Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Lebenssäfte.
einen häufigen Harn hervorzubringen veranlasset werden
möge (i).

Es legt sich aber auch die verdünstende Materie der
Haut auf die Gänge, die den Speichel führen, an, sobald
eine Erkältung der Füsse (k), oder eine andre Ursache den
Schweis unterdrükkt (l), oder ein häufiger Auswurf aus
der Brust die Ausdünstungsmaterie von ihrem Orte
wegleitet (m). So wie sich dieser Hautdunst bis zum
Gedärme verirret, da er sonst durch die Haut zu verdün-
sten pflegte, eben so wendet sich dasjenige, welches die
Gedärme ausschwizzen, oft nach der Haut hin. Es
hemmt nämlich ein erregter Schweis, und eine heftige
Uebung des Leibes den Durchlauf (n). Und so mindert
auch der Harn den Bauchflus (o). Eben das ist auch
auf häufiges Harnlassen gefolgt (p). Jn häufigen Stü-
len und Brechen zugleich blib der Harn zween Tage lang
aus (q).

Es wird ferner der Speichel, dessen Flus das Quek-
silber befördert, entweder aufs Gedärme geleitet (r),
oder mit einem stinkenden Harne zugleich mit ausge-
fürt (s). Was aber den Speichelflus betrift, den ein
heilsamer Naturtrieb bei einem glükklichen Blatternfie-
ber erregt, so ersezzt selbigen ein wäßriger Geschwulst
des Gesichts, und der Hände, nämlich eine Ausdam-
fung ins Zellgewebe, zu grossem Vorteile des Kranken.

Berümter und veränderlicher sind schon die Verir-
rungen des Harnes, welcher da er nur einen einzigen

Aus-
(i) [Spaltenumbruch] reavmvr Memoir. pour ser-
vir a l' histoire des insectes. T. II.

S. 54.
(k) Breslauer Sammlungen
1726.
(l) binninger T. I. obs. 10.
(m) Auf den Speichelflus folgt
ein harter Leib, wenig Harn, und
es gehen alle Absonderungen spar-
samer vor sich. grainger de phtya-
tism.
S. 17.
(n) [Spaltenumbruch] Robinson, angef. Ort.
(o) Ebenders. ebendas.
(p) binninger Centur. V. obs.
70.
(q) la mettrie Obs. de medec.
prat.
S. 5.
(r) tvlp. L. III. histor. 22. u. f.
(s) Ephemer. Natur. Curios.
vol. VIII. obs. 8. la mettrie Oper.
pract.
S. 24. J. D. schlichting
Siphil. Mnemosm. critic.
S. 246.
P p 4

Die Lebensſaͤfte.
einen haͤufigen Harn hervorzubringen veranlaſſet werden
moͤge (i).

Es legt ſich aber auch die verduͤnſtende Materie der
Haut auf die Gaͤnge, die den Speichel fuͤhren, an, ſobald
eine Erkaͤltung der Fuͤſſe (k), oder eine andre Urſache den
Schweis unterdruͤkkt (l), oder ein haͤufiger Auswurf aus
der Bruſt die Ausduͤnſtungsmaterie von ihrem Orte
wegleitet (m). So wie ſich dieſer Hautdunſt bis zum
Gedaͤrme verirret, da er ſonſt durch die Haut zu verduͤn-
ſten pflegte, eben ſo wendet ſich dasjenige, welches die
Gedaͤrme ausſchwizzen, oft nach der Haut hin. Es
hemmt naͤmlich ein erregter Schweis, und eine heftige
Uebung des Leibes den Durchlauf (n). Und ſo mindert
auch der Harn den Bauchflus (o). Eben das iſt auch
auf haͤufiges Harnlaſſen gefolgt (p). Jn haͤufigen Stuͤ-
len und Brechen zugleich blib der Harn zween Tage lang
aus (q).

Es wird ferner der Speichel, deſſen Flus das Quek-
ſilber befoͤrdert, entweder aufs Gedaͤrme geleitet (r),
oder mit einem ſtinkenden Harne zugleich mit ausge-
fuͤrt (s). Was aber den Speichelflus betrift, den ein
heilſamer Naturtrieb bei einem gluͤkklichen Blatternfie-
ber erregt, ſo erſezzt ſelbigen ein waͤßriger Geſchwulſt
des Geſichts, und der Haͤnde, naͤmlich eine Ausdam-
fung ins Zellgewebe, zu groſſem Vorteile des Kranken.

