Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite
V. Abschn. Der Nuzzen.

Es fügte Boerhaave diesem noch bei, daß weder
denn, wenn ein Thier einatmet (x), die Luft nicht ins
Lungenblut aufgenommen werden könne, indem nämlich
in diesem Zeitpunkte die Blutadern, die über den Bläs-
chen gespannt sind, enger würden: noch alsdenn, wenn
es im Ausatmen begriffen wäre (y), weil nämlich alsdenn
die Luft herausgejagt würde (z).

Diejenige Luft, welche man in Gestalt von Blasen
in dem Blute lebender Thiere gesehen, ist durch die Wun-
den eingedrungen (a), und man findet sie in denjenigen
Thieren nicht, wo man sich vorgesehen, daß keine Gefässe
verlezzt worden. Daher hat Leeuwenhoek (b) in so
vielen Versuchen, niemals eine Luftblase wargenommen.

Die Versuche des berühmten Bertier, erkannte
dieser berühmte Mann selbst nicht vor bündig genung (c).

Wenn in den Blutadern todter Körper Luft erscheint,
so scheint dieses eine Folge der Fäulnis zu seyn, welche
sich entweder nach dem Tode zugetragen, oder bereits im
Leben zu entstehen angefangen (d). Es ist nämlich be-
kannt, daß in hizzigen Krankheiten, wenn Menschen
gleich dabei leben, das Blut faul werde (e), und einen
Leichengeruch von sich gebe, welchen die Kranken, zu ei-
ner schlimmen Ahndung selbst empfinden, und den ich
selbst bemerkt, und anderswo angefürt habe (f). Daher
stellet sich diese Krankenwitterung im Winter so selten,
und im Sommer beständig ein (g). Aus dem Grunde

rührt
(x) [Spaltenumbruch] I. R. M. angef. Ort. MVS-
SCHENBR.
S. 34.
(y) So sagt targirvs. S.
150. 151.
(z) S. 35.
(a) Mem. sur le mouv. du sang.
exp.
17. S. 188.
(b) Phil. trans. n. 145. und oper.
T. II.
S. 214. 270.
(c) 8 B. 5 A. 5 N.
(d) [Spaltenumbruch] G. v. SWIETEN. T. I.
S. 234. HVXHAM sore throat.
S. 60. 61.
(e) Der ber. GABER in misc.
Societ. Taurin.
85.
(f) 5 Buch.
(g) KLANKE de usu vena-
rum.
S. 28. Vergl. HEVERM.
oper. T. II.
S. 281.
H. Phisiol. 3. B. L l
V. Abſchn. Der Nuzzen.

Es fuͤgte Boerhaave dieſem noch bei, daß weder
denn, wenn ein Thier einatmet (x), die Luft nicht ins
Lungenblut aufgenommen werden koͤnne, indem naͤmlich
in dieſem Zeitpunkte die Blutadern, die uͤber den Blaͤs-
chen geſpannt ſind, enger wuͤrden: noch alsdenn, wenn
es im Ausatmen begriffen waͤre (y), weil naͤmlich alsdenn
die Luft herausgejagt wuͤrde (z).

Diejenige Luft, welche man in Geſtalt von Blaſen
in dem Blute lebender Thiere geſehen, iſt durch die Wun-
den eingedrungen (a), und man findet ſie in denjenigen
Thieren nicht, wo man ſich vorgeſehen, daß keine Gefaͤſſe
verlezzt worden. Daher hat Leeuwenhoek (b) in ſo
vielen Verſuchen, niemals eine Luftblaſe wargenommen.

Die Verſuche des beruͤhmten Bertier, erkannte
dieſer beruͤhmte Mann ſelbſt nicht vor buͤndig genung (c).

