anhäufe, und von den offnen Enden der Luftröhre Luft bekäme: es wären also die Fächerchen in der Lunge ohne Gestalt, und von unbestimmter Figur, und Grösse, der- gleichen die sonst sind, welche Fett aufnähmen, und wel- che sich alle in einander öffneten (i), fast auf die Art, wie sie an der Kälbermilz vorkommen (k). Er fügt noch hinzn, man könne offenbar sehen, daß in Fröschen, Schildkröten, und andern kalten Thieren, dieser Bau die Oberhand nehme, da sie die ekkige Fächerchen, die Ge- meinschaft hätten, einzig und allein von der Natur erhal- ten hätten, damit sich in diese die Enden der Luftröhre, und oft die Löcher eröffnen möchten.
Endlich entstünden in den Vierfüßigen, und selbst im Menschen, die kleinsten Fächerchen, von den grössern fäch- rigen Scheiden der Gefässe (l), da sie nicht nur von ihnen die Lust herhätten, sondern ihnen auch die Luft wieder gäben.
Man kaun noch hinzufügen, es hätte die Lunge die gröste Aehnlichkeit mit andern aufgeblasenen zellförmigen Geweben im menschlichen Körper, z. E. am Magen, der Blase, den Gedärmen. Diese Gewebe aber sind eben- falls von dem grossen zellförmigen Zusammenhange, wo- von das Gekröse ein Beispiel geken kann, mittelst fächri- ger Fäden eine Fortsezzung, und diese Zellfäden kommen zugleich mit den Aesten, und Zweigen, der Gekrösege- fässe an. Ferner kann man noch sagen, daß sich auch ähnliche Nezze, wie in der Lunge, in allen schwammigen Geweben, am Magen, Gedärmen, und der Harnblase, und anderswo, ausbreiten.
Wenn man aber einwendet, daß die in die Luftröhre getriebene Luft, aus den Lungenbläschen, überhaupt lang- sam nach den Fächerchen übergehe (m), oder daß das Blä-
sige,
(i)[Spaltenumbruch]
Ebend. S. 26.
(k) S. 32.
(l) Vorhergeh. § 26. HARDER apiar. observ. S. 62.
(m)[Spaltenumbruch]HELVET. S. 34. und bei dem bertier Journ. des sav. 1742. S. 368.
S 4
II. Abſchn. Die Theile in der Bruſt.
anhaͤufe, und von den offnen Enden der Luftroͤhre Luft bekaͤme: es waͤren alſo die Faͤcherchen in der Lunge ohne Geſtalt, und von unbeſtimmter Figur, und Groͤſſe, der- gleichen die ſonſt ſind, welche Fett aufnaͤhmen, und wel- che ſich alle in einander oͤffneten (i), faſt auf die Art, wie ſie an der Kaͤlbermilz vorkommen (k). Er fuͤgt noch hinzn, man koͤnne offenbar ſehen, daß in Froͤſchen, Schildkroͤten, und andern kalten Thieren, dieſer Bau die Oberhand nehme, da ſie die ekkige Faͤcherchen, die Ge- meinſchaft haͤtten, einzig und allein von der Natur erhal- ten haͤtten, damit ſich in dieſe die Enden der Luftroͤhre, und oft die Loͤcher eroͤffnen moͤchten.
Endlich entſtuͤnden in den Vierfuͤßigen, und ſelbſt im Menſchen, die kleinſten Faͤcherchen, von den groͤſſern faͤch- rigen Scheiden der Gefaͤſſe (l), da ſie nicht nur von ihnen die Luſt herhaͤtten, ſondern ihnen auch die Luft wieder gaͤben.
