mangle, ſo bleibe ein Menſch nicht uͤber ſo viel Monate lang leben (c): und es ſei der Todt ganz nahe, wenn man unter ſieben Pulsſchlaͤgen einen einzigen vermiſſe. Endlich trift der Todt in Thie- ren gemeiniglich nach einem auſſenbleibenden Pulsſchlage und nach langen Pauſen deſſelben ein (d); ſo daß dieſe Zwiſchenzeiten allmaͤlich laͤnger werden, und endlich in einer ganzen Minute nur ein einziger Pulsſchlag emfun- den wird. Jn dieſem Zuſtande iſt die Schwaͤche eines Thieres ſo gros, daß das Herz blos Kraft eines ſtaͤrkern Reizes ſein Zuſammenziehn vollbringen kan, da auſſer- dem das Blut aufhoͤrt wieder zum rechten Herzohre zu- ruͤkkezutreten, und die Kraͤfte des Herzens nicht in ſol- chem Grade mehr gereizt werden, welcher zur Vollfuͤrung des Zuſammenziehens erfordert wird. Daher koͤmmt nur, und zwar ganz langſam, und nach langer Zeit, ſo viel Blut in die rechte Herzhoͤlen, als zum Reizen hin- laͤnglich iſt. Man mus es auf die Rechnung der Kraftloſigkeit ebenfalls ſchreiben, wenn in der Vorherſagung des Franz Solans (e) was wirkliches ſtekkt, da derſelbe vorgibt, daß man aus dem auſſenbleibenden Pulsſchlage auf einen Bauchflus ſchlieſſen koͤnnte. End- (b) (a) Frank Allelujah. S. 251. Eine Viertheilſtunde lang habe die Pauſe gewaͤhrt. Von dem boͤsar- tigen Fiebern zu Aleppo S. 109. (c) Beim du Halde in der Be- ſchreibung von China. Ein mit Schwaͤche und unausgefuͤllten Schlaͤgen auſſenbleibender Puls, und Recherch. ſur le pouls S. 354. (d) De pullo incubato. Memoir. ſur la formati. du poulet. T. II. S. 110. 111. Von andern Thieren. 4. Buch. (e) Nach der Ausg. des Nihel. S. 56. (b) ſtrvthivſ S. 302. 303. maſſa de febrib. peſtilenti.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/435>, abgerufen am 22.11.2024.