dieses läst sich aber bei so kurzen Bändern, und so zä- hen Knorpeln, kaum von einer Gewalt vermuten; oder es müsten auch die Knorpeln in ihrer Vergliederung, Kraft der sie in die Ribben eingelenkt werden, von den Ribben loslassen, welches aber die Rauhigkeit dieser Fu- gen, und ihre genaue Verlötung, daß ich so sage, schwer- lich verstattet.
Die wenigsten Thiere von warmen Blute haben die ganzen Ribben knochig, wie ich von dem Beutelthier lese (p). An den Vögeln (p*), und den Geschlechtern der Eidechsen (q), sind sie ganz und gar knochig, indessen finder sich doch an diesen zwischen dem absteigenden und aufsteigenden Theile der Ribben eine besondere bewegliche Vergliederung. Daraus erhellet, daß, umLuft zu holen, ein knorpliches Wesen nicht schlechterdings notwendig sey (r), sondern auch ganz starre Sprossen Statt haben könnten, ohne mit beweglichem Gelenke versehen zu sein. Es ist dieses nicht allein aus den Beispielen der Vögel bekannt, sondern man hat auch Berichte von Menschen, an denen die ganze Ribben, gemeiniglich ohne einen Nachteil der Beweglichkeit, knochig gewesen.
Die bisher beschriebne Brust (thorax) nimt verschied- ne Eingeweide in ihren Schuzz. Hinter dem Brust- beine lagert sich die Brustdrüse, und das Herz, welches aber zu beiden Seiten, und zwar linker Hand mehr, in die zwo Brusthölen vorrükkt. Die übrige ganze Hö- lung der waren Brust nehmen die Lungen ein, sie füllen nämlich oberwerts in der Brust, so wohl die hintere und tiefe Winkel, die Seiten, als auch fast die ganze vorde-
re
(p)[Spaltenumbruch]Philos. Transact. n. 239. u. im besond. Buche. S. 52.
(p*)ALDROVAND. ornitho- log. L. I. S. 1. 2. Die Pariser am Kasuar Mem. avant. 1699. T. III. S. 165. vergl. MEYER. T. 76. an dem mit der Färberröte durch- [Spaltenumbruch]
drungenem Geribbe, davon ich ihm die Zeichnung zugeschikkt habe.
(q) Das Kamäleon, die Pariser. VALISNERI. T. II. S. 415
(r) So urteilt der ber. HOAD- LEY, und er gibt an ganz knochi- gen Ribben keine andere Vewegung zu, als die die ganze Brust hat.
C 2
I. Abſchnitt. Die Bruſt.
dieſes laͤſt ſich aber bei ſo kurzen Baͤndern, und ſo zaͤ- hen Knorpeln, kaum von einer Gewalt vermuten; oder es muͤſten auch die Knorpeln in ihrer Vergliederung, Kraft der ſie in die Ribben eingelenkt werden, von den Ribben loslaſſen, welches aber die Rauhigkeit dieſer Fu- gen, und ihre genaue Verloͤtung, daß ich ſo ſage, ſchwer- lich verſtattet.
Die wenigſten Thiere von warmen Blute haben die ganzen Ribben knochig, wie ich von dem Beutelthier leſe (p). An den Voͤgeln (p*), und den Geſchlechtern der Eidechſen (q), ſind ſie ganz und gar knochig, indeſſen finder ſich doch an dieſen zwiſchen dem abſteigenden und aufſteigenden Theile der Ribben eine beſondere bewegliche Vergliederung. Daraus erhellet, daß, umLuft zu holen, ein knorpliches Weſen nicht ſchlechterdings notwendig ſey (r), ſondern auch ganz ſtarre Sproſſen Statt haben koͤnnten, ohne mit beweglichem Gelenke verſehen zu ſein. Es iſt dieſes nicht allein aus den Beiſpielen der Voͤgel bekannt, ſondern man hat auch Berichte von Menſchen, an denen die ganze Ribben, gemeiniglich ohne einen Nachteil der Beweglichkeit, knochig geweſen.
