Erstlich findet weder im Blute, noch in dem übrigen Bezirke der Natur ein Salpeter statt, und es misbrau- chen in der That berümte Männer diejenige allgemein in dem ganzen Luftkreise herrschende Säure, welche noch kein Salpeter ist (a), und sich erst mit einer vitriolischen Erde in Vitriol, mit einer brennbaren Erde in Salpe- ter (b), mit einer andern ins laugenhafte Wesen ein- schlagenden Erde in ein Meersalz verwandelt. Man kennt dieses Saure schwerlich in seiner Reinigkeit, und wenn mans geläutert bekömmt, so stekkt solches vielmehr das Geblüte mit einer häslichen Farbe an (c). Für Weltweise schikkt es sich aber schlecht, erst welchen Kör- pern Kräfte beizulegen, die nur einem andern wesentlich sind. Vom Luftniter soll indessen anderswo umständli- cher gehandelt werden.
Ferner, ob es gleich war ist, daß einsam irrende Kü- gelchen, wenigstens in gesunden Thieren nicht bleich von Farbe sind, (d), so ist es dennoch auch war, daß sie in Haufen eine lebhaftere Farbe äussern (e), so wie in der That farbige Säfte eine desto brennendere Farbe von sich geben, je mehr gefärbte Plättchen über einander zu lie- gen kommen. Und daher kömmt es nun, daß die öber- sten Kügelchen, die zur Zeit nur eine dünne und einfache Scheibe ausmachen, mit ihrem natürlichen Scharlache durchspiegeln, hingegen die untern Blutschichten einen desto tiefern Purpur zeigen, je mehr solcher Schichten auf einander gelagert sind (f). Eben so ist es auch mit dem roten Weine beschaffen, dessen einzelne Tropfen bleich sind, aber in langen Trinkgeschirren eine schwarze Farbe an sich nehmen.
Man
(a)[Spaltenumbruch]slare Philosoph. Trans. n. 104. henkel Flora saturniz. S. 238.
(b)Henkel ebendas. Neumann u. f.
(c) 5. Buch. 2. Abschnitt. §. 25.
(d) 5. Buch. 2. Abschn. §. 14.
(e) Ant. v. Leeuwenhoek, wel- [Spaltenumbruch]
cher sagt, daß kein andrer Grund dazu sey. Philos. Trans. n. 106. boerhaave Instit. re. medic. n. 221. schwenke. michelotti. epist. S. XIIX. und andre.
(f)Bohn S. 171. papa, san- dris, michelotti S. XX. boyle Hist. sanguin. S. 10. 12.
Sechſtes Buch. Die Wirkung des
Erſtlich findet weder im Blute, noch in dem uͤbrigen Bezirke der Natur ein Salpeter ſtatt, und es misbrau- chen in der That beruͤmte Maͤnner diejenige allgemein in dem ganzen Luftkreiſe herrſchende Saͤure, welche noch kein Salpeter iſt (a), und ſich erſt mit einer vitrioliſchen Erde in Vitriol, mit einer brennbaren Erde in Salpe- ter (b), mit einer andern ins laugenhafte Weſen ein- ſchlagenden Erde in ein Meerſalz verwandelt. Man kennt dieſes Saure ſchwerlich in ſeiner Reinigkeit, und wenn mans gelaͤutert bekoͤmmt, ſo ſtekkt ſolches vielmehr das Gebluͤte mit einer haͤslichen Farbe an (c). Fuͤr Weltweiſe ſchikkt es ſich aber ſchlecht, erſt welchen Koͤr- pern Kraͤfte beizulegen, die nur einem andern weſentlich ſind. Vom Luftniter ſoll indeſſen anderswo umſtaͤndli- cher gehandelt werden.
Ferner, ob es gleich war iſt, daß einſam irrende Kuͤ- gelchen, wenigſtens in geſunden Thieren nicht bleich von Farbe ſind, (d), ſo iſt es dennoch auch war, daß ſie in Haufen eine lebhaftere Farbe aͤuſſern (e), ſo wie in der That farbige Saͤfte eine deſto brennendere Farbe von ſich geben, je mehr gefaͤrbte Plaͤttchen uͤber einander zu lie- gen kommen. Und daher koͤmmt es nun, daß die oͤber- ſten Kuͤgelchen, die zur Zeit nur eine duͤnne und einfache Scheibe ausmachen, mit ihrem natuͤrlichen Scharlache durchſpiegeln, hingegen die untern Blutſchichten einen deſto tiefern Purpur zeigen, je mehr ſolcher Schichten auf einander gelagert ſind (f). Eben ſo iſt es auch mit dem roten Weine beſchaffen, deſſen einzelne Tropfen bleich ſind, aber in langen Trinkgeſchirren eine ſchwarze Farbe an ſich nehmen.
