mals recht glükklich von statten gehen wollen, und es ist der Erfolg davon fleißigen Männern, und vornämlich dem Hel- vetius(d), nicht besser gerathen. Es stimmt auch nicht das Gegeneinanderhalten der kalten Thiere, und Vögel mit einander überein, da man die Löcher der Luftröhre in die Lunge offen (e), und nicht in Bläschen geendigte Aeste findet. Jch glaube auch, wenigstens nach meinen am Kalbe gemachten Versuchen, nicht, daß man eine grös- sere Blase aufzeigen könne, die nicht ein Läppchen sei, und aus noch kleinern Bläschen bestünde. Die ange- gebnen Maasse, deren vornehmster Fus der willkührliche Durchmesser eines Bläschens ist, lasse ich vor der Hand unausgemacht.
Es verdient die Sache mehr, daß ich von dem hel- vetianischen Bausisteme rede. Es hatte schon vor lan- ger Zeit Joseph Duverney das Wesen der Lunge aus Bläschen, welche unter sich Gemeinschaft hatten, zu- sammengesezzt (f|). Nachgehends überredete der berühmte Helvetius, nach den, in der vorhergehenden Nummer erzählten Versuchen, daß runde, von einander unter- schiedene, und blos mit den Zweigen der Luftröhre ver- bundene Bläschen, eine Einbildung wären (g), und daß die ganze Lunge, auf die allereinfachste Weise, aus blossen zellförmigen kleinen Bläschen aufgeführt sei, die zugleich von den fächrigen Scheidewänden zusammenge- halten würden, und daß man also in der Lunge nichts, als ein schwammiges Gewebe (h), finde, welches sich um die Gefasse herumlege, ihre Aeste, und Aestchen umkleide, und sich in dem zärtesten Wesen, um die lezzten Zweige
an-
(d)[Spaltenumbruch]Mem. de l'Acad. des scienc. 1718.
(e) Am Storchen, harder apiar. S. 62. am Schwane, BOR- RICH. ad BARTH. Cent. IV. Ep. 51. 81. an der Schildkröte, BLAS. anat. anim. t. 30. f. 3. [Spaltenumbruch]caldesi tab. 8. f. 10.
(f|)Memoir. avant 1699. T. I. S. 281.
(g)Mem. de 1718. S. 24. 25. 26. 27. 28. nicht einmal im Pferde, Eclaircissemens. S. 11.
(h) S. 30. u. f.
Das Atemholen. VIII. Buch.
mals recht gluͤkklich von ſtatten gehen wollen, und es iſt der Erfolg davon fleißigen Maͤnnern, und vornaͤmlich dem Hel- vetius(d), nicht beſſer gerathen. Es ſtimmt auch nicht das Gegeneinanderhalten der kalten Thiere, und Voͤgel mit einander uͤberein, da man die Loͤcher der Luftroͤhre in die Lunge offen (e), und nicht in Blaͤschen geendigte Aeſte findet. Jch glaube auch, wenigſtens nach meinen am Kalbe gemachten Verſuchen, nicht, daß man eine groͤſ- ſere Blaſe aufzeigen koͤnne, die nicht ein Laͤppchen ſei, und aus noch kleinern Blaͤschen beſtuͤnde. Die ange- gebnen Maaſſe, deren vornehmſter Fus der willkuͤhrliche Durchmeſſer eines Blaͤschens iſt, laſſe ich vor der Hand unausgemacht.
Es verdient die Sache mehr, daß ich von dem hel- vetianiſchen Bauſiſteme rede. Es hatte ſchon vor lan- ger Zeit Joſeph Duverney das Weſen der Lunge aus Blaͤschen, welche unter ſich Gemeinſchaft hatten, zu- ſammengeſezzt (f|). Nachgehends uͤberredete der beruͤhmte Helvetius, nach den, in der vorhergehenden Nummer erzaͤhlten Verſuchen, daß runde, von einander unter- ſchiedene, und blos mit den Zweigen der Luftroͤhre ver- bundene Blaͤschen, eine Einbildung waͤren (g), und daß die ganze Lunge, auf die allereinfachſte Weiſe, aus bloſſen zellfoͤrmigen kleinen Blaͤschen aufgefuͤhrt ſei, die zugleich von den faͤchrigen Scheidewaͤnden zuſammenge- halten wuͤrden, und daß man alſo in der Lunge nichts, als ein ſchwammiges Gewebe (h), finde, welches ſich um die Gefaſſe herumlege, ihre Aeſte, und Aeſtchen umkleide, und ſich in dem zaͤrteſten Weſen, um die lezzten Zweige
an-
(d)[Spaltenumbruch]Mem. de l’Acad. des ſcienc. 1718.
