Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Atemholen. VIII. Buch.
daß nun die obersten Ribben desto genauer das Amt der
ersten Zwischenribben, und ferner der übrigen Muskeln
bestimmen können.

Daß seine Bewegung geringe sey, erhellet leicht da-
her, daß der Schlüsselbeinmskel vielleicht um sechsmal,
und darüber länger, als die senkkrechte Weite der ersten
Ribbe vom Schlüsselbeine ist, und daß er, wenn er sich
um seinen ganzen Theil verkürzt, dennoch die Ribbe ein-
zig und allein durch den dritten Theil dieses Zwischen-
raums in die Höhe ziehen könne. Man kann noch hin-
zufügen, daß ein Band seine Stelle vertreten habe. Es
ist also für dieses genung gethan, daß es die erste Ribbe
gehalten, und deren Festigkeit vermehrt hat.

Jch bin nicht völlig dawider, daß er nicht das
Schlüsselbein niederziehen könne (c). Wenigstens fällt
das Schlüsselbein, das Schulterblat, nnd der Arm zu-
rükke, wenn man den Schlüsselbeinmuskel durchschnei-
det, wie solches der Versuch eines vortreflichen Man-
nes (d), der ehemals unser Freund gewesen, bezeuget.

§. 21.
Die ungleich dreiseitigen Muskeln des Halses.
(Scaleni).

Es ist schwer, eine zusammenhängende Geschichte die-
ser Muskeln in einen einzigen Vortrag zu bringen. Da
sie nämlich alle auf einander solgen, und fast blos von
den zwischenliegenden, und vom Marke herkommenden
Nerven abgesondert werden, so geschicht es sehr oft, daß
bald dieses, bald jenes Fleisch derselben, entweder in einen
Muskel zusammenwächst, oder sich noch deutlicher in

zween
(c) [Spaltenumbruch] WINSLOW. n. 919. 920.
921. spigel.
angef. Ort.
(d) [Spaltenumbruch] SCHREIBER ad DOU-
GLASS.
myot. spec.
S. 79.
albin. S. 271.

Das Atemholen. VIII. Buch.
daß nun die oberſten Ribben deſto genauer das Amt der
erſten Zwiſchenribben, und ferner der uͤbrigen Muskeln
beſtimmen koͤnnen.

Daß ſeine Bewegung geringe ſey, erhellet leicht da-
her, daß der Schluͤſſelbeinmskel vielleicht um ſechsmal,
und daruͤber laͤnger, als die ſenkkrechte Weite der erſten
Ribbe vom Schluͤſſelbeine iſt, und daß er, wenn er ſich
um ſeinen ganzen Theil verkuͤrzt, dennoch die Ribbe ein-
zig und allein durch den dritten Theil dieſes Zwiſchen-
raums in die Hoͤhe ziehen koͤnne. Man kann noch hin-
zufuͤgen, daß ein Band ſeine Stelle vertreten habe. Es
iſt alſo fuͤr dieſes genung gethan, daß es die erſte Ribbe
gehalten, und deren Feſtigkeit vermehrt hat.

Jch bin nicht voͤllig dawider, daß er nicht das
Schluͤſſelbein niederziehen koͤnne (c). Wenigſtens faͤllt
das Schluͤſſelbein, das Schulterblat, nnd der Arm zu-
ruͤkke, wenn man den Schluͤſſelbeinmuskel durchſchnei-
det, wie ſolches der Verſuch eines vortreflichen Man-
nes (d), der ehemals unſer Freund geweſen, bezeuget.

§. 21.
Die ungleich dreiſeitigen Muskeln des Halſes.
(Scaleni).

Es iſt ſchwer, eine zuſammenhaͤngende Geſchichte die-
ſer Muskeln in einen einzigen Vortrag zu bringen. Da
ſie naͤmlich alle auf einander ſolgen, und faſt blos von
den zwiſchenliegenden, und vom Marke herkommenden
Nerven abgeſondert werden, ſo geſchicht es ſehr oft, daß
bald dieſes, bald jenes Fleiſch derſelben, entweder in einen
Muskel zuſammenwaͤchſt, oder ſich noch deutlicher in

