Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

der Verschiedenheit der Säfte.
adern der verschiednen Eingeweide, und Gliedmaßen
statt (b).

§. 12.
4. Die grössere, oder kleinere Reizbarkeit der
Auswurfsgänge.

Ob es gleich an dem ist, daß weder viele Nerven zu
den meresten Drüsen hinlaufen (c), noch die mechanische
Reizung eines Messerchen, oder einer Nadel, irgend eine
deutliche Bewegung darinnen hervorbringt (d), so ist
darum doch den Drüsen nicht die reizbare Natur abge-
sprochen, sondern diese beflügelt fast aller Orten, sowol
den Auswurf, als die Absonderung selbst, und sie macht,
daß Drüsen einen häufigen (e) und, wegen der gar zu
kurzen Verweilung, dünnen und in nichts veränderten
Saft abscheiden.

Bisweilen scheint der Reiz einzig und allein den
Auswurf zu befördern, indem er das Absondrungswerk-
zeug nicht einmal von weitem bestreichen kann. So
wird in einer Kindbetterin die Milch gemeiniglich von
ihren Röhrchen eingeschränkt, und sie ergisset sich nicht
ehe von freien Stükken, als bis sie sich in überflüßiger
Menge angehäufet hat; indessen verhält sie sich bestän-
dig in den Brüsten derjenigen Frauen, welche viel auf
ihren Körper halten, und ein gemächliches Leben füren,
und sie verwandelt sich in den Gängen in eine Art
von gelber käsigen Schmier, welche ich viele Monate
und ganze Jare seit ihrer lezten Niederkunft, in den
Milchgängen der Brüste angetroffen habe. Wir haben
bereits die Ursache von dieser Verhaltung genannt (f).
Wofern nun aber die Brustwarze gereizt wird, oder
wenn die Lippen des Kindes selbige einschlissen, oder

wenn
(b) [Spaltenumbruch] Lieutaud angef. Ort.
(c) 7. Buch. 2. Abschn. §. 2.
(d) Ebendas.
(e) [Spaltenumbruch] de bordeu S. 357.
(f) Die Falten der milchfüh-
renden Gänge.
Y 5

der Verſchiedenheit der Saͤfte.
adern der verſchiednen Eingeweide, und Gliedmaßen
ſtatt (b).

§. 12.
4. Die groͤſſere, oder kleinere Reizbarkeit der
Auswurfsgaͤnge.

Ob es gleich an dem iſt, daß weder viele Nerven zu
den mereſten Druͤſen hinlaufen (c), noch die mechaniſche
Reizung eines Meſſerchen, oder einer Nadel, irgend eine
deutliche Bewegung darinnen hervorbringt (d), ſo iſt
darum doch den Druͤſen nicht die reizbare Natur abge-
ſprochen, ſondern dieſe befluͤgelt faſt aller Orten, ſowol
den Auswurf, als die Abſonderung ſelbſt, und ſie macht,
daß Druͤſen einen haͤufigen (e) und, wegen der gar zu
kurzen Verweilung, duͤnnen und in nichts veraͤnderten
Saft abſcheiden.

Bisweilen ſcheint der Reiz einzig und allein den
Auswurf zu befoͤrdern, indem er das Abſondrungswerk-
zeug nicht einmal von weitem beſtreichen kann. So
wird in einer Kindbetterin die Milch gemeiniglich von
ihren Roͤhrchen eingeſchraͤnkt, und ſie ergiſſet ſich nicht
ehe von freien Stuͤkken, als bis ſie ſich in uͤberfluͤßiger
Menge angehaͤufet hat; indeſſen verhaͤlt ſie ſich beſtaͤn-
dig in den Bruͤſten derjenigen Frauen, welche viel auf
ihren Koͤrper halten, und ein gemaͤchliches Leben fuͤren,
und ſie verwandelt ſich in den Gaͤngen in eine Art
von gelber kaͤſigen Schmier, welche ich viele Monate
und ganze Jare ſeit ihrer lezten Niederkunft, in den
Milchgaͤngen der Bruͤſte angetroffen habe. Wir haben
bereits die Urſache von dieſer Verhaltung genannt (f).
Wofern nun aber die Bruſtwarze gereizt wird, oder
wenn die Lippen des Kindes ſelbige einſchliſſen, oder

