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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

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Das Atemholen. VIII. Buch.
ader nach dem Magen hin (q). Wenn Nerven über-
haupt mitleiden, so werden es die allernächsten thun, de-
ren gemeinschaftlicher Ursprung kaum wenig Zolle von der
Stelle des Krampfes abliegt.

Nunmehr können wir die Ursache und Weise des
Schlukkens mit grösserer Sicherheit bestimmen. Es
fängt sich demnach das Schlukken mit einem starken
und plözzlichen Einatmen an (r), und daß dieses vom
Zwerchfelle erregt werde, beweiset hier ausserdem noch
der deutliche Geschwulst des Unterleibes. Solchergestalt
wird die Luft aus dem Schlunde gestossen, indessen daß
sich die Luftröhrenspalte verengert (t), so, wie sie jederzeit
zu thun pflegt, so oft ein Bissen, entweder aus dem Ma-
gen heraufsteigt, oder in den Magen niederfällt. Dar-
auf stöst die zurükkgezogne Luft, vermöge der Atmungs-
kräfte, an die fast geschlossne Spalte an (u), und dadurch
macht sie denjenigen Schall, der im Schlukken gemein
ist, und so folgt hiernächst das Ausatmen. Hieraus er-
hellt, warum vom Weinen, und von den verschiedenen
Reizungen des Zwerchfelles (x), ein Schlukken hervor-
gebracht werde (x). Es geschicht nämlich an diesem
Muskel ein krampfhaftes Verzükken. Geschicht aber
dieses während dem Elnatmen (y)? Der Schall entsteht
in diesem Tempo nicht, und dieses giebt die Vernunft auch
nicht zu vermuthen, so wenig, als meine Erfahrung an
kleinen Kindern. Steigt aber der Schlund zugleich mit
(s)

nie-
(q) [Spaltenumbruch] Sie werden im 10 Buche be-
schrieben.
(r) PORTEF. de singultu.
S. 11.
(t) TABOR. S. 240.
(u) PORTEF. ebendas. u. S.
12. 13. ang. Ort. tabor. ang. Ort.
(x) [Spaltenumbruch] Das Zwerchfell ist das Werk-
zeug des Schlukkens, portef.
angef. Ort. n. 17. limprvnner
de paraphrenitide.
S. 29.
(y) LIMPRVNNER. angef.
Ort. hofm. angef. Ort. S. 8.
Das Schlukken geschicht im Nie-
dersteigen des Zwerchfells, BRV-
NING.
S. 13.
(s) HOFM. ebendas. Doch ich
sollte nicht glauben, das diese Luft ei-
nen Schall hervorbrächte.

Das Atemholen. VIII. Buch.
ader nach dem Magen hin (q). Wenn Nerven uͤber-
haupt mitleiden, ſo werden es die allernaͤchſten thun, de-
ren gemeinſchaftlicher Urſprung kaum wenig Zolle von der
Stelle des Krampfes abliegt.

Nunmehr koͤnnen wir die Urſache und Weiſe des
Schlukkens mit groͤſſerer Sicherheit beſtimmen. Es
faͤngt ſich demnach das Schlukken mit einem ſtarken
und ploͤzzlichen Einatmen an (r), und daß dieſes vom
Zwerchfelle erregt werde, beweiſet hier auſſerdem noch
der deutliche Geſchwulſt des Unterleibes. Solchergeſtalt
wird die Luft aus dem Schlunde geſtoſſen, indeſſen daß
ſich die Luftroͤhrenſpalte verengert (t), ſo, wie ſie jederzeit
zu thun pflegt, ſo oft ein Biſſen, entweder aus dem Ma-
gen heraufſteigt, oder in den Magen niederfaͤllt. Dar-
auf ſtoͤſt die zuruͤkkgezogne Luft, vermoͤge der Atmungs-
kraͤfte, an die faſt geſchloſſne Spalte an (u), und dadurch
macht ſie denjenigen Schall, der im Schlukken gemein
iſt, und ſo folgt hiernaͤchſt das Ausatmen. Hieraus er-
hellt, warum vom Weinen, und von den verſchiedenen
Reizungen des Zwerchfelles (x), ein Schlukken hervor-
gebracht werde (x). Es geſchicht naͤmlich an dieſem
Muskel ein krampfhaftes Verzuͤkken. Geſchicht aber
dieſes waͤhrend dem Elnatmen (y)? Der Schall entſteht
in dieſem Tempo nicht, und dieſes giebt die Vernunft auch
nicht zu vermuthen, ſo wenig, als meine Erfahrung an
kleinen Kindern. Steigt aber der Schlund zugleich mit
(s)

