Unterlas wegflissen und den Körper, der zu einem bür- gerlichen Leben bestimmt ist, besudeln mögen. So bleibt der Harn in seiner besondern Blase, so in dem weiten Gedärme der Kot, in der Nase der Schleim und der Saame in seinen Bläschen verschlossen.
§. 22. Die Ausleerung des Bläschens.
Das Bewaren des Saftes bringt auch diesen Vor- teil zu wege, daß selbiger, mittelst seiner Schärfe und Menge, das Behältnis desto kräftiger reizen und die aus- leerende Kräfte desto besser in Bewegung sezzen kann. Auf diese Art erhält man die Absicht, daß die menschli- che Säfte, weder über eine, den Absichten zuträglichen Menge, noch über den vorgeschriebnen Grad der Schärfe, im Behälter steigen dörfen, noch dem Leben Schaden zufügen können, sondern daß ein jeder Saft mit der Zeit an seine bestimmte Oerter hin gelangen möge. Es mag nämlich die Gewalt des Reizes, womit auch gelinde Säfte auf einen Auswurf dringen, so un- überwindlich seyn, als sie immer will, so lehrt uns doch die unerträgliche Notdurft, nach der wir zum Niesen, Husten, Stulgange, Harnen, Saamenergissen gezwun- gen werden, daß wir unsern Körper von dem zurükkge- haltnen Ueberflusse entladen müssen. Was hierzu vor maschinenmäßige Anstalten in Bereitschaft liegen, um den Auswurf zu verrichten, das soll jezt von uns gezeigt werden.
Man weis, daß sich ein gereizter Muskel zusam- menzieht. Nun hat die Natur den Muskelbau, der ge- meiniglich sichtbar, bisweilen aber auch für unsre Sin- nen zu fein ist, mit Bläschen umgeben, und es hat die- ses Muskelwerk die Art, daß solches nach dem Ausdeh- nen, von der Schärfe, oder blos von dem Triebe der
Einbil-
Siebendes Buch. Die Urſachen
Unterlas wegfliſſen und den Koͤrper, der zu einem buͤr- gerlichen Leben beſtimmt iſt, beſudeln moͤgen. So bleibt der Harn in ſeiner beſondern Blaſe, ſo in dem weiten Gedaͤrme der Kot, in der Naſe der Schleim und der Saame in ſeinen Blaͤschen verſchloſſen.
§. 22. Die Ausleerung des Blaͤschens.
Das Bewaren des Saftes bringt auch dieſen Vor- teil zu wege, daß ſelbiger, mittelſt ſeiner Schaͤrfe und Menge, das Behaͤltnis deſto kraͤftiger reizen und die aus- leerende Kraͤfte deſto beſſer in Bewegung ſezzen kann. Auf dieſe Art erhaͤlt man die Abſicht, daß die menſchli- che Saͤfte, weder uͤber eine, den Abſichten zutraͤglichen Menge, noch uͤber den vorgeſchriebnen Grad der Schaͤrfe, im Behaͤlter ſteigen doͤrfen, noch dem Leben Schaden zufuͤgen koͤnnen, ſondern daß ein jeder Saft mit der Zeit an ſeine beſtimmte Oerter hin gelangen moͤge. Es mag naͤmlich die Gewalt des Reizes, womit auch gelinde Saͤfte auf einen Auswurf dringen, ſo un- uͤberwindlich ſeyn, als ſie immer will, ſo lehrt uns doch die unertraͤgliche Notdurft, nach der wir zum Nieſen, Huſten, Stulgange, Harnen, Saamenergiſſen gezwun- gen werden, daß wir unſern Koͤrper von dem zuruͤkkge- haltnen Ueberfluſſe entladen muͤſſen. Was hierzu vor maſchinenmaͤßige Anſtalten in Bereitſchaft liegen, um den Auswurf zu verrichten, das ſoll jezt von uns gezeigt werden.
Man weis, daß ſich ein gereizter Muskel zuſam- menzieht. Nun hat die Natur den Muskelbau, der ge- meiniglich ſichtbar, bisweilen aber auch fuͤr unſre Sin- nen zu fein iſt, mit Blaͤschen umgeben, und es hat die- ſes Muskelwerk die Art, daß ſolches nach dem Ausdeh- nen, von der Schaͤrfe, oder blos von dem Triebe der
Einbil-
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Siebendes Buch. Die Urſachen
Unterlas wegfliſſen und den Koͤrper, der zu einem buͤr-
gerlichen Leben beſtimmt iſt, beſudeln moͤgen. So
bleibt der Harn in ſeiner beſondern Blaſe, ſo in dem
weiten Gedaͤrme der Kot, in der Naſe der Schleim und
der Saame in ſeinen Blaͤschen verſchloſſen.
§. 22.
Die Ausleerung des Blaͤschens.
Das Bewaren des Saftes bringt auch dieſen Vor-
teil zu wege, daß ſelbiger, mittelſt ſeiner Schaͤrfe und
Menge, das Behaͤltnis deſto kraͤftiger reizen und die aus-
leerende Kraͤfte deſto beſſer in Bewegung ſezzen kann.
Auf dieſe Art erhaͤlt man die Abſicht, daß die menſchli-
che Saͤfte, weder uͤber eine, den Abſichten zutraͤglichen
Menge, noch uͤber den vorgeſchriebnen Grad der
Schaͤrfe, im Behaͤlter ſteigen doͤrfen, noch dem Leben
Schaden zufuͤgen koͤnnen, ſondern daß ein jeder Saft
mit der Zeit an ſeine beſtimmte Oerter hin gelangen
moͤge. Es mag naͤmlich die Gewalt des Reizes, womit
auch gelinde Saͤfte auf einen Auswurf dringen, ſo un-
uͤberwindlich ſeyn, als ſie immer will, ſo lehrt uns doch
die unertraͤgliche Notdurft, nach der wir zum Nieſen,
Huſten, Stulgange, Harnen, Saamenergiſſen gezwun-
gen werden, daß wir unſern Koͤrper von dem zuruͤkkge-
haltnen Ueberfluſſe entladen muͤſſen. Was hierzu vor
maſchinenmaͤßige Anſtalten in Bereitſchaft liegen, um
den Auswurf zu verrichten, das ſoll jezt von uns gezeigt
werden.
Man weis, daß ſich ein gereizter Muskel zuſam-
menzieht. Nun hat die Natur den Muskelbau, der ge-
meiniglich ſichtbar, bisweilen aber auch fuͤr unſre Sin-
nen zu fein iſt, mit Blaͤschen umgeben, und es hat die-
ſes Muskelwerk die Art, daß ſolches nach dem Ausdeh-
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 744. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/764>, abgerufen am 22.11.2024.
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