und die nach ihm George Martine(m) angenommen, ja es hat der vortrefliche Christian Gottlieb Lud- wig(n), unser Freund gezeigt, daß sie ihm nicht mis- falle, so daß auch vor kurzem ein fleißiger Schüler von ihm (o), diese Hipotese zu vertheidigen auf sich genom- men. Sie heist so: es werde der Zwerchfellsnerve, dieser Hauptbeweger in dem Einatmen, bei recht vollgeschöpfter Brust, durch das Einatmen selbst zusammengedrükkt, und also von der Kraft der eingezognen Luft das Zwerchfell eutkräftet: es folge der Ausatmungswechsel, dieser Ner- werde nunmehr, da die Luft herausgelassen worden, wie- der von seinem Drukke frei. Doch es würde, wenn der Zwerchfellsnerve zusammengedrükkt worden, blos das Zwerchfell untauglich gemacht werden, und nicht die Ribbenmuskel eben so wohl: es kann auch ein Nerve, von einem, der allerweichsten Eingeweiden, so stark ge- drükkt werden, daß dadurch einem Muskel seine Kräfte entzogen würden, und es sezzt ein gelinder Drukk auf den Nerven, das Zwerchfell noch nicht in die Unthätig- keit (p): dergleichen Nervendrukk, welcher ein stumpfes Gefühl hervorbringt, wird von einer höchst unangenehmen Empfindung begleitet, wie wir solches aus dem, wie A- meisen stechenden Grüblen, an einem gebognen halbge- lämmten, Ellbogen lernen.
Der berühmte Henshaw(q), schlägt hier den wech- selweisen Drukk der Brustluft vor, welche von der aus- gedehnten Lunge zusammengedrükt würde, so lange, bis diese zu einer grössern Dichtheit gebracht worden, und wieder nach ihrer Erholung auf die Lunge zu drükkte.
Man
(m)[Spaltenumbruch]Essays of a Societ. atEdimb. Vol. I. S. 164.
(n) Jn seinen zu Leipzig heraus- gegeb. Thes. und in ver Physiolog. n. 436.
(o)CLAVSEN de nervo phre- [Spaltenumbruch]
nico. S. 37.
(p) B. 8. §. 38.
(q)Aerochalinos. S. 76. u. f. und fast HOADL. S. 56. Dieser fügt noch die Schwere der Atmo- sphaer hinzu.
IIII. Abſchn. deſſen Erſcheinungen.
und die nach ihm George Martine(m) angenommen, ja es hat der vortrefliche Chriſtian Gottlieb Lud- wig(n), unſer Freund gezeigt, daß ſie ihm nicht mis- falle, ſo daß auch vor kurzem ein fleißiger Schuͤler von ihm (o), dieſe Hipoteſe zu vertheidigen auf ſich genom- men. Sie heiſt ſo: es werde der Zwerchfellsnerve, dieſer Hauptbeweger in dem Einatmen, bei recht vollgeſchoͤpfter Bruſt, durch das Einatmen ſelbſt zuſammengedruͤkkt, und alſo von der Kraft der eingezognen Luft das Zwerchfell eutkraͤftet: es folge der Ausatmungswechſel, dieſer Ner- werde nunmehr, da die Luft herausgelaſſen worden, wie- der von ſeinem Drukke frei. Doch es wuͤrde, wenn der Zwerchfellsnerve zuſammengedruͤkkt worden, blos das Zwerchfell untauglich gemacht werden, und nicht die Ribbenmuskel eben ſo wohl: es kann auch ein Nerve, von einem, der allerweichſten Eingeweiden, ſo ſtark ge- druͤkkt werden, daß dadurch einem Muskel ſeine Kraͤfte entzogen wuͤrden, und es ſezzt ein gelinder Drukk auf den Nerven, das Zwerchfell noch nicht in die Unthaͤtig- keit (p): dergleichen Nervendrukk, welcher ein ſtumpfes Gefuͤhl hervorbringt, wird von einer hoͤchſt unangenehmen Empfindung begleitet, wie wir ſolches aus dem, wie A- meiſen ſtechenden Gruͤblen, an einem gebognen halbge- laͤmmten, Ellbogen lernen.
