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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762.

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der Verschiedenheit der Säfte.

Allein, wenn man die eigentümliche Schwere der
Säfte mit der eigentümlichen Schwere der Abson-
drungswerkzeuge etwas näher vergleicht, so offenbaret
sich die Sache immer mehr und mehr, daß sich nämlich
zwischen beiden Schweren kein beständiges Verhältnis
sezzen lasse. Wir wollen eben die Schwere, die der vor-
trefliche Mann von den Säften selbst angibt, anneh-
men, da die Galle am schwersten ist, auf sie der Harn,
und denn das Wasser, und endlich der Speichel folgt;
ob wir gleich diesem Manne, was den Speichel betrift,
andre Versuche entgegenstellen könnten, welche den Spei-
chel schwerer, als den Harn machen (t). Nun sezze
man noch zu allerlezt in diese Reiche den Saamen hinzu,
welchem der vortrefliche Mann die allergröste Schwere
unter allen menschlichen Säften zuschreibt (u), und wel-
cher allerdings im Harne zu Boden sinkt: man füge
noch zulezt das Fett hinzu, welches in der That leichter,
als Wasser und Speichel ist, man nehme ferner noch den
Nervensaft, als den leichtesten Saft, nach dem eignen
Zeugnisse des vortreflichen Hambergers, mit in die
Reiche, so wird solche, um vom schwersten anzufangen,
folgende seyn, Saame, Galle, Harn, Wasser, Spei-
chel, Fett, Geist.

Nun wollen wir uns auf die Durchseiher dieser
Säfte besinnen, wie sie uns die Erfarungen des berüm-
ten Hambergers nennen, und sie werden also auf ein-
ander folgenden. Am schwersten wiegt die Kieferndrüse,
welche Speichel erzeugt (x), leichter die Leber, Niere,
die graue Gehirnsubstanz, die Hode (y). Nun sehe man,

wie
(t) [Spaltenumbruch] Lamure angef. Ort.
(u) Er ist doppelt so schwer, als
Blut. bvffon Hist. natur. T II.
S. 71. Der Saame sollte im Was-
ser zu Boden fallen. sylvivs de
generat. human.
Er ist im Widder
so dikke, daß er in der Luft ge-
rinnt, und blos von der Wärme
[Spaltenumbruch] flüßig gemacht wird. Ebenders.
Tom. V. S. 21.
(x) hamberger Physiolog. S.
190.
(y) Die Hode verhält sich zur
Leber wie 1600 zu 2304. Ebenders.
ebendas.
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der Verſchiedenheit der Saͤfte.

Allein, wenn man die eigentuͤmliche Schwere der
Saͤfte mit der eigentuͤmlichen Schwere der Abſon-
drungswerkzeuge etwas naͤher vergleicht, ſo offenbaret
ſich die Sache immer mehr und mehr, daß ſich naͤmlich
zwiſchen beiden Schweren kein beſtaͤndiges Verhaͤltnis
ſezzen laſſe. Wir wollen eben die Schwere, die der vor-
trefliche Mann von den Saͤften ſelbſt angibt, anneh-
men, da die Galle am ſchwerſten iſt, auf ſie der Harn,
und denn das Waſſer, und endlich der Speichel folgt;
ob wir gleich dieſem Manne, was den Speichel betrift,
andre Verſuche entgegenſtellen koͤnnten, welche den Spei-
chel ſchwerer, als den Harn machen (t). Nun ſezze
man noch zu allerlezt in dieſe Reiche den Saamen hinzu,
welchem der vortrefliche Mann die allergroͤſte Schwere
unter allen menſchlichen Saͤften zuſchreibt (u), und wel-
cher allerdings im Harne zu Boden ſinkt: man fuͤge
noch zulezt das Fett hinzu, welches in der That leichter,
als Waſſer und Speichel iſt, man nehme ferner noch den
Nervenſaft, als den leichteſten Saft, nach dem eignen
Zeugniſſe des vortreflichen Hambergers, mit in die
Reiche, ſo wird ſolche, um vom ſchwerſten anzufangen,
folgende ſeyn, Saame, Galle, Harn, Waſſer, Spei-
chel, Fett, Geiſt.

