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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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Die Durchseiher.
ser enthält, erwachsen gemeiniglich in den kleinen Hö-
lungen des Zellgewebes (b), in welche sich die Flüßigkeit
ergossen hat, und stokkt. Nichts ist gemeiner als die-
ses Uebel in der Gegend der Nieren, im herumgewachse-
nen Fette, an der Gebärmutter, an den Muttertrom-
peten, und den Eierstökken (c) zu finden. Es sind aber
auch dergleichen Bläschen an der Oberfläche des Her-
zens (d), unter der äussersten Darmdekke (e), am Nezze (f),
an dem äussern Umfange der Membrane, die die Ribben
bekleidet (g), und an der Lunge (h), öfters hervorgeblüht.
An dem Bekken der Schaafe ist dieses Uebel ebenfalls
am Zellgewebe sehr gemein, und es brechen hin und wie-
der nicht ohne Schaden des Thiers, indem solches davon
schwindet, grosse Blasen hervor. Es ist dieses beim
Aretäus die Wassersucht (i), bei der sich häufige, ganz
kleine, und mit Flüßigkeit erfüllte Blasen einfanden.
Jch habe auch offenbar gesehen, daß in einer Krankheit,
welche der Pöbel für eine Bezauberung hielte, aus dem
Eitergeschwüre an der Hüfte ebenfalls sehr häufige Was-
serbläschen auffuren, von denen doch kein Zweifel war,
daß sie nicht im benachbarten Zellgewebe entstanden seyn
sollten. Ein änliches Exempel erzälen die Akademisten
von Paris (k). So drungen aus einem Geschwüre un-
ter den Ribben fünfhundert Wasserbläschen (l), und wie
es scheint, eben so viel Bläschen aus der Hüfte durch

einen
(b) [Spaltenumbruch] Behrens breslauer Samm-
lung 1723. Jenner. grashuys
Ephem. Nat. curios. Vol. VII. obs.

120. S. 416. und hinter dem Tract.
de colica Picton.
(c) Opuscula patholog. Obs. 41.
ruysch Advers. anat. I. n.
2. u. f.
(d) fanton Obs. 12.
(e) ingrassias de tumor. S.
229.
(f) harder Apiari. Obs. 13. ty-
son
Philos. Trans. n. 193. Hippo-
litus boscvs de facult. anat.
S. 17.
Es wären nämlich Bläschen voller
[Spaltenumbruch] Wasser durchs Eitergeschwür,
durch welches ein Theil vom Nezze
entfallen war, hervorgetreten.
biumi Canaletti. S. 200.
(g) collins System. anat. S.
193. gaspari Osser. per IV. Was-
serbläschen am Zwerchfelle ange-
wachsen. birch. T. IV. S. 377.
(h) malvet Hist. de l' Academ.
1723.
(i) Caus. diuturn. L. II. c. 1.
(k) Mem. de l' Academ avant.
1699. t. II.
S. 211.
(l) Philos. Trans. n. 293.
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Die Durchſeiher.
ſer enthaͤlt, erwachſen gemeiniglich in den kleinen Hoͤ-
lungen des Zellgewebes (b), in welche ſich die Fluͤßigkeit
ergoſſen hat, und ſtokkt. Nichts iſt gemeiner als die-
ſes Uebel in der Gegend der Nieren, im herumgewachſe-
nen Fette, an der Gebaͤrmutter, an den Muttertrom-
peten, und den Eierſtoͤkken (c) zu finden. Es ſind aber
auch dergleichen Blaͤschen an der Oberflaͤche des Her-
zens (d), unter der aͤuſſerſten Darmdekke (e), am Nezze (f),
an dem aͤuſſern Umfange der Membrane, die die Ribben
bekleidet (g), und an der Lunge (h), oͤfters hervorgebluͤht.
An dem Bekken der Schaafe iſt dieſes Uebel ebenfalls
am Zellgewebe ſehr gemein, und es brechen hin und wie-
der nicht ohne Schaden des Thiers, indem ſolches davon
ſchwindet, groſſe Blaſen hervor. Es iſt dieſes beim
Aretaͤus die Waſſerſucht (i), bei der ſich haͤufige, ganz
kleine, und mit Fluͤßigkeit erfuͤllte Blaſen einfanden.
Jch habe auch offenbar geſehen, daß in einer Krankheit,
welche der Poͤbel fuͤr eine Bezauberung hielte, aus dem
Eitergeſchwuͤre an der Huͤfte ebenfalls ſehr haͤufige Waſ-
ſerblaͤschen auffuren, von denen doch kein Zweifel war,
daß ſie nicht im benachbarten Zellgewebe entſtanden ſeyn
ſollten. Ein aͤnliches Exempel erzaͤlen die Akademiſten
von Paris (k). So drungen aus einem Geſchwuͤre un-
ter den Ribben fuͤnfhundert Waſſerblaͤschen (l), und wie
es ſcheint, eben ſo viel Blaͤschen aus der Huͤfte durch

einen
(b) [Spaltenumbruch] Behrens breslauer Samm-
lung 1723. Jenner. graſhuyſ
Ephem. Nat. curioſ. Vol. VII. obſ.

