einzeln da liegen, dergleichen viele auf der innern Mem- brane des Luftröhrenkopfes herumgestreut liegen (e), wel- ches, wie es scheint, wirkliche hole Drüsen, aus dem Geschlechte der Schleimdrüsen sind. So verstand also vormals dieser berümte Mann (f), unter dem Namen einer zusammengesezzten (conglomerata) Drüse, einen Haufen einfacher Bläschen, davon sehr viele um die Seiten und den hintern Rükken der Zunge herumgelagert sind. Man hat an den Mandeln des Halses ein anderes Beispiel: denn man findet an diesen Drüsen so wohl einfache, mit Hülfe des Zellgewebes unter einander ver- hundne Drüsen (f*), als auch über dies noch eine gemein- schaftliche Ueberkleidung, welche diese Kernchen gleich- sam in einen einzigen Knaul zusammen wikkelt, und der- gleichen nannte Loßiusconglutinatas, zusammengeleim- te Drüsen (g). Jch glaube, daß sich für Malpighens Meinung, und für den holen Bau der Kernchen kein beßrer Grund angeben läst, welcher mehr Warscheinlich- keit auf seiner Seite hätte.
§. 7. Krankheiten bestätigen es, daß die Drüsenkern- chen an sich hol sind.
Endlich so suchte vormals Malpighi(h), und nach ihm andre berümte Männer, diese Meinung zu verteidi- gen, darunter Hermann Boerhaave(i), Johann Bap- tist Morgagn(k), und Peter Nannius(l), die vor- nemsten waren, und sie bedienten sich vornämlich dabei der Folgen von Krankheiten, um den holen Bauch dieser Elementarkernchen ausser Wiederspruch zu sezzen. Es
gibt
(e)[Spaltenumbruch]
9. Buch. 1. Abschn.
(f)vater de nov. duct. saliv. ling. S. 21. 22. T. I. f. 2. 3.
(f*)slevogt de gurgul. n. 14.
(g) Angef. Ort. n. 30. 31.
(h)De gland. conglob. S. 6. Posthum. S. 34. u. f.
(i)[Spaltenumbruch]De fabric. glandul. S. 38. u. f.
(k)valsalvae Epist. anat. III.
(l)Comment. Academ. Bonon. T. I. S. 326. u. f.
Siebendes Buch. Die Abſonderung.
einzeln da liegen, dergleichen viele auf der innern Mem- brane des Luftroͤhrenkopfes herumgeſtreut liegen (e), wel- ches, wie es ſcheint, wirkliche hole Druͤſen, aus dem Geſchlechte der Schleimdruͤſen ſind. So verſtand alſo vormals dieſer beruͤmte Mann (f), unter dem Namen einer zuſammengeſezzten (conglomerata) Druͤſe, einen Haufen einfacher Blaͤschen, davon ſehr viele um die Seiten und den hintern Ruͤkken der Zunge herumgelagert ſind. Man hat an den Mandeln des Halſes ein anderes Beiſpiel: denn man findet an dieſen Druͤſen ſo wohl einfache, mit Huͤlfe des Zellgewebes unter einander ver- hundne Druͤſen (f*), als auch uͤber dies noch eine gemein- ſchaftliche Ueberkleidung, welche dieſe Kernchen gleich- ſam in einen einzigen Knaul zuſammen wikkelt, und der- gleichen nannte Loßiusconglutinatas, zuſammengeleim- te Druͤſen (g). Jch glaube, daß ſich fuͤr Malpighens Meinung, und fuͤr den holen Bau der Kernchen kein beßrer Grund angeben laͤſt, welcher mehr Warſcheinlich- keit auf ſeiner Seite haͤtte.
§. 7. Krankheiten beſtaͤtigen es, daß die Druͤſenkern- chen an ſich hol ſind.
Endlich ſo ſuchte vormals Malpighi(h), und nach ihm andre beruͤmte Maͤnner, dieſe Meinung zu verteidi- gen, darunter Hermann Boerhaave(i), Johann Bap- tiſt Morgagn(k), und Peter Nannius(l), die vor- nemſten waren, und ſie bedienten ſich vornaͤmlich dabei der Folgen von Krankheiten, um den holen Bauch dieſer Elementarkernchen auſſer Wiederſpruch zu ſezzen. Es
gibt
(e)[Spaltenumbruch]
9. Buch. 1. Abſchn.
(f)vater de nov. duct. ſaliv. ling. S. 21. 22. T. I. f. 2. 3.
(f*)ſlevogt de gurgul. n. 14.
(g) Angef. Ort. n. 30. 31.
(h)De gland. conglob. S. 6. Poſthum. S. 34. u. f.
(i)[Spaltenumbruch]De fabric. glandul. S. 38. u. f.
(k)valſalvae Epiſt. anat. III.
