in den hizzigsten Thiergeschlechtern, faul: sobald sie aber stokken, bereiten sie sich, wie das Wasser, zum Verder- ben. Folglich ist die Bewegung nicht mit einer Fäul- nis, sondern mit der Wärme des Blutes unzertrennlich verbunden. Es soll nämlich so gleich gezeigt werden, daß sich unsre Wärme verstärke, so bald der Kreislauf des Blutes schneller wird, und vermindert, wenn sich dieser vermindert, aufhöre, wenn dieser aufhört, und wiederhergestellt werde, wenn man diesen wiederherstellt. Es klingt aber sehr ungereimt, wenn man der Wärme so was zur Ursache geben will, was in unserm Körper doch niemals erzeugt wird, daß nicht die Wärme dadurch zugleich vernichtet werden sollte, und was sich denn erst äussert, wenn die Wärme bereits ihren Abschied genom- men hat. Daß die Fäulnis in einem belebten Blute schwächer sey, das ist eine matte Ausflucht, sie hat nur kleinere Folgen, wenn sie selbst kleiner ist, und wenn es wahr ist, daß nicht einmal eine reife oder zunehmende Fäulnis Hizze zu erregen im Stande ist, was will denn eine ungewisse und durch keine Merkmale kennbare Fäulnis ausrichten.
§. 10. Ob die Wärme von der fortrükkenden Bewe- gung des Blutes ihr Entstehen her habe. Gründe, um dieses zu bejahen.
Man fing gegen das Ende des verfloßnen Jarhun- derts an, sein Augenmerk mehr auf die Wirksamkeit der festen Theile eines Körpers zu richten, und es kam das Ansehn der chimischen Ursachen ein wenig aus der Mode. Eine Menge gesammelter Versuche gab das Resultat von sich, daß fast alle und jede Wärme, und vielleicht keine einzige Art von Wärme ausgenommen, in der Na-
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bewegten Blutes, in den Schlagadern.
in den hizzigſten Thiergeſchlechtern, faul: ſobald ſie aber ſtokken, bereiten ſie ſich, wie das Waſſer, zum Verder- ben. Folglich iſt die Bewegung nicht mit einer Faͤul- nis, ſondern mit der Waͤrme des Blutes unzertrennlich verbunden. Es ſoll naͤmlich ſo gleich gezeigt werden, daß ſich unſre Waͤrme verſtaͤrke, ſo bald der Kreislauf des Blutes ſchneller wird, und vermindert, wenn ſich dieſer vermindert, aufhoͤre, wenn dieſer aufhoͤrt, und wiederhergeſtellt werde, wenn man dieſen wiederherſtellt. Es klingt aber ſehr ungereimt, wenn man der Waͤrme ſo was zur Urſache geben will, was in unſerm Koͤrper doch niemals erzeugt wird, daß nicht die Waͤrme dadurch zugleich vernichtet werden ſollte, und was ſich denn erſt aͤuſſert, wenn die Waͤrme bereits ihren Abſchied genom- men hat. Daß die Faͤulnis in einem belebten Blute ſchwaͤcher ſey, das iſt eine matte Ausflucht, ſie hat nur kleinere Folgen, wenn ſie ſelbſt kleiner iſt, und wenn es wahr iſt, daß nicht einmal eine reife oder zunehmende Faͤulnis Hizze zu erregen im Stande iſt, was will denn eine ungewiſſe und durch keine Merkmale kennbare Faͤulnis ausrichten.
§. 10. Ob die Waͤrme von der fortruͤkkenden Bewe- gung des Blutes ihr Entſtehen her habe. Gruͤnde, um dieſes zu bejahen.
Man fing gegen das Ende des verfloßnen Jarhun- derts an, ſein Augenmerk mehr auf die Wirkſamkeit der feſten Theile eines Koͤrpers zu richten, und es kam das Anſehn der chimiſchen Urſachen ein wenig aus der Mode. Eine Menge geſammelter Verſuche gab das Reſultat von ſich, daß faſt alle und jede Waͤrme, und vielleicht keine einzige Art von Waͤrme ausgenommen, in der Na-
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bewegten Blutes, in den Schlagadern.
in den hizzigſten Thiergeſchlechtern, faul: ſobald ſie aber
ſtokken, bereiten ſie ſich, wie das Waſſer, zum Verder-
ben. Folglich iſt die Bewegung nicht mit einer Faͤul-
nis, ſondern mit der Waͤrme des Blutes unzertrennlich
verbunden. Es ſoll naͤmlich ſo gleich gezeigt werden,
daß ſich unſre Waͤrme verſtaͤrke, ſo bald der Kreislauf
des Blutes ſchneller wird, und vermindert, wenn ſich
dieſer vermindert, aufhoͤre, wenn dieſer aufhoͤrt, und
wiederhergeſtellt werde, wenn man dieſen wiederherſtellt.
Es klingt aber ſehr ungereimt, wenn man der Waͤrme
ſo was zur Urſache geben will, was in unſerm Koͤrper
doch niemals erzeugt wird, daß nicht die Waͤrme dadurch
zugleich vernichtet werden ſollte, und was ſich denn erſt
aͤuſſert, wenn die Waͤrme bereits ihren Abſchied genom-
men hat. Daß die Faͤulnis in einem belebten Blute
ſchwaͤcher ſey, das iſt eine matte Ausflucht, ſie hat nur
kleinere Folgen, wenn ſie ſelbſt kleiner iſt, und wenn es
wahr iſt, daß nicht einmal eine reife oder zunehmende
Faͤulnis Hizze zu erregen im Stande iſt, was will denn
eine ungewiſſe und durch keine Merkmale kennbare
Faͤulnis ausrichten.
§. 10.
Ob die Waͤrme von der fortruͤkkenden Bewe-
gung des Blutes ihr Entſtehen her habe.
Gruͤnde, um dieſes zu bejahen.
Man fing gegen das Ende des verfloßnen Jarhun-
derts an, ſein Augenmerk mehr auf die Wirkſamkeit der
feſten Theile eines Koͤrpers zu richten, und es kam das
Anſehn der chimiſchen Urſachen ein wenig aus der Mode.
Eine Menge geſammelter Verſuche gab das Reſultat
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 473. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/493>, abgerufen am 22.11.2024.
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