Luft durch die kleinste Wunde, in die Brusthöhle entwi- schen sollte. Jndessen haben berühmte Männer doch den Versuch gemacht, und gefunden (a), wenn sie die Rib- benhaut entblöst, daß sich die weisse Lunge niemals von der Ribbenhaut entfernet, sie mochte von dem einatmen- den Thiere eingezogen werden, oder von dem Ausatmen, durch das heraufgetriebne Zwerchfell mit heraufgezogen werden. Es haben diesen Versuch auch die Herren der gegenseitigen Meinung mit gleichem Erfolge gemacht (b), und gesehen, daß die Lunge in einem lebendigen Hunde, die Brust allenthalben ausfülle, so daß man sich wundern mus, warum sie sich von einem so leichten Beweise nicht überzeugen lassen. Eben dieser Versuch gelung auch dem Alexander Manroo(c), und dem Peter von Mus- schenbroek(d), einem in Erfahrungen so geübten Manne.
Jch habe auch im lebendigen Thiere mehrmalen gese- hen, daß die Lunge die ganze Brust ausfülle, an die Ribbenhaut und Ribben stosse, und diese niemals ver- lasse, es mochte sich die Brust erweitern, oder wieder niedersinken: ich habe dieses von vorne her an der Brust, wo man den Menschen zu beschauen pflegt (e), ich habe es durch das Mittelfell in derjenigen Höhle der Brust, die ich nicht eröffnet hatte (f), und ich habe es auch durch das Zwerchfell gesehen (g).
Wenn nun jemand beliebte, diesen so sehr einfachen Versuch in Ueberlegung zu ziehen, so scheinet niemand daran zweifeln zu können, daß es nicht vollkommen ge-
(b)STEPH. HALES. hae- mastatiks. S. 77. b. hoadley. S. 16. Da er sagt, er habe das, was Hales, eben so gesehen.
(c) Angef. Ort.
(d) Angef. Dissert. S. 27. An [Spaltenumbruch]
einem lebendigen Kaninchen, dem der Bauch durch das Zwerchfell er- öffuet wurde.
(e)Exp. 107. 108.
(f)Exp. 72. 73. 74. 75. 76. 77. 78. 79. 83. 103.
(g)Exp. 88.
II. Abſchn. Die Theile in der Bruſt.
Luft durch die kleinſte Wunde, in die Bruſthoͤhle entwi- ſchen ſollte. Jndeſſen haben beruͤhmte Maͤnner doch den Verſuch gemacht, und gefunden (a), wenn ſie die Rib- benhaut entbloͤſt, daß ſich die weiſſe Lunge niemals von der Ribbenhaut entfernet, ſie mochte von dem einatmen- den Thiere eingezogen werden, oder von dem Ausatmen, durch das heraufgetriebne Zwerchfell mit heraufgezogen werden. Es haben dieſen Verſuch auch die Herren der gegenſeitigen Meinung mit gleichem Erfolge gemacht (b), und geſehen, daß die Lunge in einem lebendigen Hunde, die Bruſt allenthalben ausfuͤlle, ſo daß man ſich wundern mus, warum ſie ſich von einem ſo leichten Beweiſe nicht uͤberzeugen laſſen. Eben dieſer Verſuch gelung auch dem Alexander Manroo(c), und dem Peter von Muſ- ſchenbroek(d), einem in Erfahrungen ſo geuͤbten Manne.
Jch habe auch im lebendigen Thiere mehrmalen geſe- hen, daß die Lunge die ganze Bruſt ausfuͤlle, an die Ribbenhaut und Ribben ſtoſſe, und dieſe niemals ver- laſſe, es mochte ſich die Bruſt erweitern, oder wieder niederſinken: ich habe dieſes von vorne her an der Bruſt, wo man den Menſchen zu beſchauen pflegt (e), ich habe es durch das Mittelfell in derjenigen Hoͤhle der Bruſt, die ich nicht eroͤffnet hatte (f), und ich habe es auch durch das Zwerchfell geſehen (g).
Wenn nun jemand beliebte, dieſen ſo ſehr einfachen Verſuch in Ueberlegung zu ziehen, ſo ſcheinet niemand daran zweifeln zu koͤnnen, daß es nicht vollkommen ge-
(b)STEPH. HALES. hae- maſtatiks. S. 77. b. hoadley. S. 16. Da er ſagt, er habe das, was Hales, eben ſo geſehen.
(c) Angef. Ort.
(d) Angef. Diſſert. S. 27. An [Spaltenumbruch]
einem lebendigen Kaninchen, dem der Bauch durch das Zwerchfell er- oͤffuet wurde.
(e)Exp. 107. 108.
(f)Exp. 72. 73. 74. 75. 76. 77. 78. 79. 83. 103.
(g)Exp. 88.
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Verſuch gemacht, und gefunden (a), wenn ſie die Rib-
benhaut entbloͤſt, daß ſich die weiſſe Lunge niemals von
der Ribbenhaut entfernet, ſie mochte von dem einatmen-
den Thiere eingezogen werden, oder von dem Ausatmen,
durch das heraufgetriebne Zwerchfell mit heraufgezogen
werden. Es haben dieſen Verſuch auch die Herren der
gegenſeitigen Meinung mit gleichem Erfolge gemacht (b),
und geſehen, daß die Lunge in einem lebendigen Hunde,
die Bruſt allenthalben ausfuͤlle, ſo daß man ſich wundern
mus, warum ſie ſich von einem ſo leichten Beweiſe nicht
uͤberzeugen laſſen. Eben dieſer Verſuch gelung auch dem
Alexander Manroo (c), und dem Peter von Muſ-
ſchenbroek (d), einem in Erfahrungen ſo geuͤbten
Manne.
Jch habe auch im lebendigen Thiere mehrmalen geſe-
hen, daß die Lunge die ganze Bruſt ausfuͤlle, an die
Ribbenhaut und Ribben ſtoſſe, und dieſe niemals ver-
laſſe, es mochte ſich die Bruſt erweitern, oder wieder
niederſinken: ich habe dieſes von vorne her an der Bruſt,
wo man den Menſchen zu beſchauen pflegt (e), ich habe
es durch das Mittelfell in derjenigen Hoͤhle der Bruſt,
die ich nicht eroͤffnet hatte (f), und ich habe es auch
durch das Zwerchfell geſehen (g).
Wenn nun jemand beliebte, dieſen ſo ſehr einfachen
Verſuch in Ueberlegung zu ziehen, ſo ſcheinet niemand
daran zweifeln zu koͤnnen, daß es nicht vollkommen ge-
wis
(a)
HOVSTOVN. Philoſ.
Transact. angef. Ort. Exp. 6.
(b) STEPH. HALES. hae-
maſtatiks. S. 77. b. hoadley.
S. 16. Da er ſagt, er habe das, was
Hales, eben ſo geſehen.
(c) Angef. Ort.
(d) Angef. Diſſert. S. 27. An
einem lebendigen Kaninchen, dem
der Bauch durch das Zwerchfell er-
oͤffuet wurde.
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78. 79. 83. 103.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/213>, abgerufen am 23.11.2024.
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