Es fügte Boerhaave diesem noch bei, daß weder denn, wenn ein Thier einatmet (x), die Luft nicht ins Lungenblut aufgenommen werden könne, indem nämlich in diesem Zeitpunkte die Blutadern, die über den Bläs- chen gespannt sind, enger würden: noch alsdenn, wenn es im Ausatmen begriffen wäre (y), weil nämlich alsdenn die Luft herausgejagt würde (z).
Diejenige Luft, welche man in Gestalt von Blasen in dem Blute lebender Thiere gesehen, ist durch die Wun- den eingedrungen (a), und man findet sie in denjenigen Thieren nicht, wo man sich vorgesehen, daß keine Gefässe verlezzt worden. Daher hat Leeuwenhoek(b) in so vielen Versuchen, niemals eine Luftblase wargenommen.
Die Versuche des berühmten Bertier, erkannte dieser berühmte Mann selbst nicht vor bündig genung (c).
Wenn in den Blutadern todter Körper Luft erscheint, so scheint dieses eine Folge der Fäulnis zu seyn, welche sich entweder nach dem Tode zugetragen, oder bereits im Leben zu entstehen angefangen (d). Es ist nämlich be- kannt, daß in hizzigen Krankheiten, wenn Menschen gleich dabei leben, das Blut faul werde (e), und einen Leichengeruch von sich gebe, welchen die Kranken, zu ei- ner schlimmen Ahndung selbst empfinden, und den ich selbst bemerkt, und anderswo angefürt habe (f). Daher stellet sich diese Krankenwitterung im Winter so selten, und im Sommer beständig ein (g). Aus dem Grunde
rührt
(x)[Spaltenumbruch]I. R. M. angef. Ort. MVS- SCHENBR. S. 34.
(y) So sagt targirvs. S. 150. 151.
(z) S. 35.
(a)Mem. sur le mouv. du sang. exp. 17. S. 188.
(b)Phil. trans. n. 145. und oper. T. II. S. 214. 270.
(c) 8 B. 5 A. 5 N.
(d)[Spaltenumbruch]G. v. SWIETEN. T. I. S. 234. HVXHAM sore throat. S. 60. 61.
(e) Der ber. GABER in misc. Societ. Taurin. 85.
(f) 5 Buch.
(g)KLANKE de usu vena- rum. S. 28. Vergl. HEVERM. oper. T. II. S. 281.
H. Phisiol. 3. B. L l
V. Abſchn. Der Nuzzen.
Es fuͤgte Boerhaave dieſem noch bei, daß weder denn, wenn ein Thier einatmet (x), die Luft nicht ins Lungenblut aufgenommen werden koͤnne, indem naͤmlich in dieſem Zeitpunkte die Blutadern, die uͤber den Blaͤs- chen geſpannt ſind, enger wuͤrden: noch alsdenn, wenn es im Ausatmen begriffen waͤre (y), weil naͤmlich alsdenn die Luft herausgejagt wuͤrde (z).
Diejenige Luft, welche man in Geſtalt von Blaſen in dem Blute lebender Thiere geſehen, iſt durch die Wun- den eingedrungen (a), und man findet ſie in denjenigen Thieren nicht, wo man ſich vorgeſehen, daß keine Gefaͤſſe verlezzt worden. Daher hat Leeuwenhoek(b) in ſo vielen Verſuchen, niemals eine Luftblaſe wargenommen.
Die Verſuche des beruͤhmten Bertier, erkannte dieſer beruͤhmte Mann ſelbſt nicht vor buͤndig genung (c).
