§. 7. Was sich von der verschiednen Schlagaderen- den mit Zuverläßigkeit sagen lässet.
Wir haben die Eigenschaften der Nezzwerke an ei- nem andern Orte erzälet (x). Sie mindern überhaupt das Verhältnis der Aeste gegen ihren Stamm, und sie machen, daß vielmehr der Stamm grösser, als seine Ae- ste wird (y). Folglich verringern sie in diesem Falle den Verlust der Geschwindigkeiten.
Sind dagegen die Nezze von der Beschaffenheit, daß die unter grossen Winkeln entsprungne Aeste der ver- schiednen Stämme zugleich unter grossen Winkeln zu- sammentreffen: so wird das Blut in selbigen mit gegen- seitigen Wellen zusammenstossen (z). Wird nun das Blut überhaupt gerieben, und reibt sich solches in klei- nere Abgängsel ab, so geschichts gewis an diesem Orte. Denn was läst sich bei einem Reiben thätigers gedenken, wenn man den geraden Drukk ausnimmt, als wenn zwo Wellen gerade mit entgegengesezzter Richtung auf einander treffen.
Je kleiner ein Winkel ist, unter dem zwei Stämm- chen zusammenlaufen, um desto friedlicher werden zween Ströme des Bluts in einen einzigen Strom zusammen- flissen. Denn es findet sich in ihrer beider Richtung mehr einstimmiges, und weniger von wiedrigen Kräften beisammen.
Doch wenn man alles dieses zusammennimmt, so kömmt man dennoch weder der Warheit, noch der Ur- sache von der verschiednen Absonderung dadurch etwas näher. Man mus freilich wohl bekennen, daß man noch zur Zeit in der Geschichte der Sache, und der wa- ren Mannigfaltigkeit der Nezzwerke schlecht unterrichtet ist, indem hier besonders von den kleinsten und lezten
Schlag-
(x)[Spaltenumbruch]
6. Buch. 3. Abschn. §. 4.
(y) Ebendas. 5. Abschn. §. 3.
(z)[Spaltenumbruch]
6. Buch. 3. Absch. §. 4.
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der Verſchiedenheit der Saͤfte.
§. 7. Was ſich von der verſchiednen Schlagaderen- den mit Zuverlaͤßigkeit ſagen laͤſſet.
Wir haben die Eigenſchaften der Nezzwerke an ei- nem andern Orte erzaͤlet (x). Sie mindern uͤberhaupt das Verhaͤltnis der Aeſte gegen ihren Stamm, und ſie machen, daß vielmehr der Stamm groͤſſer, als ſeine Ae- ſte wird (y). Folglich verringern ſie in dieſem Falle den Verluſt der Geſchwindigkeiten.
Sind dagegen die Nezze von der Beſchaffenheit, daß die unter groſſen Winkeln entſprungne Aeſte der ver- ſchiednen Staͤmme zugleich unter groſſen Winkeln zu- ſammentreffen: ſo wird das Blut in ſelbigen mit gegen- ſeitigen Wellen zuſammenſtoſſen (z). Wird nun das Blut uͤberhaupt gerieben, und reibt ſich ſolches in klei- nere Abgaͤngſel ab, ſo geſchichts gewis an dieſem Orte. Denn was laͤſt ſich bei einem Reiben thaͤtigers gedenken, wenn man den geraden Drukk ausnimmt, als wenn zwo Wellen gerade mit entgegengeſezzter Richtung auf einander treffen.
Je kleiner ein Winkel iſt, unter dem zwei Staͤmm- chen zuſammenlaufen, um deſto friedlicher werden zween Stroͤme des Bluts in einen einzigen Strom zuſammen- fliſſen. Denn es findet ſich in ihrer beider Richtung mehr einſtimmiges, und weniger von wiedrigen Kraͤften beiſammen.
Doch wenn man alles dieſes zuſammennimmt, ſo koͤmmt man dennoch weder der Warheit, noch der Ur- ſache von der verſchiednen Abſonderung dadurch etwas naͤher. Man mus freilich wohl bekennen, daß man noch zur Zeit in der Geſchichte der Sache, und der wa- ren Mannigfaltigkeit der Nezzwerke ſchlecht unterrichtet iſt, indem hier beſonders von den kleinſten und lezten
Schlag-
(x)[Spaltenumbruch]
6. Buch. 3. Abſchn. §. 4.
(y) Ebendaſ. 5. Abſchn. §. 3.
(z)[Spaltenumbruch]
6. Buch. 3. Abſch. §. 4.
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der Verſchiedenheit der Saͤfte.
§. 7.
Was ſich von der verſchiednen Schlagaderen-
den mit Zuverlaͤßigkeit ſagen laͤſſet.
Wir haben die Eigenſchaften der Nezzwerke an ei-
nem andern Orte erzaͤlet (x). Sie mindern uͤberhaupt
das Verhaͤltnis der Aeſte gegen ihren Stamm, und ſie
machen, daß vielmehr der Stamm groͤſſer, als ſeine Ae-
ſte wird (y). Folglich verringern ſie in dieſem Falle den
Verluſt der Geſchwindigkeiten.
Sind dagegen die Nezze von der Beſchaffenheit, daß
die unter groſſen Winkeln entſprungne Aeſte der ver-
ſchiednen Staͤmme zugleich unter groſſen Winkeln zu-
ſammentreffen: ſo wird das Blut in ſelbigen mit gegen-
ſeitigen Wellen zuſammenſtoſſen (z). Wird nun das
Blut uͤberhaupt gerieben, und reibt ſich ſolches in klei-
nere Abgaͤngſel ab, ſo geſchichts gewis an dieſem Orte.
Denn was laͤſt ſich bei einem Reiben thaͤtigers gedenken,
wenn man den geraden Drukk ausnimmt, als wenn
zwo Wellen gerade mit entgegengeſezzter Richtung auf
einander treffen.
Je kleiner ein Winkel iſt, unter dem zwei Staͤmm-
chen zuſammenlaufen, um deſto friedlicher werden zween
Stroͤme des Bluts in einen einzigen Strom zuſammen-
fliſſen. Denn es findet ſich in ihrer beider Richtung
mehr einſtimmiges, und weniger von wiedrigen Kraͤften
beiſammen.
Doch wenn man alles dieſes zuſammennimmt, ſo
koͤmmt man dennoch weder der Warheit, noch der Ur-
ſache von der verſchiednen Abſonderung dadurch etwas
naͤher. Man mus freilich wohl bekennen, daß man
noch zur Zeit in der Geſchichte der Sache, und der wa-
ren Mannigfaltigkeit der Nezzwerke ſchlecht unterrichtet
iſt, indem hier beſonders von den kleinſten und lezten
Schlag-
(x)
6. Buch. 3. Abſchn. §. 4.
(y) Ebendaſ. 5. Abſchn. §. 3.
(z)
6. Buch. 3. Abſch. §. 4.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 693. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/713>, abgerufen am 22.11.2024.
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