Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

Bild:
<< vorherige Seite

der Verschiedenheit der Säfte.
hen anfangen, sich zu ihres gleichen schlagen, und schlei-
mige Theile mit schleimigen, eiweisartige mit gallertar-
tigen, fette mit öligen gemeine Sache machen (g). Je
mehr sie sich aber mit ihres gleichen verbinden, desto
ungeschikkter werden sie zur Bewegung, und desto mehr
hängen sie sich an die Wände der Kanäle, und die dar-
aus entsprossne Mündungen, nach dem Exempel des
Flieswassers an, welches aus der Nase, oder aus der
Lunge, oder der Harnröhre, nach einem heftigen Reize,
hinter dem Schleime herausgeflossen kömmt. Es ver-
rät sich nämlich alsdenn das hervordringende mit seiner
gelben Farbe.

Ferner so ziehen sich von diesen dreien Arten zäher
Säfte, die fetten nach den grösten Mündungen und
zugleich nach den kürzesten Kanälen hin; und da sie von
einer geringen Kraft des Herzens gereizt werden zur Be-
wegung, so begeben sie sich aus der Ursache in diese Mün-
dungen, weil dieses unter allen die grösten sind (h) und
ganz allein zur Aufname dergleichen träger und dikker
Theile die Hände bieten. Nach diesem legen sie sich,
wie es scheint, mittelst einfacher Schweislöcher (i), in
ihren Fächerchen an, indem der Wiederstand in län-
gern (k), oder engern Kanälen viel zu gros ist, als daß er
sich von einem höchst trägen Safte überwältigen lisse.
Sobald diese Fetteile von den Fächern aufgenommen
worden, so stehen sie daselbst stille (l), und sie nähern
sich bei guter Weile einander, indem nun keine Flüßig-
keit mehr ihre Vereinigung hindert. Jn diesen Fettbe-
hältern wird das Fett sein beigemischtes Wasser und
Flieswasser allmälich, durch Hülfe der einsaugenden
Blutäderchen los (m), welche zu klein sind, als daß sie

ein
(g) [Spaltenumbruch] Ebendas.
(h) 7. Buch. 3. Abschn. §. 8.
(i) 7. Buch. 3. Absch. §. 13.
(k) [Spaltenumbruch] Ebendas.
(l) 7. Buch. 2. Abschn. §. 13.
(m) 7. Buch. 3. Abschn. §. 17.
v. Hall. Phis. II. Th. B b b

der Verſchiedenheit der Saͤfte.
hen anfangen, ſich zu ihres gleichen ſchlagen, und ſchlei-
mige Theile mit ſchleimigen, eiweisartige mit gallertar-
tigen, fette mit oͤligen gemeine Sache machen (g). Je
mehr ſie ſich aber mit ihres gleichen verbinden, deſto
ungeſchikkter werden ſie zur Bewegung, und deſto mehr
haͤngen ſie ſich an die Waͤnde der Kanaͤle, und die dar-
aus entſproſſne Muͤndungen, nach dem Exempel des
Flieswaſſers an, welches aus der Naſe, oder aus der
Lunge, oder der Harnroͤhre, nach einem heftigen Reize,
hinter dem Schleime herausgefloſſen koͤmmt. Es ver-
raͤt ſich naͤmlich alsdenn das hervordringende mit ſeiner
gelben Farbe.

Ferner ſo ziehen ſich von dieſen dreien Arten zaͤher
Saͤfte, die fetten nach den groͤſten Muͤndungen und
zugleich nach den kuͤrzeſten Kanaͤlen hin; und da ſie von
einer geringen Kraft des Herzens gereizt werden zur Be-
wegung, ſo begeben ſie ſich aus der Urſache in dieſe Muͤn-
dungen, weil dieſes unter allen die groͤſten ſind (h) und
ganz allein zur Aufname dergleichen traͤger und dikker
Theile die Haͤnde bieten. Nach dieſem legen ſie ſich,
wie es ſcheint, mittelſt einfacher Schweisloͤcher (i), in
ihren Faͤcherchen an, indem der Wiederſtand in laͤn-
gern (k), oder engern Kanaͤlen viel zu gros iſt, als daß er
ſich von einem hoͤchſt traͤgen Safte uͤberwaͤltigen liſſe.
Sobald dieſe Fetteile von den Faͤchern aufgenommen
worden, ſo ſtehen ſie daſelbſt ſtille (l), und ſie naͤhern
ſich bei guter Weile einander, indem nun keine Fluͤßig-
keit mehr ihre Vereinigung hindert. Jn dieſen Fettbe-
haͤltern wird das Fett ſein beigemiſchtes Waſſer und
Flieswaſſer allmaͤlich, durch Huͤlfe der einſaugenden
Blutaͤderchen los (m), welche zu klein ſind, als daß ſie