Wenn in den Blutadern todter Koͤrper Luft erſcheint,
ſo ſcheint dieſes eine Folge der Faͤulnis zu ſeyn, welche
ſich entweder nach dem Tode zugetragen, oder bereits im
Leben zu entſtehen angefangen (d). Es iſt naͤmlich be-
kannt, daß in hizzigen Krankheiten, wenn Menſchen
gleich dabei leben, das Blut faul werde (e), und einen
Leichengeruch von ſich gebe, welchen die Kranken, zu ei-
ner ſchlimmen Ahndung ſelbſt empfinden, und den ich
ſelbſt bemerkt, und anderswo angefuͤrt habe (f). Daher
ſtellet ſich dieſe Krankenwitterung im Winter ſo ſelten,
und im Sommer beſtaͤndig ein (g). Aus dem Grunde

ruͤhrt
(x) [Spaltenumbruch] I. R. M. angef. Ort. MVS-
SCHENBR.
S. 34.
(y) So ſagt targirvſ. S.
150. 151.
(z) S. 35.
(a) Mem. ſur le mouv. du ſang.
exp.
17. S. 188.
(b) Phil. tranſ. n. 145. und oper.
T. II.
S. 214. 270.
(c) 8 B. 5 A. 5 N.
(d) [Spaltenumbruch] G. v. SWIETEN. T. I.
S. 234. HVXHAM ſore throat.
S. 60. 61.
(e) Der ber. GABER in miſc.
Societ. Taurin.
85.
(f) 5 Buch.
(g) KLANKE de uſu vena-
rum.
S. 28. Vergl. HEVERM.
oper. T. II.
S. 281.
H. Phiſiol. 3. B. L l
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0535" n="527[529]"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">V.</hi> Ab&#x017F;chn. Der Nuzzen.</hi> </fw><lb/>
            <p>Es fu&#x0364;gte <hi rendition="#fr">Boerhaave</hi> die&#x017F;em noch bei, daß weder<lb/>
denn, wenn ein Thier einatmet <note place="foot" n="(x)"><cb/><hi rendition="#aq">I. R. M.</hi> angef. Ort. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">MVS-<lb/>
SCHENBR.</hi></hi> S. 34.</note>, die Luft nicht ins<lb/>
Lungenblut aufgenommen werden ko&#x0364;nne, indem na&#x0364;mlich<lb/>
in die&#x017F;em Zeitpunkte die Blutadern, die u&#x0364;ber den Bla&#x0364;s-<lb/>
chen ge&#x017F;pannt &#x017F;ind, enger wu&#x0364;rden: noch alsdenn, wenn<lb/>
es im Ausatmen begriffen wa&#x0364;re <note place="foot" n="(y)">So &#x017F;agt <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">targirv&#x017F;.</hi></hi></hi> S.<lb/>
150. 151.</note>, weil na&#x0364;mlich alsdenn<lb/>
die Luft herausgejagt wu&#x0364;rde <note place="foot" n="(z)">S. 35.</note>.</p><lb/>
            <p>Diejenige Luft, welche man in Ge&#x017F;talt von Bla&#x017F;en<lb/>
in dem Blute lebender Thiere ge&#x017F;ehen, i&#x017F;t durch die Wun-<lb/>
den eingedrungen <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">Mem. &#x017F;ur le mouv. du &#x017F;ang.<lb/>
exp.</hi> 17. S. 188.</note>, und man findet &#x017F;ie in denjenigen<lb/>
Thieren nicht, wo man &#x017F;ich vorge&#x017F;ehen, daß keine Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/>
verlezzt worden. Daher hat <hi rendition="#fr">Leeuwenhoek</hi> <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">Phil. tran&#x017F;. n.</hi> 145. und <hi rendition="#aq">oper.<lb/>
T. II.</hi> S. 214. 270.</note> in &#x017F;o<lb/>
vielen Ver&#x017F;uchen, niemals eine Luftbla&#x017F;e wargenommen.</p><lb/>
            <p>Die Ver&#x017F;uche des beru&#x0364;hmten <hi rendition="#fr">Bertier,</hi> erkannte<lb/>
die&#x017F;er beru&#x0364;hmte Mann &#x017F;elb&#x017F;t nicht vor bu&#x0364;ndig genung <note place="foot" n="(c)">8 B. 5 A. 5 N.</note>.</p><lb/>
            <p>Wenn in den Blutadern todter Ko&#x0364;rper Luft er&#x017F;cheint,<lb/>
&#x017F;o &#x017F;cheint die&#x017F;es eine Folge der Fa&#x0364;ulnis zu &#x017F;eyn, welche<lb/>
&#x017F;ich entweder nach dem Tode zugetragen, oder bereits im<lb/>
