ein stillstehendes Fett aufnehmen könnten; solchergestalt sammelt sich das Fett in reiner Gestalt.
Der gerinnbare Saft sehnet sich nach Mündungen, die um etwas kleiner, als die Schweislöcher des Fettes, und folglich auch um ein vieles enger, als die Blutmün- dungen sind (n), und er kann sich auch in die mehr ge- öffnete Wege des Fettes leicht einschleichen (n*). Er wird nebst Flieswasser und Wasser hineindringen, beide aber begeben sich entweder durch die kleinste Löcher, wel- che für den Durchmesser eines Gallertteilchen zu enge sind (o), davon, oder sie werden von den einatmenden Flokken eingesogen (p), bis das Fett fortgeschaft und das Wasser eingesogen worden, und dieser eiweisartige Gal- lert nunmehr in seinen besondern Gefässen ganz allein zum herrschenden Safte geworden. Da er nun flüßi- ger ist, als Schleim, und zugleich eine grössere Schwere besizzet (q), so wird er sich durch die längere Auswurfs- gänge (r) Plazz machen, wo sonst weder Fett, noch Schleim durch kann. Mittelst des Wiedereinsaugens sondert er sich auch vom Fette ab.
Die Wege des Schleims scheinen schon enger zu seyn, als die Wege des Oels, oder des Flieswassers, als welches sie nur denn allererst in sich gestatten, wenn die Geschwindigkeit grösser geworden. Sie sind fast jederzeit kurz, und es ist der Schleimflokke gar nicht lang, wenn er sich in ein Bläschen begibt. Man kann glau- ben, daß der Schleim entweder aus einer gebognen, oder lang gedehnten Haarfeinen und von grossen Stämmen weit entlegnen Schlagader sein Enstehen bekomme. En- steht ein schleimiger Saft ohne Bläschen, so ist es zu
ver-
(n)[Spaltenumbruch]
Da Flieswasser in die Fett- säkchen tritt, so geschicht das nicht eben so, daß Fett auch wieder in die Flieswassergefässe treten sollte, wenn ein Thier gesund seyn soll.
(n*)[Spaltenumbruch]
2. Buch.
(o) 7. Buch. 3. Abschn. §. 8.
(p) 7. Buch. 3. Abschn. §. 17.
(q) 7. Buch. 1. Abschn. §. 4.
(r) 7. Buch. 8. Abschn. §. 13.
Siebendes Buch. Die Urſachen
ein ſtillſtehendes Fett aufnehmen koͤnnten; ſolchergeſtalt ſammelt ſich das Fett in reiner Geſtalt.
Der gerinnbare Saft ſehnet ſich nach Muͤndungen, die um etwas kleiner, als die Schweisloͤcher des Fettes, und folglich auch um ein vieles enger, als die Blutmuͤn- dungen ſind (n), und er kann ſich auch in die mehr ge- oͤffnete Wege des Fettes leicht einſchleichen (n*). Er wird nebſt Flieswaſſer und Waſſer hineindringen, beide aber begeben ſich entweder durch die kleinſte Loͤcher, wel- che fuͤr den Durchmeſſer eines Gallertteilchen zu enge ſind (o), davon, oder ſie werden von den einatmenden Flokken eingeſogen (p), bis das Fett fortgeſchaft und das Waſſer eingeſogen worden, und dieſer eiweisartige Gal- lert nunmehr in ſeinen beſondern Gefaͤſſen ganz allein zum herrſchenden Safte geworden. Da er nun fluͤßi- ger iſt, als Schleim, und zugleich eine groͤſſere Schwere beſizzet (q), ſo wird er ſich durch die laͤngere Auswurfs- gaͤnge (r) Plazz machen, wo ſonſt weder Fett, noch Schleim durch kann. Mittelſt des Wiedereinſaugens ſondert er ſich auch vom Fette ab.