wenn
(b) [Spaltenumbruch] Lieutaud angef. Ort.
(c) 7. Buch. 2. Abſchn. §. 2.
(d) Ebendaſ.
(e) [Spaltenumbruch] de bordeu S. 357.
(f) Die Falten der milchfuͤh-
renden Gaͤnge.
Y 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0733" n="713"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Ver&#x017F;chiedenheit der Sa&#x0364;fte.</hi></fw><lb/>
adern der ver&#x017F;chiednen Eingeweide, und Gliedmaßen<lb/>
&#x017F;tatt <note place="foot" n="(b)"><cb/><hi rendition="#fr">Lieutaud</hi> angef. Ort.</note>.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 12.<lb/>
4. Die gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere, oder kleinere Reizbarkeit der<lb/>
Auswurfsga&#x0364;nge.</head><lb/>
            <p>Ob es gleich an dem i&#x017F;t, daß weder viele Nerven zu<lb/>
den mere&#x017F;ten Dru&#x0364;&#x017F;en hinlaufen <note place="foot" n="(c)">7. Buch. 2. Ab&#x017F;chn. §. 2.</note>, noch die mechani&#x017F;che<lb/>
Reizung eines Me&#x017F;&#x017F;erchen, oder einer Nadel, irgend eine<lb/>
deutliche Bewegung darinnen hervorbringt <note place="foot" n="(d)">Ebenda&#x017F;.</note>, &#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
darum doch den Dru&#x0364;&#x017F;en nicht die reizbare Natur abge-<lb/>
&#x017F;prochen, &#x017F;ondern die&#x017F;e beflu&#x0364;gelt fa&#x017F;t aller Orten, &#x017F;owol<lb/>
den Auswurf, als die Ab&#x017F;onderung &#x017F;elb&#x017F;t, und &#x017F;ie macht,<lb/>
daß Dru&#x0364;&#x017F;en einen ha&#x0364;ufigen <note place="foot" n="(e)"><cb/><hi rendition="#aq">de <hi rendition="#k">bordeu</hi></hi> S. 357.</note> und, wegen der gar zu<lb/>
kurzen Verweilung, du&#x0364;nnen und in nichts vera&#x0364;nderten<lb/>
Saft ab&#x017F;cheiden.</p><lb/>
            <p>Bisweilen &#x017F;cheint der Reiz einzig und allein den<lb/>
Auswurf zu befo&#x0364;rdern, indem er das Ab&#x017F;ondrungswerk-<lb/>
zeug nicht einmal von weitem be&#x017F;treichen kann. So<lb/>
wird in einer Kindbetterin die Milch gemeiniglich von<lb/>
ihren Ro&#x0364;hrchen einge&#x017F;chra&#x0364;nkt, und &#x017F;ie ergi&#x017F;&#x017F;et &#x017F;ich nicht<lb/>
ehe von freien Stu&#x0364;kken, als bis &#x017F;ie &#x017F;ich in u&#x0364;berflu&#x0364;ßiger<lb/>
Menge angeha&#x0364;ufet hat; inde&#x017F;&#x017F;en verha&#x0364;lt &#x017F;ie &#x017F;ich be&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
dig in den Bru&#x0364;&#x017F;ten derjenigen Frauen, welche viel auf<lb/>
ihren Ko&#x0364;rper halten, und ein gema&#x0364;chliches Leben fu&#x0364;ren,<lb/>
und &#x017F;ie verwandelt &#x017F;ich in den Ga&#x0364;ngen in eine Art<lb/>
von gelber ka&#x0364;&#x017F;igen Schmier, welche ich viele Monate<lb/>
und ganze Jare &#x017F;eit ihrer lezten Niederkunft, in den<lb/>
Milchga&#x0364;ngen der Bru&#x0364;&#x017F;te angetroffen habe. Wir haben<lb/>
bereits die Ur&#x017F;ache von die&#x017F;er Verhaltung genannt <note place="foot" n="(f)">Die Falten der milchfu&#x0364;h-<lb/>
renden Ga&#x0364;nge.</note>.<lb/>
Wofern nun aber die Bru&#x017F;twarze gereizt wird, oder<lb/>
wenn die Lippen des Kindes &#x017F;elbige ein&#x017F;chli&#x017F;&#x017F;en, oder<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Y 5</fw><fw place="bottom" type="catch">wenn</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[713/0733] der Verſchiedenheit der Saͤfte. adern der verſchiednen Eingeweide, und Gliedmaßen ſtatt (b). §. 12. 4. Die groͤſſere, oder kleinere Reizbarkeit der Auswurfsgaͤnge. Ob es gleich an dem iſt, daß weder viele Nerven zu den mereſten Druͤſen hinlaufen (c), noch die mechaniſche Reizung eines Meſſerchen, oder einer Nadel, irgend eine deutliche Bewegung darinnen hervorbringt (d), ſo iſt darum doch den Druͤſen nicht die reizbare Natur abge- ſprochen, ſondern dieſe befluͤgelt faſt aller Orten, ſowol den Auswurf, als die Abſonderung ſelbſt, und ſie macht, daß Druͤſen einen haͤufigen (e) und, wegen der gar zu kurzen Verweilung, duͤnnen und in nichts veraͤnderten Saft abſcheiden. Bisweilen ſcheint der Reiz einzig und allein den Auswurf zu befoͤrdern, indem er das Abſondrungswerk- zeug nicht einmal von weitem beſtreichen kann. So wird in einer Kindbetterin die Milch gemeiniglich von ihren Roͤhrchen eingeſchraͤnkt, und ſie ergiſſet ſich nicht ehe von freien Stuͤkken, als bis ſie ſich in uͤberfluͤßiger Menge angehaͤufet hat; indeſſen verhaͤlt ſie ſich beſtaͤn- dig in den Bruͤſten derjenigen Frauen, welche viel auf ihren Koͤrper halten, und ein gemaͤchliches Leben fuͤren, und ſie verwandelt ſich in den Gaͤngen in eine Art von gelber kaͤſigen Schmier, welche ich viele Monate und ganze Jare ſeit ihrer lezten Niederkunft, in den Milchgaͤngen der Bruͤſte angetroffen habe. Wir haben bereits die Urſache von dieſer Verhaltung genannt (f). Wofern nun aber die Bruſtwarze gereizt wird, oder wenn die Lippen des Kindes ſelbige einſchliſſen, oder wenn (b) Lieutaud angef. Ort. (c) 7. Buch. 2. Abſchn. §. 2. (d) Ebendaſ. (e) de bordeu S. 357. (f) Die Falten der milchfuͤh- renden Gaͤnge. Y 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/733
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 713. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/733>, abgerufen am 22.11.2024.