ein
(g) [Spaltenumbruch] Ebendaſ.
(h) 7. Buch. 3. Abſchn. §. 8.
(i) 7. Buch. 3. Abſch. §. 13.
(k) [Spaltenumbruch] Ebendaſ.
(l) 7. Buch. 2. Abſchn. §. 13.
(m) 7. Buch. 3. Abſchn. §. 17.
v. Hall. Phiſ. II. Th. B b b
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0773" n="753"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Ver&#x017F;chiedenheit der Sa&#x0364;fte.</hi></fw><lb/>
hen anfangen, &#x017F;ich zu ihres gleichen &#x017F;chlagen, und &#x017F;chlei-<lb/>
mige Theile mit &#x017F;chleimigen, eiweisartige mit gallertar-<lb/>
tigen, fette mit o&#x0364;ligen gemeine Sache machen <note place="foot" n="(g)"><cb/>
Ebenda&#x017F;.</note>. Je<lb/>
mehr &#x017F;ie &#x017F;ich aber mit ihres gleichen verbinden, de&#x017F;to<lb/>
unge&#x017F;chikkter werden &#x017F;ie zur Bewegung, und de&#x017F;to mehr<lb/>
ha&#x0364;ngen &#x017F;ie &#x017F;ich an die Wa&#x0364;nde der Kana&#x0364;le, und die dar-<lb/>
aus ent&#x017F;pro&#x017F;&#x017F;ne Mu&#x0364;ndungen, nach dem Exempel des<lb/>
Flieswa&#x017F;&#x017F;ers an, welches aus der Na&#x017F;e, oder aus der<lb/>
Lunge, oder der Harnro&#x0364;hre, nach einem heftigen Reize,<lb/>
hinter dem Schleime herausgeflo&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;mmt. Es ver-<lb/>
ra&#x0364;t &#x017F;ich na&#x0364;mlich alsdenn das hervordringende mit &#x017F;einer<lb/>
gelben Farbe.</p><lb/>
            <p>Ferner &#x017F;o ziehen &#x017F;ich von die&#x017F;en dreien Arten za&#x0364;her<lb/>
Sa&#x0364;fte, die fetten nach den gro&#x0364;&#x017F;ten Mu&#x0364;ndungen und<lb/>
zugleich nach den ku&#x0364;rze&#x017F;ten Kana&#x0364;len hin; und da &#x017F;ie von<lb/>
einer geringen Kraft des Herzens gereizt werden zur Be-<lb/>
wegung, &#x017F;o begeben &#x017F;ie &#x017F;ich aus der Ur&#x017F;ache in die&#x017F;e Mu&#x0364;n-<lb/>
dungen, weil die&#x017F;es unter allen die gro&#x0364;&#x017F;ten &#x017F;ind <note place="foot" n="(h)">7. Buch. 3. Ab&#x017F;chn. §. 8.</note> und<lb/>
ganz allein zur Aufname dergleichen tra&#x0364;ger und dikker<lb/>
Theile die Ha&#x0364;nde bieten. Nach die&#x017F;em legen &#x017F;ie &#x017F;ich,<lb/>
wie es &#x017F;cheint, mittel&#x017F;t einfacher Schweislo&#x0364;cher <note place="foot" n="(i)">7. Buch. 3. Ab&#x017F;ch. §. 13.</note>, in<lb/>
ihren Fa&#x0364;cherchen an, indem der Wieder&#x017F;tand in la&#x0364;n-<lb/>
gern <note place="foot" n="(k)"><cb/>
Ebenda&#x017F;.</note>, oder engern Kana&#x0364;len viel zu gros i&#x017F;t, als daß er<lb/>
&#x017F;ich von einem ho&#x0364;ch&#x017F;t tra&#x0364;gen Safte u&#x0364;berwa&#x0364;ltigen li&#x017F;&#x017F;e.<lb/>
Sobald die&#x017F;e Fetteile von den Fa&#x0364;chern aufgenommen<lb/>
worden, &#x017F;o &#x017F;tehen &#x017F;ie da&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;tille <note place="foot" n="(l)">7. Buch. 2. Ab&#x017F;chn. §. 13.</note>, und &#x017F;ie na&#x0364;hern<lb/>
