die aus dem Ribbenstamme, wie auch aus dem Stam- me des Schlundkopfes in der Gegend hervorkommen, wo sich die Carotis zertheilt, und dergleichen habe ich auch an der erhabenen Gegend der Handwurzel und der Fußwurzel bemerkt. Es liegen diese weiche Nerven ent- weder an einem sichern Orte, oder doch in einer solchen Gegend, wo keine Gewalt, wenn sie nicht ohnedem tödtlich ist, hingelangen kann. Dieienigen Nerven hin- gegen, welche durch eine Gegend laufen, die dem Druk- ke unterworfen ist, und die sich besonders in die Mu- skeln [Spaltenumbruch](a) begeben, diese hat die Natur mit gedachter fächriger und festen Scheide versehen.
Man könnte, doch aber ohne allen Schein der Wahrheit, nach diesen Beispielen die Klasse der Nerven in weiche und harte abtheilen, indem überhaupt einige beständig fast die Weiche des Markes behalten, und nur eine mäßige Festigkeit von der dünnen Gehirnhaut, und eine röthliche Farbe annehmen. Dergleichen ist der wei- che Gehör- und Geruchsnerve, den ich in den Vögeln nicht ohne Mühe bis zur Nasenmembran verfolgt habe, und dergleichen sind auch die Herznerven (cardiaci), wel- che von dem Ribbenstamme herkommen.
Hingegen sind andere ganz und gar mit der fächri- gen und harten Scheide überzogen, an Farbe weiß, und wirklich hart zu nennen.
Noch andere haben eine veränderliche Natur, und sind an diesem Orte weich, und an andern Orten hart. Dergleichen Nerven finden sich hie und da an den Glied- maßen, sie entstehen aus harten Stämmen, und ver- wandeln sich in weiche Nerven, wenn sie in den inner-
sten
(a)ZINN S. 135. 136. C. STEPHAN behauptet S. 90, daß sich die Nerven verhärten, so bald sie vom Gehirn zurük treten, [Spaltenumbruch]
und daß sie mehr aus den Gehirn- häuten, als aus dem Marke be- stehen.
VI. Abſchn. Die Nerven.
die aus dem Ribbenſtamme, wie auch aus dem Stam- me des Schlundkopfes in der Gegend hervorkommen, wo ſich die Carotis zertheilt, und dergleichen habe ich auch an der erhabenen Gegend der Handwurzel und der Fußwurzel bemerkt. Es liegen dieſe weiche Nerven ent- weder an einem ſichern Orte, oder doch in einer ſolchen Gegend, wo keine Gewalt, wenn ſie nicht ohnedem toͤdtlich iſt, hingelangen kann. Dieienigen Nerven hin- gegen, welche durch eine Gegend laufen, die dem Druk- ke unterworfen iſt, und die ſich beſonders in die Mu- skeln [Spaltenumbruch](a) begeben, dieſe hat die Natur mit gedachter faͤchriger und feſten Scheide verſehen.
Man koͤnnte, doch aber ohne allen Schein der Wahrheit, nach dieſen Beiſpielen die Klaſſe der Nerven in weiche und harte abtheilen, indem uͤberhaupt einige beſtaͤndig faſt die Weiche des Markes behalten, und nur eine maͤßige Feſtigkeit von der duͤnnen Gehirnhaut, und eine roͤthliche Farbe annehmen. Dergleichen iſt der wei- che Gehoͤr- und Geruchsnerve, den ich in den Voͤgeln nicht ohne Muͤhe bis zur Naſenmembran verfolgt habe, und dergleichen ſind auch die Herznerven (cardiaci), wel- che von dem Ribbenſtamme herkommen.
Hingegen ſind andere ganz und gar mit der faͤchri- gen und harten Scheide uͤberzogen, an Farbe weiß, und wirklich hart zu nennen.
Noch andere haben eine veraͤnderliche Natur, und ſind an dieſem Orte weich, und an andern Orten hart. Dergleichen Nerven finden ſich hie und da an den Glied- maßen, ſie entſtehen aus harten Staͤmmen, und ver- wandeln ſich in weiche Nerven, wenn ſie in den inner-
ſten
(a)ZINN S. 135. 136. C. STEPHAN behauptet S. 90, daß ſich die Nerven verhaͤrten, ſo bald ſie vom Gehirn zuruͤk treten, [Spaltenumbruch]
und daß ſie mehr aus den Gehirn- haͤuten, als aus dem Marke be- ſtehen.
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VI. Abſchn. Die Nerven.
die aus dem Ribbenſtamme, wie auch aus dem Stam-
me des Schlundkopfes in der Gegend hervorkommen,
wo ſich die Carotis zertheilt, und dergleichen habe ich
auch an der erhabenen Gegend der Handwurzel und der
Fußwurzel bemerkt. Es liegen dieſe weiche Nerven ent-
weder an einem ſichern Orte, oder doch in einer ſolchen
Gegend, wo keine Gewalt, wenn ſie nicht ohnedem
toͤdtlich iſt, hingelangen kann. Dieienigen Nerven hin-
gegen, welche durch eine Gegend laufen, die dem Druk-
ke unterworfen iſt, und die ſich beſonders in die Mu-
skeln
(a) begeben, dieſe hat die Natur mit gedachter
faͤchriger und feſten Scheide verſehen.
Man koͤnnte, doch aber ohne allen Schein der
Wahrheit, nach dieſen Beiſpielen die Klaſſe der Nerven
in weiche und harte abtheilen, indem uͤberhaupt einige
beſtaͤndig faſt die Weiche des Markes behalten, und nur
eine maͤßige Feſtigkeit von der duͤnnen Gehirnhaut, und
eine roͤthliche Farbe annehmen. Dergleichen iſt der wei-
che Gehoͤr- und Geruchsnerve, den ich in den Voͤgeln
nicht ohne Muͤhe bis zur Naſenmembran verfolgt habe,
und dergleichen ſind auch die Herznerven (cardiaci), wel-
che von dem Ribbenſtamme herkommen.
Hingegen ſind andere ganz und gar mit der faͤchri-
gen und harten Scheide uͤberzogen, an Farbe weiß, und
wirklich hart zu nennen.
Noch andere haben eine veraͤnderliche Natur, und
ſind an dieſem Orte weich, und an andern Orten hart.
Dergleichen Nerven finden ſich hie und da an den Glied-
maßen, ſie entſtehen aus harten Staͤmmen, und ver-
wandeln ſich in weiche Nerven, wenn ſie in den inner-
ſten
(a) ZINN S. 135. 136. C.
STEPHAN behauptet S. 90,
daß ſich die Nerven verhaͤrten, ſo
bald ſie vom Gehirn zuruͤk treten,
und daß ſie mehr aus den Gehirn-
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/337>, abgerufen am 22.11.2024.
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