Daß das Zusammenziehen der rechten Herzkam- mer (f) sich dem, von der Lunge rükkehrendem Blute, nämlich dem Blute des linken Herzohres, und nachher dem Blute, welches die Lungengefässe erfüllt, widersezze, und daß folglich aus den Gefässen der Lunge die Luft herausgetrieben werde, dieses ist eine Hipotese, die neu ist. Wir bedürfen hier aber keiner Hipotesen, die wir von dem Ausatmen die ungezweifelte Ursachen gegeben haben.
Da übrigens das Ausatmen auch blos von der ela- stischen Kraft der Ribben verrichtet werden kann, und folglich keinen grossen Beistand von den Muskeln be- darf, so geschicht es billig viel geschwinder, als das Ein- atmen (g), ob ich gleich angemerkt habe, daß berühmte Männer andre Meinungen davon hegen.
§. 24. Die Folgen des Ausatmens.
Es ist die erste Folge, wofern die Spalte des Luft- röhrenkopfes frei ist, daß die sehr weichen Bläschen der Lunge zusammengedrükkt werden, indessen daß die knorp- ligen Luftröhrenaeste frei bleiben (h), und folglich wird die Luft herausgestossen, die im Einatmen kurz vorher in die Lunge eindrang, da wir sie denn aus der zufammen- gezognen Lunge, unter dem Namen des Atems, gelinde aushauchen, wenn das Ausatmen mäßig geschicht, und weil sie sich in der Lunge einen Augenblikk verweilt hat, so ist sie warm, und mit Dünsten, davon wir an einem andern Orte reden wollen, angefüllt. Wenn wir die Luft wenig verhalten, uud wieder geschwinde ausatmen, so scheint sie wenig verändert, und noch kalt zu seyn.
Es
(f)[Spaltenumbruch]BERTIER phys. des corps anim. S. 147. prop. II. Exp. I.
(g) Vorherg. §. 10. FLOYFR bestimmt fürs Ausatmen zween [Spaltenumbruch]
Pulsschläge, drei fürs Einatmrn. Pulsewatch. T. II. S. 332.
(h)HOADL. S. 49.
Das Atemholen. VIII. Buch.
Daß das Zuſammenziehen der rechten Herzkam- mer (f) ſich dem, von der Lunge ruͤkkehrendem Blute, naͤmlich dem Blute des linken Herzohres, und nachher dem Blute, welches die Lungengefaͤſſe erfuͤllt, widerſezze, und daß folglich aus den Gefaͤſſen der Lunge die Luft herausgetrieben werde, dieſes iſt eine Hipoteſe, die neu iſt. Wir beduͤrfen hier aber keiner Hipoteſen, die wir von dem Ausatmen die ungezweifelte Urſachen gegeben haben.
Da uͤbrigens das Ausatmen auch blos von der ela- ſtiſchen Kraft der Ribben verrichtet werden kann, und folglich keinen groſſen Beiſtand von den Muskeln be- darf, ſo geſchicht es billig viel geſchwinder, als das Ein- atmen (g), ob ich gleich angemerkt habe, daß beruͤhmte Maͤnner andre Meinungen davon hegen.
§. 24. Die Folgen des Ausatmens.
Es iſt die erſte Folge, wofern die Spalte des Luft- roͤhrenkopfes frei iſt, daß die ſehr weichen Blaͤschen der Lunge zuſammengedruͤkkt werden, indeſſen daß die knorp- ligen Luftroͤhrenaeſte frei bleiben (h), und folglich wird die Luft herausgeſtoſſen, die im Einatmen kurz vorher in die Lunge eindrang, da wir ſie denn aus der zufammen- gezognen Lunge, unter dem Namen des Atems, gelinde aushauchen, wenn das Ausatmen maͤßig geſchicht, und weil ſie ſich in der Lunge einen Augenblikk verweilt hat, ſo iſt ſie warm, und mit Duͤnſten, davon wir an einem andern Orte reden wollen, angefuͤllt. Wenn wir die Luft wenig verhalten, uud wieder geſchwinde ausatmen, ſo ſcheint ſie wenig veraͤndert, und noch kalt zu ſeyn.
Es
(f)[Spaltenumbruch]BERTIER phyſ. des corps anim. S. 147. prop. II. Exp. I.
(g) Vorherg. §. 10. FLOYFR beſtimmt fuͤrs Ausatmen zween [Spaltenumbruch]
Pulsſchlaͤge, drei fuͤrs Einatmrn. Pulſewatch. T. II. S. 332.
(h)HOADL. S. 49.
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Das Atemholen. VIII. Buch.
Daß das Zuſammenziehen der rechten Herzkam-
mer (f) ſich dem, von der Lunge ruͤkkehrendem Blute,
naͤmlich dem Blute des linken Herzohres, und nachher
dem Blute, welches die Lungengefaͤſſe erfuͤllt, widerſezze,
und daß folglich aus den Gefaͤſſen der Lunge die Luft
herausgetrieben werde, dieſes iſt eine Hipoteſe, die neu
iſt. Wir beduͤrfen hier aber keiner Hipoteſen, die wir von
dem Ausatmen die ungezweifelte Urſachen gegeben haben.
Da uͤbrigens das Ausatmen auch blos von der ela-
ſtiſchen Kraft der Ribben verrichtet werden kann, und
folglich keinen groſſen Beiſtand von den Muskeln be-
darf, ſo geſchicht es billig viel geſchwinder, als das Ein-
atmen (g), ob ich gleich angemerkt habe, daß beruͤhmte
Maͤnner andre Meinungen davon hegen.
§. 24.
Die Folgen des Ausatmens.
Es iſt die erſte Folge, wofern die Spalte des Luft-
roͤhrenkopfes frei iſt, daß die ſehr weichen Blaͤschen der
Lunge zuſammengedruͤkkt werden, indeſſen daß die knorp-
ligen Luftroͤhrenaeſte frei bleiben (h), und folglich wird
die Luft herausgeſtoſſen, die im Einatmen kurz vorher in
die Lunge eindrang, da wir ſie denn aus der zufammen-
gezognen Lunge, unter dem Namen des Atems, gelinde
aushauchen, wenn das Ausatmen maͤßig geſchicht, und
weil ſie ſich in der Lunge einen Augenblikk verweilt hat,
ſo iſt ſie warm, und mit Duͤnſten, davon wir an einem
andern Orte reden wollen, angefuͤllt. Wenn wir die
Luft wenig verhalten, uud wieder geſchwinde ausatmen,
ſo ſcheint ſie wenig veraͤndert, und noch kalt zu ſeyn.
Es
(f)
BERTIER phyſ. des corps
anim. S. 147. prop. II. Exp. I.
(g) Vorherg. §. 10. FLOYFR
beſtimmt fuͤrs Ausatmen zween
Pulsſchlaͤge, drei fuͤrs Einatmrn.
Pulſewatch. T. II. S. 332.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 436. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/442>, abgerufen am 22.11.2024.
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