zween
(c) [Spaltenumbruch] WINSLOW. n. 919. 920.
921. ſpigel.
angef. Ort.
(d) [Spaltenumbruch] SCHREIBER ad DOU-
GLASS.
myot. ſpec.
S. 79.
albin. S. 271.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0082" n="76"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Atemholen. <hi rendition="#aq">VIII.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
daß nun die ober&#x017F;ten Ribben de&#x017F;to genauer das Amt der<lb/>
er&#x017F;ten Zwi&#x017F;chenribben, und ferner der u&#x0364;brigen Muskeln<lb/>
be&#x017F;timmen ko&#x0364;nnen.</p><lb/>
            <p>Daß &#x017F;eine Bewegung geringe &#x017F;ey, erhellet leicht da-<lb/>
her, daß der Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;elbeinmskel vielleicht um &#x017F;echsmal,<lb/>
und daru&#x0364;ber la&#x0364;nger, als die &#x017F;enkkrechte Weite der er&#x017F;ten<lb/>
Ribbe vom Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;elbeine i&#x017F;t, und daß er, wenn er &#x017F;ich<lb/>
um &#x017F;einen ganzen Theil verku&#x0364;rzt, dennoch die Ribbe ein-<lb/>
zig und allein durch den dritten Theil die&#x017F;es Zwi&#x017F;chen-<lb/>
raums in die Ho&#x0364;he ziehen ko&#x0364;nne. Man kann noch hin-<lb/>
zufu&#x0364;gen, daß ein Band &#x017F;eine Stelle vertreten habe. Es<lb/>
i&#x017F;t al&#x017F;o fu&#x0364;r die&#x017F;es genung gethan, daß es die er&#x017F;te Ribbe<lb/>
gehalten, und deren Fe&#x017F;tigkeit vermehrt hat.</p><lb/>
            <p>Jch bin nicht vo&#x0364;llig dawider, daß er nicht das<lb/>
Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;elbein niederziehen ko&#x0364;nne <note place="foot" n="(c)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">WINSLOW.</hi> n. 919. 920.<lb/>
921. <hi rendition="#g"><hi rendition="#k">&#x017F;pigel.</hi></hi></hi> angef. Ort.</note>. Wenig&#x017F;tens fa&#x0364;llt<lb/>
das Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;elbein, das Schulterblat, nnd der Arm zu-<lb/>
ru&#x0364;kke, wenn man den Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;elbeinmuskel durch&#x017F;chnei-<lb/>
det, wie &#x017F;olches der Ver&#x017F;uch eines vortreflichen Man-<lb/>
nes <note place="foot" n="(d)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SCHREIBER</hi> ad <hi rendition="#g">DOU-<lb/>
GLASS.</hi> myot. &#x017F;pec.</hi> S. 79.<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#k">albin.</hi></hi></hi> S. 271.</note>, der ehemals un&#x017F;er Freund gewe&#x017F;en, bezeuget.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 21.<lb/>
Die ungleich drei&#x017F;eitigen Muskeln des Hal&#x017F;es.<lb/>
(<hi rendition="#aq">Scaleni</hi>).</head><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t &#x017F;chwer, eine zu&#x017F;ammenha&#x0364;ngende Ge&#x017F;chichte die-<lb/>
&#x017F;er Muskeln in einen einzigen Vortrag zu bringen. Da<lb/>
&#x017F;ie na&#x0364;mlich alle auf einander &#x017F;olgen, und fa&#x017F;t blos von<lb/>
den zwi&#x017F;chenliegenden, und vom Marke herkommenden<lb/>
Nerven abge&#x017F;ondert werden, &#x017F;o ge&#x017F;chicht es &#x017F;ehr oft, daß<lb/>
bald die&#x017F;es, bald jenes Flei&#x017F;ch der&#x017F;elben, entweder in einen<lb/>
Muskel zu&#x017F;ammenwa&#x0364;ch&#x017F;t, oder &#x017F;ich noch deutlicher in<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zween</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[76/0082] Das Atemholen. VIII. Buch. daß nun die oberſten Ribben deſto genauer das Amt der erſten Zwiſchenribben, und ferner der uͤbrigen Muskeln beſtimmen koͤnnen. Daß ſeine Bewegung geringe ſey, erhellet leicht da- her, daß der Schluͤſſelbeinmskel vielleicht um ſechsmal, und daruͤber laͤnger, als die ſenkkrechte Weite der erſten Ribbe vom Schluͤſſelbeine iſt, und daß er, wenn er ſich um ſeinen ganzen Theil verkuͤrzt, dennoch die Ribbe ein- zig und allein durch den dritten Theil dieſes Zwiſchen- raums in die Hoͤhe ziehen koͤnne. Man kann noch hin- zufuͤgen, daß ein Band ſeine Stelle vertreten habe. Es iſt alſo fuͤr dieſes genung gethan, daß es die erſte Ribbe gehalten, und deren Feſtigkeit vermehrt hat. Jch bin nicht voͤllig dawider, daß er nicht das Schluͤſſelbein niederziehen koͤnne (c). Wenigſtens faͤllt das Schluͤſſelbein, das Schulterblat, nnd der Arm zu- ruͤkke, wenn man den Schluͤſſelbeinmuskel durchſchnei- det, wie ſolches der Verſuch eines vortreflichen Man- nes (d), der ehemals unſer Freund geweſen, bezeuget. §. 21. Die ungleich dreiſeitigen Muskeln des Halſes. (Scaleni). Es iſt ſchwer, eine zuſammenhaͤngende Geſchichte die- ſer Muskeln in einen einzigen Vortrag zu bringen. Da ſie naͤmlich alle auf einander ſolgen, und faſt blos von den zwiſchenliegenden, und vom Marke herkommenden Nerven abgeſondert werden, ſo geſchicht es ſehr oft, daß bald dieſes, bald jenes Fleiſch derſelben, entweder in einen Muskel zuſammenwaͤchſt, oder ſich noch deutlicher in zween (c) WINSLOW. n. 919. 920. 921. ſpigel. angef. Ort. (d) SCHREIBER ad DOU- GLASS. myot. ſpec. S. 79. albin. S. 271.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/82
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 3. Berlin, 1766, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende03_1766/82>, abgerufen am 04.12.2024.