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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

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III. Abschn. Die Töne.

Andere haben wieder andere Einwürfe gemacht (g);
die berümten Männern stark genug vorgekommen (h),
oder wenigstens fähig gewesen sind, ihren Beifall zurükk
zu halten (i), ja ich habe selbst mit dem Urtheile an
mich gehalten, da ich das kleinere physiologische Werk
herausgab.

Es scheinet wenigstens, wenn man in das elastische
Zittern der Spaltenbänder, die Ursache der Stimme, und
in ihrer größern Spannung die Ursach einer feinen Stim-
me sezzt, daß junge Leute, und Frauenspersonen vielmehr
eine feine, als grobe Stimme haben müssen. Bei den
Männern ist nehmlich die Elasticität, und die Anlage zu
den Schwingungen sowohl in den Knochen, als Knor-
peln, und im ganzen Geschlechte der Fasern ungleich grösser.
Damit stimmt vortreflich überein, daß Männer eine grö-
bere Stimme haben, weil ihre Luftröhrenspalte grösser
ist. Man beantwortet diesen Einwurf auch nicht da-
durch, daß man die grössere Länge des männlichen Luft-
röhrenkopfes anfüret (m), da diese nicht immer so be-
schaffen ist, und eine langgewachsene Frau leicht einen so
langen Luftröhrenkopf, als ein kleiner Mann haben kann,
ja es giebt viele kleine Thiere, die eine gröbere Stimme,
als die grösten Thiere haben, wie man am Frosche fieht,
den man mit viel grössern Vögeln vergleichen könnte.
Doch auch verschnittene haben eine feine Stimme, welche
billig nach der Hipotese gröber seyn müßte, wofern über-
haupt das Feine in der Stimme der verschnittenen von
dem Fette herrühret, welches sich um ihren Luftröhren-
kopf anlegt. Jn der That macht das Fett, daß thieri-
sche Fasern ihre Spannungen nachlassen (n).

(k)
Jch
(g) [Spaltenumbruch] BROVZET de l'educat.
des enf.
S. 352. 353.
(h) VOGEL de larynge.
(i) SCHREIBER Almagest.
(m) B. 9. A. 1. N. 1.
(n) SCHREIB. angef. Ort. S.
354. 355.
(k) [Spaltenumbruch] In primis lineis. n. 329.
III. Abſchn. Die Toͤne.

Andere haben wieder andere Einwuͤrfe gemacht (g);
die beruͤmten Maͤnnern ſtark genug vorgekommen (h),
oder wenigſtens faͤhig geweſen ſind, ihren Beifall zuruͤkk
zu halten (i), ja ich habe ſelbſt mit dem Urtheile an
mich gehalten, da ich das kleinere phyſiologiſche Werk
herausgab.

Es ſcheinet wenigſtens, wenn man in das elaſtiſche
Zittern der Spaltenbaͤnder, die Urſache der Stimme, und
in ihrer groͤßern Spannung die Urſach einer feinen Stim-
me ſezzt, daß junge Leute, und Frauensperſonen vielmehr
eine feine, als grobe Stimme haben muͤſſen. Bei den
Maͤnnern iſt nehmlich die Elaſticitaͤt, und die Anlage zu
den Schwingungen ſowohl in den Knochen, als Knor-
peln, und im ganzen Geſchlechte der Faſern ungleich groͤſſer.
Damit ſtimmt vortreflich uͤberein, daß Maͤnner eine groͤ-
bere Stimme haben, weil ihre Luftroͤhrenſpalte groͤſſer
iſt. Man beantwortet dieſen Einwurf auch nicht da-
durch, daß man die groͤſſere Laͤnge des maͤnnlichen Luft-
roͤhrenkopfes anfuͤret (m), da dieſe nicht immer ſo be-
ſchaffen iſt, und eine langgewachſene Frau leicht einen ſo
langen Luftroͤhrenkopf, als ein kleiner Mann haben kann,
ja es giebt viele kleine Thiere, die eine groͤbere Stimme,
als die groͤſten Thiere haben, wie man am Froſche fieht,
den man mit viel groͤſſern Voͤgeln vergleichen koͤnnte.
Doch auch verſchnittene haben eine feine Stimme, welche
billig nach der Hipoteſe groͤber ſeyn muͤßte, wofern uͤber-
haupt das Feine in der Stimme der verſchnittenen von
dem Fette herruͤhret, welches ſich um ihren Luftroͤhren-
kopf anlegt. Jn der That macht das Fett, daß thieri-
ſche Faſern ihre Spannungen nachlaſſen (n).

(k)
Jch
(g) [Spaltenumbruch] BROVZET de l’educat.
des enf.
S. 352. 353.
(h) VOGEL de larynge.
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(m) B. 9. A. 1. N. 1.
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[697[699]/0705] III. Abſchn. Die Toͤne. Andere haben wieder andere Einwuͤrfe gemacht (g); die beruͤmten Maͤnnern ſtark genug vorgekommen (h), oder wenigſtens faͤhig geweſen ſind, ihren Beifall zuruͤkk zu halten (i), ja ich habe ſelbſt mit dem Urtheile an mich gehalten, da ich das kleinere phyſiologiſche Werk herausgab. Es ſcheinet wenigſtens, wenn man in das elaſtiſche Zittern der Spaltenbaͤnder, die Urſache der Stimme, und in ihrer groͤßern Spannung die Urſach einer feinen Stim- me ſezzt, daß junge Leute, und Frauensperſonen vielmehr eine feine, als grobe Stimme haben muͤſſen. Bei den Maͤnnern iſt nehmlich die Elaſticitaͤt, und die Anlage zu den Schwingungen ſowohl in den Knochen, als Knor- peln, und im ganzen Geſchlechte der Faſern ungleich groͤſſer. Damit ſtimmt vortreflich uͤberein, daß Maͤnner eine groͤ- bere Stimme haben, weil ihre Luftroͤhrenſpalte groͤſſer iſt. Man beantwortet dieſen Einwurf auch nicht da- durch, daß man die groͤſſere Laͤnge des maͤnnlichen Luft- roͤhrenkopfes anfuͤret (m), da dieſe nicht immer ſo be- ſchaffen iſt, und eine langgewachſene Frau leicht einen ſo langen Luftroͤhrenkopf, als ein kleiner Mann haben kann, ja es giebt viele kleine Thiere, die eine groͤbere Stimme, als die groͤſten Thiere haben, wie man am Froſche fieht, den man mit viel groͤſſern Voͤgeln vergleichen koͤnnte. Doch auch verſchnittene haben eine feine Stimme, welche billig nach der Hipoteſe groͤber ſeyn muͤßte, wofern uͤber- haupt das Feine in der Stimme der verſchnittenen von dem Fette herruͤhret, welches ſich um ihren Luftroͤhren- kopf anlegt. Jn der That macht das Fett, daß thieri- ſche Faſern ihre Spannungen nachlaſſen (n). Jch (k) (g) BROVZET de l’educat. des enf. S. 352. 353. (h) VOGEL de larynge. (i) SCHREIBER Almageſt. (m) B. 9. A. 1. N. 1. (n) SCHREIB. angef. Ort. S. 354. 355. (k) In primis lineis. n. 329.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 697[699]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/705>, abgerufen am 22.11.2024.