gar einen halben Tag (c), und die Schildkröte lebt einen ganzen Monat, ohne Atem zu holen (d).
Das bisher gesagte scheinet zwischen dem Pulsschlage und dem Atemholen einige Uebereinstimmung anzuzeigen, und es behaupten viele, daß zugleich die Anzahl der Pulsschläge und Atmungen zunehmen (e), und mit dem geschwindern Umlaufe, und der Wärme des Blu- tes (f), auch selbst das Atemholen beschleunigt werde.
Doch es wird diese Uebereinstimmung auf vielerlei Art unterbrochen. Schon der Wille allein kann das Atemholen verlängern, da sich indessen der Pulsschlag nicht ändert. So hat der berühmte Floyer in einem einzigen Atemholen funfzehn Pulsschläge gezählt (g). Jch selbst habe einen Atemzug bis auf sechszehn Sekun- den, und 21 Pulsschläge (h) verlängert.
Allein es haben überdem bereis Aristodeles(i), nachgehens Galen(k), und endlich Harvey(l) einge- sehen, daß das, was einige von dieser beständigen Ueber- einstimmung gelehrt, ohne Grund sey. Kinder haben viele Pulsschläge, und wenig Atemzüge. Jn den Fie- bern habe ich, wenn ich die Veränderungen an meinem eignen Körper genau untersucht, gefunden, daß, wenn die gar zu grosse Hizze vorüber, und die Brust frei ist, bis 120 Pulsschläge empfunden werden können, indessen, daß das Atemholen kaum merklich geschwinder geworden, welches den Harvey(m) verleitet, daß er es sparsamer geschehen läst. Bei einem Fieber hat es der berühmte Home geschwinder befunden, da sich doch der Puls we- nig verändert hatte (m*). Und wir haben bei der Eng-
brü-
(c)[Spaltenumbruch]
Die Pariser von der Schild- kröte.
(d)Mem. avant. 1699.
(e)STAEHELIN. puls. S. 25. SWAMMERD. S. 80.
(f)WYHTT. S. 180.
(g)T. II.
(h)[Spaltenumbruch]
Vergl. MVRALT. vade- mec. anat. S. 239.
(i)De spiritu. c. 4.
(k)Ars medica. S. 61.
(l)Proem. S. 11. 12.
(m) Angef. Ort.
(m*)Medical facts S. 3.
F f 4
IIII. Abſchn. deſſen Erſcheinungen.
gar einen halben Tag (c), und die Schildkroͤte lebt einen ganzen Monat, ohne Atem zu holen (d).
Das bisher geſagte ſcheinet zwiſchen dem Pulsſchlage und dem Atemholen einige Uebereinſtimmung anzuzeigen, und es behaupten viele, daß zugleich die Anzahl der Pulsſchlaͤge und Atmungen zunehmen (e), und mit dem geſchwindern Umlaufe, und der Waͤrme des Blu- tes (f), auch ſelbſt das Atemholen beſchleunigt werde.
Doch es wird dieſe Uebereinſtimmung auf vielerlei Art unterbrochen. Schon der Wille allein kann das Atemholen verlaͤngern, da ſich indeſſen der Pulsſchlag nicht aͤndert. So hat der beruͤhmte Floyer in einem einzigen Atemholen funfzehn Pulsſchlaͤge gezaͤhlt (g). Jch ſelbſt habe einen Atemzug bis auf ſechszehn Sekun- den, und 21 Pulsſchlaͤge (h) verlaͤngert.