(l)Comment. Academ. Bonon. T. I. S. 326. u. f.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0640"n="620"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Siebendes Buch. Die Abſonderung.</hi></fw><lb/>
einzeln da liegen, dergleichen viele auf der innern Mem-<lb/>
brane des Luftroͤhrenkopfes herumgeſtreut liegen <noteplace="foot"n="(e)"><cb/>
9. Buch. 1. Abſchn.</note>, wel-<lb/>
ches, wie es ſcheint, wirkliche hole Druͤſen, aus dem<lb/>
Geſchlechte der Schleimdruͤſen ſind. So verſtand alſo<lb/>
vormals dieſer beruͤmte Mann <noteplace="foot"n="(f)"><hirendition="#aq"><hirendition="#k">vater</hi> de nov. duct. ſaliv.<lb/>
ling.</hi> S. 21. 22. <hirendition="#aq">T. I. f.</hi> 2. 3.</note>, unter dem Namen<lb/>
einer zuſammengeſezzten (<hirendition="#aq">conglomerata</hi>) Druͤſe, einen<lb/>
Haufen einfacher Blaͤschen, davon ſehr viele um die<lb/>
Seiten und den hintern Ruͤkken der Zunge herumgelagert<lb/>ſind. Man hat an den Mandeln des Halſes ein anderes<lb/>
Beiſpiel: denn man findet an dieſen Druͤſen ſo wohl<lb/>
einfache, mit Huͤlfe des Zellgewebes unter einander ver-<lb/>
hundne Druͤſen <noteplace="foot"n="(f*)"><hirendition="#aq"><hirendition="#k">ſlevogt</hi> de gurgul. n.</hi> 14.</note>, als auch uͤber dies noch eine gemein-<lb/>ſchaftliche Ueberkleidung, welche dieſe Kernchen gleich-<lb/>ſam in einen einzigen Knaul zuſammen wikkelt, und der-<lb/>
gleichen nannte <hirendition="#fr">Loßius</hi><hirendition="#aq">conglutinatas,</hi> zuſammengeleim-<lb/>
te Druͤſen <noteplace="foot"n="(g)">Angef. Ort. <hirendition="#aq">n.</hi> 30. 31.</note>. Jch glaube, daß ſich fuͤr <hirendition="#fr">Malpighens</hi><lb/>
Meinung, und fuͤr den holen Bau der Kernchen kein<lb/>
beßrer Grund angeben laͤſt, welcher mehr Warſcheinlich-<lb/>
keit auf ſeiner Seite haͤtte.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 7.<lb/>
Krankheiten beſtaͤtigen es, daß die Druͤſenkern-<lb/>
chen an ſich hol ſind.</head><lb/><p>Endlich ſo ſuchte vormals <hirendition="#fr">Malpighi</hi><noteplace="foot"n="(h)"><hirendition="#aq">De gland. conglob.</hi> S. 6.<lb/><hirendition="#aq">Poſthum.</hi> S. 34. u. f.</note>, und nach<lb/>
ihm andre beruͤmte Maͤnner, dieſe Meinung zu verteidi-<lb/>
gen, darunter Hermann <hirendition="#fr">Boerhaave</hi><noteplace="foot"n="(i)"><cb/><hirendition="#aq">De fabric. glandul.</hi> S. 38.<lb/>
u. f.</note>, Johann Bap-<lb/>
tiſt <hirendition="#fr">Morgagn</hi><noteplace="foot"n="(k)"><hirendition="#aq"><hirendition="#k">valſalvae</hi> Epiſt. anat. III.</hi></note>, und Peter <hirendition="#fr">Nannius</hi><noteplace="foot"n="(l)"><hirendition="#aq">Comment. Academ. Bonon.<lb/>
T. I.</hi> S. 326. u. f.</note>, die vor-<lb/>
nemſten waren, und ſie bedienten ſich vornaͤmlich dabei<lb/>
der Folgen von Krankheiten, um den holen Bauch dieſer<lb/>
Elementarkernchen auſſer Wiederſpruch zu ſezzen. Es<lb/><fwplace="bottom"type="catch">gibt</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[620/0640]
Siebendes Buch. Die Abſonderung.
einzeln da liegen, dergleichen viele auf der innern Mem-
brane des Luftroͤhrenkopfes herumgeſtreut liegen (e), wel-
ches, wie es ſcheint, wirkliche hole Druͤſen, aus dem
Geſchlechte der Schleimdruͤſen ſind. So verſtand alſo
vormals dieſer beruͤmte Mann (f), unter dem Namen
einer zuſammengeſezzten (conglomerata) Druͤſe, einen
Haufen einfacher Blaͤschen, davon ſehr viele um die
Seiten und den hintern Ruͤkken der Zunge herumgelagert
ſind. Man hat an den Mandeln des Halſes ein anderes
Beiſpiel: denn man findet an dieſen Druͤſen ſo wohl
einfache, mit Huͤlfe des Zellgewebes unter einander ver-
hundne Druͤſen (f*), als auch uͤber dies noch eine gemein-
ſchaftliche Ueberkleidung, welche dieſe Kernchen gleich-
ſam in einen einzigen Knaul zuſammen wikkelt, und der-
gleichen nannte Loßius conglutinatas, zuſammengeleim-
te Druͤſen (g). Jch glaube, daß ſich fuͤr Malpighens
Meinung, und fuͤr den holen Bau der Kernchen kein
beßrer Grund angeben laͤſt, welcher mehr Warſcheinlich-
keit auf ſeiner Seite haͤtte.
§. 7.
Krankheiten beſtaͤtigen es, daß die Druͤſenkern-
chen an ſich hol ſind.
Endlich ſo ſuchte vormals Malpighi (h), und nach
ihm andre beruͤmte Maͤnner, dieſe Meinung zu verteidi-
gen, darunter Hermann Boerhaave (i), Johann Bap-
tiſt Morgagn (k), und Peter Nannius (l), die vor-
nemſten waren, und ſie bedienten ſich vornaͤmlich dabei
der Folgen von Krankheiten, um den holen Bauch dieſer
Elementarkernchen auſſer Wiederſpruch zu ſezzen. Es
gibt
(e)
9. Buch. 1. Abſchn.
(f) vater de nov. duct. ſaliv.
ling. S. 21. 22. T. I. f. 2. 3.
(f*) ſlevogt de gurgul. n. 14.
(g) Angef. Ort. n. 30. 31.
(h) De gland. conglob. S. 6.
Poſthum. S. 34. u. f.
(i)
De fabric. glandul. S. 38.
u. f.
(k) valſalvae Epiſt. anat. III.
(l) Comment. Academ. Bonon.
T. I. S. 326. u. f.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 620. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/640>, abgerufen am 20.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.