Schwammerdam, der es verdient hätte, besser zu denken. Dieser brachte Versuche auf die Bahn, | die ähnli- che Erfolge hatten, und wenn er aus einer Flasche, vermit- telst einer Sprizze die Luft herauszog (d), so folgte das Wasser, aus dem damit verbundenen Röhrchen nach, und es sprang in Gestalt eines kleinen Springbrunn es in die Flasche über: wenn er hingegen in die Flasche Luft hineintrieb, so brach der Wasserstral nunmehr aus dem andern Ende des Röhrchen hervor; eben dieses er- folge auch, wenn man statt der Sprizze, die die Luft ausziehet, oder einblässet, das Atemholen eines Hundes dabei anwende (e). Es glaubte aber dieser geschikkte Mann, daß die Luft von dem Antriebe der Brust, wenn sie gleich in einiger Weite davon entfernt sey, genöthigt würde, in das weggekehrte Ende, der in die Flasche ge- öffneten Röhre einzudringen. Als hernach V. E. Plemp, und selbst der Silvius, den Einwurf mach- ten, es könne aus dem andern Behältnisse, vermittelst des Gemeinschaft habenden Röhrchen, so viel Luft her- bei geführet werden (f), als zum Atemholen nöthig wä- re, so nahm der gute Swammerdam zu einer subtilen Materie seine Zuflucht, welche sich zwischen den Wän- den durchgeschlichen hätte (g).
Was nun den Swammerdamschen Versuch selbst belangt, so wird hier einzig und allein, da man einen Theil Luft herausgezogen, dieses Element in der Flasche verdünt, und es folgt in diesen halbleeren Raum die schwerere Luft nach. Ferner haben selbst Galen(h), und unter den neuern, Robert Hooke(i), und J. Mayow, gesehen, daß man | entweder aus einem Gefässe mit langem Halse, oder aus einer Blase Atem holen kön-
ne,
(d)[Spaltenumbruch]
Angef. Ort. S. I. c. 6. S. 40. u. f.
(e) S. 58.
(f)Diss. VII.
(g)[Spaltenumbruch]
S. 28.
(h)BIRCH. T. II. S. 292.
(i)De utilit. respirat.
Z 4
IIII. Abſchn. deſſen Erſcheinungen.
Schwammerdam, der es verdient haͤtte, beſſer zu denken. Dieſer brachte Verſuche auf die Bahn, | die aͤhnli- che Erfolge hatten, und wenn er aus einer Flaſche, vermit- telſt einer Sprizze die Luft herauszog (d), ſo folgte das Waſſer, aus dem damit verbundenen Roͤhrchen nach, und es ſprang in Geſtalt eines kleinen Springbrunn es in die Flaſche uͤber: wenn er hingegen in die Flaſche Luft hineintrieb, ſo brach der Waſſerſtral nunmehr aus dem andern Ende des Roͤhrchen hervor; eben dieſes er- folge auch, wenn man ſtatt der Sprizze, die die Luft ausziehet, oder einblaͤſſet, das Atemholen eines Hundes dabei anwende (e). Es glaubte aber dieſer geſchikkte Mann, daß die Luft von dem Antriebe der Bruſt, wenn ſie gleich in einiger Weite davon entfernt ſey, genoͤthigt wuͤrde, in das weggekehrte Ende, der in die Flaſche ge- oͤffneten Roͤhre einzudringen. Als hernach V. E. Plemp, und ſelbſt der Silvius, den Einwurf mach- ten, es koͤnne aus dem andern Behaͤltniſſe, vermittelſt des Gemeinſchaft habenden Roͤhrchen, ſo viel Luft her- bei gefuͤhret werden (f), als zum Atemholen noͤthig waͤ- re, ſo nahm der gute Swammerdam zu einer ſubtilen Materie ſeine Zuflucht, welche ſich zwiſchen den Waͤn- den durchgeſchlichen haͤtte (g).
Was nun den Swammerdamſchen Verſuch ſelbſt belangt, ſo wird hier einzig und allein, da man einen Theil Luft herausgezogen, dieſes Element in der Flaſche verduͤnt, und es folgt in dieſen halbleeren Raum die ſchwerere Luft nach. Ferner haben ſelbſt Galen(h), und unter den neuern, Robert Hooke(i), und J. Mayow, geſehen, daß man | entweder aus einem Gefaͤſſe mit langem Halſe, oder aus einer Blaſe Atem holen koͤn-
ne,
(d)[Spaltenumbruch]
Angef. Ort. S. I. c. 6. S. 40. u. f.
(e) S. 58.
(f)Diſſ. VII.
(g)[Spaltenumbruch]
S. 28.
(h)BIRCH. T. II. S. 292.
(i)De utilit. reſpirat.