Man kaun noch hinzufuͤgen, es haͤtte die Lunge die groͤſte Aehnlichkeit mit andern aufgeblaſenen zellfoͤrmigen Geweben im menſchlichen Koͤrper, z. E. am Magen, der Blaſe, den Gedaͤrmen. Dieſe Gewebe aber ſind eben- falls von dem groſſen zellfoͤrmigen Zuſammenhange, wo- von das Gekroͤſe ein Beiſpiel geken kann, mittelſt faͤchri- ger Faͤden eine Fortſezzung, und dieſe Zellfaͤden kommen zugleich mit den Aeſten, und Zweigen, der Gekroͤſege- faͤſſe an. Ferner kann man noch ſagen, daß ſich auch aͤhnliche Nezze, wie in der Lunge, in allen ſchwammigen Geweben, am Magen, Gedaͤrmen, und der Harnblaſe, und anderswo, ausbreiten.
Wenn man aber einwendet, daß die in die Luftroͤhre getriebene Luft, aus den Lungenblaͤschen, uͤberhaupt lang- ſam nach den Faͤcherchen uͤbergehe (m), oder daß das Blaͤ-
ſige,
(i)[Spaltenumbruch]
Ebend. S. 26.
(k) S. 32.
(l) Vorhergeh. § 26. HARDER apiar. obſerv. S. 62.
(m)[Spaltenumbruch]HELVET. S. 34. und bei dem bertier Journ. des ſav. 1742. S. 368.
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II. Abſchn. Die Theile in der Bruſt.
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bekaͤme: es waͤren alſo die Faͤcherchen in der Lunge ohne
Geſtalt, und von unbeſtimmter Figur, und Groͤſſe, der-
gleichen die ſonſt ſind, welche Fett aufnaͤhmen, und wel-
che ſich alle in einander oͤffneten (i), faſt auf die Art,
wie ſie an der Kaͤlbermilz vorkommen (k). Er fuͤgt noch
hinzn, man koͤnne offenbar ſehen, daß in Froͤſchen,
Schildkroͤten, und andern kalten Thieren, dieſer Bau die
Oberhand nehme, da ſie die ekkige Faͤcherchen, die Ge-
meinſchaft haͤtten, einzig und allein von der Natur erhal-
ten haͤtten, damit ſich in dieſe die Enden der Luftroͤhre,
und oft die Loͤcher eroͤffnen moͤchten.
Endlich entſtuͤnden in den Vierfuͤßigen, und ſelbſt im
Menſchen, die kleinſten Faͤcherchen, von den groͤſſern faͤch-
rigen Scheiden der Gefaͤſſe (l), da ſie nicht nur von
ihnen die Luſt herhaͤtten, ſondern ihnen auch die Luft
wieder gaͤben.
Man kaun noch hinzufuͤgen, es haͤtte die Lunge die
groͤſte Aehnlichkeit mit andern aufgeblaſenen zellfoͤrmigen
Geweben im menſchlichen Koͤrper, z. E. am Magen, der
Blaſe, den Gedaͤrmen. Dieſe Gewebe aber ſind eben-
falls von dem groſſen zellfoͤrmigen Zuſammenhange, wo-
von das Gekroͤſe ein Beiſpiel geken kann, mittelſt faͤchri-
ger Faͤden eine Fortſezzung, und dieſe Zellfaͤden kommen
zugleich mit den Aeſten, und Zweigen, der Gekroͤſege-
faͤſſe an. Ferner kann man noch ſagen, daß ſich auch
aͤhnliche Nezze, wie in der Lunge, in allen ſchwammigen
Geweben, am Magen, Gedaͤrmen, und der Harnblaſe,
und anderswo, ausbreiten.
Wenn man aber einwendet, daß die in die Luftroͤhre
getriebene Luft, aus den Lungenblaͤschen, uͤberhaupt lang-
ſam nach den Faͤcherchen uͤbergehe (m), oder daß das Blaͤ-
ſige,
(i)
Ebend. S. 26.
(k) S. 32.
(l) Vorhergeh. § 26. HARDER
apiar. obſerv. S. 62.
(m)
HELVET. S. 34. und
bei dem bertier Journ. des ſav.
1742. S. 368.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/285>, abgerufen am 22.11.2024.
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