begleitet aber niemals, so viel man Exempel hat, den Nerven [Spaltenumbruch](q) selbst.
Jch habe den Jrrthum, welcher seit Fallops Zei- ten (r) zu einer großen Wichtigkeit geworden, durch sorgfältige Versuche zu widerlegen gesucht (s), worin- nen ich den berühmten Zinnius zum Gehülfen ge- habt (t), der durch seinen Fleiß gewiesen, daß die har- te Gehirnhaut alle Nerven, den Sehnerven ausgenom- men, auf der Stelle verlasse, so bald sie sich aus der Hirnschaale hinaus begeben [Spaltenumbruch](u).
Jndessen befindet sich doch an nicht wenigen Ner- ven, und besonders an den Nervenstämmen der Glied- maßen, der Anschein von einer starken und weissen Schei- de (x), von der die in einen einzigen Nerven zusammen gepakte Nervenschnüre von allen Seiten umwikkelt wer- den. Doch es besteht diese Art von Membran augen- scheinlich aus zellförmigen Fasern (y), und sie läßt sich auch durch das Messer in dergleichen Fäden zerlegen. Keine dergleichen haben die Nerven, welche von einer knochigen Wand beschüzzet werden, wie am Flügelka- nal, am carotischen, und am Geruchsnerven der Vögel zu sehen ist. Keine Membran kömt, außerhalb dem Knochen, an sehr vielen Nerven vor, welche weich sind, und schwerlich die Berührung des Jnstruments vertra- gen, dergleichen die Nerven des Herzens (z) sind, und
die
(q) S. 141.
(r) Er bemerkt, daß blos am Sehnerven die harte und weiche Membrane könne gezeigt werden, S. 136. 137.
(s)Prim. lin. n. 370. Hernach Mem. sur les part. sens. et irrit. S. 34.
(t)Mem de l'Acad. de Berlin T. IX. im Jahr 1753.
(u) Angeführt. Ort. tot. und S. 141.
(x) Diese, wenn sie da sind, sind Scheiden der Nerven GOR- TER Chirurg. S. 174. KIN- NEIR S. 25. 26.
(y)Prim. lin. n. 370. ZIN- NIVS gesteht die Erfindung seines Freundes S. 131. und beschreibt sie S. 135.
(z)ZINN S. 136.
Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
begleitet aber niemals, ſo viel man Exempel hat, den Nerven [Spaltenumbruch](q) ſelbſt.
Jch habe den Jrrthum, welcher ſeit Fallops Zei- ten (r) zu einer großen Wichtigkeit geworden, durch ſorgfaͤltige Verſuche zu widerlegen geſucht (s), worin- nen ich den beruͤhmten Zinnius zum Gehuͤlfen ge- habt (t), der durch ſeinen Fleiß gewieſen, daß die har- te Gehirnhaut alle Nerven, den Sehnerven ausgenom- men, auf der Stelle verlaſſe, ſo bald ſie ſich aus der Hirnſchaale hinaus begeben [Spaltenumbruch](u).
Jndeſſen befindet ſich doch an nicht wenigen Ner- ven, und beſonders an den Nervenſtaͤmmen der Glied- maßen, der Anſchein von einer ſtarken und weiſſen Schei- de (x), von der die in einen einzigen Nerven zuſammen gepakte Nervenſchnuͤre von allen Seiten umwikkelt wer- den. Doch es beſteht dieſe Art von Membran augen- ſcheinlich aus zellfoͤrmigen Faſern (y), und ſie laͤßt ſich auch durch das Meſſer in dergleichen Faͤden zerlegen. Keine dergleichen haben die Nerven, welche von einer knochigen Wand beſchuͤzzet werden, wie am Fluͤgelka- nal, am carotiſchen, und am Geruchsnerven der Voͤgel zu ſehen iſt. Keine Membran koͤmt, außerhalb dem Knochen, an ſehr vielen Nerven vor, welche weich ſind, und ſchwerlich die Beruͤhrung des Jnſtruments vertra- gen, dergleichen die Nerven des Herzens (z) ſind, und
die
(q) S. 141.
(r) Er bemerkt, daß blos am Sehnerven die harte und weiche Membrane koͤnne gezeigt werden, S. 136. 137.
(s)Prim. lin. n. 370. Hernach Mem. ſur les part. ſenſ. et irrit. S. 34.
(t)Mem de l’Acad. de Berlin T. IX. im Jahr 1753.
(u) Angefuͤhrt. Ort. tot. und S. 141.
(x) Dieſe, wenn ſie da ſind, ſind Scheiden der Nerven GOR- TER Chirurg. S. 174. KIN- NEIR S. 25. 26.
(y)Prim. lin. n. 370. ZIN- NIVS geſteht die Erfindung ſeines Freundes S. 131. und beſchreibt ſie S. 135.
(z)ZINN S. 136.
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Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
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(q) ſelbſt.
Jch habe den Jrrthum, welcher ſeit Fallops Zei-
ten (r) zu einer großen Wichtigkeit geworden, durch
ſorgfaͤltige Verſuche zu widerlegen geſucht (s), worin-
nen ich den beruͤhmten Zinnius zum Gehuͤlfen ge-
habt (t), der durch ſeinen Fleiß gewieſen, daß die har-
te Gehirnhaut alle Nerven, den Sehnerven ausgenom-
men, auf der Stelle verlaſſe, ſo bald ſie ſich aus der
Hirnſchaale hinaus begeben
(u).
Jndeſſen befindet ſich doch an nicht wenigen Ner-
ven, und beſonders an den Nervenſtaͤmmen der Glied-
maßen, der Anſchein von einer ſtarken und weiſſen Schei-
de (x), von der die in einen einzigen Nerven zuſammen
gepakte Nervenſchnuͤre von allen Seiten umwikkelt wer-
den. Doch es beſteht dieſe Art von Membran augen-
ſcheinlich aus zellfoͤrmigen Faſern (y), und ſie laͤßt ſich
auch durch das Meſſer in dergleichen Faͤden zerlegen.
Keine dergleichen haben die Nerven, welche von einer
knochigen Wand beſchuͤzzet werden, wie am Fluͤgelka-
nal, am carotiſchen, und am Geruchsnerven der Voͤgel
zu ſehen iſt. Keine Membran koͤmt, außerhalb dem
Knochen, an ſehr vielen Nerven vor, welche weich ſind,
und ſchwerlich die Beruͤhrung des Jnſtruments vertra-
gen, dergleichen die Nerven des Herzens (z) ſind, und
die
(q) S. 141.
(r) Er bemerkt, daß blos am
Sehnerven die harte und weiche
Membrane koͤnne gezeigt werden,
S. 136. 137.
(s) Prim. lin. n. 370. Hernach
Mem. ſur les part. ſenſ. et irrit.
S. 34.
(t) Mem de l’Acad. de Berlin
T. IX. im Jahr 1753.
(u) Angefuͤhrt. Ort. tot. und
S. 141.
(x) Dieſe, wenn ſie da ſind,
ſind Scheiden der Nerven GOR-
TER Chirurg. S. 174. KIN-
NEIR S. 25. 26.
(y) Prim. lin. n. 370. ZIN-
NIVS geſteht die Erfindung ſeines
Freundes S. 131. und beſchreibt ſie
S. 135.
(z) ZINN S. 136.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/336>, abgerufen am 22.11.2024.
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