Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
sehe ich mit andern Augen an. Jch füge nur noch
das einzige bey, theils um den Albin zu entschul-
digen, theils um mich zu rechtfertigen, daß dieser
grosse Mann durch einige Auslegungen meiner Aus-
drükke, in Feuer gebracht worden, welche ihm bil-
lig misfallen konnten, wofern sie mir, oder mei-
nen Zuhörern wirklich entfallen wären, welches
aber in der Warheit nicht geschehen ist. So muß
er also seine Muttersprache völlig vergessen haben,
wenn er das Wort, die Lage (29), welches posi-
tio,
oder an diesem Orte conditio bedeutet, durch
infidias, wieder allen Zwang der Sprache gibt,
und wenn der Verfasser der Anzeigen dieses Wort
gebraucht hätte, so würde ich, nebst dem Albin,
denselben tadeln. War denn zu Leiden niemand,
den Albin vorher wegen der Bedeutung eines so
verhasten Wortes hätte befragen können, und es
muste mir also dieser Verstand aufgebürdet werden,

denn
(29) L. V. p. 123.

Vorrede.
ſehe ich mit andern Augen an. Jch fuͤge nur noch
das einzige bey, theils um den Albin zu entſchul-
digen, theils um mich zu rechtfertigen, daß dieſer
groſſe Mann durch einige Auslegungen meiner Aus-
druͤkke, in Feuer gebracht worden, welche ihm bil-
lig misfallen konnten, wofern ſie mir, oder mei-
nen Zuhoͤrern wirklich entfallen waͤren, welches
aber in der Warheit nicht geſchehen iſt. So muß
er alſo ſeine Mutterſprache voͤllig vergeſſen haben,
wenn er das Wort, die Lage (29), welches poſi-
tio,
oder an dieſem Orte conditio bedeutet, durch
infidias, wieder allen Zwang der Sprache gibt,
und wenn der Verfaſſer der Anzeigen dieſes Wort
gebraucht haͤtte, ſo wuͤrde ich, nebſt dem Albin,
denſelben tadeln. War denn zu Leiden niemand,
den Albin vorher wegen der Bedeutung eines ſo
verhaſten Wortes haͤtte befragen koͤnnen, und es
muſte mir alſo dieſer Verſtand aufgebuͤrdet werden,

denn
(29) L. V. p. 123.
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="preface" n="1">
        <p><pb facs="#f0032" n="XXVIII"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vorrede.</hi></fw><lb/>
&#x017F;ehe ich mit andern Augen an. Jch fu&#x0364;ge nur noch<lb/>
das einzige bey, theils um den <hi rendition="#fr">Albin</hi> zu ent&#x017F;chul-<lb/>
digen, theils um mich zu rechtfertigen, daß die&#x017F;er<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Mann durch einige Auslegungen meiner Aus-<lb/>
dru&#x0364;kke, in Feuer gebracht worden, welche ihm bil-<lb/>
lig misfallen konnten, wofern &#x017F;ie mir, oder mei-<lb/>
nen Zuho&#x0364;rern wirklich entfallen wa&#x0364;ren, welches<lb/>
aber in der Warheit nicht ge&#x017F;chehen i&#x017F;t. So muß<lb/>
er al&#x017F;o &#x017F;eine Mutter&#x017F;prache vo&#x0364;llig verge&#x017F;&#x017F;en haben,<lb/>
wenn er das Wort, die Lage <note place="foot" n="(29)"><hi rendition="#aq">L. V. p.</hi> 123.</note>, welches <hi rendition="#aq">po&#x017F;i-<lb/>
tio,</hi> oder an die&#x017F;em Orte <hi rendition="#aq">conditio</hi> bedeutet, durch<lb/><hi rendition="#aq">infidias,</hi> wieder allen Zwang der Sprache gibt,<lb/>
und wenn der Verfa&#x017F;&#x017F;er der Anzeigen die&#x017F;es Wort<lb/>
gebraucht ha&#x0364;tte, &#x017F;o wu&#x0364;rde ich, neb&#x017F;t dem <hi rendition="#fr">Albin,</hi><lb/>
den&#x017F;elben tadeln. War denn zu Leiden niemand,<lb/>
den <hi rendition="#fr">Albin</hi> vorher wegen der Bedeutung eines &#x017F;o<lb/>
verha&#x017F;ten Wortes ha&#x0364;tte befragen ko&#x0364;nnen, und es<lb/>
mu&#x017F;te mir al&#x017F;o die&#x017F;er Ver&#x017F;tand aufgebu&#x0364;rdet werden,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">denn</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[XXVIII/0032] Vorrede. ſehe ich mit andern Augen an. Jch fuͤge nur noch das einzige bey, theils um den Albin zu entſchul- digen, theils um mich zu rechtfertigen, daß dieſer groſſe Mann durch einige Auslegungen meiner Aus- druͤkke, in Feuer gebracht worden, welche ihm bil- lig misfallen konnten, wofern ſie mir, oder mei- nen Zuhoͤrern wirklich entfallen waͤren, welches aber in der Warheit nicht geſchehen iſt. So muß er alſo ſeine Mutterſprache voͤllig vergeſſen haben, wenn er das Wort, die Lage (29), welches poſi- tio, oder an dieſem Orte conditio bedeutet, durch infidias, wieder allen Zwang der Sprache gibt, und wenn der Verfaſſer der Anzeigen dieſes Wort gebraucht haͤtte, ſo wuͤrde ich, nebſt dem Albin, denſelben tadeln. War denn zu Leiden niemand, den Albin vorher wegen der Bedeutung eines ſo verhaſten Wortes haͤtte befragen koͤnnen, und es muſte mir alſo dieſer Verſtand aufgebuͤrdet werden, denn (29) L. V. p. 123.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/32
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. XXVIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/32>, abgerufen am 23.11.2024.