sten Theilen eines Gliedes über Knochen weg laufen. Dergleichen ist der zweete Ast und der erste des fünften Paars, wie auch der harte Nerve des Fallopius[Spaltenumbruch](b).
Es haben die Alten diese zwo Klassen, wiewol zu einem andern Behufe, und ganz ohne Grund, gemacht. Sie leiteten nämlich die weichen vom großen Gehirn, und die harten vom kleinen (c), der Einsicht der Zer- gliederer zuwider, her.
Es bindet endlich das oben gedachte Zellgewebe die Nerven an die harte Gehirnhaut, durch deren Löcher sie gehen (d), wie auch überall an die benachbarte Mem- branen, Muskeln, Eingeweide und Knochen feste an (e).
§. 6. Ob die Nerven elastisch sind?
Jch habe zwar den nächsten Abschnitt für die Ver- suche bestimmt, ich will aber doch hier eine leichte, aber sehr wichtige Erfahrung melden, welche man sehr leicht an todten Körpern machen kann. Es bleibt nämlich ein ieder Nerve, wenn er nur keine Veränderung erlitten, in lebendigen, oder todten Thieren, nach der Zerschnei- dung unbeweglich stehen, indem er von allen Seiten feste gehalten wird. Es pflegen blos die beiden Enden, in ein erhabenes Hügelchen, nach Art des Quecksilbers auf- zuschwellen, wenn dieses von der nun schwerer geworde- nen Luft gedrückt wird, und in die Höhe steigt. Wenn man aber die Sache genauer untersucht, so sind es un- zählige Markhügelchen, welche aus allen Fäden her- vorquellen.
Wenn
(b)ZINN Mem. de Berlin T. IX. S. 136.
(c)GALEN. de usu part. Lib. VII. cap. 6. JANVS DA- [Spaltenumbruch]
MASCENVS Lib. IV. cap. 14.
(d)ZINN S. 131. DEI- DIER anat. S. 226.
(e)ZINN S. 136.
Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
ſten Theilen eines Gliedes uͤber Knochen weg laufen. Dergleichen iſt der zweete Aſt und der erſte des fuͤnften Paars, wie auch der harte Nerve des Fallopius[Spaltenumbruch](b).
Es haben die Alten dieſe zwo Klaſſen, wiewol zu einem andern Behufe, und ganz ohne Grund, gemacht. Sie leiteten naͤmlich die weichen vom großen Gehirn, und die harten vom kleinen (c), der Einſicht der Zer- gliederer zuwider, her.
Es bindet endlich das oben gedachte Zellgewebe die Nerven an die harte Gehirnhaut, durch deren Loͤcher ſie gehen (d), wie auch uͤberall an die benachbarte Mem- branen, Muskeln, Eingeweide und Knochen feſte an (e).
§. 6. Ob die Nerven elaſtiſch ſind?
Jch habe zwar den naͤchſten Abſchnitt fuͤr die Ver- ſuche beſtimmt, ich will aber doch hier eine leichte, aber ſehr wichtige Erfahrung melden, welche man ſehr leicht an todten Koͤrpern machen kann. Es bleibt naͤmlich ein ieder Nerve, wenn er nur keine Veraͤnderung erlitten, in lebendigen, oder todten Thieren, nach der Zerſchnei- dung unbeweglich ſtehen, indem er von allen Seiten feſte gehalten wird. Es pflegen blos die beiden Enden, in ein erhabenes Huͤgelchen, nach Art des Queckſilbers auf- zuſchwellen, wenn dieſes von der nun ſchwerer geworde- nen Luft gedruͤckt wird, und in die Hoͤhe ſteigt. Wenn man aber die Sache genauer unterſucht, ſo ſind es un- zaͤhlige Markhuͤgelchen, welche aus allen Faͤden her- vorquellen.
Wenn
(b)ZINN Mem. de Berlin T. IX. S. 136.
(c)GALEN. de uſu part. Lib. VII. cap. 6. JANVS DA- [Spaltenumbruch]
MASCENVS Lib. IV. cap. 14.
(d)ZINN S. 131. DEI- DIER anat. S. 226.
(e)ZINN S. 136.
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Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
ſten Theilen eines Gliedes uͤber Knochen weg laufen.
Dergleichen iſt der zweete Aſt und der erſte des fuͤnften
Paars, wie auch der harte Nerve des Fallopius
(b).
Es haben die Alten dieſe zwo Klaſſen, wiewol zu
einem andern Behufe, und ganz ohne Grund, gemacht.
Sie leiteten naͤmlich die weichen vom großen Gehirn,
und die harten vom kleinen (c), der Einſicht der Zer-
gliederer zuwider, her.
Es bindet endlich das oben gedachte Zellgewebe die
Nerven an die harte Gehirnhaut, durch deren Loͤcher ſie
gehen (d), wie auch uͤberall an die benachbarte Mem-
branen, Muskeln, Eingeweide und Knochen feſte an (e).
§. 6.
Ob die Nerven elaſtiſch ſind?
Jch habe zwar den naͤchſten Abſchnitt fuͤr die Ver-
ſuche beſtimmt, ich will aber doch hier eine leichte, aber
ſehr wichtige Erfahrung melden, welche man ſehr leicht
an todten Koͤrpern machen kann. Es bleibt naͤmlich ein
ieder Nerve, wenn er nur keine Veraͤnderung erlitten,
in lebendigen, oder todten Thieren, nach der Zerſchnei-
dung unbeweglich ſtehen, indem er von allen Seiten feſte
gehalten wird. Es pflegen blos die beiden Enden, in
ein erhabenes Huͤgelchen, nach Art des Queckſilbers auf-
zuſchwellen, wenn dieſes von der nun ſchwerer geworde-
nen Luft gedruͤckt wird, und in die Hoͤhe ſteigt. Wenn
man aber die Sache genauer unterſucht, ſo ſind es un-
zaͤhlige Markhuͤgelchen, welche aus allen Faͤden her-
vorquellen.
Wenn
(b) ZINN Mem. de Berlin
T. IX. S. 136.
(c) GALEN. de uſu part.
Lib. VII. cap. 6. JANVS DA-
MASCENVS Lib. IV. cap. 14.
(d) ZINN S. 131. DEI-
DIER anat. S. 226.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/338>, abgerufen am 22.11.2024.
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