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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

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Das Atemholen. VIII. Buch.
davon ich ein achttägiges tödliches Schlukken beobachtet
habe, als ein Arzt Brechmittel vom Spiesglase, sieben
oder achtmal hinter einander gegeben hatte: an diesem
Manne fand ich ebenfalls die Nervenhaut des Magens
mit Blut, das sich ins Zellgewebe ergossen, entzündet,
wie es an Hunden zu seyn pflegt, die Arsenik gegessen:
und ich bin nach diesem Falle in der That bei dem hefti-
gen Erbrechen von Antimonialkuren furchtsam gemacht
worden. Und dennoch erfolgt bisweilen blos von einem
Fehler in den Werkzeugen des Atemholens eben derglei-
chen Schlukken, z. E. von einer Entzündung des Zwerch-
fells (d), von einer niedergedrükkten | Ribbe (e), von ei-
nem in die Brust ergossnen Eiter (f), von einem ver-
renkten Halswirbel (f*).

Endlich so geht sehr oft ein Schlukken, ohne eine deut-
liche Krankheit des Magens, oder des atmenden Werk-
zeuges, nahe vor dem Tode, vorher; wenn Nerven ver-
lezzt sind (g), der Rükkenmark gereizt wird (h), oder
in der hysterischen Krankheit, vom Gifte, welches in ei-
ne Blutader gesprizzt worden (k), oder wenn die Friesel-
materie mit tödlichen Zufällen, nach den innern Theilen
des Körpers, und den Werkzeugen des Lebens zurükke
tritt (l).

Wie sich das Schlukken von den Nerven auf das
Zwerchfell fortpflanze, scheinet leichter zu erklären zu
seyn, da sehr oft in entlegnen Theilen durch die Nerven
Krämpfe hervorgebracht werden. Auf was vor eine

Weise
(d) [Spaltenumbruch] BARRERE observ. anat.
Ausgab. 1753. S. 178. Doch ward
er ohne einen Schlukken durchbort.
Ebenders. S. 177. Man könnte
schwerlich, ohne, wenn man es nahe
am Magen reizte, ein Schlukken erre-
gen brvning exp. II.
(e) ALBERT. in diss. de sin-
gult.
[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]5.
(f) RRVNNER. beim BO-
[Spaltenumbruch] RELL
de Singultu.
S. 15.
(f*) HOFM. beim bachm.
dsingult.
Davon ein Schlukken,
das vier Jahre, lang anhielt.
(g) IMBERT duodec. quaest.
Monspel.
1749. S. 7.
(h) BRVNNING. exp. 10.
(k) Exp. 9 brvning.
(l) PORTEF. S. 19. 20.

Das Atemholen. VIII. Buch.
davon ich ein achttaͤgiges toͤdliches Schlukken beobachtet
habe, als ein Arzt Brechmittel vom Spiesglaſe, ſieben
oder achtmal hinter einander gegeben hatte: an dieſem
Manne fand ich ebenfalls die Nervenhaut des Magens
mit Blut, das ſich ins Zellgewebe ergoſſen, entzuͤndet,
wie es an Hunden zu ſeyn pflegt, die Arſenik gegeſſen:
und ich bin nach dieſem Falle in der That bei dem hefti-
gen Erbrechen von Antimonialkuren furchtſam gemacht
worden. Und dennoch erfolgt bisweilen blos von einem
Fehler in den Werkzeugen des Atemholens eben derglei-
chen Schlukken, z. E. von einer Entzuͤndung des Zwerch-
fells (d), von einer niedergedruͤkkten | Ribbe (e), von ei-
nem in die Bruſt ergoſſnen Eiter (f), von einem ver-
renkten Halswirbel (f*).

Endlich ſo geht ſehr oft ein Schlukken, ohne eine deut-
liche Krankheit des Magens, oder des atmenden Werk-
zeuges, nahe vor dem Tode, vorher; wenn Nerven ver-
lezzt ſind (g), der Ruͤkkenmark gereizt wird (h), oder
in der hyſteriſchen Krankheit, vom Gifte, welches in ei-
ne Blutader geſprizzt worden (k), oder wenn die Frieſel-
materie mit toͤdlichen Zufaͤllen, nach den innern Theilen
des Koͤrpers, und den Werkzeugen des Lebens zuruͤkke
tritt (l).

