oder der Pferde bedienen, erfahren dergleichen gar nicht (o).
§. 8. Der Drukk der Luft auf die Lunge.
Es ist eine Sache von äußerster Wichtigkeit, diesen Drukk gehörig zu berechnen. Er ist es, von dem nicht allein die Gewalt abhängt, von welcher die Lunge aus- gedehnt wird, sondern man urtheilt auch von diesem Drukke über die Stärke des Atemholens auf die Verän- derung des Blutes. Es sezzt J. Alfons Borell 15 Zoll der eingeatmeten Luft (p), und die Kräfte der Zwischen- ribbenmuskeln schäzzt er 32040 (q) Pfunden gleich, da- bei sein Lehrsaz, daß sich die Muskelkräfte, wie die Ge- wichter verhalten, nicht gar zu richtig ist. Man könnte dieses für die Elemente halten, da er die Berechnung selbst weggelassen. Folglich ist Keil der erste, der sich dieses hidrostatischen Lehrsazzes bedient, und einen uner- mäslichen Drukk herausgebracht hat. Er hielte die Lun- ge für eine Blase, deren gesammte Bläschen keine klei- nere Oberfläche, als von 21, 906. 996 Zoll hätten (r). Er gab ferner der Mündung der Luftröhre einen Durchmes- ser von fünf Zoll, und er schäzzte die Fläche gegen 10. 19: die Oberfläche der Lunge auf 226 Zoll (s). Er sezzte, es werde die Luftröhre in einem mittelmäßigen Ausatmen von zwo Unzen aufgetrieben, wobei er die Berechnung von demjenigen Gewicht hernahm, welches sich, wenn man in eine Blase bläst, aufheben läst (t): und er glaubt, daß dieses Gewicht, bei einem mittelmäßigen Einatmen, auf die Luftröhre drükke. Da sich nun die Drükkungen
der
(o)[Spaltenumbruch]BOVG. mem. von 1744. angef. Ort.
(p) 14 und 15 Zoll. P. I. prop. 81
(q)P. I. prop. 89. 90. 128.
(r)[Spaltenumbruch]De secret. anim. S. 80.
(s) S. 79.
(t) S. 78. 80 Pfunde aufgehoben. camer. de med. mot. anim. S. 16.
Das Atemholen. VIII. Buch.
oder der Pferde bedienen, erfahren dergleichen gar nicht (o).
§. 8. Der Drukk der Luft auf die Lunge.
Es iſt eine Sache von aͤußerſter Wichtigkeit, dieſen Drukk gehoͤrig zu berechnen. Er iſt es, von dem nicht allein die Gewalt abhaͤngt, von welcher die Lunge aus- gedehnt wird, ſondern man urtheilt auch von dieſem Drukke uͤber die Staͤrke des Atemholens auf die Veraͤn- derung des Blutes. Es ſezzt J. Alfons Borell 15 Zoll der eingeatmeten Luft (p), und die Kraͤfte der Zwiſchen- ribbenmuskeln ſchaͤzzt er 32040 (q) Pfunden gleich, da- bei ſein Lehrſaz, daß ſich die Muskelkraͤfte, wie die Ge- wichter verhalten, nicht gar zu richtig iſt. Man koͤnnte dieſes fuͤr die Elemente halten, da er die Berechnung ſelbſt weggelaſſen. Folglich iſt Keil der erſte, der ſich dieſes hidroſtatiſchen Lehrſazzes bedient, und einen uner- maͤslichen Drukk herausgebracht hat. Er hielte die Lun- ge fuͤr eine Blaſe, deren geſammte Blaͤschen keine klei- nere Oberflaͤche, als von 21, 906. 996 Zoll haͤtten (r). Er gab ferner der Muͤndung der Luftroͤhre einen Durchmeſ- ſer von fuͤnf Zoll, und er ſchaͤzzte die Flaͤche gegen 10. 19: die Oberflaͤche der Lunge auf 226 Zoll (s). Er ſezzte, es werde die Luftroͤhre in einem mittelmaͤßigen Ausatmen von zwo Unzen aufgetrieben, wobei er die Berechnung von demjenigen Gewicht hernahm, welches ſich, wenn man in eine Blaſe blaͤſt, aufheben laͤſt (t): und er glaubt, daß dieſes Gewicht, bei einem mittelmaͤßigen Einatmen, auf die Luftroͤhre druͤkke. Da ſich nun die Druͤkkungen
der
(o)[Spaltenumbruch]BOVG. mem. von 1744. angef. Ort.
(p) 14 und 15 Zoll. P. I. prop. 81
(q)P. I. prop. 89. 90. 128.
(r)[Spaltenumbruch]De ſecret. anim. S. 80.
(s) S. 79.
(t) S. 78. 80 Pfunde aufgehoben. camer. de med. mot. anim. S. 16.
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Das Atemholen. VIII. Buch.
oder der Pferde bedienen, erfahren dergleichen gar
nicht (o).
§. 8.
Der Drukk der Luft auf die Lunge.
Es iſt eine Sache von aͤußerſter Wichtigkeit, dieſen
Drukk gehoͤrig zu berechnen. Er iſt es, von dem nicht
allein die Gewalt abhaͤngt, von welcher die Lunge aus-
gedehnt wird, ſondern man urtheilt auch von dieſem
Drukke uͤber die Staͤrke des Atemholens auf die Veraͤn-
derung des Blutes. Es ſezzt J. Alfons Borell 15 Zoll
der eingeatmeten Luft (p), und die Kraͤfte der Zwiſchen-
ribbenmuskeln ſchaͤzzt er 32040 (q) Pfunden gleich, da-
bei ſein Lehrſaz, daß ſich die Muskelkraͤfte, wie die Ge-
wichter verhalten, nicht gar zu richtig iſt. Man koͤnnte
dieſes fuͤr die Elemente halten, da er die Berechnung
ſelbſt weggelaſſen. Folglich iſt Keil der erſte, der ſich
dieſes hidroſtatiſchen Lehrſazzes bedient, und einen uner-
maͤslichen Drukk herausgebracht hat. Er hielte die Lun-
ge fuͤr eine Blaſe, deren geſammte Blaͤschen keine klei-
nere Oberflaͤche, als von 21, 906. 996 Zoll haͤtten (r). Er
gab ferner der Muͤndung der Luftroͤhre einen Durchmeſ-
ſer von fuͤnf Zoll, und er ſchaͤzzte die Flaͤche gegen 10. 19:
die Oberflaͤche der Lunge auf 226 Zoll (s). Er ſezzte, es
werde die Luftroͤhre in einem mittelmaͤßigen Ausatmen
von zwo Unzen aufgetrieben, wobei er die Berechnung
von demjenigen Gewicht hernahm, welches ſich, wenn
man in eine Blaſe blaͤſt, aufheben laͤſt (t): und er glaubt,
daß dieſes Gewicht, bei einem mittelmaͤßigen Einatmen,
auf die Luftroͤhre druͤkke. Da ſich nun die Druͤkkungen
der
(o)
BOVG. mem. von 1744.
angef. Ort.
(p) 14 und 15 Zoll. P. I. prop. 81
(q) P. I. prop. 89. 90. 128.
(r)
De ſecret. anim. S. 80.
(s) S. 79.
(t) S. 78. 80 Pfunde aufgehoben.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/316>, abgerufen am 22.11.2024.
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