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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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Siebendes Buch. Die Ursachen
wenn man sie mit einem Finger gelinde reibet, so richtet
sich die blasse Warze in die Höhe, sie nimmt eine Röthe
an sich, wird warm und zu gleicher Zeit dringt die Milch
aus derselben hervor. Eben so verhält sich der Saame
in keuschen Mannspersonen entweder sehr lange Zeit,
oder gar auf immer: indessen ergisset sich derselbe nicht
ohne Gewaltsamkeit, sobald an dem untern Theile die
höchst emfindlichen zwo Erhabenheiten der Eichel einiges
Reiben ausstehen.

Allein wenn man den Erfolg in genaue Erwägung
zieht, so wird man erfaren, daß dennoch diese Reizze
das Absondern selbst befördern und stärker machen.
Was das erste Exempel von den Brüsten betrift, so
bringt das blosse Saugen an einem noch so unschuldigen
Mädchen (g) und so gar am Manne (h), der sonst nim-
mermehr Milch von sich geben würde, wenn man all-
mälich der blossen Warze den Reiz näher bringt, zu-
wege, daß sich in ihnen Milch erzeugt, und eine solche
Menge zuschisset, als ein Kind zu säugen hinlänglich ist.
Wegen des Saamens, so beschleunigt ein blos mechani-
scher Reiz der Eichel die Saamenabsonderung mit sol-
cher Heftigkeit, daß sich der ganze Körper von dem Ver-
luste desselben auf eine höchst elende Weise verzeret (i).
So geschehen im Saamenflusse, die so genannte nächt-
liche Beflekkungen und die Hodengeschwülste, und es
wird die Absonderung des Saamens solchergestalt be-
schleunigt, ob gleich dieses Eiterwasser an dem Ende der
Harnröhre etwas oberhalb der Eichel seinen Sizz hat (i*).
Die Mutmassung, daß sich Säfte bei gereizten Drüsen
eben so anhäufen, so wie sich das Blut an schmerzhaften
und entzündeten Drüsen anhäufet, ist eine neuerliche
Sache (i**).

Man
(g) [Spaltenumbruch] Ebendas. S. 442. 443.
(h) Com. boerh. T. VI. P. II. n.
690. S. 443. 444.
(i) Man lese hierüber den be-
[Spaltenumbruch] rümten und zierlichen Arzt D. Tis-
sot
de manustuprationis noxis.
(i*) monroo de semine et testi-
bus.
S. 64. 65.
(i**) andreae de irritab. S. 17.

Siebendes Buch. Die Urſachen
wenn man ſie mit einem Finger gelinde reibet, ſo richtet
ſich die blaſſe Warze in die Hoͤhe, ſie nimmt eine Roͤthe
an ſich, wird warm und zu gleicher Zeit dringt die Milch
aus derſelben hervor. Eben ſo verhaͤlt ſich der Saame
in keuſchen Mannsperſonen entweder ſehr lange Zeit,
oder gar auf immer: indeſſen ergiſſet ſich derſelbe nicht
ohne Gewaltſamkeit, ſobald an dem untern Theile die
hoͤchſt emfindlichen zwo Erhabenheiten der Eichel einiges
Reiben ausſtehen.

Allein wenn man den Erfolg in genaue Erwaͤgung
zieht, ſo wird man erfaren, daß dennoch dieſe Reizze
das Abſondern ſelbſt befoͤrdern und ſtaͤrker machen.
Was das erſte Exempel von den Bruͤſten betrift, ſo
bringt das bloſſe Saugen an einem noch ſo unſchuldigen
Maͤdchen (g) und ſo gar am Manne (h), der ſonſt nim-
mermehr Milch von ſich geben wuͤrde, wenn man all-
maͤlich der bloſſen Warze den Reiz naͤher bringt, zu-
wege, daß ſich in ihnen Milch erzeugt, und eine ſolche
Menge zuſchiſſet, als ein Kind zu ſaͤugen hinlaͤnglich iſt.
Wegen des Saamens, ſo beſchleunigt ein blos mechani-
ſcher Reiz der Eichel die Saamenabſonderung mit ſol-
cher Heftigkeit, daß ſich der ganze Koͤrper von dem Ver-
luſte deſſelben auf eine hoͤchſt elende Weiſe verzeret (i).
So geſchehen im Saamenfluſſe, die ſo genannte naͤcht-
liche Beflekkungen und die Hodengeſchwuͤlſte, und es
wird die Abſonderung des Saamens ſolchergeſtalt be-
ſchleunigt, ob gleich dieſes Eiterwaſſer an dem Ende der
Harnroͤhre etwas oberhalb der Eichel ſeinen Sizz hat (i*).
Die Mutmaſſung, daß ſich Saͤfte bei gereizten Druͤſen
eben ſo anhaͤufen, ſo wie ſich das Blut an ſchmerzhaften
und entzuͤndeten Druͤſen anhaͤufet, iſt eine neuerliche
Sache (i**).

