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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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des Blutes, in den Blutadern.
kehrt und unnatürlich bewegte, wenn solches indessen in
andern Gegenden eben desselben Gekröses, oder in andern
Gefässen eben der Gegend ungezwungen und natürlich,
seinem Kreise gemäs lief. Es erweiset die Kälte an ge-
wissen Theilen, wenn indessen andre heis sind, die Fie-
berblässe (e), die Entzündungen, und das Klopfen an
besondern Gliedmaaßen, daß in den Gefässen eines
Menschen eine änliche Unregelmäßigkeit statt hat.

Man mus ferner von dieser Frage, die besondern
Umläufe des Fettes, des Dunstes in den kleinsten Höl-
chen, des Markes, der Galle, der verschiednen Ausdam-
fungen absondern, welches alles Säfte sind, die vom
Blute abstammen, und sich wieder ins Blut, aber nach
höchst verschiednen Zeitläuften, ergissen. Man mus
ferner festsezzen, daß alles Blut, welches aus dem Her-
zen fortgetrieben worden, in eben der Menge wieder
zum Herzen zurükke kehre, und sich nirgens wo sonst ver-
laufe. Doch man darf sich nie in die einem jeden
Theile eigne Geschwindigkeiten vertiefen, so wenig als
sich der schnellere Kreislauf des Herzens, der Brust, oder
des Kopfes, von dem langsameren Kreislaufe in den
Füssen trennen läst.

Wenn man nun gleichsam diese Knoten liegen läst,
und die Frage auf ihre Einfachheit zurükkesezzt, so läst
sich einigermaaßen darauf wohl antworten. Wenn
man also dreißig Pfunde Blut annimmt, wenn man
4500 Schläge zugibt, wenn man die Welle, welche
aus dem linken Herzen herausströmt, auf fünf Lote
schäzzt, so werden innerhalb einer Stunde 90,000
Quentchen aus dem Herzen flissen. Es gibt aber
in einem Menschen 3840 Quentchen Blut, folglich
werden in einer Stunde volle oder 23 und
Umlaufe geschehen: und es wird ein einziger Umlauf des
Blutes aus dem linken Herzen ins rechte in weniger als

drei
(e) Schreiber ebendaselbst.
N n 2

des Blutes, in den Blutadern.
kehrt und unnatuͤrlich bewegte, wenn ſolches indeſſen in
andern Gegenden eben deſſelben Gekroͤſes, oder in andern
Gefaͤſſen eben der Gegend ungezwungen und natuͤrlich,
ſeinem Kreiſe gemaͤs lief. Es erweiſet die Kaͤlte an ge-
wiſſen Theilen, wenn indeſſen andre heis ſind, die Fie-
berblaͤſſe (e), die Entzuͤndungen, und das Klopfen an
beſondern Gliedmaaßen, daß in den Gefaͤſſen eines
Menſchen eine aͤnliche Unregelmaͤßigkeit ſtatt hat.

Man mus ferner von dieſer Frage, die beſondern
Umlaͤufe des Fettes, des Dunſtes in den kleinſten Hoͤl-
chen, des Markes, der Galle, der verſchiednen Ausdam-
fungen abſondern, welches alles Saͤfte ſind, die vom
Blute abſtammen, und ſich wieder ins Blut, aber nach
hoͤchſt verſchiednen Zeitlaͤuften, ergiſſen. Man mus
ferner feſtſezzen, daß alles Blut, welches aus dem Her-
zen fortgetrieben worden, in eben der Menge wieder
zum Herzen zuruͤkke kehre, und ſich nirgens wo ſonſt ver-
laufe. Doch man darf ſich nie in die einem jeden
Theile eigne Geſchwindigkeiten vertiefen, ſo wenig als
ſich der ſchnellere Kreislauf des Herzens, der Bruſt, oder
des Kopfes, von dem langſameren Kreislaufe in den
Fuͤſſen trennen laͤſt.

Wenn man nun gleichſam dieſe Knoten liegen laͤſt,
und die Frage auf ihre Einfachheit zuruͤkkeſezzt, ſo laͤſt
ſich einigermaaßen darauf wohl antworten. Wenn
man alſo dreißig Pfunde Blut annimmt, wenn man
4500 Schlaͤge zugibt, wenn man die Welle, welche
aus dem linken Herzen herausſtroͤmt, auf fuͤnf Lote
ſchaͤzzt, ſo werden innerhalb einer Stunde 90,000
Quentchen aus dem Herzen fliſſen. Es gibt aber
in einem Menſchen 3840 Quentchen Blut, folglich
werden in einer Stunde volle oder 23 und
Umlaufe geſchehen: und es wird ein einziger Umlauf des
Blutes aus dem linken Herzen ins rechte in weniger als

drei
(e) Schreiber ebendaſelbſt.
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[563/0583] des Blutes, in den Blutadern. kehrt und unnatuͤrlich bewegte, wenn ſolches indeſſen in andern Gegenden eben deſſelben Gekroͤſes, oder in andern Gefaͤſſen eben der Gegend ungezwungen und natuͤrlich, ſeinem Kreiſe gemaͤs lief. Es erweiſet die Kaͤlte an ge- wiſſen Theilen, wenn indeſſen andre heis ſind, die Fie- berblaͤſſe (e), die Entzuͤndungen, und das Klopfen an beſondern Gliedmaaßen, daß in den Gefaͤſſen eines Menſchen eine aͤnliche Unregelmaͤßigkeit ſtatt hat. Man mus ferner von dieſer Frage, die beſondern Umlaͤufe des Fettes, des Dunſtes in den kleinſten Hoͤl- chen, des Markes, der Galle, der verſchiednen Ausdam- fungen abſondern, welches alles Saͤfte ſind, die vom Blute abſtammen, und ſich wieder ins Blut, aber nach hoͤchſt verſchiednen Zeitlaͤuften, ergiſſen. Man mus ferner feſtſezzen, daß alles Blut, welches aus dem Her- zen fortgetrieben worden, in eben der Menge wieder zum Herzen zuruͤkke kehre, und ſich nirgens wo ſonſt ver- laufe. Doch man darf ſich nie in die einem jeden Theile eigne Geſchwindigkeiten vertiefen, ſo wenig als ſich der ſchnellere Kreislauf des Herzens, der Bruſt, oder des Kopfes, von dem langſameren Kreislaufe in den Fuͤſſen trennen laͤſt. Wenn man nun gleichſam dieſe Knoten liegen laͤſt, und die Frage auf ihre Einfachheit zuruͤkkeſezzt, ſo laͤſt ſich einigermaaßen darauf wohl antworten. Wenn man alſo dreißig Pfunde Blut annimmt, wenn man 4500 Schlaͤge zugibt, wenn man die Welle, welche aus dem linken Herzen herausſtroͤmt, auf fuͤnf Lote ſchaͤzzt, ſo werden innerhalb einer Stunde 90,000 Quentchen aus dem Herzen fliſſen. Es gibt aber in einem Menſchen 3840 Quentchen Blut, folglich werden in einer Stunde volle [FORMEL] oder 23 und [FORMEL] Umlaufe geſchehen: und es wird ein einziger Umlauf des Blutes aus dem linken Herzen ins rechte in weniger als drei (e) Schreiber ebendaſelbſt. N n 2

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 563. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/583>, abgerufen am 22.11.2024.