Man
(a)[Spaltenumbruch]ſlare Philoſoph. Trans. n. 104. henkel Flora ſaturniz. S. 238.
(b)Henkel ebendaſ. Neumann u. f.
(c) 5. Buch. 2. Abſchnitt. §. 25.
(d) 5. Buch. 2. Abſchn. §. 14.
(e) Ant. v. Leeuwenhoek, wel- [Spaltenumbruch]
cher ſagt, daß kein andrer Grund dazu ſey. Philoſ. Tranſ. n. 106. boerhaave Inſtit. re. medic. n. 221. ſchwenke. michelotti. epiſt. S. XIIX. und andre.
(f)Bohn S. 171. papa, ſan- driſ, michelotti S. XX. boyle Hiſt. ſanguin. S. 10. 12.
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[506/0526]
Sechſtes Buch. Die Wirkung des
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chen in der That beruͤmte Maͤnner diejenige allgemein
in dem ganzen Luftkreiſe herrſchende Saͤure, welche noch
kein Salpeter iſt (a), und ſich erſt mit einer vitrioliſchen
Erde in Vitriol, mit einer brennbaren Erde in Salpe-
ter (b), mit einer andern ins laugenhafte Weſen ein-
ſchlagenden Erde in ein Meerſalz verwandelt. Man
kennt dieſes Saure ſchwerlich in ſeiner Reinigkeit, und
wenn mans gelaͤutert bekoͤmmt, ſo ſtekkt ſolches vielmehr
das Gebluͤte mit einer haͤslichen Farbe an (c). Fuͤr
Weltweiſe ſchikkt es ſich aber ſchlecht, erſt welchen Koͤr-
pern Kraͤfte beizulegen, die nur einem andern weſentlich
ſind. Vom Luftniter ſoll indeſſen anderswo umſtaͤndli-
cher gehandelt werden.
Ferner, ob es gleich war iſt, daß einſam irrende Kuͤ-
gelchen, wenigſtens in geſunden Thieren nicht bleich von
Farbe ſind, (d), ſo iſt es dennoch auch war, daß ſie in
Haufen eine lebhaftere Farbe aͤuſſern (e), ſo wie in der
That farbige Saͤfte eine deſto brennendere Farbe von ſich
geben, je mehr gefaͤrbte Plaͤttchen uͤber einander zu lie-
gen kommen. Und daher koͤmmt es nun, daß die oͤber-
ſten Kuͤgelchen, die zur Zeit nur eine duͤnne und einfache
Scheibe ausmachen, mit ihrem natuͤrlichen Scharlache
durchſpiegeln, hingegen die untern Blutſchichten einen
deſto tiefern Purpur zeigen, je mehr ſolcher Schichten
auf einander gelagert ſind (f). Eben ſo iſt es auch mit
dem roten Weine beſchaffen, deſſen einzelne Tropfen
bleich ſind, aber in langen Trinkgeſchirren eine ſchwarze
Farbe an ſich nehmen.
Man
(a)
ſlare Philoſoph. Trans. n.
104. henkel Flora ſaturniz. S.
238.
(b) Henkel ebendaſ. Neumann
u. f.
(c) 5. Buch. 2. Abſchnitt. §. 25.
(d) 5. Buch. 2. Abſchn. §. 14.
(e) Ant. v. Leeuwenhoek, wel-
cher ſagt, daß kein andrer Grund
dazu ſey. Philoſ. Tranſ. n. 106.
boerhaave Inſtit. re. medic. n. 221.
ſchwenke. michelotti. epiſt. S.
XIIX. und andre.
(f) Bohn S. 171. papa, ſan-
driſ, michelotti S. XX. boyle
Hiſt. ſanguin. S. 10. 12.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 506. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/526>, abgerufen am 22.11.2024.
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