Zwischen diesen Bändern zeiget sich eine Rizze, wel- che in todten Körpern vorne schmal, hinten an der Mitte breit ist, und welche aus der Höle der Kehle, und dem öbersten Beitritte des Luftröhrenkopfes, der hinter dem Kehlendekkel offen ist, und in die Hölung der Luftröhre führt. Diese Rizze ist die wahre Luftröhrenspalte (Glottis) (d), oder das vornehmste Werkzeug der Stim- me, wie wir bald sagen wollen. Da der Luftröhrenkopf bei den Frauenspersonen kleiner ist, so soll auch diese Spalte bei ihnen enger seyn (e).
Diese Spalte verschliest sich, wenn die dreiekkigen Knor- pel herbeigezogen werden, und zwar bei Thieren, besonders den Vögeln, und kalten Vierfüßigen, so genau (f), daß keine Luft, weder aus dem Munde in den Luftröhrenkopf, noch gegenteils aus der Luftröhre, in den Mund hervor- dringen kann. Wenn diese Spalte verschlossen ist, so bla- sen Frösche (g) ihre Lunge auf, und diese Spalte hält in den Thieren, die sich unter das Wasser tauchen (h), das Wasser ab, daß es nicht in der Zeit, als sie unter dem Wasser leben, in die Lunge kommen kann.
Eben so wird dieselbe auch, wenn sich der Luftröh- renkopf in die Höhe hebt, vorwerts, oder herabzieht, verzogen.
An Vögeln sind, statt dieser Bänder, entweder an- dre Knorpel (i), oder knochige Muskeln, welche sich ein- ander genau berühren (k), und von denen wir an ihrem Orte handeln werden.
§. 7.
(d)[Spaltenumbruch]CASSER. f. 10. K. ARAN- TIVS. c. 31.
(e)RIOL. S. 176.
(f)DODART Memoir. von 1700. S. 261. 1706. S. 408. u. s. f. SWAMMERD. S. 120. Lettres sur un nouv. Syst. S. 13. und ehe- dem ORIBAS. S. 62.
(g) Der Frosch, FABRIC. P. 2. c. 11. de BREMOND. ang. Ort. S. 477. Die Schildkröte bei den [Spaltenumbruch]ParisernT. III. P. 2. S. 291. eine enge Spalte in den Schlangen, Phil. Trans. n. 144.
(h) Das Meerkalb bei den Pari- fern. angef. Ort. SeekuhSTEL- LER Nouv. Comm. Petrop. T. II. S. 314.
(i)CASSERIVS S. 97. mon- tagnat eclairc. S. 69.
(k)Lettres sur le nouveau Syst. de la voix. S. 42.
I. Abſchn. Der Luftroͤhrenkopf.
Zwiſchen dieſen Baͤndern zeiget ſich eine Rizze, wel- che in todten Koͤrpern vorne ſchmal, hinten an der Mitte breit iſt, und welche aus der Hoͤle der Kehle, und dem oͤberſten Beitritte des Luftroͤhrenkopfes, der hinter dem Kehlendekkel offen iſt, und in die Hoͤlung der Luftroͤhre fuͤhrt. Dieſe Rizze iſt die wahre Luftroͤhrenſpalte (Glottis) (d), oder das vornehmſte Werkzeug der Stim- me, wie wir bald ſagen wollen. Da der Luftroͤhrenkopf bei den Frauensperſonen kleiner iſt, ſo ſoll auch dieſe Spalte bei ihnen enger ſeyn (e).
Dieſe Spalte verſchlieſt ſich, wenn die dreiekkigen Knor- pel herbeigezogen werden, und zwar bei Thieren, beſonders den Voͤgeln, und kalten Vierfuͤßigen, ſo genau (f), daß keine Luft, weder aus dem Munde in den Luftroͤhrenkopf, noch gegenteils aus der Luftroͤhre, in den Mund hervor- dringen kann. Wenn dieſe Spalte verſchloſſen iſt, ſo bla- ſen Froͤſche (g) ihre Lunge auf, und dieſe Spalte haͤlt in den Thieren, die ſich unter das Waſſer tauchen (h), das Waſſer ab, daß es nicht in der Zeit, als ſie unter dem Waſſer leben, in die Lunge kommen kann.
Eben ſo wird dieſelbe auch, wenn ſich der Luftroͤh- renkopf in die Hoͤhe hebt, vorwerts, oder herabzieht, verzogen.