120. S. 416. und hinter dem Tract.
de colica Picton.
(c) Opuſcula patholog. Obſ. 41.
ruyſch Adverſ. anat. I. n.
2. u. f.
(d) fanton Obſ. 12.
(e) ingraſſiaſ de tumor. S.
229.
(f) harder Apiari. Obſ. 13. ty-
ſon
Philoſ. Tranſ. n. 193. Hippo-
litus boſcvſ de facult. anat.
S. 17.
Es waͤren naͤmlich Blaͤschen voller
[Spaltenumbruch] Waſſer durchs Eitergeſchwuͤr,
durch welches ein Theil vom Nezze
entfallen war, hervorgetreten.
biumi Canaletti. S. 200.
(g) collinſ Syſtem. anat. S.
193. gaſpari Oſſer. per IV. Waſ-
ſerblaͤschen am Zwerchfelle ange-
wachſen. birch. T. IV. S. 377.
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1723.
(i) Cauſ. diuturn. L. II. c. 1.
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[633/0653] Die Durchſeiher. ſer enthaͤlt, erwachſen gemeiniglich in den kleinen Hoͤ- lungen des Zellgewebes (b), in welche ſich die Fluͤßigkeit ergoſſen hat, und ſtokkt. Nichts iſt gemeiner als die- ſes Uebel in der Gegend der Nieren, im herumgewachſe- nen Fette, an der Gebaͤrmutter, an den Muttertrom- peten, und den Eierſtoͤkken (c) zu finden. Es ſind aber auch dergleichen Blaͤschen an der Oberflaͤche des Her- zens (d), unter der aͤuſſerſten Darmdekke (e), am Nezze (f), an dem aͤuſſern Umfange der Membrane, die die Ribben bekleidet (g), und an der Lunge (h), oͤfters hervorgebluͤht. An dem Bekken der Schaafe iſt dieſes Uebel ebenfalls am Zellgewebe ſehr gemein, und es brechen hin und wie- der nicht ohne Schaden des Thiers, indem ſolches davon ſchwindet, groſſe Blaſen hervor. Es iſt dieſes beim Aretaͤus die Waſſerſucht (i), bei der ſich haͤufige, ganz kleine, und mit Fluͤßigkeit erfuͤllte Blaſen einfanden. Jch habe auch offenbar geſehen, daß in einer Krankheit, welche der Poͤbel fuͤr eine Bezauberung hielte, aus dem Eitergeſchwuͤre an der Huͤfte ebenfalls ſehr haͤufige Waſ- ſerblaͤschen auffuren, von denen doch kein Zweifel war, daß ſie nicht im benachbarten Zellgewebe entſtanden ſeyn ſollten. Ein aͤnliches Exempel erzaͤlen die Akademiſten von Paris (k). So drungen aus einem Geſchwuͤre un- ter den Ribben fuͤnfhundert Waſſerblaͤschen (l), und wie es ſcheint, eben ſo viel Blaͤschen aus der Huͤfte durch einen (b) Behrens breslauer Samm- lung 1723. Jenner. graſhuyſ Ephem. Nat. curioſ. Vol. VII. obſ. 120. S. 416. und hinter dem Tract. de colica Picton. (c) Opuſcula patholog. Obſ. 41. ruyſch Adverſ. anat. I. n. 2. u. f. (d) fanton Obſ. 12. (e) ingraſſiaſ de tumor. S. 229. (f) harder Apiari. Obſ. 13. ty- ſon Philoſ. Tranſ. n. 193. Hippo- litus boſcvſ de facult. anat. S. 17. Es waͤren naͤmlich Blaͤschen voller Waſſer durchs Eitergeſchwuͤr, durch welches ein Theil vom Nezze entfallen war, hervorgetreten. biumi Canaletti. S. 200. (g) collinſ Syſtem. anat. S. 193. gaſpari Oſſer. per IV. Waſ- ſerblaͤschen am Zwerchfelle ange- wachſen. birch. T. IV. S. 377. (h) malvet Hiſt. de l’ Academ. 1723. (i) Cauſ. diuturn. L. II. c. 1. (k) Mem. de l’ Academ avant. 1699. t. II. S. 211. (l) Philoſ. Tranſ. n. 293. R r 5

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 633. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/653>, abgerufen am 22.11.2024.