Beruͤmter und veraͤnderlicher ſind ſchon die Verir-
rungen des Harnes, welcher da er nur einen einzigen

Aus-
(i) [Spaltenumbruch] reavmvr Memoir. pour ſer-
vir a l’ hiſtoire des inſectes. T. II.

S. 54.
(k) Breslauer Sammlungen
1726.
(l) binninger T. I. obſ. 10.
(m) Auf den Speichelflus folgt
ein harter Leib, wenig Harn, und
es gehen alle Abſonderungen ſpar-
ſamer vor ſich. grainger de phtya-
tiſm.
S. 17.
(n) [Spaltenumbruch] Robinſon, angef. Ort.
(o) Ebenderſ. ebendaſ.
(p) binninger Centur. V. obſ.
70.
(q) la mettrie Obſ. de medec.
prat.
S. 5.
(r) tvlp. L. III. hiſtor. 22. u. f.
(s) Ephemer. Natur. Curioſ.
vol. VIII. obſ. 8. la mettrie Oper.
pract.
S. 24. J. D. ſchlichting
Siphil. Mnemoſm. critic.
S. 246.
P p 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0619" n="599"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Lebens&#x017F;a&#x0364;fte.</hi></fw><lb/>
einen ha&#x0364;ufigen Harn hervorzubringen veranla&#x017F;&#x017F;et werden<lb/>
mo&#x0364;ge <note place="foot" n="(i)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">reavmvr</hi> Memoir. pour &#x017F;er-<lb/>
vir a l&#x2019; hi&#x017F;toire des in&#x017F;ectes. T. II.</hi><lb/>
S. 54.</note>.</p><lb/>
            <p>Es legt &#x017F;ich aber auch die verdu&#x0364;n&#x017F;tende Materie der<lb/>
Haut auf die Ga&#x0364;nge, die den Speichel fu&#x0364;hren, an, &#x017F;obald<lb/>
eine Erka&#x0364;ltung der Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e <note place="foot" n="(k)">Breslauer Sammlungen<lb/>
1726.</note>, oder eine andre Ur&#x017F;ache den<lb/>
Schweis unterdru&#x0364;kkt <note place="foot" n="(l)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">binninger</hi> T. I. ob&#x017F;.</hi> 10.</note>, oder ein ha&#x0364;ufiger Auswurf aus<lb/>
der Bru&#x017F;t die Ausdu&#x0364;n&#x017F;tungsmaterie von ihrem Orte<lb/>
wegleitet <note place="foot" n="(m)">Auf den Speichelflus folgt<lb/>
ein harter Leib, wenig Harn, und<lb/>
es gehen alle Ab&#x017F;onderungen &#x017F;par-<lb/>
&#x017F;amer vor &#x017F;ich. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">grainger</hi> de phtya-<lb/>
ti&#x017F;m.</hi> S. 17.</note>. So wie &#x017F;ich die&#x017F;er Hautdun&#x017F;t bis zum<lb/>
Geda&#x0364;rme verirret, da er &#x017F;on&#x017F;t durch die Haut zu verdu&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;ten pflegte, eben &#x017F;o wendet &#x017F;ich dasjenige, welches die<lb/>
Geda&#x0364;rme aus&#x017F;chwizzen, oft nach der Haut hin. Es<lb/>
hemmt na&#x0364;mlich ein erregter Schweis, und eine heftige<lb/>
Uebung des Leibes den Durchlauf <note place="foot" n="(n)"><cb/><hi rendition="#fr">Robin&#x017F;on,</hi> angef. Ort.</note>. Und &#x017F;o mindert<lb/>
auch der Harn den Bauchflus <note place="foot" n="(o)">Ebender&#x017F;. ebenda&#x017F;.</note>. Eben das i&#x017F;t auch<lb/>
auf ha&#x0364;ufiges Harnla&#x017F;&#x017F;en gefolgt <note place="foot" n="(p)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">binninger</hi> Centur. V. ob&#x017F;.</hi><lb/>
70.</note>. Jn ha&#x0364;ufigen Stu&#x0364;-<lb/>
len und Brechen zugleich blib der Harn zween Tage lang<lb/>
aus <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq">la <hi rendition="#k">mettrie</hi> Ob&#x017F;. de medec.<lb/>
prat.</hi> S. 5.</note>.</p><lb/>
            <p>Es wird ferner der Speichel, de&#x017F;&#x017F;en Flus das Quek-<lb/>