Die bisher beſchriebne Bruſt (thorax) nimt verſchied- ne Eingeweide in ihren Schuzz. Hinter dem Bruſt- beine lagert ſich die Bruſtdruͤſe, und das Herz, welches aber zu beiden Seiten, und zwar linker Hand mehr, in die zwo Bruſthoͤlen vorruͤkkt. Die uͤbrige ganze Hoͤ- lung der waren Bruſt nehmen die Lungen ein, ſie fuͤllen naͤmlich oberwerts in der Bruſt, ſo wohl die hintere und tiefe Winkel, die Seiten, als auch faſt die ganze vorde-
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(p)[Spaltenumbruch]Philoſ. Transact. n. 239. u. im beſond. Buche. S. 52.
(p*)ALDROVAND. ornitho- log. L. I. S. 1. 2. Die Pariſer am Kaſuar Mem. avant. 1699. T. III. S. 165. vergl. MEYER. T. 76. an dem mit der Faͤrberroͤte durch- [Spaltenumbruch]
drungenem Geribbe, davon ich ihm die Zeichnung zugeſchikkt habe.
(q) Das Kamaͤleon, die Pariſer. VALISNERI. T. II. S. 415
(r) So urteilt der ber. HOAD- LEY, und er gibt an ganz knochi- gen Ribben keine andere Vewegung zu, als die die ganze Bruſt hat.
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I. Abſchnitt. Die Bruſt.
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es muͤſten auch die Knorpeln in ihrer Vergliederung,
Kraft der ſie in die Ribben eingelenkt werden, von den
Ribben loslaſſen, welches aber die Rauhigkeit dieſer Fu-
gen, und ihre genaue Verloͤtung, daß ich ſo ſage, ſchwer-
lich verſtattet.
Die wenigſten Thiere von warmen Blute haben die
ganzen Ribben knochig, wie ich von dem Beutelthier
leſe (p). An den Voͤgeln (p*), und den Geſchlechtern
der Eidechſen (q), ſind ſie ganz und gar knochig, indeſſen
finder ſich doch an dieſen zwiſchen dem abſteigenden und
aufſteigenden Theile der Ribben eine beſondere bewegliche
Vergliederung. Daraus erhellet, daß, umLuft zu holen, ein
knorpliches Weſen nicht ſchlechterdings notwendig ſey (r),
ſondern auch ganz ſtarre Sproſſen Statt haben koͤnnten,
ohne mit beweglichem Gelenke verſehen zu ſein. Es iſt
dieſes nicht allein aus den Beiſpielen der Voͤgel bekannt,
ſondern man hat auch Berichte von Menſchen, an denen
die ganze Ribben, gemeiniglich ohne einen Nachteil der
Beweglichkeit, knochig geweſen.
Die bisher beſchriebne Bruſt (thorax) nimt verſchied-
ne Eingeweide in ihren Schuzz. Hinter dem Bruſt-
beine lagert ſich die Bruſtdruͤſe, und das Herz, welches
aber zu beiden Seiten, und zwar linker Hand mehr, in
die zwo Bruſthoͤlen vorruͤkkt. Die uͤbrige ganze Hoͤ-
lung der waren Bruſt nehmen die Lungen ein, ſie fuͤllen
naͤmlich oberwerts in der Bruſt, ſo wohl die hintere und
tiefe Winkel, die Seiten, als auch faſt die ganze vorde-
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Philoſ. Transact. n. 239. u.
im beſond. Buche. S. 52.
(p*) ALDROVAND. ornitho-
log. L. I. S. 1. 2. Die Pariſer
am Kaſuar Mem. avant. 1699. T.
III. S. 165. vergl. MEYER. T. 76.
an dem mit der Faͤrberroͤte durch-
drungenem Geribbe, davon ich ihm
die Zeichnung zugeſchikkt habe.
(q) Das Kamaͤleon, die Pariſer.
VALISNERI. T. II. S. 415
(r) So urteilt der ber. HOAD-
LEY, und er gibt an ganz knochi-
gen Ribben keine andere Vewegung
zu, als die die ganze Bruſt hat.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/41>, abgerufen am 03.12.2024.
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