Allein es haben uͤberdem bereis Ariſtodeles(i), nachgehens Galen(k), und endlich Harvey(l) einge- ſehen, daß das, was einige von dieſer beſtaͤndigen Ueber- einſtimmung gelehrt, ohne Grund ſey. Kinder haben viele Pulsſchlaͤge, und wenig Atemzuͤge. Jn den Fie- bern habe ich, wenn ich die Veraͤnderungen an meinem eignen Koͤrper genau unterſucht, gefunden, daß, wenn die gar zu groſſe Hizze voruͤber, und die Bruſt frei iſt, bis 120 Pulsſchlaͤge empfunden werden koͤnnen, indeſſen, daß das Atemholen kaum merklich geſchwinder geworden, welches den Harvey(m) verleitet, daß er es ſparſamer geſchehen laͤſt. Bei einem Fieber hat es der beruͤhmte Home geſchwinder befunden, da ſich doch der Puls we- nig veraͤndert hatte (m*). Und wir haben bei der Eng-
bruͤ-
(c)[Spaltenumbruch]
Die Pariſer von der Schild- kroͤte.
(d)Mem. avant. 1699.
(e)STAEHELIN. pulſ. S. 25. SWAMMERD. S. 80.
(f)WYHTT. S. 180.
(g)T. II.
(h)[Spaltenumbruch]
Vergl. MVRALT. vade- mec. anat. S. 239.
(i)De ſpiritu. c. 4.
(k)Ars medica. S. 61.
(l)Proem. S. 11. 12.
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IIII. Abſchn. deſſen Erſcheinungen.
gar einen halben Tag (c), und die Schildkroͤte lebt einen
ganzen Monat, ohne Atem zu holen (d).
Das bisher geſagte ſcheinet zwiſchen dem Pulsſchlage
und dem Atemholen einige Uebereinſtimmung anzuzeigen,
und es behaupten viele, daß zugleich die Anzahl der
Pulsſchlaͤge und Atmungen zunehmen (e), und mit
dem geſchwindern Umlaufe, und der Waͤrme des Blu-
tes (f), auch ſelbſt das Atemholen beſchleunigt werde.
Doch es wird dieſe Uebereinſtimmung auf vielerlei
Art unterbrochen. Schon der Wille allein kann das
Atemholen verlaͤngern, da ſich indeſſen der Pulsſchlag
nicht aͤndert. So hat der beruͤhmte Floyer in einem
einzigen Atemholen funfzehn Pulsſchlaͤge gezaͤhlt (g).
Jch ſelbſt habe einen Atemzug bis auf ſechszehn Sekun-
den, und 21 Pulsſchlaͤge (h) verlaͤngert.
Allein es haben uͤberdem bereis Ariſtodeles (i),
nachgehens Galen (k), und endlich Harvey (l) einge-
ſehen, daß das, was einige von dieſer beſtaͤndigen Ueber-
einſtimmung gelehrt, ohne Grund ſey. Kinder haben
viele Pulsſchlaͤge, und wenig Atemzuͤge. Jn den Fie-
bern habe ich, wenn ich die Veraͤnderungen an meinem
eignen Koͤrper genau unterſucht, gefunden, daß, wenn
die gar zu groſſe Hizze voruͤber, und die Bruſt frei iſt,
bis 120 Pulsſchlaͤge empfunden werden koͤnnen, indeſſen,
daß das Atemholen kaum merklich geſchwinder geworden,
welches den Harvey (m) verleitet, daß er es ſparſamer
geſchehen laͤſt. Bei einem Fieber hat es der beruͤhmte
Home geſchwinder befunden, da ſich doch der Puls we-
nig veraͤndert hatte (m*). Und wir haben bei der Eng-
bruͤ-
(c)
Die Pariſer von der Schild-
kroͤte.
(d) Mem. avant. 1699.
(e) STAEHELIN. pulſ. S. 25.
SWAMMERD. S. 80.
(f) WYHTT. S. 180.
(g) T. II.
(h)
Vergl. MVRALT. vade-
mec. anat. S. 239.
(i) De ſpiritu. c. 4.
(k) Ars medica. S. 61.
(l) Proem. S. 11. 12.
(m) Angef. Ort.
(m*) Medical facts S. 3.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/461>, abgerufen am 22.11.2024.
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