die grösten Stoffe im Blute, Blutkügelchen, die fett- teilchen Materien der zwoten Grösse, die Stoffe der Galle von der dritten, das gelbe Flieswasser von der vierten Grösse, die Speichelteilchen von der fünften, und alle Tröpfchen des verdünstenden Wassers von der sech- sten Grösse wären. Man nehme ferner die Abson- drungsporos so, daß ihre Oefnung dem Durchmesser der Stoffe vom zweeten Range gleich sey; man lasse die übrigen, mit dem Durchmesser der Materien von der dritten, vierten und fünften Klasse gleich gros seyn. Solchergestalt wird sich durch ein Gefäs, das die zwote Klasse der Materien in sich nehmen kann, weil das Blut zurükke gewiesen wird, Fett, Galle, Flieswasser, Spei- chel und der Hautdunst des Sanctorius hindurch be- geben: durch die Poros der dritten Ordnung wird weder Blut, noch Fett, aber doch Galle, Salzwasser, Spei- chel, Damf durchkönnen: durch die vierte Art der Schweislöcher wird weder Blut, noch Fett, Galle, oder Flieswasser, sondern nur der Speichel, und die Ausdün- stung einen Ausgang finden: die fünfte Klasse wird kein Fett, Galle, Flieswasser oder Speichel, sondern einzig und allein das Sanctoriuswässerchen durchgehen lassen. Folglich wird blos die allerlezte Flüßigkeit rein bleiben, die übrigen müssen alle unrein, und aus desto mehr dün- nen Arten gemischt seyn, je grösser die Theile sind, wor- aus sie bestehen.
Alle aber weisen das Blut zurükke, indem dieses allein aus Stoffen von zuverläßiger Grösse besteht, gese- hen werden kann. und folglich größre Theile, als die übrigen Säfte hat, deren Grundstoffe für das Auge viel zu klein sind. Schriftsteller, die die Galle für dikker, als Blut ausgegeben haben (d), haben sich in der That nicht darauf besonnen, daß sie ganz dünne erzeugt
wird
(d)[Spaltenumbruch]bianchi Historia hepatica. Ausg. I. S. 37. und nach der Kri- [Spaltenumbruch]
tik Lancisens Ausg. vom 1725. S. 84.
Siebendes Buch. Die Urſachen
die groͤſten Stoffe im Blute, Blutkuͤgelchen, die fett- teilchen Materien der zwoten Groͤſſe, die Stoffe der Galle von der dritten, das gelbe Flieswaſſer von der vierten Groͤſſe, die Speichelteilchen von der fuͤnften, und alle Troͤpfchen des verduͤnſtenden Waſſers von der ſech- ſten Groͤſſe waͤren. Man nehme ferner die Abſon- drungsporos ſo, daß ihre Oefnung dem Durchmeſſer der Stoffe vom zweeten Range gleich ſey; man laſſe die uͤbrigen, mit dem Durchmeſſer der Materien von der dritten, vierten und fuͤnften Klaſſe gleich gros ſeyn. Solchergeſtalt wird ſich durch ein Gefaͤs, das die zwote Klaſſe der Materien in ſich nehmen kann, weil das Blut zuruͤkke gewieſen wird, Fett, Galle, Flieswaſſer, Spei- chel und der Hautdunſt des Sanctorius hindurch be- geben: durch die Poros der dritten Ordnung wird weder Blut, noch Fett, aber doch Galle, Salzwaſſer, Spei- chel, Damf durchkoͤnnen: durch die vierte Art der Schweisloͤcher wird weder Blut, noch Fett, Galle, oder Flieswaſſer, ſondern nur der Speichel, und die Ausduͤn- ſtung einen Ausgang finden: die fuͤnfte Klaſſe wird kein Fett, Galle, Flieswaſſer oder Speichel, ſondern einzig und allein das Sanctoriuswaͤſſerchen durchgehen laſſen. Folglich wird blos die allerlezte Fluͤßigkeit rein bleiben, die uͤbrigen muͤſſen alle unrein, und aus deſto mehr duͤn- nen Arten gemiſcht ſeyn, je groͤſſer die Theile ſind, wor- aus ſie beſtehen.
Alle aber weiſen das Blut zuruͤkke, indem dieſes allein aus Stoffen von zuverlaͤßiger Groͤſſe beſteht, geſe- hen werden kann. und folglich groͤßre Theile, als die uͤbrigen Saͤfte hat, deren Grundſtoffe fuͤr das Auge viel zu klein ſind. Schriftſteller, die die Galle fuͤr dikker, als Blut ausgegeben haben (d), haben ſich in der That nicht darauf beſonnen, daß ſie ganz duͤnne erzeugt
wird
(d)[Spaltenumbruch]bianchi Hiſtoria hepatica. Ausg. I. S. 37. und nach der Kri- [Spaltenumbruch]
tik Lanciſens Ausg. vom 1725. S. 84.
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Siebendes Buch. Die Urſachen
die groͤſten Stoffe im Blute, Blutkuͤgelchen, die fett-
teilchen Materien der zwoten Groͤſſe, die Stoffe der
Galle von der dritten, das gelbe Flieswaſſer von der
vierten Groͤſſe, die Speichelteilchen von der fuͤnften, und
alle Troͤpfchen des verduͤnſtenden Waſſers von der ſech-
ſten Groͤſſe waͤren. Man nehme ferner die Abſon-
drungsporos ſo, daß ihre Oefnung dem Durchmeſſer
der Stoffe vom zweeten Range gleich ſey; man laſſe die
uͤbrigen, mit dem Durchmeſſer der Materien von der
dritten, vierten und fuͤnften Klaſſe gleich gros ſeyn.
Solchergeſtalt wird ſich durch ein Gefaͤs, das die zwote
Klaſſe der Materien in ſich nehmen kann, weil das Blut
zuruͤkke gewieſen wird, Fett, Galle, Flieswaſſer, Spei-
chel und der Hautdunſt des Sanctorius hindurch be-
geben: durch die Poros der dritten Ordnung wird weder
Blut, noch Fett, aber doch Galle, Salzwaſſer, Spei-
chel, Damf durchkoͤnnen: durch die vierte Art der
Schweisloͤcher wird weder Blut, noch Fett, Galle, oder
Flieswaſſer, ſondern nur der Speichel, und die Ausduͤn-
ſtung einen Ausgang finden: die fuͤnfte Klaſſe wird kein
Fett, Galle, Flieswaſſer oder Speichel, ſondern einzig
und allein das Sanctoriuswaͤſſerchen durchgehen laſſen.
Folglich wird blos die allerlezte Fluͤßigkeit rein bleiben,
die uͤbrigen muͤſſen alle unrein, und aus deſto mehr duͤn-
nen Arten gemiſcht ſeyn, je groͤſſer die Theile ſind, wor-
aus ſie beſtehen.
Alle aber weiſen das Blut zuruͤkke, indem dieſes
allein aus Stoffen von zuverlaͤßiger Groͤſſe beſteht, geſe-
hen werden kann. und folglich groͤßre Theile, als die
uͤbrigen Saͤfte hat, deren Grundſtoffe fuͤr das Auge viel
zu klein ſind. Schriftſteller, die die Galle fuͤr dikker,
als Blut ausgegeben haben (d), haben ſich in der That
nicht darauf beſonnen, daß ſie ganz duͤnne erzeugt
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 696. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/716>, abgerufen am 26.06.2024.
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