Es sezzt aber dieser berühmte Mann noch dieses zu den Entdekkungen der vorigen hinzu, daß er einzig und allein von dieser Verengerung, und Erweiterung der Luftröhrenspalte, von den daher entstehenden schnelleren, oder sanfteren Strome der Luft, und von der Mannig- faltigkeit der Schwingungen (m) an den Bändern die- ser Spalte, die ganze Mannigfaltigkeit der Töne herlei- tet. Daher macht nach dieser Hipotese das in die Höhe Steigen des Luftröhrenkopfes darum eine feine Stimme, weil es die Spalte verengert (n), hingegen macht das Niedersteigen derselben einen Baß, weil sich diese Spalte durch das Niederdrükken des Schildknorpels erweitert, oder auch, weil der gange Luftröhrenkopf von einander gezogen wird. Jndessen suchte doch dieser berühmte Mann in den Spaltenbändern etwas, welches den Schliesmuskeln ähn- lich wäre (o), und er behauptete, daß fich ihre elastische Fa- sern von freien Stükken zusammenziehen, und in eine gerade Linie zu verwandeln suchten, von welcher die Ver- engerung der Spalte herrühre (p).
Er trägt verschiedene Gründe und Ursachen vor, wo- mit er seine Meinung unterstüzzet, und man könnte ih- nen noch andere ähnliche Gründe an die Seite sezzen. Er sagt, am Manne (q), und an Personen von grober Stimme, sei die Spalte weiter, und der äussere Kanal tiefer: an Diskantisten hingegen, und in Frauenzim- mern, sei der Luftröhrenkopf kleiner, und der Gaumen flacher. Es ist auch in der That an Mannspersonen der Luftröhrenkopf viel weiter (r), und daher die Stimme gröber, je weiter der Luftröhrenkopf ist (s). So findet
man
(m)[Spaltenumbruch]DODART 1700. S. 258.
(n) Daß sich beides vereinige, sagt schon schelh. S. 27. Lettres sur le nouv. syst. de la voix. S. 31.
(o)DODART. 1700. S. 261. morg. adv. anat. II. S. 31. So habe [Spaltenumbruch]
ich es allemal gefunden.
(p) Ebendas.
(q) S. 263.
(r) S. 367.
(s)amman. S. 30.
H. Phisiol. 3. B. X x
III. Abſchn. Die Toͤne.
Es ſezzt aber dieſer beruͤhmte Mann noch dieſes zu den Entdekkungen der vorigen hinzu, daß er einzig und allein von dieſer Verengerung, und Erweiterung der Luftroͤhrenſpalte, von den daher entſtehenden ſchnelleren, oder ſanfteren Strome der Luft, und von der Mannig- faltigkeit der Schwingungen (m) an den Baͤndern die- ſer Spalte, die ganze Mannigfaltigkeit der Toͤne herlei- tet. Daher macht nach dieſer Hipoteſe das in die Hoͤhe Steigen des Luftroͤhrenkopfes darum eine feine Stimme, weil es die Spalte verengert (n), hingegen macht das Niederſteigen derſelben einen Baß, weil ſich dieſe Spalte durch das Niederdruͤkken des Schildknorpels erweitert, oder auch, weil der gange Luftroͤhrenkopf von einander gezogen wird. Jndeſſen ſuchte doch dieſer beruͤhmte Mann in den Spaltenbaͤndern etwas, welches den Schliesmuskeln aͤhn- lich waͤre (o), und er behauptete, daß fich ihre elaſtiſche Fa- ſern von freien Stuͤkken zuſammenziehen, und in eine gerade Linie zu verwandeln ſuchten, von welcher die Ver- engerung der Spalte herruͤhre (p).
Er traͤgt verſchiedene Gruͤnde und Urſachen vor, wo- mit er ſeine Meinung unterſtuͤzzet, und man koͤnnte ih- nen noch andere aͤhnliche Gruͤnde an die Seite ſezzen. Er ſagt, am Manne (q), und an Perſonen von grober Stimme, ſei die Spalte weiter, und der aͤuſſere Kanal tiefer: an Diskantiſten hingegen, und in Frauenzim- mern, ſei der Luftroͤhrenkopf kleiner, und der Gaumen flacher. Es iſt auch in der That an Mannsperſonen der Luftroͤhrenkopf viel weiter (r), und daher die Stimme groͤber, je weiter der Luftroͤhrenkopf iſt (s). So findet
man
(m)[Spaltenumbruch]DODART 1700. S. 258.
(n) Daß ſich beides vereinige, ſagt ſchon ſchelh. S. 27. Lettres ſur le nouv. ſyſt. de la voix. S. 31.
(o)DODART. 1700. S. 261. morg. adv. anat. II. S. 31. So habe [Spaltenumbruch]
ich es allemal gefunden.
(p) Ebendaſ.
(q) S. 263.
(r) S. 367.
(s)amman. S. 30.
H. Phiſiol. 3. B. X x
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[687[689]/0695]
III. Abſchn. Die Toͤne.
Es ſezzt aber dieſer beruͤhmte Mann noch dieſes zu
den Entdekkungen der vorigen hinzu, daß er einzig und
allein von dieſer Verengerung, und Erweiterung der
Luftroͤhrenſpalte, von den daher entſtehenden ſchnelleren,
oder ſanfteren Strome der Luft, und von der Mannig-
faltigkeit der Schwingungen (m) an den Baͤndern die-
ſer Spalte, die ganze Mannigfaltigkeit der Toͤne herlei-
tet. Daher macht nach dieſer Hipoteſe das in die Hoͤhe
Steigen des Luftroͤhrenkopfes darum eine feine Stimme,
weil es die Spalte verengert (n), hingegen macht das
Niederſteigen derſelben einen Baß, weil ſich dieſe Spalte
durch das Niederdruͤkken des Schildknorpels erweitert, oder
auch, weil der gange Luftroͤhrenkopf von einander gezogen
wird. Jndeſſen ſuchte doch dieſer beruͤhmte Mann in den
Spaltenbaͤndern etwas, welches den Schliesmuskeln aͤhn-
lich waͤre (o), und er behauptete, daß fich ihre elaſtiſche Fa-
ſern von freien Stuͤkken zuſammenziehen, und in eine
gerade Linie zu verwandeln ſuchten, von welcher die Ver-
engerung der Spalte herruͤhre (p).
Er traͤgt verſchiedene Gruͤnde und Urſachen vor, wo-
mit er ſeine Meinung unterſtuͤzzet, und man koͤnnte ih-
nen noch andere aͤhnliche Gruͤnde an die Seite ſezzen.
Er ſagt, am Manne (q), und an Perſonen von grober
Stimme, ſei die Spalte weiter, und der aͤuſſere Kanal
tiefer: an Diskantiſten hingegen, und in Frauenzim-
mern, ſei der Luftroͤhrenkopf kleiner, und der Gaumen
flacher. Es iſt auch in der That an Mannsperſonen
der Luftroͤhrenkopf viel weiter (r), und daher die Stimme
groͤber, je weiter der Luftroͤhrenkopf iſt (s). So findet
man
(m)
DODART 1700. S. 258.
(n) Daß ſich beides vereinige,
ſagt ſchon ſchelh. S. 27. Lettres
ſur le nouv. ſyſt. de la voix. S. 31.
(o) DODART. 1700. S. 261.
morg. adv. anat. II. S. 31. So habe
ich es allemal gefunden.
(p) Ebendaſ.
(q) S. 263.
(r) S. 367.
(s) amman. S. 30.
H. Phiſiol. 3. B. X x
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 687[689]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/695>, abgerufen am 22.11.2024.
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