Nun wollen wir uns auf die Durchſeiher dieſer
Saͤfte beſinnen, wie ſie uns die Erfarungen des beruͤm-
ten Hambergers nennen, und ſie werden alſo auf ein-
ander folgenden. Am ſchwerſten wiegt die Kieferndruͤſe,
welche Speichel erzeugt (x), leichter die Leber, Niere,
die graue Gehirnſubſtanz, die Hode (y). Nun ſehe man,

wie
(t) [Spaltenumbruch] Lamure angef. Ort.
(u) Er iſt doppelt ſo ſchwer, als
Blut. bvffon Hiſt. natur. T II.
S. 71. Der Saame ſollte im Waſ-
ſer zu Boden fallen. ſylvivſ de
generat. human.
Er iſt im Widder
ſo dikke, daß er in der Luft ge-
rinnt, und blos von der Waͤrme
[Spaltenumbruch] fluͤßig gemacht wird. Ebenderſ.
Tom. V. S. 21.
(x) hamberger Phyſiolog. S.
190.
(y) Die Hode verhaͤlt ſich zur
Leber wie 1600 zu 2304. Ebenderſ.
ebendaſ.
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[789/0809] der Verſchiedenheit der Saͤfte. Allein, wenn man die eigentuͤmliche Schwere der Saͤfte mit der eigentuͤmlichen Schwere der Abſon- drungswerkzeuge etwas naͤher vergleicht, ſo offenbaret ſich die Sache immer mehr und mehr, daß ſich naͤmlich zwiſchen beiden Schweren kein beſtaͤndiges Verhaͤltnis ſezzen laſſe. Wir wollen eben die Schwere, die der vor- trefliche Mann von den Saͤften ſelbſt angibt, anneh- men, da die Galle am ſchwerſten iſt, auf ſie der Harn, und denn das Waſſer, und endlich der Speichel folgt; ob wir gleich dieſem Manne, was den Speichel betrift, andre Verſuche entgegenſtellen koͤnnten, welche den Spei- chel ſchwerer, als den Harn machen (t). Nun ſezze man noch zu allerlezt in dieſe Reiche den Saamen hinzu, welchem der vortrefliche Mann die allergroͤſte Schwere unter allen menſchlichen Saͤften zuſchreibt (u), und wel- cher allerdings im Harne zu Boden ſinkt: man fuͤge noch zulezt das Fett hinzu, welches in der That leichter, als Waſſer und Speichel iſt, man nehme ferner noch den Nervenſaft, als den leichteſten Saft, nach dem eignen Zeugniſſe des vortreflichen Hambergers, mit in die Reiche, ſo wird ſolche, um vom ſchwerſten anzufangen, folgende ſeyn, Saame, Galle, Harn, Waſſer, Spei- chel, Fett, Geiſt. Nun wollen wir uns auf die Durchſeiher dieſer Saͤfte beſinnen, wie ſie uns die Erfarungen des beruͤm- ten Hambergers nennen, und ſie werden alſo auf ein- ander folgenden. Am ſchwerſten wiegt die Kieferndruͤſe, welche Speichel erzeugt (x), leichter die Leber, Niere, die graue Gehirnſubſtanz, die Hode (y). Nun ſehe man, wie (t) Lamure angef. Ort. (u) Er iſt doppelt ſo ſchwer, als Blut. bvffon Hiſt. natur. T II. S. 71. Der Saame ſollte im Waſ- ſer zu Boden fallen. ſylvivſ de generat. human. Er iſt im Widder ſo dikke, daß er in der Luft ge- rinnt, und blos von der Waͤrme fluͤßig gemacht wird. Ebenderſ. Tom. V. S. 21. (x) hamberger Phyſiolog. S. 190. (y) Die Hode verhaͤlt ſich zur Leber wie 1600 zu 2304. Ebenderſ. ebendaſ. D d d 3

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 789. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende02_1762/809>, abgerufen am 21.11.2024.