Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

IIII. Abschn. dessen Erscheinungen.
mit den übrigen Ursachen des Ausatmens in Vergleichung
gesezzt werden könnte, da sie nicht einmal die Blähun-
gen, den Unrat, oder andre Auswürfe, auch da, wo
es keine Schliesmuskeln giebt, wie in den Vögeln,
forttreibt.

Eben so schwach würde auch das Zusammenziehen
seyn, welches man von einer ausgedehnten Haut er-
warten wollte (b), da ich sehe, wie langsam diese sich,
und wie unvollkommen sie sich, nach der Ausdehnung von
der Schwangerschaft, der Wassersucht, und dem Schwel-
len wieder herstellt.

Daß die Luft in den untern Lungenbläschen, gleich-
sam von einer andern Beschaffenheit, als in den obern
Lungenbläschen, ist ein Vorgeben des J. Baptista Ma-
zins
(c): und es behauptete dieser, sie widersezze sich
dieser obern Säule, folglich treibe sie solche, so bald sie
einige Freiheit erhalten, heraus. Es mangeln uns hier
die Grenzen einer zwiefachen Luft, und es steht ihr die
unelastische Natur derjenigen Luft im Wege, welche sich in-
nigst in die Lunge hinein begeben. Denn diese Luft mus
vielmehr der reineren, und mit Elasticitaet geschärften At-
mosphaerenluft ausweichen, und nicht dagegen die Ober-
hand gewinnen.

Es scheint, daß dieser berühmte Mann die Hipotese
des J. Alfons Borelli annehme, und dieser wollte,
daß die Luft im Einatmen blos zur Mitte der Luftröhre
vordringe (d), daß die allerlezzten Bläschen, die vom
Ausatmen ausgegehnt würden, aufschwellen, und im Ein-
atmen dagegen wieder den Geschwulst verlieren.

Daß
(b) [Spaltenumbruch] DAN. BERNOVLLI. c. 1.
n.
5.
(c) Mechan. morbor. T. l. S. 46.
[Spaltenumbruch] Ausgab. Offenbach. Instit. medic.
mechan.
S. 97.
(d) Prop. 96.
E e 2

IIII. Abſchn. deſſen Erſcheinungen.
mit den uͤbrigen Urſachen des Ausatmens in Vergleichung
geſezzt werden koͤnnte, da ſie nicht einmal die Blaͤhun-
gen, den Unrat, oder andre Auswuͤrfe, auch da, wo
es keine Schliesmuskeln giebt, wie in den Voͤgeln,
forttreibt.

Eben ſo ſchwach wuͤrde auch das Zuſammenziehen
ſeyn, welches man von einer ausgedehnten Haut er-
warten wollte (b), da ich ſehe, wie langſam dieſe ſich,
und wie unvollkommen ſie ſich, nach der Ausdehnung von
der Schwangerſchaft, der Waſſerſucht, und dem Schwel-
len wieder herſtellt.

Daß die Luft in den untern Lungenblaͤschen, gleich-
ſam von einer andern Beſchaffenheit, als in den obern
Lungenblaͤschen, iſt ein Vorgeben des J. Baptiſta Ma-
zins
(c): und es behauptete dieſer, ſie widerſezze ſich
dieſer obern Saͤule, folglich treibe ſie ſolche, ſo bald ſie
einige Freiheit erhalten, heraus. Es mangeln uns hier
die Grenzen einer zwiefachen Luft, und es ſteht ihr die
unelaſtiſche Natur derjenigen Luft im Wege, welche ſich in-
nigſt in die Lunge hinein begeben. Denn dieſe Luft mus
vielmehr der reineren, und mit Elaſticitaet geſchaͤrften At-
moſphaerenluft ausweichen, und nicht dagegen die Ober-
hand gewinnen.

Es ſcheint, daß dieſer beruͤhmte Mann die Hipoteſe
des J. Alfons Borelli annehme, und dieſer wollte,
daß die Luft im Einatmen blos zur Mitte der Luftroͤhre
vordringe (d), daß die allerlezzten Blaͤschen, die vom
Ausatmen ausgegehnt wuͤrden, aufſchwellen, und im Ein-
atmen dagegen wieder den Geſchwulſt verlieren.