Leben zu ent&#x017F;tehen angefangen <note place="foot" n="(d)"><cb/><hi rendition="#aq">G. v. <hi rendition="#g">SWIETEN.</hi> T. I.</hi><lb/>
S. 234. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">HVXHAM</hi> &#x017F;ore throat.</hi><lb/>
S. 60. 61.</note>. Es i&#x017F;t na&#x0364;mlich be-<lb/>
kannt, daß in hizzigen Krankheiten, wenn Men&#x017F;chen<lb/>
gleich dabei leben, das Blut faul werde <note place="foot" n="(e)">Der ber. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">G</hi>ABER</hi> in mi&#x017F;c.<lb/>
Societ. Taurin.</hi> 85.</note>, und einen<lb/>
Leichengeruch von &#x017F;ich gebe, welchen die Kranken, zu ei-<lb/>
ner &#x017F;chlimmen Ahndung &#x017F;elb&#x017F;t empfinden, und den ich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t bemerkt, und anderswo angefu&#x0364;rt habe <note place="foot" n="(f)">5 Buch.</note>. Daher<lb/>
&#x017F;tellet &#x017F;ich die&#x017F;e Krankenwitterung im Winter &#x017F;o &#x017F;elten,<lb/>
und im Sommer be&#x017F;ta&#x0364;ndig ein <note place="foot" n="(g)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">KLANKE</hi> de u&#x017F;u vena-<lb/>
rum.</hi> S. 28. Vergl. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">HEVERM.</hi><lb/>
oper. T. II.</hi> S. 281.</note>. Aus dem Grunde<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ru&#x0364;hrt</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#fr">H. Phi&#x017F;iol. 3. B.</hi> L l</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[527[529]/0535] V. Abſchn. Der Nuzzen. Es fuͤgte Boerhaave dieſem noch bei, daß weder denn, wenn ein Thier einatmet (x), die Luft nicht ins Lungenblut aufgenommen werden koͤnne, indem naͤmlich in dieſem Zeitpunkte die Blutadern, die uͤber den Blaͤs- chen geſpannt ſind, enger wuͤrden: noch alsdenn, wenn es im Ausatmen begriffen waͤre (y), weil naͤmlich alsdenn die Luft herausgejagt wuͤrde (z). Diejenige Luft, welche man in Geſtalt von Blaſen in dem Blute lebender Thiere geſehen, iſt durch die Wun- den eingedrungen (a), und man findet ſie in denjenigen Thieren nicht, wo man ſich vorgeſehen, daß keine Gefaͤſſe verlezzt worden. Daher hat Leeuwenhoek (b) in ſo vielen Verſuchen, niemals eine Luftblaſe wargenommen. Die Verſuche des beruͤhmten Bertier, erkannte dieſer beruͤhmte Mann ſelbſt nicht vor buͤndig genung (c). Wenn in den Blutadern todter Koͤrper Luft erſcheint, ſo ſcheint dieſes eine Folge der Faͤulnis zu ſeyn, welche ſich entweder nach dem Tode zugetragen, oder bereits im Leben zu entſtehen angefangen (d). Es iſt naͤmlich be- kannt, daß in hizzigen Krankheiten, wenn Menſchen gleich dabei leben, das Blut faul werde (e), und einen Leichengeruch von ſich gebe, welchen die Kranken, zu ei- ner ſchlimmen Ahndung ſelbſt empfinden, und den ich ſelbſt bemerkt, und anderswo angefuͤrt habe (f). Daher ſtellet ſich dieſe Krankenwitterung im Winter ſo ſelten, und im Sommer beſtaͤndig ein (g). Aus dem Grunde ruͤhrt (x) I. R. M. angef. Ort. MVS- SCHENBR. S. 34. (y) So ſagt targirvſ. S. 150. 151. (z) S. 35. (a) Mem. ſur le mouv. du ſang. exp. 17. S. 188. (b) Phil. tranſ. n. 145. und oper. T. II. S. 214. 270. (c) 8 B. 5 A. 5 N. (d) G. v. SWIETEN. T. I. S. 234. HVXHAM ſore throat. S. 60. 61. (e) Der ber. GABER in miſc. Societ. Taurin. 85. (f) 5 Buch. (g) KLANKE de uſu vena- rum. S. 28. Vergl. HEVERM. oper. T. II. S. 281. H. Phiſiol. 3. B. L l

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/535
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 527[529]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/535>, abgerufen am 22.11.2024.