Die Wege des Schleims ſcheinen ſchon enger zu ſeyn, als die Wege des Oels, oder des Flieswaſſers, als welches ſie nur denn allererſt in ſich geſtatten, wenn die Geſchwindigkeit groͤſſer geworden. Sie ſind faſt jederzeit kurz, und es iſt der Schleimflokke gar nicht lang, wenn er ſich in ein Blaͤschen begibt. Man kann glau- ben, daß der Schleim entweder aus einer gebognen, oder lang gedehnten Haarfeinen und von groſſen Staͤmmen weit entlegnen Schlagader ſein Enſtehen bekomme. En- ſteht ein ſchleimiger Saft ohne Blaͤschen, ſo iſt es zu
ver-
(n)[Spaltenumbruch]
Da Flieswaſſer in die Fett- ſaͤkchen tritt, ſo geſchicht das nicht eben ſo, daß Fett auch wieder in die Flieswaſſergefaͤſſe treten ſollte, wenn ein Thier geſund ſeyn ſoll.
(n*)[Spaltenumbruch]
2. Buch.
(o) 7. Buch. 3. Abſchn. §. 8.
(p) 7. Buch. 3. Abſchn. §. 17.
(q) 7. Buch. 1. Abſchn. §. 4.
(r) 7. Buch. 8. Abſchn. §. 13.
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Siebendes Buch. Die Urſachen
ein ſtillſtehendes Fett aufnehmen koͤnnten; ſolchergeſtalt
ſammelt ſich das Fett in reiner Geſtalt.
Der gerinnbare Saft ſehnet ſich nach Muͤndungen,
die um etwas kleiner, als die Schweisloͤcher des Fettes,
und folglich auch um ein vieles enger, als die Blutmuͤn-
dungen ſind (n), und er kann ſich auch in die mehr ge-
oͤffnete Wege des Fettes leicht einſchleichen (n*). Er
wird nebſt Flieswaſſer und Waſſer hineindringen, beide
aber begeben ſich entweder durch die kleinſte Loͤcher, wel-
che fuͤr den Durchmeſſer eines Gallertteilchen zu enge
ſind (o), davon, oder ſie werden von den einatmenden
Flokken eingeſogen (p), bis das Fett fortgeſchaft und das
Waſſer eingeſogen worden, und dieſer eiweisartige Gal-
lert nunmehr in ſeinen beſondern Gefaͤſſen ganz allein
zum herrſchenden Safte geworden. Da er nun fluͤßi-
ger iſt, als Schleim, und zugleich eine groͤſſere Schwere
beſizzet (q), ſo wird er ſich durch die laͤngere Auswurfs-
gaͤnge (r) Plazz machen, wo ſonſt weder Fett, noch
Schleim durch kann. Mittelſt des Wiedereinſaugens
ſondert er ſich auch vom Fette ab.
Die Wege des Schleims ſcheinen ſchon enger zu
ſeyn, als die Wege des Oels, oder des Flieswaſſers,
als welches ſie nur denn allererſt in ſich geſtatten, wenn
die Geſchwindigkeit groͤſſer geworden. Sie ſind faſt
jederzeit kurz, und es iſt der Schleimflokke gar nicht lang,
wenn er ſich in ein Blaͤschen begibt. Man kann glau-
ben, daß der Schleim entweder aus einer gebognen, oder
lang gedehnten Haarfeinen und von groſſen Staͤmmen
weit entlegnen Schlagader ſein Enſtehen bekomme. En-
ſteht ein ſchleimiger Saft ohne Blaͤschen, ſo iſt es zu
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Da Flieswaſſer in die Fett-
ſaͤkchen tritt, ſo geſchicht das nicht
eben ſo, daß Fett auch wieder in
die Flieswaſſergefaͤſſe treten ſollte,
wenn ein Thier geſund ſeyn ſoll.
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2. Buch.
(o) 7. Buch. 3. Abſchn. §. 8.
(p) 7. Buch. 3. Abſchn. §. 17.
(q) 7. Buch. 1. Abſchn. §. 4.
(r) 7. Buch. 8. Abſchn. §. 13.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 754. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/774>, abgerufen am 21.11.2024.
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