rührt es her, daß ich die schaumige Blasen in dem Her- zen niemals, als bei offenbaren Merkmalen von einer Fäulnis gesehen habe.
Es entstehen die Windgeschwülste im Brande offen- bar aus der Fäulnis (h). Es ist die Fäulnis eine von den Ursachen mit, welche Luft erzeugen, da sie nämlich von der fixen Natur wieder in die elastische übergeht. Sie läst sich deutlich in der Trommelsucht sehen; indem dieje- nige, welche in dem holen Gedärme enthalten war (i), nunmehr ausgedehnt ist, und sich den Weg ins Zellge- webe eröffnet (k), so wie sie es auch mit den übrigen häu- tigen Säkken zu thun pflegt, und wenn sie dieses Zellge- webe zersprengt hat, so bricht sie in den holen Bauch durch.
Die Versuche, welche man im luftleeren Raume gemacht, zeigen mit einander blos an, daß sich in un- sern Säften eine zerflossne Luft befinde, welche sich los macht, wenn man den Drukk der äussern Luft wegnimmt, und dergleichen Luft stekkt überhaupt in allen Flüßigkeiten, und so gar im Wasser selbst. Doch es hat auch, unsrer Meinung nach, die Luft ihren guten Nuzzen, indem ein sich selbst überlassnes Blut, nebst seiner Schlagader, schwerer, als Wasser ist, und zu Grunde fällt (l), und dagegen im luftleeren Raume schwimmt. Denn wenn die Luft in dem Lebenssafte elastisch, und ausgedehnt ge- wesen wäre, so wäre sie auch alsdenn über dem Wasser geschwommen, da das Thier lebte, oder der todte Körper wenigstens noch von Fäulnis frei war. Nunmehr be- sizzt die Luft eine Federkraft, aber vermittelst der Ver- änderung, welche mit dem Leben des Thieres nicht beste- hen kann.
Es
(h)[Spaltenumbruch]KIRKLAND of gangrens S. 68. HEVERM. S. 280. sav- vages malad. des boeufs. S. 13. DVNTZE exp. I
(i)ANT. de HAEN rat, med. [Spaltenumbruch]
T. V. S. 78. u. f.
(k) Die Gallenblase, mvsschen- broeck S. 8. Die Halsschlagader. S. 10.
(l)MVSSCHENBR. S. 10.
Das Atemholen. VIII. Buch.
ruͤhrt es her, daß ich die ſchaumige Blaſen in dem Her- zen niemals, als bei offenbaren Merkmalen von einer Faͤulnis geſehen habe.
Es entſtehen die Windgeſchwuͤlſte im Brande offen- bar aus der Faͤulnis (h). Es iſt die Faͤulnis eine von den Urſachen mit, welche Luft erzeugen, da ſie naͤmlich von der fixen Natur wieder in die elaſtiſche uͤbergeht. Sie laͤſt ſich deutlich in der Trommelſucht ſehen; indem dieje- nige, welche in dem holen Gedaͤrme enthalten war (i), nunmehr ausgedehnt iſt, und ſich den Weg ins Zellge- webe eroͤffnet (k), ſo wie ſie es auch mit den uͤbrigen haͤu- tigen Saͤkken zu thun pflegt, und wenn ſie dieſes Zellge- webe zerſprengt hat, ſo bricht ſie in den holen Bauch durch.
Die Verſuche, welche man im luftleeren Raume gemacht, zeigen mit einander blos an, daß ſich in un- ſern Saͤften eine zerfloſſne Luft befinde, welche ſich los macht, wenn man den Drukk der aͤuſſern Luft wegnimmt, und dergleichen Luft ſtekkt uͤberhaupt in allen Fluͤßigkeiten, und ſo gar im Waſſer ſelbſt. Doch es hat auch, unſrer Meinung nach, die Luft ihren guten Nuzzen, indem ein ſich ſelbſt uͤberlaſſnes Blut, nebſt ſeiner Schlagader, ſchwerer, als Waſſer iſt, und zu Grunde faͤllt (l), und dagegen im luftleeren Raume ſchwimmt. Denn wenn die Luft in dem Lebensſafte elaſtiſch, und ausgedehnt ge- weſen waͤre, ſo waͤre ſie auch alsdenn uͤber dem Waſſer geſchwommen, da das Thier lebte, oder der todte Koͤrper wenigſtens noch von Faͤulnis frei war. Nunmehr be- ſizzt die Luft eine Federkraft, aber vermittelſt der Ver- aͤnderung, welche mit dem Leben des Thieres nicht beſte- hen kann.
Es
(h)[Spaltenumbruch]KIRKLAND of gangrens S. 68. HEVERM. S. 280. ſav- vageſ malad. des boeufs. S. 13. DVNTZE exp. I
(i)ANT. de HAEN rat, med. [Spaltenumbruch]
T. V. S. 78. u. f.
(k) Die Gallenblaſe, mvſſchen- broeck S. 8. Die Halsſchlagader. S. 10.
