hier niedergelegte Saft mit sich brachte, in dem Bläs- chen zu Ende gehen (g), wofern das Bläschen verschlossen wäre. Da es aber offen ist und sich eben da, wo es der Nuzzen erfordert, mit seiner Mündung öfnet, so muste davor gesorgt werden, daß der Saft nicht den Augenblik, da er in das Bläschen fällt, auch durch die Mündung des Auswurfs wieder ausgeworfen werden möchte.
Folglich thut hier der enge Paß der Auswurfmün- dung seine gute Dienste, indem selbiger zwar wenig Wasser, aber doch gar nichts vom Schleime hindurch- lässet, wofern kein Drükken ihn dazu nötigt. Es ist dieses gemeiniglich die beständige Anstalt, die die Natur bei den Drüsenbläschen, bei den grossen Behältern der Galle, des Harns, des Saamens, an den Schleimhö- len, und eben so auch an den Auswurfsgängen des Spei- chels festgestellt hat.
Es gibt Stellen, wo die Krümmungen des Aus- wurfganges den Durchzug verhindern und den Saft aufhalten, dergleichen in den Gängen des Saamens, der Galle, der Milch, in dem Gedärme und den Schleim- hölen geschicht: es gibt Gegenden, wo die Klappen dem Durchzuge des Saftes durch den Auswurfkanal Hinder- nisse in den Weg legen, wie am Wege, den die Galle nimmt, zu sehen ist. Es gibt Fälle, wo die blosse Kraft der Schwere, bei dieser, oder jener Lage des menschlichen Körpers, den Ausflus eines angehaltnen Saftes verzö- gert, dergleichen an der Schleimhöle des Kinbakkens ge- schicht, so oft man den Kopf auf eben die Seite bet- tet, so wie es mit der Harnblase geschicht, deren hintrer Theil, wenn sie voll ist, unter den Vordern hinabsinkt. Es wird aber auch die Galle genötigt aus ihrem Bläs- chen heraufzusteigen (h), um sich daraus zu ergissen, und es kehren sich viele unter den Schleimhölen der Manns-
ruthe,
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der Verſchiedenheit der Saͤfte.
hier niedergelegte Saft mit ſich brachte, in dem Blaͤs- chen zu Ende gehen (g), wofern das Blaͤschen verſchloſſen waͤre. Da es aber offen iſt und ſich eben da, wo es der Nuzzen erfordert, mit ſeiner Muͤndung oͤfnet, ſo muſte davor geſorgt werden, daß der Saft nicht den Augenblik, da er in das Blaͤschen faͤllt, auch durch die Muͤndung des Auswurfs wieder ausgeworfen werden moͤchte.
Folglich thut hier der enge Paß der Auswurfmuͤn- dung ſeine gute Dienſte, indem ſelbiger zwar wenig Waſſer, aber doch gar nichts vom Schleime hindurch- laͤſſet, wofern kein Druͤkken ihn dazu noͤtigt. Es iſt dieſes gemeiniglich die beſtaͤndige Anſtalt, die die Natur bei den Druͤſenblaͤschen, bei den groſſen Behaͤltern der Galle, des Harns, des Saamens, an den Schleimhoͤ- len, und eben ſo auch an den Auswurfsgaͤngen des Spei- chels feſtgeſtellt hat.
Es gibt Stellen, wo die Kruͤmmungen des Aus- wurfganges den Durchzug verhindern und den Saft aufhalten, dergleichen in den Gaͤngen des Saamens, der Galle, der Milch, in dem Gedaͤrme und den Schleim- hoͤlen geſchicht: es gibt Gegenden, wo die Klappen dem Durchzuge des Saftes durch den Auswurfkanal Hinder- niſſe in den Weg legen, wie am Wege, den die Galle nimmt, zu ſehen iſt. Es gibt Faͤlle, wo die bloſſe Kraft der Schwere, bei dieſer, oder jener Lage des menſchlichen Koͤrpers, den Ausflus eines angehaltnen Saftes verzoͤ- gert, dergleichen an der Schleimhoͤle des Kinbakkens ge- ſchicht, ſo oft man den Kopf auf eben die Seite bet- tet, ſo wie es mit der Harnblaſe geſchicht, deren hintrer Theil, wenn ſie voll iſt, unter den Vordern hinabſinkt. Es wird aber auch die Galle genoͤtigt aus ihrem Blaͤs- chen heraufzuſteigen (h), um ſich daraus zu ergiſſen, und es kehren ſich viele unter den Schleimhoͤlen der Manns-
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der Verſchiedenheit der Saͤfte.
hier niedergelegte Saft mit ſich brachte, in dem Blaͤs-
chen zu Ende gehen (g), wofern das Blaͤschen verſchloſſen
waͤre. Da es aber offen iſt und ſich eben da, wo es
der Nuzzen erfordert, mit ſeiner Muͤndung oͤfnet, ſo
muſte davor geſorgt werden, daß der Saft nicht den
Augenblik, da er in das Blaͤschen faͤllt, auch durch die
Muͤndung des Auswurfs wieder ausgeworfen werden
moͤchte.
Folglich thut hier der enge Paß der Auswurfmuͤn-
dung ſeine gute Dienſte, indem ſelbiger zwar wenig
Waſſer, aber doch gar nichts vom Schleime hindurch-
laͤſſet, wofern kein Druͤkken ihn dazu noͤtigt. Es iſt
dieſes gemeiniglich die beſtaͤndige Anſtalt, die die Natur
bei den Druͤſenblaͤschen, bei den groſſen Behaͤltern der
Galle, des Harns, des Saamens, an den Schleimhoͤ-
len, und eben ſo auch an den Auswurfsgaͤngen des Spei-
chels feſtgeſtellt hat.
Es gibt Stellen, wo die Kruͤmmungen des Aus-
wurfganges den Durchzug verhindern und den Saft
aufhalten, dergleichen in den Gaͤngen des Saamens,
der Galle, der Milch, in dem Gedaͤrme und den Schleim-
hoͤlen geſchicht: es gibt Gegenden, wo die Klappen dem
Durchzuge des Saftes durch den Auswurfkanal Hinder-
niſſe in den Weg legen, wie am Wege, den die Galle
nimmt, zu ſehen iſt. Es gibt Faͤlle, wo die bloſſe Kraft
der Schwere, bei dieſer, oder jener Lage des menſchlichen
Koͤrpers, den Ausflus eines angehaltnen Saftes verzoͤ-
gert, dergleichen an der Schleimhoͤle des Kinbakkens ge-
ſchicht, ſo oft man den Kopf auf eben die Seite bet-
tet, ſo wie es mit der Harnblaſe geſchicht, deren hintrer
Theil, wenn ſie voll iſt, unter den Vordern hinabſinkt.
Es wird aber auch die Galle genoͤtigt aus ihrem Blaͤs-
chen heraufzuſteigen (h), um ſich daraus zu ergiſſen, und
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 729. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/749>, abgerufen am 22.11.2024.
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