Weise aber dieses fehlerhafte Zusammenziehen vom Schlun- de, oder Magen zum Zwerchselle fortgehe, dieses mus man hier in Augenschein nehmen. Wenn überhaupt die- jenigen Fleischbündel, die ein grosser Mann beschrieben (m), vom Zwerchfelle, zum Magen giengen, so würden wir glauben, daß der Frage ein Gnügen geschehen sey. Da aber der Fleis der |vornehmsten neuern Zergliederer diese Büschel nicht bestätigt hat, und sich vielleicht der gute Greis durch diejenige Gefässe hintergehen lassen (n), die von den Zwerchfellsmuskeln zum Schlunde laufen, so mus man diese Aufgabe auf eine andere Art auflösen.
Nun geht der Schlund zwischen dem Fleischigen des Zwerchfells dergestalt durch, daß er von den durchkreu- zenden Fleischbündeln desselben von unten, und hinten er- griffen wird (o), vorneher aber sich gemeiniglich in sehni- gen Streifen endigt; von diesen Bündeln nun wird der Schlund, da sie sich im Einatmen zusammenziehn, ein- geschnürt (p).
Folglich ist die Nachbarschaft zwischen dem Schlun- de, und dem Zwerchfelle so beschaffen, daß die muskel- hafte Dekke desselben seine Wirkung auf diese fleischige Speiseröhre thun kann. Und also wird auch der Zu- sammenhang beider von der Art seyn, daß ein im Schlun- de, oder Magen, stekkender Körper, das Zwerchfell rei- zen kann, und endlich die Erschütterung selbst, die dem Magen und Schlunde angeboren ist, das Zwerchfell zur Bewegung veranlasset. Vielleicht tragen auch hierzu die Nerven etwas bei, welche aus eben diesem Geflechte nachher mit der Zwerchfellsschlagader, zum Zwerchfelle hinlaufen (p*); es laufen ferner noch andre, die an einem andern Orte berührt werden sollen, mit der Bauchschlag-
ader
(m)[Spaltenumbruch]WINSL. tr. des muscles. n. 670.
(n) S. 95. und 82.
(o)[Spaltenumbruch]
S. 82. 8 B. 1 Abschn. n. 35.
(p)n. 35.
(p*)n. 36.
H h 4
IIII. Abſchn. deſſen Erſcheinungen.
Weiſe aber dieſes fehlerhafte Zuſammenziehen vom Schlun- de, oder Magen zum Zwerchſelle fortgehe, dieſes mus man hier in Augenſchein nehmen. Wenn uͤberhaupt die- jenigen Fleiſchbuͤndel, die ein groſſer Mann beſchrieben (m), vom Zwerchfelle, zum Magen giengen, ſo wuͤrden wir glauben, daß der Frage ein Gnuͤgen geſchehen ſey. Da aber der Fleis der |vornehmſten neuern Zergliederer dieſe Buͤſchel nicht beſtaͤtigt hat, und ſich vielleicht der gute Greis durch diejenige Gefaͤſſe hintergehen laſſen (n), die von den Zwerchfellsmuskeln zum Schlunde laufen, ſo mus man dieſe Aufgabe auf eine andere Art aufloͤſen.
Nun geht der Schlund zwiſchen dem Fleiſchigen des Zwerchfells dergeſtalt durch, daß er von den durchkreu- zenden Fleiſchbuͤndeln deſſelben von unten, und hinten er- griffen wird (o), vorneher aber ſich gemeiniglich in ſehni- gen Streifen endigt; von dieſen Buͤndeln nun wird der Schlund, da ſie ſich im Einatmen zuſammenziehn, ein- geſchnuͤrt (p).
Folglich iſt die Nachbarſchaft zwiſchen dem Schlun- de, und dem Zwerchfelle ſo beſchaffen, daß die muskel- hafte Dekke deſſelben ſeine Wirkung auf dieſe fleiſchige Speiſeroͤhre thun kann. Und alſo wird auch der Zu- ſammenhang beider von der Art ſeyn, daß ein im Schlun- de, oder Magen, ſtekkender Koͤrper, das Zwerchfell rei- zen kann, und endlich die Erſchuͤtterung ſelbſt, die dem Magen und Schlunde angeboren iſt, das Zwerchfell zur Bewegung veranlaſſet. Vielleicht tragen auch hierzu die Nerven etwas bei, welche aus eben dieſem Geflechte nachher mit der Zwerchfellsſchlagader, zum Zwerchfelle hinlaufen (p*); es laufen ferner noch andre, die an einem andern Orte beruͤhrt werden ſollen, mit der Bauchſchlag-
ader
(m)[Spaltenumbruch]WINSL. tr. des muſcles. n. 670.
(n) S. 95. und 82.
(o)[Spaltenumbruch]
S. 82. 8 B. 1 Abſchn. n. 35.
(p)n. 35.
(p*)n. 36.
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IIII. Abſchn. deſſen Erſcheinungen.
Weiſe aber dieſes fehlerhafte Zuſammenziehen vom Schlun-
de, oder Magen zum Zwerchſelle fortgehe, dieſes mus
man hier in Augenſchein nehmen. Wenn uͤberhaupt die-
jenigen Fleiſchbuͤndel, die ein groſſer Mann beſchrieben (m),
vom Zwerchfelle, zum Magen giengen, ſo wuͤrden wir
glauben, daß der Frage ein Gnuͤgen geſchehen ſey. Da
aber der Fleis der |vornehmſten neuern Zergliederer
dieſe Buͤſchel nicht beſtaͤtigt hat, und ſich vielleicht der
gute Greis durch diejenige Gefaͤſſe hintergehen laſſen (n),
die von den Zwerchfellsmuskeln zum Schlunde laufen,
ſo mus man dieſe Aufgabe auf eine andere Art aufloͤſen.
Nun geht der Schlund zwiſchen dem Fleiſchigen des
Zwerchfells dergeſtalt durch, daß er von den durchkreu-
zenden Fleiſchbuͤndeln deſſelben von unten, und hinten er-
griffen wird (o), vorneher aber ſich gemeiniglich in ſehni-
gen Streifen endigt; von dieſen Buͤndeln nun wird der
Schlund, da ſie ſich im Einatmen zuſammenziehn, ein-
geſchnuͤrt (p).
Folglich iſt die Nachbarſchaft zwiſchen dem Schlun-
de, und dem Zwerchfelle ſo beſchaffen, daß die muskel-
hafte Dekke deſſelben ſeine Wirkung auf dieſe fleiſchige
Speiſeroͤhre thun kann. Und alſo wird auch der Zu-
ſammenhang beider von der Art ſeyn, daß ein im Schlun-
de, oder Magen, ſtekkender Koͤrper, das Zwerchfell rei-
zen kann, und endlich die Erſchuͤtterung ſelbſt, die dem
Magen und Schlunde angeboren iſt, das Zwerchfell zur
Bewegung veranlaſſet. Vielleicht tragen auch hierzu die
Nerven etwas bei, welche aus eben dieſem Geflechte
nachher mit der Zwerchfellsſchlagader, zum Zwerchfelle
hinlaufen (p*); es laufen ferner noch andre, die an einem
andern Orte beruͤhrt werden ſollen, mit der Bauchſchlag-
ader
(m)
WINSL. tr. des muſcles.
n. 670.
(n) S. 95. und 82.
(o)
S. 82. 8 B. 1 Abſchn. n. 35.
(p) n. 35.
(p*) n. 36.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/493>, abgerufen am 22.11.2024.
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