§. 25. Man nimmt den Begriff der obigen Abhand- lungen in die Kürze zusammen.
Alles, was wir in einem weitläuftigen Vortrage, theils aus Versuchen, theils nach der Theorie bisher er- zälet, wollen wir jezzt ins Enge bringen, um mit einem Blikke zu fassen, was nach unsren Gedanken das aller- warscheinlichste ist. Wir übergehen zugleich alles das- jenige, welches zu beweisen unzulänglich ist, oder auf blosses Speculiren gebaut worden, da wir Schriftstel- lern von grösserem Ehrgeize gern den Ruhm lassen, den sie von einer vollständigen Erklärung eines so schweren Geschäftes erwarten.
Wir haben demnach gezeigt, daß in der That im Blute Theilchen von eben der Natur, als im bereits geschiednen Safte herrschen, oder doch solche vorkom- men, welche geneigt sind, diese Eigenschaften anzuneh- men. Jm Blute befindet sich Wasser, ein gerinnbarer Saft, zwar kein reifer Schleim, aber doch eine schlei- mige Zähigkeit, und ein unvollkommnes Fett (d). Alle diese schleimige, gallertartige und fetten Stoffe, welche ohne Zweifel schwerer, als reines Wasser sind, müssen vom Blute geschieden werden, theils weil die Mündun- gen, durch welche vom Blute alles was dünner, als Blut ist, Abschied nimmt, an sich kleiner, als die roten Kügelchen sind (e), theils weil alles was zähe ist, sich den Kanalwänden nähert und von den Kügelchen, die im Gleise der Achse schwimmen, dahin getrieben wird (f), da es diesen an Festigkeit und an Bewegbarkeit weichet; ferner, weil sich in den kleinsten Gefässen, da der Umlauf des Blutes bereits abgemattet ist, die schleimigen, gal- lerthaften und öligen Theile bereits einander anzuzie-
hen
(d)[Spaltenumbruch]
5. B. 2. Abschn. §. 38.
(e) 7. B. 3. Abschn. §. 8.
(f)[Spaltenumbruch]
7. Buch. 3. Abschn. §. 5.
Siebendes Buch. Die Urſachen
§. 25. Man nimmt den Begriff der obigen Abhand- lungen in die Kuͤrze zuſammen.
Alles, was wir in einem weitlaͤuftigen Vortrage, theils aus Verſuchen, theils nach der Theorie bisher er- zaͤlet, wollen wir jezzt ins Enge bringen, um mit einem Blikke zu faſſen, was nach unſren Gedanken das aller- warſcheinlichſte iſt. Wir uͤbergehen zugleich alles das- jenige, welches zu beweiſen unzulaͤnglich iſt, oder auf bloſſes Speculiren gebaut worden, da wir Schriftſtel- lern von groͤſſerem Ehrgeize gern den Ruhm laſſen, den ſie von einer vollſtaͤndigen Erklaͤrung eines ſo ſchweren Geſchaͤftes erwarten.
Wir haben demnach gezeigt, daß in der That im Blute Theilchen von eben der Natur, als im bereits geſchiednen Safte herrſchen, oder doch ſolche vorkom- men, welche geneigt ſind, dieſe Eigenſchaften anzuneh- men. Jm Blute befindet ſich Waſſer, ein gerinnbarer Saft, zwar kein reifer Schleim, aber doch eine ſchlei- mige Zaͤhigkeit, und ein unvollkommnes Fett (d). Alle dieſe ſchleimige, gallertartige und fetten Stoffe, welche ohne Zweifel ſchwerer, als reines Waſſer ſind, muͤſſen vom Blute geſchieden werden, theils weil die Muͤndun- gen, durch welche vom Blute alles was duͤnner, als Blut iſt, Abſchied nimmt, an ſich kleiner, als die roten Kuͤgelchen ſind (e), theils weil alles was zaͤhe iſt, ſich den Kanalwaͤnden naͤhert und von den Kuͤgelchen, die im Gleiſe der Achſe ſchwimmen, dahin getrieben wird (f), da es dieſen an Feſtigkeit und an Bewegbarkeit weichet; ferner, weil ſich in den kleinſten Gefaͤſſen, da der Umlauf des Blutes bereits abgemattet iſt, die ſchleimigen, gal- lerthaften und oͤligen Theile bereits einander anzuzie-
hen
(d)[Spaltenumbruch]
5. B. 2. Abſchn. §. 38.
(e) 7. B. 3. Abſchn. §. 8.
(f)[Spaltenumbruch]
7. Buch. 3. Abſchn. §. 5.
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Siebendes Buch. Die Urſachen
§. 25.
Man nimmt den Begriff der obigen Abhand-
lungen in die Kuͤrze zuſammen.
Alles, was wir in einem weitlaͤuftigen Vortrage,
theils aus Verſuchen, theils nach der Theorie bisher er-
zaͤlet, wollen wir jezzt ins Enge bringen, um mit einem
Blikke zu faſſen, was nach unſren Gedanken das aller-
warſcheinlichſte iſt. Wir uͤbergehen zugleich alles das-
jenige, welches zu beweiſen unzulaͤnglich iſt, oder auf
bloſſes Speculiren gebaut worden, da wir Schriftſtel-
lern von groͤſſerem Ehrgeize gern den Ruhm laſſen, den
ſie von einer vollſtaͤndigen Erklaͤrung eines ſo ſchweren
Geſchaͤftes erwarten.
Wir haben demnach gezeigt, daß in der That im
Blute Theilchen von eben der Natur, als im bereits
geſchiednen Safte herrſchen, oder doch ſolche vorkom-
men, welche geneigt ſind, dieſe Eigenſchaften anzuneh-
men. Jm Blute befindet ſich Waſſer, ein gerinnbarer
Saft, zwar kein reifer Schleim, aber doch eine ſchlei-
mige Zaͤhigkeit, und ein unvollkommnes Fett (d). Alle
dieſe ſchleimige, gallertartige und fetten Stoffe, welche
ohne Zweifel ſchwerer, als reines Waſſer ſind, muͤſſen
vom Blute geſchieden werden, theils weil die Muͤndun-
gen, durch welche vom Blute alles was duͤnner, als
Blut iſt, Abſchied nimmt, an ſich kleiner, als die roten
Kuͤgelchen ſind (e), theils weil alles was zaͤhe iſt, ſich
den Kanalwaͤnden naͤhert und von den Kuͤgelchen, die
im Gleiſe der Achſe ſchwimmen, dahin getrieben wird (f),
da es dieſen an Feſtigkeit und an Bewegbarkeit weichet;
ferner, weil ſich in den kleinſten Gefaͤſſen, da der Umlauf
des Blutes bereits abgemattet iſt, die ſchleimigen, gal-
lerthaften und oͤligen Theile bereits einander anzuzie-
hen
(d)
5. B. 2. Abſchn. §. 38.
(e) 7. B. 3. Abſchn. §. 8.
(f)
7. Buch. 3. Abſchn. §. 5.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 752. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/772>, abgerufen am 21.11.2024.
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