An Voͤgeln ſind, ſtatt dieſer Baͤnder, entweder an- dre Knorpel (i), oder knochige Muskeln, welche ſich ein- ander genau beruͤhren (k), und von denen wir an ihrem Orte handeln werden.
§. 7.
(d)[Spaltenumbruch]CASSER. f. 10. K. ARAN- TIVS. c. 31.
(e)RIOL. S. 176.
(f)DODART Memoir. von 1700. S. 261. 1706. S. 408. u. ſ. f. SWAMMERD. S. 120. Lettres ſur un nouv. Syſt. S. 13. und ehe- dem ORIBAS. S. 62.
(g) Der Froſch, FABRIC. P. 2. c. 11. de BREMOND. ang. Ort. S. 477. Die Schildkroͤte bei den [Spaltenumbruch]PariſernT. III. P. 2. S. 291. eine enge Spalte in den Schlangen, Phil. Tranſ. n. 144.
(h) Das Meerkalb bei den Pari- fern. angef. Ort. SeekuhSTEL- LER Nouv. Comm. Petrop. T. II. S. 314.
(i)CASSERIVS S. 97. mon- tagnat eclairc. S. 69.
(k)Lettres ſur le nouveau Syſt. de la voix. S. 42.
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[585[587]/0593]
I. Abſchn. Der Luftroͤhrenkopf.
Zwiſchen dieſen Baͤndern zeiget ſich eine Rizze, wel-
che in todten Koͤrpern vorne ſchmal, hinten an der Mitte
breit iſt, und welche aus der Hoͤle der Kehle, und dem
oͤberſten Beitritte des Luftroͤhrenkopfes, der hinter dem
Kehlendekkel offen iſt, und in die Hoͤlung der Luftroͤhre
fuͤhrt. Dieſe Rizze iſt die wahre Luftroͤhrenſpalte
(Glottis) (d), oder das vornehmſte Werkzeug der Stim-
me, wie wir bald ſagen wollen. Da der Luftroͤhrenkopf
bei den Frauensperſonen kleiner iſt, ſo ſoll auch dieſe
Spalte bei ihnen enger ſeyn (e).
Dieſe Spalte verſchlieſt ſich, wenn die dreiekkigen Knor-
pel herbeigezogen werden, und zwar bei Thieren, beſonders
den Voͤgeln, und kalten Vierfuͤßigen, ſo genau (f), daß
keine Luft, weder aus dem Munde in den Luftroͤhrenkopf,
noch gegenteils aus der Luftroͤhre, in den Mund hervor-
dringen kann. Wenn dieſe Spalte verſchloſſen iſt, ſo bla-
ſen Froͤſche (g) ihre Lunge auf, und dieſe Spalte haͤlt in den
Thieren, die ſich unter das Waſſer tauchen (h), das Waſſer
ab, daß es nicht in der Zeit, als ſie unter dem Waſſer leben,
in die Lunge kommen kann.
Eben ſo wird dieſelbe auch, wenn ſich der Luftroͤh-
renkopf in die Hoͤhe hebt, vorwerts, oder herabzieht,
verzogen.
An Voͤgeln ſind, ſtatt dieſer Baͤnder, entweder an-
dre Knorpel (i), oder knochige Muskeln, welche ſich ein-
ander genau beruͤhren (k), und von denen wir an ihrem
Orte handeln werden.
§. 7.
(d)
CASSER. f. 10. K. ARAN-
TIVS. c. 31.
(e) RIOL. S. 176.
(f) DODART Memoir. von
1700. S. 261. 1706. S. 408. u. ſ. f.
SWAMMERD. S. 120. Lettres
ſur un nouv. Syſt. S. 13. und ehe-
dem ORIBAS. S. 62.
(g) Der Froſch, FABRIC. P. 2.
c. 11. de BREMOND. ang. Ort.
S. 477. Die Schildkroͤte bei den
Pariſern T. III. P. 2. S. 291. eine
enge Spalte in den Schlangen, Phil.
Tranſ. n. 144.
(h) Das Meerkalb bei den Pari-
fern. angef. Ort. Seekuh STEL-
LER Nouv. Comm. Petrop. T. II.
S. 314.
(i) CASSERIVS S. 97. mon-
tagnat eclairc. S. 69.
(k) Lettres ſur le nouveau Syſt.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 585[587]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/593>, abgerufen am 22.11.2024.
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