(l)MVSSCHENBR. S. 10.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0536"n="528[530]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das Atemholen. <hirendition="#aq">VIII.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
ruͤhrt es her, daß ich die ſchaumige Blaſen in dem Her-<lb/>
zen niemals, als bei offenbaren Merkmalen von einer<lb/>
Faͤulnis geſehen habe.</p><lb/><p>Es entſtehen die Windgeſchwuͤlſte im Brande offen-<lb/>
bar aus der Faͤulnis <noteplace="foot"n="(h)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">KIRKLAND</hi> of gangrens</hi><lb/>
S. 68. <hirendition="#aq"><hirendition="#g">HEVERM.</hi></hi> S. 280. <hirendition="#aq"><hirendition="#g"><hirendition="#k">ſav-<lb/>
vageſ</hi></hi> malad. des boeufs.</hi> S. 13.<lb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">DVNTZE</hi> exp. I</hi></note>. Es iſt die Faͤulnis eine von<lb/>
den Urſachen mit, welche Luft erzeugen, da ſie naͤmlich<lb/>
von der fixen Natur wieder in die elaſtiſche uͤbergeht. Sie<lb/>
laͤſt ſich deutlich in der Trommelſucht ſehen; indem dieje-<lb/>
nige, welche in dem holen Gedaͤrme enthalten war <noteplace="foot"n="(i)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">ANT.</hi> de <hirendition="#g">HAEN</hi> rat, med.<lb/><cb/>
T. V.</hi> S. 78. u. f.</note>,<lb/>
nunmehr ausgedehnt iſt, und ſich den Weg ins Zellge-<lb/>
webe eroͤffnet <noteplace="foot"n="(k)">Die Gallenblaſe, <hirendition="#aq"><hirendition="#g"><hirendition="#k">mvſſchen-<lb/>
broeck</hi></hi></hi> S. 8. Die Halsſchlagader.<lb/>
S. 10.</note>, ſo wie ſie es auch mit den uͤbrigen haͤu-<lb/>
tigen Saͤkken zu thun pflegt, und wenn ſie dieſes Zellge-<lb/>
webe zerſprengt hat, ſo bricht ſie in den holen Bauch<lb/>
durch.</p><lb/><p>Die Verſuche, welche man im luftleeren Raume<lb/>
gemacht, zeigen mit einander blos an, daß ſich in un-<lb/>ſern Saͤften eine zerfloſſne Luft befinde, welche ſich los<lb/>
macht, wenn man den Drukk der aͤuſſern Luft wegnimmt,<lb/>
und dergleichen Luft ſtekkt uͤberhaupt in allen Fluͤßigkeiten,<lb/>
und ſo gar im Waſſer ſelbſt. Doch es hat auch, unſrer<lb/>
Meinung nach, die Luft ihren guten Nuzzen, indem ein<lb/>ſich ſelbſt uͤberlaſſnes Blut, nebſt ſeiner Schlagader,<lb/>ſchwerer, als Waſſer iſt, und zu Grunde faͤllt <noteplace="foot"n="(l)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">MVSSCHENBR.</hi></hi> S. 10.</note>, und<lb/>
dagegen im luftleeren Raume ſchwimmt. Denn wenn<lb/>
die Luft in dem Lebensſafte elaſtiſch, und ausgedehnt ge-<lb/>
weſen waͤre, ſo waͤre ſie auch alsdenn uͤber dem Waſſer<lb/>
geſchwommen, da das Thier lebte, oder der todte Koͤrper<lb/>
wenigſtens noch von Faͤulnis frei war. Nunmehr be-<lb/>ſizzt die Luft eine Federkraft, aber vermittelſt der Ver-<lb/>
aͤnderung, welche mit dem Leben des Thieres nicht beſte-<lb/>
hen kann.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Es</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[528[530]/0536]
Das Atemholen. VIII. Buch.
ruͤhrt es her, daß ich die ſchaumige Blaſen in dem Her-
zen niemals, als bei offenbaren Merkmalen von einer
Faͤulnis geſehen habe.
Es entſtehen die Windgeſchwuͤlſte im Brande offen-
bar aus der Faͤulnis (h). Es iſt die Faͤulnis eine von
den Urſachen mit, welche Luft erzeugen, da ſie naͤmlich
von der fixen Natur wieder in die elaſtiſche uͤbergeht. Sie
laͤſt ſich deutlich in der Trommelſucht ſehen; indem dieje-
nige, welche in dem holen Gedaͤrme enthalten war (i),
nunmehr ausgedehnt iſt, und ſich den Weg ins Zellge-
webe eroͤffnet (k), ſo wie ſie es auch mit den uͤbrigen haͤu-
tigen Saͤkken zu thun pflegt, und wenn ſie dieſes Zellge-
webe zerſprengt hat, ſo bricht ſie in den holen Bauch
durch.
Die Verſuche, welche man im luftleeren Raume
gemacht, zeigen mit einander blos an, daß ſich in un-
ſern Saͤften eine zerfloſſne Luft befinde, welche ſich los
macht, wenn man den Drukk der aͤuſſern Luft wegnimmt,
und dergleichen Luft ſtekkt uͤberhaupt in allen Fluͤßigkeiten,
und ſo gar im Waſſer ſelbſt. Doch es hat auch, unſrer
Meinung nach, die Luft ihren guten Nuzzen, indem ein
ſich ſelbſt uͤberlaſſnes Blut, nebſt ſeiner Schlagader,
ſchwerer, als Waſſer iſt, und zu Grunde faͤllt (l), und
dagegen im luftleeren Raume ſchwimmt. Denn wenn
die Luft in dem Lebensſafte elaſtiſch, und ausgedehnt ge-
weſen waͤre, ſo waͤre ſie auch alsdenn uͤber dem Waſſer
geſchwommen, da das Thier lebte, oder der todte Koͤrper
wenigſtens noch von Faͤulnis frei war. Nunmehr be-
ſizzt die Luft eine Federkraft, aber vermittelſt der Ver-
aͤnderung, welche mit dem Leben des Thieres nicht beſte-
hen kann.
Es
(h)
KIRKLAND of gangrens
S. 68. HEVERM. S. 280. ſav-
vageſ malad. des boeufs. S. 13.
DVNTZE exp. I
(i) ANT. de HAEN rat, med.
T. V. S. 78. u. f.
(k) Die Gallenblaſe, mvſſchen-
broeck S. 8. Die Halsſchlagader.
S. 10.
(l) MVSSCHENBR. S. 10.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 528[530]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/536>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.