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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

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Das Athemholen. VIII. Buch.
und hierauf nichts als schwarze Finsternisse. Es ist also
kein Wunder, wenn sie oftmals (g), nachdem der Strikk
abgeschnitten, und eine Ader geöffnet worden, wieder zu
sich selbst kommen. Jn Florenz war es schon zur Ge-
wonheit geworden, daß Uebelthäter wieder hergestellt
wurden, daß man sich genöthigt sahe, die Todesart zu
ändern, und das Genikke zu verrenken (h).

Jndessen lehren mich meine Versuche doch, daß ein
Strikk den Werkzeugen des Atemholens Schaden thue.
Jch habe nämlich gesehen, daß ein solcher tödtlicher
Strikk, zwischen dem schildförmigen Knorpel, und dem
Zungenbeine, bis in die Höle des Obertheils des Schlun-
des durchgeschnitten hatte: ich habe gesehen, daß der
ringförmige Knorpel von der Luftröhre abgesondert gewe-
sen; ich habe den Schildknorpel zerrissen gesehen, so daß
der obere Theil heraufgezogen, der untere herabgezerrt
war, und es haben andere berühmte Männer, derglei-
chen auch angemerkt (i).

Auf einer andern Seite, hat man die Sache, gegen
die Thiere gehalten, bei denen wenig Blut durch die
Lunge geht (k), und deren Lungen, wenn man sie gleich
an die offne Luft bringt, dennoch ausgedehnt bleibt (l).
Diese leben freilich länger ohne Atemholen, und sie ster-
ben unter Wasser entweder langsam, oder sie können

über-
(g) [Spaltenumbruch] CORNAR hist rar. S. 1. 2.
ELIS GREEN in der eignen Ge-
schichte eines ermunterten Mäd-
chens. PLOT nat. hist. os Staf-
fordshire.
S. 292. hoffm de aero-
teria,
dieser, weil die Luftröhre
knochig war.
(h) G. D. P. Lettera sopra la
morte apparente.
S. 35.
(i) Der Ringknorpel war zerris-
sen, und von der Luftröhre abgeson-
dert, die Muskeln verschnit. en,
weiss progr. V. S. 14. der Ring-
knorpel in viele Stükke zerbrochen,
[Spaltenumbruch] MAVCHART luxat. nuch.
(k) Die Schildkröte, BAGLIV.
S. 461. dvssiere mem. avant.
1699. die Pariser, in anc. mem.
der Frosch, SWAMMERD. S.
823. 831. Phil. Trans. n. 94. die kalten
Thiere überhaupt, MALPIGH.
Posthum.
S. 14. die Salamander,
Eidechsen, Kamaeleons, Schlangen,
Schildkröten, SWAMMERD.
S. 830.
(l) BORELL. propos. 95. dv-
vern.
obs. de phys.
34.

Das Athemholen. VIII. Buch.
und hierauf nichts als ſchwarze Finſterniſſe. Es iſt alſo
kein Wunder, wenn ſie oftmals (g), nachdem der Strikk
abgeſchnitten, und eine Ader geoͤffnet worden, wieder zu
ſich ſelbſt kommen. Jn Florenz war es ſchon zur Ge-
wonheit geworden, daß Uebelthaͤter wieder hergeſtellt
wurden, daß man ſich genoͤthigt ſahe, die Todesart zu
aͤndern, und das Genikke zu verrenken (h).

Jndeſſen lehren mich meine Verſuche doch, daß ein
Strikk den Werkzeugen des Atemholens Schaden thue.
Jch habe naͤmlich geſehen, daß ein ſolcher toͤdtlicher
Strikk, zwiſchen dem ſchildfoͤrmigen Knorpel, und dem
Zungenbeine, bis in die Hoͤle des Obertheils des Schlun-
des durchgeſchnitten hatte: ich habe geſehen, daß der
ringfoͤrmige Knorpel von der Luftroͤhre abgeſondert gewe-
ſen; ich habe den Schildknorpel zerriſſen geſehen, ſo daß
der obere Theil heraufgezogen, der untere herabgezerrt
war, und es haben andere beruͤhmte Maͤnner, derglei-
chen auch angemerkt (i).