nie-
(q) [Spaltenumbruch] Sie werden im 10 Buche be-
ſchrieben.
(r) PORTEF. de ſingultu.
S. 11.
(t) TABOR. S. 240.
(u) PORTEF. ebendaſ. u. S.
12. 13. ang. Ort. tabor. ang. Ort.
(x) [Spaltenumbruch] Das Zwerchfell iſt das Werk-
zeug des Schlukkens, portef.
angef. Ort. n. 17. limprvnner
de paraphrenitide.
S. 29.
(y) LIMPRVNNER. angef.
Ort. hofm. angef. Ort. S. 8.
Das Schlukken geſchicht im Nie-
derſteigen des Zwerchfells, BRV-
NING.
S. 13.
(s) HOFM. ebendaſ. Doch ich
ſollte nicht glauben, das dieſe Luft ei-
nen Schall hervorbraͤchte.
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[488/0494] Das Atemholen. VIII. Buch. ader nach dem Magen hin (q). Wenn Nerven uͤber- haupt mitleiden, ſo werden es die allernaͤchſten thun, de- ren gemeinſchaftlicher Urſprung kaum wenig Zolle von der Stelle des Krampfes abliegt. Nunmehr koͤnnen wir die Urſache und Weiſe des Schlukkens mit groͤſſerer Sicherheit beſtimmen. Es faͤngt ſich demnach das Schlukken mit einem ſtarken und ploͤzzlichen Einatmen an (r), und daß dieſes vom Zwerchfelle erregt werde, beweiſet hier auſſerdem noch der deutliche Geſchwulſt des Unterleibes. Solchergeſtalt wird die Luft aus dem Schlunde geſtoſſen, indeſſen daß ſich die Luftroͤhrenſpalte verengert (t), ſo, wie ſie jederzeit zu thun pflegt, ſo oft ein Biſſen, entweder aus dem Ma- gen heraufſteigt, oder in den Magen niederfaͤllt. Dar- auf ſtoͤſt die zuruͤkkgezogne Luft, vermoͤge der Atmungs- kraͤfte, an die faſt geſchloſſne Spalte an (u), und dadurch macht ſie denjenigen Schall, der im Schlukken gemein iſt, und ſo folgt hiernaͤchſt das Ausatmen. Hieraus er- hellt, warum vom Weinen, und von den verſchiedenen Reizungen des Zwerchfelles (x), ein Schlukken hervor- gebracht werde (x). Es geſchicht naͤmlich an dieſem Muskel ein krampfhaftes Verzuͤkken. Geſchicht aber dieſes waͤhrend dem Elnatmen (y)? Der Schall entſteht in dieſem Tempo nicht, und dieſes giebt die Vernunft auch nicht zu vermuthen, ſo wenig, als meine Erfahrung an kleinen Kindern. Steigt aber der Schlund zugleich mit nie- (s) (q) Sie werden im 10 Buche be- ſchrieben. (r) PORTEF. de ſingultu. S. 11. (t) TABOR. S. 240. (u) PORTEF. ebendaſ. u. S. 12. 13. ang. Ort. tabor. ang. Ort. (x) Das Zwerchfell iſt das Werk- zeug des Schlukkens, portef. angef. Ort. n. 17. limprvnner de paraphrenitide. S. 29. (y) LIMPRVNNER. angef. Ort. hofm. angef. Ort. S. 8. Das Schlukken geſchicht im Nie- derſteigen des Zwerchfells, BRV- NING. S. 13. (s) HOFM. ebendaſ. Doch ich ſollte nicht glauben, das dieſe Luft ei- nen Schall hervorbraͤchte.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/494>, abgerufen am 22.11.2024.