Z 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0365"n="359"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">IIII.</hi> Abſchn. deſſen Erſcheinungen.</hi></fw><lb/><hirendition="#fr">Schwammerdam,</hi> der es verdient haͤtte, beſſer zu<lb/>
denken. Dieſer brachte Verſuche auf die Bahn, | die aͤhnli-<lb/>
che Erfolge hatten, und wenn er aus einer Flaſche, vermit-<lb/>
telſt einer Sprizze die Luft herauszog <noteplace="foot"n="(d)"><cb/>
Angef. Ort. <hirendition="#aq">S. I. c.</hi> 6. S. 40.<lb/>
u. f.</note>, ſo folgte das<lb/>
Waſſer, aus dem damit verbundenen Roͤhrchen nach,<lb/>
und es ſprang in Geſtalt eines kleinen Springbrunn es<lb/>
in die Flaſche uͤber: wenn er hingegen in die Flaſche<lb/>
Luft hineintrieb, ſo brach der Waſſerſtral nunmehr aus<lb/>
dem andern Ende des Roͤhrchen hervor; eben dieſes er-<lb/>
folge auch, wenn man ſtatt der Sprizze, die die Luft<lb/>
ausziehet, oder einblaͤſſet, das Atemholen eines Hundes<lb/>
dabei anwende <noteplace="foot"n="(e)">S. 58.</note>. Es glaubte aber dieſer geſchikkte<lb/>
Mann, daß die Luft von dem Antriebe der Bruſt, wenn<lb/>ſie gleich in einiger Weite davon entfernt ſey, genoͤthigt<lb/>
wuͤrde, in das weggekehrte Ende, der in die Flaſche ge-<lb/>
oͤffneten Roͤhre einzudringen. Als hernach <hirendition="#fr">V. E.<lb/>
Plemp,</hi> und ſelbſt der <hirendition="#fr">Silvius,</hi> den Einwurf mach-<lb/>
ten, es koͤnne aus dem andern Behaͤltniſſe, vermittelſt<lb/>
des Gemeinſchaft habenden Roͤhrchen, ſo viel Luft her-<lb/>
bei gefuͤhret werden <noteplace="foot"n="(f)"><hirendition="#aq">Diſſ. VII.</hi></note>, als zum Atemholen noͤthig waͤ-<lb/>
re, ſo nahm der gute <hirendition="#fr">Swammerdam</hi> zu einer ſubtilen<lb/>
Materie ſeine Zuflucht, welche ſich zwiſchen den Waͤn-<lb/>
den durchgeſchlichen haͤtte <noteplace="foot"n="(g)"><cb/>
S. 28.</note>.</p><lb/><p>Was nun den <hirendition="#fr">Swammerdamſchen</hi> Verſuch ſelbſt<lb/>
belangt, ſo wird hier einzig und allein, da man einen<lb/>
Theil Luft herausgezogen, dieſes Element in der Flaſche<lb/>
verduͤnt, und es folgt in dieſen halbleeren Raum die<lb/>ſchwerere Luft nach. Ferner haben ſelbſt <hirendition="#fr">Galen</hi><noteplace="foot"n="(h)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">BIRCH.</hi> T. II.</hi> S. 292.</note>, und<lb/>
unter den neuern, <hirendition="#fr">Robert Hooke</hi><noteplace="foot"n="(i)"><hirendition="#aq">De utilit. reſpirat.</hi></note>, und <hirendition="#fr">J. Mayow,</hi><lb/>
geſehen, daß man | entweder aus einem Gefaͤſſe mit<lb/>
langem Halſe, oder aus einer Blaſe Atem holen koͤn-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Z 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">ne,</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[359/0365]
IIII. Abſchn. deſſen Erſcheinungen.
Schwammerdam, der es verdient haͤtte, beſſer zu
denken. Dieſer brachte Verſuche auf die Bahn, | die aͤhnli-
che Erfolge hatten, und wenn er aus einer Flaſche, vermit-
telſt einer Sprizze die Luft herauszog (d), ſo folgte das
Waſſer, aus dem damit verbundenen Roͤhrchen nach,
und es ſprang in Geſtalt eines kleinen Springbrunn es
in die Flaſche uͤber: wenn er hingegen in die Flaſche
Luft hineintrieb, ſo brach der Waſſerſtral nunmehr aus
dem andern Ende des Roͤhrchen hervor; eben dieſes er-
folge auch, wenn man ſtatt der Sprizze, die die Luft
ausziehet, oder einblaͤſſet, das Atemholen eines Hundes
dabei anwende (e). Es glaubte aber dieſer geſchikkte
Mann, daß die Luft von dem Antriebe der Bruſt, wenn
ſie gleich in einiger Weite davon entfernt ſey, genoͤthigt
wuͤrde, in das weggekehrte Ende, der in die Flaſche ge-
oͤffneten Roͤhre einzudringen. Als hernach V. E.
Plemp, und ſelbſt der Silvius, den Einwurf mach-
ten, es koͤnne aus dem andern Behaͤltniſſe, vermittelſt
des Gemeinſchaft habenden Roͤhrchen, ſo viel Luft her-
bei gefuͤhret werden (f), als zum Atemholen noͤthig waͤ-
re, ſo nahm der gute Swammerdam zu einer ſubtilen
Materie ſeine Zuflucht, welche ſich zwiſchen den Waͤn-
den durchgeſchlichen haͤtte (g).
Was nun den Swammerdamſchen Verſuch ſelbſt
belangt, ſo wird hier einzig und allein, da man einen
Theil Luft herausgezogen, dieſes Element in der Flaſche
verduͤnt, und es folgt in dieſen halbleeren Raum die
ſchwerere Luft nach. Ferner haben ſelbſt Galen (h), und
unter den neuern, Robert Hooke (i), und J. Mayow,
geſehen, daß man | entweder aus einem Gefaͤſſe mit
langem Halſe, oder aus einer Blaſe Atem holen koͤn-
ne,
(d)
Angef. Ort. S. I. c. 6. S. 40.
u. f.
(e) S. 58.
(f) Diſſ. VII.
(g)
S. 28.
(h) BIRCH. T. II. S. 292.
(i) De utilit. reſpirat.
Z 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/365>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.