des Wassers nicht für kleiner, als die Elementarteile der Erde, oder der Salze erklären will. Unter allen Säf- ten in menschlichen Körpern macht das Wasser den grö- sten Anteil aus: sie sind aber aus der Ursache von einan- der unterschieden, daß dieses Wasser in einigen beinahe vollkommen rein, in andern mit Salz, Erde, und ver- schiednen Mengseln dieser Stoffe, so wie mit Oel ver- mischt ist. Nun ist es mehr, als warscheinlich, daß die Stoffe des reinen Wassers kleiner, als die Grund- stoffe des Salzes und der Erde sind (i), indem die lezz- tern eine grössere Schwere, durchgehends eine kleinere Durchdringlichkeit, und eine zur Bewegung trägere Na- tur an sich haben. Vom Oele könnte man noch zwei- feln, doch es ist auch das Oel von dem Wasser in so fern unterschieden, daß es selbigem an Flüssigkeit weicht, daß es unsren Geschmak und das Gesichte besonders, mehr als Wasser, in Bewegung sezzet, daß es weniger rein ist, daß es ebenfalls aus Wasser und einem Grundstoffe entsteht, welcher dem Wasser sowol eine Trägheit, als Dunkelheit, Geschmakk, und andre Kräfte mehr mit- teilt, wodurch sich Oel vom Wasser unterscheidet, und folglich bestehet das Oel aus Theilchen, welche schon sinn- licher sind.
Folglich scheint es, so viel sichs von unsinnlichen Dingen sagen lässet, warscheinlich zu seyn, daß in der That die Grössen der Stoffe, woraus unsre Säfte zu- sammengesezzt sind, verschieden sind, und es scheinen die feinsten diejenige zu seyn, welche aus nichts, als Was- ser bestehen, hingegen müssen diejenigen nach der Reihe dikker seyn, welchen schon mehr von den grössern Stof- fen des Salzes, der Erde, des Oels, des Eisens bei- gemischt ist.
Auf den andern gemachten Einwurf suchet der vor- trefliche Franz Boißier, von Sauvages so zu antworten,
daß
(i)BoerhaaveElem. Chym. T. I. S. 555.
Siebendes Buch. Die Urſachen
des Waſſers nicht fuͤr kleiner, als die Elementarteile der Erde, oder der Salze erklaͤren will. Unter allen Saͤf- ten in menſchlichen Koͤrpern macht das Waſſer den groͤ- ſten Anteil aus: ſie ſind aber aus der Urſache von einan- der unterſchieden, daß dieſes Waſſer in einigen beinahe vollkommen rein, in andern mit Salz, Erde, und ver- ſchiednen Mengſeln dieſer Stoffe, ſo wie mit Oel ver- miſcht iſt. Nun iſt es mehr, als warſcheinlich, daß die Stoffe des reinen Waſſers kleiner, als die Grund- ſtoffe des Salzes und der Erde ſind (i), indem die lezz- tern eine groͤſſere Schwere, durchgehends eine kleinere Durchdringlichkeit, und eine zur Bewegung traͤgere Na- tur an ſich haben. Vom Oele koͤnnte man noch zwei- feln, doch es iſt auch das Oel von dem Waſſer in ſo fern unterſchieden, daß es ſelbigem an Fluͤſſigkeit weicht, daß es unſren Geſchmak und das Geſichte beſonders, mehr als Waſſer, in Bewegung ſezzet, daß es weniger rein iſt, daß es ebenfalls aus Waſſer und einem Grundſtoffe entſteht, welcher dem Waſſer ſowol eine Traͤgheit, als Dunkelheit, Geſchmakk, und andre Kraͤfte mehr mit- teilt, wodurch ſich Oel vom Waſſer unterſcheidet, und folglich beſtehet das Oel aus Theilchen, welche ſchon ſinn- licher ſind.
Folglich ſcheint es, ſo viel ſichs von unſinnlichen Dingen ſagen laͤſſet, warſcheinlich zu ſeyn, daß in der That die Groͤſſen der Stoffe, woraus unſre Saͤfte zu- ſammengeſezzt ſind, verſchieden ſind, und es ſcheinen die feinſten diejenige zu ſeyn, welche aus nichts, als Waſ- ſer beſtehen, hingegen muͤſſen diejenigen nach der Reihe dikker ſeyn, welchen ſchon mehr von den groͤſſern Stof- fen des Salzes, der Erde, des Oels, des Eiſens bei- gemiſcht iſt.
Auf den andern gemachten Einwurf ſuchet der vor- trefliche Franz Boißier, von Sauvages ſo zu antworten,
daß
(i)BoerhaaveElem. Chym. T. I. S. 555.
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Siebendes Buch. Die Urſachen
des Waſſers nicht fuͤr kleiner, als die Elementarteile der
Erde, oder der Salze erklaͤren will. Unter allen Saͤf-
ten in menſchlichen Koͤrpern macht das Waſſer den groͤ-
ſten Anteil aus: ſie ſind aber aus der Urſache von einan-
der unterſchieden, daß dieſes Waſſer in einigen beinahe
vollkommen rein, in andern mit Salz, Erde, und ver-
ſchiednen Mengſeln dieſer Stoffe, ſo wie mit Oel ver-
miſcht iſt. Nun iſt es mehr, als warſcheinlich, daß
die Stoffe des reinen Waſſers kleiner, als die Grund-
ſtoffe des Salzes und der Erde ſind (i), indem die lezz-
tern eine groͤſſere Schwere, durchgehends eine kleinere
Durchdringlichkeit, und eine zur Bewegung traͤgere Na-
tur an ſich haben. Vom Oele koͤnnte man noch zwei-
feln, doch es iſt auch das Oel von dem Waſſer in ſo fern
unterſchieden, daß es ſelbigem an Fluͤſſigkeit weicht, daß
es unſren Geſchmak und das Geſichte beſonders, mehr
als Waſſer, in Bewegung ſezzet, daß es weniger rein
iſt, daß es ebenfalls aus Waſſer und einem Grundſtoffe
entſteht, welcher dem Waſſer ſowol eine Traͤgheit, als
Dunkelheit, Geſchmakk, und andre Kraͤfte mehr mit-
teilt, wodurch ſich Oel vom Waſſer unterſcheidet, und
folglich beſtehet das Oel aus Theilchen, welche ſchon ſinn-
licher ſind.
Folglich ſcheint es, ſo viel ſichs von unſinnlichen
Dingen ſagen laͤſſet, warſcheinlich zu ſeyn, daß in der
That die Groͤſſen der Stoffe, woraus unſre Saͤfte zu-
ſammengeſezzt ſind, verſchieden ſind, und es ſcheinen die
feinſten diejenige zu ſeyn, welche aus nichts, als Waſ-
ſer beſtehen, hingegen muͤſſen diejenigen nach der Reihe
dikker ſeyn, welchen ſchon mehr von den groͤſſern Stof-
fen des Salzes, der Erde, des Oels, des Eiſens bei-
gemiſcht iſt.
Auf den andern gemachten Einwurf ſuchet der vor-
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daß
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 704. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/724>, abgerufen am 22.11.2024.
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