Der beruͤhmte Henshaw(q), ſchlaͤgt hier den wech- ſelweiſen Drukk der Bruſtluft vor, welche von der aus- gedehnten Lunge zuſammengedruͤkt wuͤrde, ſo lange, bis dieſe zu einer groͤſſern Dichtheit gebracht worden, und wieder nach ihrer Erholung auf die Lunge zu druͤkkte.
Man
(m)[Spaltenumbruch]Eſſays of a Societ. atEdimb. Vol. I. S. 164.
(n) Jn ſeinen zu Leipzig heraus- gegeb. Theſ. und in ver Phyſiolog. n. 436.
(o)CLAVSEN de nervo phre- [Spaltenumbruch]
nico. S. 37.
(p) B. 8. §. 38.
(q)Aerochalinos. S. 76. u. f. und faſt HOADL. S. 56. Dieſer fuͤgt noch die Schwere der Atmo- ſphaer hinzu.
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IIII. Abſchn. deſſen Erſcheinungen.
und die nach ihm George Martine (m) angenommen,
ja es hat der vortrefliche Chriſtian Gottlieb Lud-
wig (n), unſer Freund gezeigt, daß ſie ihm nicht mis-
falle, ſo daß auch vor kurzem ein fleißiger Schuͤler von
ihm (o), dieſe Hipoteſe zu vertheidigen auf ſich genom-
men. Sie heiſt ſo: es werde der Zwerchfellsnerve, dieſer
Hauptbeweger in dem Einatmen, bei recht vollgeſchoͤpfter
Bruſt, durch das Einatmen ſelbſt zuſammengedruͤkkt, und
alſo von der Kraft der eingezognen Luft das Zwerchfell
eutkraͤftet: es folge der Ausatmungswechſel, dieſer Ner-
werde nunmehr, da die Luft herausgelaſſen worden, wie-
der von ſeinem Drukke frei. Doch es wuͤrde, wenn
der Zwerchfellsnerve zuſammengedruͤkkt worden, blos
das Zwerchfell untauglich gemacht werden, und nicht die
Ribbenmuskel eben ſo wohl: es kann auch ein Nerve,
von einem, der allerweichſten Eingeweiden, ſo ſtark ge-
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entzogen wuͤrden, und es ſezzt ein gelinder Drukk auf
den Nerven, das Zwerchfell noch nicht in die Unthaͤtig-
keit (p): dergleichen Nervendrukk, welcher ein ſtumpfes
Gefuͤhl hervorbringt, wird von einer hoͤchſt unangenehmen
Empfindung begleitet, wie wir ſolches aus dem, wie A-
meiſen ſtechenden Gruͤblen, an einem gebognen halbge-
laͤmmten, Ellbogen lernen.
Der beruͤhmte Henshaw (q), ſchlaͤgt hier den wech-
ſelweiſen Drukk der Bruſtluft vor, welche von der aus-
gedehnten Lunge zuſammengedruͤkt wuͤrde, ſo lange, bis
dieſe zu einer groͤſſern Dichtheit gebracht worden, und
wieder nach ihrer Erholung auf die Lunge zu druͤkkte.
Man
(m)
Eſſays of a Societ. atEdimb.
Vol. I. S. 164.
(n) Jn ſeinen zu Leipzig heraus-
gegeb. Theſ. und in ver Phyſiolog.
n. 436.
(o) CLAVSEN de nervo phre-
nico. S. 37.
(p) B. 8. §. 38.
(q) Aerochalinos. S. 76. u. f.
und faſt HOADL. S. 56. Dieſer
fuͤgt noch die Schwere der Atmo-
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/415>, abgerufen am 26.06.2024.
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