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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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Sechstes Buch. Die Seitenbewegung
einander folgen, und hierauf eine lange Zeit bis zum
nächstfolgenden Pulsschlage vergeht. Dergleichen
Pulsschlag nahm Lancis (n) bei einem Schlagader-
sakke wahr, und man glaubt gemeiniglich, daß er von
einer Schwierigkeit des Kreislaufes entstehe, wieder
welche das Herz mit wiederholten Schlägen arbeite (o),
und es meint überhaupt der berümte Marquet, daß
ein solcher Puls eine starke Ohnmacht (syncope) und den
Todt ankündige (p). Nach dem Franz Solanus deu-
tet dergleichen Pulsschlag (q) auf ein nahe bevorstehen-
des Nasenbluten, und hierinnen verläst sein Ausleger
nicht völlig die Spur seines Autors (r). Wenn ein
neuerer Schriftsteller vom Pulsschlage, von diesem
Vorbedeutungszeichen kein Freund zu seyn scheint (s);
so entfernt sich derselbe doch nicht gar zu weit von dem
erstern Gedanken, und es macht derselbe einen zweischlä-
gen Puls für die weibliche Reinigung (t), und auf eine
beredte Art einen für die Nase (u), indem dieser eine Aus-
leerung durch die Nase vorbedeuten soll. Was man
den Wachtelschlag (coturrisans) nennt (x), ist ein von
dem verschiedentlichen unterschiedner Pulsschlag, und er
entsteht, wenn sich bei einer einzigen Pause drei Schläge
schnell einander auf dem Fusse folgen. Drengend
(inciduus) ist der Puls, wenn sich der zweite Schlag
mit seiner Stärke über den ersten, und der dritte über
den zweeten empor hebt, wie auf dem Meere die zwote

Welle,
(n) [Spaltenumbruch] S. 132. Ausgabe von 1728.
(o) Es sey damit, wie mit einem
Stempel beschaffen, der zweimal
zudrükke, so daß eine einzige
Schlagadererweiterung von zwoen
Zusammenziehungen des Herzens
erhalten worden. Recherches sur
le pouls.
S. 24. daß das Herz im
Herzklopfen zwei bis dreimal auf-
hüpfe, indessen daß die Schlag-
ader nur ein eimiges mal klopfe,
[Spaltenumbruch] war schon eine Erfarung, die Rio-
lan
gemacht hatte.
(p) S. 1. u. f.
(q) S. 32.
(r) Es wäre ein Zeichen einer
Neigung zum Nasenbluten S. 64.
65.
(s) Recherches u. s. f. S. 47.
(t) S. 356.
(u) S. 46.
(x) berner Obs. 4. hinter dem
Buche: de aetis efficacia.

Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung
einander folgen, und hierauf eine lange Zeit bis zum
naͤchſtfolgenden Pulsſchlage vergeht. Dergleichen
Pulsſchlag nahm Lancis (n) bei einem Schlagader-
ſakke wahr, und man glaubt gemeiniglich, daß er von
einer Schwierigkeit des Kreislaufes entſtehe, wieder
welche das Herz mit wiederholten Schlaͤgen arbeite (o),
und es meint uͤberhaupt der beruͤmte Marquet, daß
ein ſolcher Puls eine ſtarke Ohnmacht (ſyncope) und den
Todt ankuͤndige (p). Nach dem Franz Solanus deu-
tet dergleichen Pulsſchlag (q) auf ein nahe bevorſtehen-
des Naſenbluten, und hierinnen verlaͤſt ſein Ausleger
nicht voͤllig die Spur ſeines Autors (r). Wenn ein
neuerer Schriftſteller vom Pulsſchlage, von dieſem
Vorbedeutungszeichen kein Freund zu ſeyn ſcheint (s);
ſo entfernt ſich derſelbe doch nicht gar zu weit von dem
erſtern Gedanken, und es macht derſelbe einen zweiſchlaͤ-
gen Puls fuͤr die weibliche Reinigung (t), und auf eine
beredte Art einen fuͤr die Naſe (u), indem dieſer eine Aus-
leerung durch die Naſe vorbedeuten ſoll. Was man
den Wachtelſchlag (coturriſans) nennt (x), iſt ein von
dem verſchiedentlichen unterſchiedner Pulsſchlag, und er
entſteht, wenn ſich bei einer einzigen Pauſe drei Schlaͤge
ſchnell einander auf dem Fuſſe folgen. Drengend
(inciduus) iſt der Puls, wenn ſich der zweite Schlag
mit ſeiner Staͤrke uͤber den erſten, und der dritte uͤber
den zweeten empor hebt, wie auf dem Meere die zwote