Man
(g) [Spaltenumbruch] Ebendaſ. S. 442. 443.
(h) Com. boerh. T. VI. P. II. n.
690. S. 443. 444.
(i) Man leſe hieruͤber den be-
[Spaltenumbruch] ruͤmten und zierlichen Arzt D. Tiſ-
ſot
de manuſtuprationis noxis.
(i*) monroo de ſemine et teſti-
bus.
S. 64. 65.
(i**) andreae de irritab. S. 17.
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[714/0734] Siebendes Buch. Die Urſachen wenn man ſie mit einem Finger gelinde reibet, ſo richtet ſich die blaſſe Warze in die Hoͤhe, ſie nimmt eine Roͤthe an ſich, wird warm und zu gleicher Zeit dringt die Milch aus derſelben hervor. Eben ſo verhaͤlt ſich der Saame in keuſchen Mannsperſonen entweder ſehr lange Zeit, oder gar auf immer: indeſſen ergiſſet ſich derſelbe nicht ohne Gewaltſamkeit, ſobald an dem untern Theile die hoͤchſt emfindlichen zwo Erhabenheiten der Eichel einiges Reiben ausſtehen. Allein wenn man den Erfolg in genaue Erwaͤgung zieht, ſo wird man erfaren, daß dennoch dieſe Reizze das Abſondern ſelbſt befoͤrdern und ſtaͤrker machen. Was das erſte Exempel von den Bruͤſten betrift, ſo bringt das bloſſe Saugen an einem noch ſo unſchuldigen Maͤdchen (g) und ſo gar am Manne (h), der ſonſt nim- mermehr Milch von ſich geben wuͤrde, wenn man all- maͤlich der bloſſen Warze den Reiz naͤher bringt, zu- wege, daß ſich in ihnen Milch erzeugt, und eine ſolche Menge zuſchiſſet, als ein Kind zu ſaͤugen hinlaͤnglich iſt. Wegen des Saamens, ſo beſchleunigt ein blos mechani- ſcher Reiz der Eichel die Saamenabſonderung mit ſol- cher Heftigkeit, daß ſich der ganze Koͤrper von dem Ver- luſte deſſelben auf eine hoͤchſt elende Weiſe verzeret (i). So geſchehen im Saamenfluſſe, die ſo genannte naͤcht- liche Beflekkungen und die Hodengeſchwuͤlſte, und es wird die Abſonderung des Saamens ſolchergeſtalt be- ſchleunigt, ob gleich dieſes Eiterwaſſer an dem Ende der Harnroͤhre etwas oberhalb der Eichel ſeinen Sizz hat (i*). Die Mutmaſſung, daß ſich Saͤfte bei gereizten Druͤſen eben ſo anhaͤufen, ſo wie ſich das Blut an ſchmerzhaften und entzuͤndeten Druͤſen anhaͤufet, iſt eine neuerliche Sache (i**). Man (g) Ebendaſ. S. 442. 443. (h) Com. boerh. T. VI. P. II. n. 690. S. 443. 444. (i) Man leſe hieruͤber den be- ruͤmten und zierlichen Arzt D. Tiſ- ſot de manuſtuprationis noxis. (i*) monroo de ſemine et teſti- bus. S. 64. 65. (i**) andreae de irritab. S. 17.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 714. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/734>, abgerufen am 22.11.2024.