Wenn in den Blutadern todter Koͤrper Luft erſcheint, ſo ſcheint dieſes eine Folge der Faͤulnis zu ſeyn, welche ſich entweder nach dem Tode zugetragen, oder bereits im Leben zu entſtehen angefangen (d). Es iſt naͤmlich be- kannt, daß in hizzigen Krankheiten, wenn Menſchen gleich dabei leben, das Blut faul werde (e), und einen Leichengeruch von ſich gebe, welchen die Kranken, zu ei- ner ſchlimmen Ahndung ſelbſt empfinden, und den ich ſelbſt bemerkt, und anderswo angefuͤrt habe (f). Daher ſtellet ſich dieſe Krankenwitterung im Winter ſo ſelten, und im Sommer beſtaͤndig ein (g). Aus dem Grunde
ruͤhrt
(x)[Spaltenumbruch]I. R. M. angef. Ort. MVS- SCHENBR. S. 34.
(y) So ſagt targirvſ. S. 150. 151.
(z) S. 35.
(a)Mem. ſur le mouv. du ſang. exp. 17. S. 188.
(b)Phil. tranſ. n. 145. und oper. T. II. S. 214. 270.
(c) 8 B. 5 A. 5 N.
(d)[Spaltenumbruch]G. v. SWIETEN. T. I. S. 234. HVXHAM ſore throat. S. 60. 61.
(e) Der ber. GABER in miſc. Societ. Taurin. 85.
(f) 5 Buch.
(g)KLANKE de uſu vena- rum. S. 28. Vergl. HEVERM. oper. T. II. S. 281.
H. Phiſiol. 3. B. L l
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[527[529]/0535]
V. Abſchn. Der Nuzzen.
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denn, wenn ein Thier einatmet (x), die Luft nicht ins
Lungenblut aufgenommen werden koͤnne, indem naͤmlich
in dieſem Zeitpunkte die Blutadern, die uͤber den Blaͤs-
chen geſpannt ſind, enger wuͤrden: noch alsdenn, wenn
es im Ausatmen begriffen waͤre (y), weil naͤmlich alsdenn
die Luft herausgejagt wuͤrde (z).
Diejenige Luft, welche man in Geſtalt von Blaſen
in dem Blute lebender Thiere geſehen, iſt durch die Wun-
den eingedrungen (a), und man findet ſie in denjenigen
Thieren nicht, wo man ſich vorgeſehen, daß keine Gefaͤſſe
verlezzt worden. Daher hat Leeuwenhoek (b) in ſo
vielen Verſuchen, niemals eine Luftblaſe wargenommen.
Die Verſuche des beruͤhmten Bertier, erkannte
dieſer beruͤhmte Mann ſelbſt nicht vor buͤndig genung (c).
Wenn in den Blutadern todter Koͤrper Luft erſcheint,
ſo ſcheint dieſes eine Folge der Faͤulnis zu ſeyn, welche
ſich entweder nach dem Tode zugetragen, oder bereits im
Leben zu entſtehen angefangen (d). Es iſt naͤmlich be-
kannt, daß in hizzigen Krankheiten, wenn Menſchen
gleich dabei leben, das Blut faul werde (e), und einen
Leichengeruch von ſich gebe, welchen die Kranken, zu ei-
ner ſchlimmen Ahndung ſelbſt empfinden, und den ich
ſelbſt bemerkt, und anderswo angefuͤrt habe (f). Daher
ſtellet ſich dieſe Krankenwitterung im Winter ſo ſelten,
und im Sommer beſtaͤndig ein (g). Aus dem Grunde
ruͤhrt
(x)
I. R. M. angef. Ort. MVS-
SCHENBR. S. 34.
(y) So ſagt targirvſ. S.
150. 151.
(z) S. 35.
(a) Mem. ſur le mouv. du ſang.
exp. 17. S. 188.
(b) Phil. tranſ. n. 145. und oper.
T. II. S. 214. 270.
(c) 8 B. 5 A. 5 N.
(d)
G. v. SWIETEN. T. I.
S. 234. HVXHAM ſore throat.
S. 60. 61.
(e) Der ber. GABER in miſc.
Societ. Taurin. 85.
(f) 5 Buch.
(g) KLANKE de uſu vena-
rum. S. 28. Vergl. HEVERM.
oper. T. II. S. 281.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 527[529]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/535>, abgerufen am 22.11.2024.
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