Auf einer andern Seite, hat man die Sache, gegen
die Thiere gehalten, bei denen wenig Blut durch die
Lunge geht (k), und deren Lungen, wenn man ſie gleich
an die offne Luft bringt, dennoch ausgedehnt bleibt (l).
Dieſe leben freilich laͤnger ohne Atemholen, und ſie ſter-
ben unter Waſſer entweder langſam, oder ſie koͤnnen

uͤber-
(g) [Spaltenumbruch] CORNAR hiſt rar. S. 1. 2.
ELIS GREEN in der eignen Ge-
ſchichte eines ermunterten Maͤd-
chens. PLOT nat. hiſt. oſ Staf-
fordshire.
S. 292. hoffm de æro-
teria,
dieſer, weil die Luftroͤhre
knochig war.
(h) G. D. P. Lettera ſopra la
morte apparente.
S. 35.
(i) Der Ringknorpel war zerriſ-
ſen, und von der Luftroͤhre abgeſon-
dert, die Muskeln verſchnit. en,
weiſſ progr. V. S. 14. der Ring-
knorpel in viele Stuͤkke zerbrochen,
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823. 831. Phil. Tranſ. n. 94. die kalten
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Poſthum.
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[424/0430] Das Athemholen. VIII. Buch. und hierauf nichts als ſchwarze Finſterniſſe. Es iſt alſo kein Wunder, wenn ſie oftmals (g), nachdem der Strikk abgeſchnitten, und eine Ader geoͤffnet worden, wieder zu ſich ſelbſt kommen. Jn Florenz war es ſchon zur Ge- wonheit geworden, daß Uebelthaͤter wieder hergeſtellt wurden, daß man ſich genoͤthigt ſahe, die Todesart zu aͤndern, und das Genikke zu verrenken (h). Jndeſſen lehren mich meine Verſuche doch, daß ein Strikk den Werkzeugen des Atemholens Schaden thue. Jch habe naͤmlich geſehen, daß ein ſolcher toͤdtlicher Strikk, zwiſchen dem ſchildfoͤrmigen Knorpel, und dem Zungenbeine, bis in die Hoͤle des Obertheils des Schlun- des durchgeſchnitten hatte: ich habe geſehen, daß der ringfoͤrmige Knorpel von der Luftroͤhre abgeſondert gewe- ſen; ich habe den Schildknorpel zerriſſen geſehen, ſo daß der obere Theil heraufgezogen, der untere herabgezerrt war, und es haben andere beruͤhmte Maͤnner, derglei- chen auch angemerkt (i). Auf einer andern Seite, hat man die Sache, gegen die Thiere gehalten, bei denen wenig Blut durch die Lunge geht (k), und deren Lungen, wenn man ſie gleich an die offne Luft bringt, dennoch ausgedehnt bleibt (l). Dieſe leben freilich laͤnger ohne Atemholen, und ſie ſter- ben unter Waſſer entweder langſam, oder ſie koͤnnen uͤber- (g) CORNAR hiſt rar. S. 1. 2. ELIS GREEN in der eignen Ge- ſchichte eines ermunterten Maͤd- chens. PLOT nat. hiſt. oſ Staf- fordshire. S. 292. hoffm de æro- teria, dieſer, weil die Luftroͤhre knochig war. (h) G. D. P. Lettera ſopra la morte apparente. S. 35. (i) Der Ringknorpel war zerriſ- ſen, und von der Luftroͤhre abgeſon- dert, die Muskeln verſchnit. en, weiſſ progr. V. S. 14. der Ring- knorpel in viele Stuͤkke zerbrochen, MAVCHART luxat. nuch. (k) Die Schildkroͤte, BAGLIV. S. 461. dvſſiere mem. avant. 1699. die Pariſer, in anc. mem. der Froſch, SWAMMERD. S. 823. 831. Phil. Tranſ. n. 94. die kalten Thiere uͤberhaupt, MALPIGH. Poſthum. S. 14. die Salamander, Eidechſen, Kamaeleons, Schlangen, Schildkroͤten, SWAMMERD. S. 830. (l) BORELL. propoſ. 95. dv- vern. obſ. de phyſ. 34.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 424. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/430>, abgerufen am 22.11.2024.