(e) Am Storchen, harder apiar. S. 62. am Schwane, BOR- RICH. ad BARTH. Cent. IV. Ep. 51. 81. an der Schildkroͤte, BLAS. anat. anim. t. 30. f. 3. [Spaltenumbruch]caldeſi tab. 8. f. 10.
(f|)Memoir. avant 1699. T. I. S. 281.
(g)Mem. de 1718. S. 24. 25. 26. 27. 28. nicht einmal im Pferde, Eclairciſſemens. S. 11.
(h) S. 30. u. f.
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Das Atemholen. VIII. Buch.
mals recht gluͤkklich von ſtatten gehen wollen, und es iſt der
Erfolg davon fleißigen Maͤnnern, und vornaͤmlich dem Hel-
vetius (d), nicht beſſer gerathen. Es ſtimmt auch nicht
das Gegeneinanderhalten der kalten Thiere, und Voͤgel
mit einander uͤberein, da man die Loͤcher der Luftroͤhre in
die Lunge offen (e), und nicht in Blaͤschen geendigte Aeſte
findet. Jch glaube auch, wenigſtens nach meinen am
Kalbe gemachten Verſuchen, nicht, daß man eine groͤſ-
ſere Blaſe aufzeigen koͤnne, die nicht ein Laͤppchen ſei,
und aus noch kleinern Blaͤschen beſtuͤnde. Die ange-
gebnen Maaſſe, deren vornehmſter Fus der willkuͤhrliche
Durchmeſſer eines Blaͤschens iſt, laſſe ich vor der Hand
unausgemacht.
Es verdient die Sache mehr, daß ich von dem hel-
vetianiſchen Bauſiſteme rede. Es hatte ſchon vor lan-
ger Zeit Joſeph Duverney das Weſen der Lunge aus
Blaͤschen, welche unter ſich Gemeinſchaft hatten, zu-
ſammengeſezzt (f|). Nachgehends uͤberredete der beruͤhmte
Helvetius, nach den, in der vorhergehenden Nummer
erzaͤhlten Verſuchen, daß runde, von einander unter-
ſchiedene, und blos mit den Zweigen der Luftroͤhre ver-
bundene Blaͤschen, eine Einbildung waͤren (g), und
daß die ganze Lunge, auf die allereinfachſte Weiſe, aus
bloſſen zellfoͤrmigen kleinen Blaͤschen aufgefuͤhrt ſei, die
zugleich von den faͤchrigen Scheidewaͤnden zuſammenge-
halten wuͤrden, und daß man alſo in der Lunge nichts, als
ein ſchwammiges Gewebe (h), finde, welches ſich um die
Gefaſſe herumlege, ihre Aeſte, und Aeſtchen umkleide,
und ſich in dem zaͤrteſten Weſen, um die lezzten Zweige
an-
(d)
Mem. de l’Acad. des ſcienc.
1718.
(e) Am Storchen, harder
apiar. S. 62. am Schwane, BOR-
RICH. ad BARTH. Cent. IV.
Ep. 51. 81. an der Schildkroͤte,
BLAS. anat. anim. t. 30. f. 3.
caldeſi tab. 8. f. 10.
(f|) Memoir. avant 1699. T. I.
S. 281.
(g) Mem. de 1718. S. 24. 25. 26.
27. 28. nicht einmal im Pferde,
Eclairciſſemens. S. 11.
(h) S. 30. u. f.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/284>, abgerufen am 22.11.2024.
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