&#x017F;ilber befo&#x0364;rdert, entweder aufs Geda&#x0364;rme geleitet <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">tvlp.</hi> L. III. hi&#x017F;tor.</hi> 22. u. f.</note>,<lb/>
oder mit einem &#x017F;tinkenden Harne zugleich mit ausge-<lb/>
fu&#x0364;rt <note place="foot" n="(s)"><hi rendition="#aq">Ephemer. Natur. Curio&#x017F;.<lb/>
vol. VIII. ob&#x017F;. 8. la <hi rendition="#k">mettrie</hi> Oper.<lb/>
pract.</hi> S. 24. <hi rendition="#aq">J. D. <hi rendition="#k">&#x017F;chlichting</hi><lb/>
Siphil. Mnemo&#x017F;m. critic.</hi> S. 246.</note>. Was aber den Speichelflus betrift, den ein<lb/>
heil&#x017F;amer Naturtrieb bei einem glu&#x0364;kklichen Blatternfie-<lb/>
ber erregt, &#x017F;o er&#x017F;ezzt &#x017F;elbigen ein wa&#x0364;ßriger Ge&#x017F;chwul&#x017F;t<lb/>
des Ge&#x017F;ichts, und der Ha&#x0364;nde, na&#x0364;mlich eine Ausdam-<lb/>
fung ins Zellgewebe, zu gro&#x017F;&#x017F;em Vorteile des Kranken.</p><lb/>
            <p>Beru&#x0364;mter und vera&#x0364;nderlicher &#x017F;ind &#x017F;chon die Verir-<lb/>
rungen des Harnes, welcher da er nur einen einzigen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P p 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Aus-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[599/0619] Die Lebensſaͤfte. einen haͤufigen Harn hervorzubringen veranlaſſet werden moͤge (i). Es legt ſich aber auch die verduͤnſtende Materie der Haut auf die Gaͤnge, die den Speichel fuͤhren, an, ſobald eine Erkaͤltung der Fuͤſſe (k), oder eine andre Urſache den Schweis unterdruͤkkt (l), oder ein haͤufiger Auswurf aus der Bruſt die Ausduͤnſtungsmaterie von ihrem Orte wegleitet (m). So wie ſich dieſer Hautdunſt bis zum Gedaͤrme verirret, da er ſonſt durch die Haut zu verduͤn- ſten pflegte, eben ſo wendet ſich dasjenige, welches die Gedaͤrme ausſchwizzen, oft nach der Haut hin. Es hemmt naͤmlich ein erregter Schweis, und eine heftige Uebung des Leibes den Durchlauf (n). Und ſo mindert auch der Harn den Bauchflus (o). Eben das iſt auch auf haͤufiges Harnlaſſen gefolgt (p). Jn haͤufigen Stuͤ- len und Brechen zugleich blib der Harn zween Tage lang aus (q). Es wird ferner der Speichel, deſſen Flus das Quek- ſilber befoͤrdert, entweder aufs Gedaͤrme geleitet (r), oder mit einem ſtinkenden Harne zugleich mit ausge- fuͤrt (s). Was aber den Speichelflus betrift, den ein heilſamer Naturtrieb bei einem gluͤkklichen Blatternfie- ber erregt, ſo erſezzt ſelbigen ein waͤßriger Geſchwulſt des Geſichts, und der Haͤnde, naͤmlich eine Ausdam- fung ins Zellgewebe, zu groſſem Vorteile des Kranken. Beruͤmter und veraͤnderlicher ſind ſchon die Verir- rungen des Harnes, welcher da er nur einen einzigen Aus- (i) reavmvr Memoir. pour ſer- vir a l’ hiſtoire des inſectes. T. II. S. 54. (k) Breslauer Sammlungen 1726. (l) binninger T. I. obſ. 10. (m) Auf den Speichelflus folgt ein harter Leib, wenig Harn, und es gehen alle Abſonderungen ſpar- ſamer vor ſich. grainger de phtya- tiſm. S. 17. (n) Robinſon, angef. Ort. (o) Ebenderſ. ebendaſ. (p) binninger Centur. V. obſ. 70. (q) la mettrie Obſ. de medec. prat. S. 5. (r) tvlp. L. III. hiſtor. 22. u. f. (s) Ephemer. Natur. Curioſ. vol. VIII. obſ. 8. la mettrie Oper. pract. S. 24. J. D. ſchlichting Siphil. Mnemoſm. critic. S. 246. P p 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/619
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 599. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/619>, abgerufen am 29.11.2024.