Wie ſich das Schlukken von den Nerven auf das
Zwerchfell fortpflanze, ſcheinet leichter zu erklaͤren zu
ſeyn, da ſehr oft in entlegnen Theilen durch die Nerven
Kraͤmpfe hervorgebracht werden. Auf was vor eine

Weiſe
(d) [Spaltenumbruch] BARRERE obſerv. anat.
Ausgab. 1753. S. 178. Doch ward
er ohne einen Schlukken durchbort.
Ebenderſ. S. 177. Man koͤnnte
ſchwerlich, ohne, wenn man es nahe
am Magen reizte, ein Schlukken erre-
gen brvning exp. II.
(e) ALBERT. in diſſ. de ſin-
gult.
[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]5.
(f) RRVNNER. beim BO-
[Spaltenumbruch] RELL
de Singultu.
S. 15.
(f*) HOFM. beim bachm.
dſingult.
Davon ein Schlukken,
das vier Jahre, lang anhielt.
(g) IMBERT duodec. quaeſt.
Monſpel.
1749. S. 7.
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[486/0492] Das Atemholen. VIII. Buch. davon ich ein achttaͤgiges toͤdliches Schlukken beobachtet habe, als ein Arzt Brechmittel vom Spiesglaſe, ſieben oder achtmal hinter einander gegeben hatte: an dieſem Manne fand ich ebenfalls die Nervenhaut des Magens mit Blut, das ſich ins Zellgewebe ergoſſen, entzuͤndet, wie es an Hunden zu ſeyn pflegt, die Arſenik gegeſſen: und ich bin nach dieſem Falle in der That bei dem hefti- gen Erbrechen von Antimonialkuren furchtſam gemacht worden. Und dennoch erfolgt bisweilen blos von einem Fehler in den Werkzeugen des Atemholens eben derglei- chen Schlukken, z. E. von einer Entzuͤndung des Zwerch- fells (d), von einer niedergedruͤkkten | Ribbe (e), von ei- nem in die Bruſt ergoſſnen Eiter (f), von einem ver- renkten Halswirbel (f*). Endlich ſo geht ſehr oft ein Schlukken, ohne eine deut- liche Krankheit des Magens, oder des atmenden Werk- zeuges, nahe vor dem Tode, vorher; wenn Nerven ver- lezzt ſind (g), der Ruͤkkenmark gereizt wird (h), oder in der hyſteriſchen Krankheit, vom Gifte, welches in ei- ne Blutader geſprizzt worden (k), oder wenn die Frieſel- materie mit toͤdlichen Zufaͤllen, nach den innern Theilen des Koͤrpers, und den Werkzeugen des Lebens zuruͤkke tritt (l). Wie ſich das Schlukken von den Nerven auf das Zwerchfell fortpflanze, ſcheinet leichter zu erklaͤren zu ſeyn, da ſehr oft in entlegnen Theilen durch die Nerven Kraͤmpfe hervorgebracht werden. Auf was vor eine Weiſe (d) BARRERE obſerv. anat. Ausgab. 1753. S. 178. Doch ward er ohne einen Schlukken durchbort. Ebenderſ. S. 177. Man koͤnnte ſchwerlich, ohne, wenn man es nahe am Magen reizte, ein Schlukken erre- gen brvning exp. II. (e) ALBERT. in diſſ. de ſin- gult. _5. (f) RRVNNER. beim BO- RELL de Singultu. S. 15. (f*) HOFM. beim bachm. dſingult. Davon ein Schlukken, das vier Jahre, lang anhielt. (g) IMBERT duodec. quaeſt. Monſpel. 1749. S. 7. (h) BRVNNING. exp. 10. (k) Exp. 9 brvning. (l) PORTEF. S. 19. 20.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 486. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/492>, abgerufen am 26.06.2024.