&#x017F;ich bei guter Weile einander, indem nun keine Flu&#x0364;ßig-<lb/>
keit mehr ihre Vereinigung hindert. Jn die&#x017F;en Fettbe-<lb/>
ha&#x0364;ltern wird das Fett &#x017F;ein beigemi&#x017F;chtes Wa&#x017F;&#x017F;er und<lb/>
Flieswa&#x017F;&#x017F;er allma&#x0364;lich, durch Hu&#x0364;lfe der ein&#x017F;augenden<lb/>
Bluta&#x0364;derchen los <note place="foot" n="(m)">7. Buch. 3. Ab&#x017F;chn. §. 17.</note>, welche zu klein &#x017F;ind, als daß &#x017F;ie<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ein</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">v. Hall. Phi&#x017F;.</hi><hi rendition="#aq">II.</hi><hi rendition="#fr">Th.</hi> B b b</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[753/0773] der Verſchiedenheit der Saͤfte. hen anfangen, ſich zu ihres gleichen ſchlagen, und ſchlei- mige Theile mit ſchleimigen, eiweisartige mit gallertar- tigen, fette mit oͤligen gemeine Sache machen (g). Je mehr ſie ſich aber mit ihres gleichen verbinden, deſto ungeſchikkter werden ſie zur Bewegung, und deſto mehr haͤngen ſie ſich an die Waͤnde der Kanaͤle, und die dar- aus entſproſſne Muͤndungen, nach dem Exempel des Flieswaſſers an, welches aus der Naſe, oder aus der Lunge, oder der Harnroͤhre, nach einem heftigen Reize, hinter dem Schleime herausgefloſſen koͤmmt. Es ver- raͤt ſich naͤmlich alsdenn das hervordringende mit ſeiner gelben Farbe. Ferner ſo ziehen ſich von dieſen dreien Arten zaͤher Saͤfte, die fetten nach den groͤſten Muͤndungen und zugleich nach den kuͤrzeſten Kanaͤlen hin; und da ſie von einer geringen Kraft des Herzens gereizt werden zur Be- wegung, ſo begeben ſie ſich aus der Urſache in dieſe Muͤn- dungen, weil dieſes unter allen die groͤſten ſind (h) und ganz allein zur Aufname dergleichen traͤger und dikker Theile die Haͤnde bieten. Nach dieſem legen ſie ſich, wie es ſcheint, mittelſt einfacher Schweisloͤcher (i), in ihren Faͤcherchen an, indem der Wiederſtand in laͤn- gern (k), oder engern Kanaͤlen viel zu gros iſt, als daß er ſich von einem hoͤchſt traͤgen Safte uͤberwaͤltigen liſſe. Sobald dieſe Fetteile von den Faͤchern aufgenommen worden, ſo ſtehen ſie daſelbſt ſtille (l), und ſie naͤhern ſich bei guter Weile einander, indem nun keine Fluͤßig- keit mehr ihre Vereinigung hindert. Jn dieſen Fettbe- haͤltern wird das Fett ſein beigemiſchtes Waſſer und Flieswaſſer allmaͤlich, durch Huͤlfe der einſaugenden Blutaͤderchen los (m), welche zu klein ſind, als daß ſie ein (g) Ebendaſ. (h) 7. Buch. 3. Abſchn. §. 8. (i) 7. Buch. 3. Abſch. §. 13. (k) Ebendaſ. (l) 7. Buch. 2. Abſchn. §. 13. (m) 7. Buch. 3. Abſchn. §. 17. v. Hall. Phiſ. II. Th. B b b

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/773
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 753. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/773>, abgerufen am 21.11.2024.