Daß
(b) [Spaltenumbruch] DAN. BERNOVLLI. c. 1.
n.
5.
(c) Mechan. morbor. T. l. S. 46.
[Spaltenumbruch] Ausgab. Offenbach. Inſtit. medic.
mechan.
S. 97.
(d) Prop. 96.
E e 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0441" n="435"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IIII.</hi> Ab&#x017F;chn. de&#x017F;&#x017F;en Er&#x017F;cheinungen.</hi></fw><lb/>
mit den u&#x0364;brigen Ur&#x017F;achen des Ausatmens in Vergleichung<lb/>
ge&#x017F;ezzt werden ko&#x0364;nnte, da &#x017F;ie nicht einmal die Bla&#x0364;hun-<lb/>
gen, den Unrat, oder andre Auswu&#x0364;rfe, auch da, wo<lb/>
es keine Schliesmuskeln giebt, wie in den Vo&#x0364;geln,<lb/>
forttreibt.</p><lb/>
            <p>Eben &#x017F;o &#x017F;chwach wu&#x0364;rde auch das Zu&#x017F;ammenziehen<lb/>
&#x017F;eyn, welches man von einer ausgedehnten Haut er-<lb/>
warten wollte <note place="foot" n="(b)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">DAN. BERNOVLLI.</hi> c. 1.<lb/>
n.</hi> 5.</note>, da ich &#x017F;ehe, wie lang&#x017F;am die&#x017F;e &#x017F;ich,<lb/>
und wie unvollkommen &#x017F;ie &#x017F;ich, nach der Ausdehnung von<lb/>
der Schwanger&#x017F;chaft, der Wa&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ucht, und dem Schwel-<lb/>
len wieder her&#x017F;tellt.</p><lb/>
            <p>Daß die Luft in den untern Lungenbla&#x0364;schen, gleich-<lb/>
&#x017F;am von einer andern Be&#x017F;chaffenheit, als in den obern<lb/>
Lungenbla&#x0364;schen, i&#x017F;t ein Vorgeben des <hi rendition="#fr">J. Bapti&#x017F;ta Ma-<lb/>
zins</hi> <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">Mechan. morbor. T. l.</hi> S. 46.<lb/><cb/>
Ausgab. Offenbach. <hi rendition="#aq">In&#x017F;tit. medic.<lb/>
mechan.</hi> S. 97.</note>: und es behauptete die&#x017F;er, &#x017F;ie wider&#x017F;ezze &#x017F;ich<lb/>
die&#x017F;er obern Sa&#x0364;ule, folglich treibe &#x017F;ie &#x017F;olche, &#x017F;o bald &#x017F;ie<lb/>
einige Freiheit erhalten, heraus. Es mangeln uns hier<lb/>
die Grenzen einer zwiefachen Luft, und es &#x017F;teht ihr die<lb/>
unela&#x017F;ti&#x017F;che Natur derjenigen Luft im Wege, welche &#x017F;ich in-<lb/>
nig&#x017F;t in die Lunge hinein begeben. Denn die&#x017F;e Luft mus<lb/>
vielmehr der reineren, und mit Ela&#x017F;ticitaet ge&#x017F;cha&#x0364;rften At-<lb/>
mo&#x017F;phaerenluft ausweichen, und nicht dagegen die Ober-<lb/>
hand gewinnen.</p><lb/>
            <p>Es &#x017F;cheint, daß die&#x017F;er beru&#x0364;hmte Mann die Hipote&#x017F;e<lb/>
des <hi rendition="#fr">J. Alfons Borelli</hi> annehme, und die&#x017F;er wollte,<lb/>
daß die Luft im Einatmen blos zur Mitte der Luftro&#x0364;hre<lb/>
vordringe <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">Prop.</hi> 96.</note>, daß die allerlezzten Bla&#x0364;schen, die vom<lb/>
Ausatmen ausgegehnt wu&#x0364;rden, auf&#x017F;chwellen, und im Ein-<lb/>
atmen dagegen wieder den Ge&#x017F;chwul&#x017F;t verlieren.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">E e 2</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Daß</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[435/0441] IIII. Abſchn. deſſen Erſcheinungen. mit den uͤbrigen Urſachen des Ausatmens in Vergleichung geſezzt werden koͤnnte, da ſie nicht einmal die Blaͤhun- gen, den Unrat, oder andre Auswuͤrfe, auch da, wo es keine Schliesmuskeln giebt, wie in den Voͤgeln, forttreibt. Eben ſo ſchwach wuͤrde auch das Zuſammenziehen ſeyn, welches man von einer ausgedehnten Haut er- warten wollte (b), da ich ſehe, wie langſam dieſe ſich, und wie unvollkommen ſie ſich, nach der Ausdehnung von der Schwangerſchaft, der Waſſerſucht, und dem Schwel- len wieder herſtellt. Daß die Luft in den untern Lungenblaͤschen, gleich- ſam von einer andern Beſchaffenheit, als in den obern Lungenblaͤschen, iſt ein Vorgeben des J. Baptiſta Ma- zins (c): und es behauptete dieſer, ſie widerſezze ſich dieſer obern Saͤule, folglich treibe ſie ſolche, ſo bald ſie einige Freiheit erhalten, heraus. Es mangeln uns hier die Grenzen einer zwiefachen Luft, und es ſteht ihr die unelaſtiſche Natur derjenigen Luft im Wege, welche ſich in- nigſt in die Lunge hinein begeben. Denn dieſe Luft mus vielmehr der reineren, und mit Elaſticitaet geſchaͤrften At- moſphaerenluft ausweichen, und nicht dagegen die Ober- hand gewinnen. Es ſcheint, daß dieſer beruͤhmte Mann die Hipoteſe des J. Alfons Borelli annehme, und dieſer wollte, daß die Luft im Einatmen blos zur Mitte der Luftroͤhre vordringe (d), daß die allerlezzten Blaͤschen, die vom Ausatmen ausgegehnt wuͤrden, aufſchwellen, und im Ein- atmen dagegen wieder den Geſchwulſt verlieren. Daß (b) DAN. BERNOVLLI. c. 1. n. 5. (c) Mechan. morbor. T. l. S. 46. Ausgab. Offenbach. Inſtit. medic. mechan. S. 97. (d) Prop. 96. E e 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/441
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/441>, abgerufen am 22.11.2024.