Welle,
(n) [Spaltenumbruch] S. 132. Ausgabe von 1728.
(o) Es ſey damit, wie mit einem
Stempel beſchaffen, der zweimal
zudruͤkke, ſo daß eine einzige
Schlagadererweiterung von zwoen
Zuſammenziehungen des Herzens
erhalten worden. Recherches ſur
le pouls.
S. 24. daß das Herz im
Herzklopfen zwei bis dreimal auf-
huͤpfe, indeſſen daß die Schlag-
ader nur ein eimiges mal klopfe,
[Spaltenumbruch] war ſchon eine Erfarung, die Rio-
lan
gemacht hatte.
(p) S. 1. u. f.
(q) S. 32.
(r) Es waͤre ein Zeichen einer
Neigung zum Naſenbluten S. 64.
65.
(s) Recherches u. ſ. f. S. 47.
(t) S. 356.
(u) S. 46.
(x) berner Obſ. 4. hinter dem
Buche: de aetis efficacia.
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[436/0456] Sechſtes Buch. Die Seitenbewegung einander folgen, und hierauf eine lange Zeit bis zum naͤchſtfolgenden Pulsſchlage vergeht. Dergleichen Pulsſchlag nahm Lancis (n) bei einem Schlagader- ſakke wahr, und man glaubt gemeiniglich, daß er von einer Schwierigkeit des Kreislaufes entſtehe, wieder welche das Herz mit wiederholten Schlaͤgen arbeite (o), und es meint uͤberhaupt der beruͤmte Marquet, daß ein ſolcher Puls eine ſtarke Ohnmacht (ſyncope) und den Todt ankuͤndige (p). Nach dem Franz Solanus deu- tet dergleichen Pulsſchlag (q) auf ein nahe bevorſtehen- des Naſenbluten, und hierinnen verlaͤſt ſein Ausleger nicht voͤllig die Spur ſeines Autors (r). Wenn ein neuerer Schriftſteller vom Pulsſchlage, von dieſem Vorbedeutungszeichen kein Freund zu ſeyn ſcheint (s); ſo entfernt ſich derſelbe doch nicht gar zu weit von dem erſtern Gedanken, und es macht derſelbe einen zweiſchlaͤ- gen Puls fuͤr die weibliche Reinigung (t), und auf eine beredte Art einen fuͤr die Naſe (u), indem dieſer eine Aus- leerung durch die Naſe vorbedeuten ſoll. Was man den Wachtelſchlag (coturriſans) nennt (x), iſt ein von dem verſchiedentlichen unterſchiedner Pulsſchlag, und er entſteht, wenn ſich bei einer einzigen Pauſe drei Schlaͤge ſchnell einander auf dem Fuſſe folgen. Drengend (inciduus) iſt der Puls, wenn ſich der zweite Schlag mit ſeiner Staͤrke uͤber den erſten, und der dritte uͤber den zweeten empor hebt, wie auf dem Meere die zwote Welle, (n) S. 132. Ausgabe von 1728. (o) Es ſey damit, wie mit einem Stempel beſchaffen, der zweimal zudruͤkke, ſo daß eine einzige Schlagadererweiterung von zwoen Zuſammenziehungen des Herzens erhalten worden. Recherches ſur le pouls. S. 24. daß das Herz im Herzklopfen zwei bis dreimal auf- huͤpfe, indeſſen daß die Schlag- ader nur ein eimiges mal klopfe, war ſchon eine Erfarung, die Rio- lan gemacht hatte. (p) S. 1. u. f. (q) S. 32. (r) Es waͤre ein Zeichen einer Neigung zum Naſenbluten S. 64. 65. (s) Recherches u. ſ. f. S. 47. (t) S. 356. (u) S. 46. (x) berner Obſ. 4. hinter dem Buche: de aetis efficacia.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/456>, abgerufen am 22.11.2024.