Es zeiget in einigen Versuchen so gar die Beschrei- bung selbst [Spaltenumbruch]u, oder eine erfolgende Lähmung x, wie von diesen berümten Männern ein Nerve mit verletzt wor- den, und es erhellet aus andern, daß man das in der That empfindende Fleisch y, welches sich mit der Sehne in den Muskeln vereinigt, mit Reitzen geängstigt habe. Wir zählen des berümten Schutzersy*, wie auch des W. Couwpersy) Geschichte hieher, welcher Recht hatte, zu sagen, daß die Achillessehne wirklich unterwärts keine Empfindungen habe, ob sie gleich solche vorwärts hat. Er reitzte nämlich oberwärts Nerven, die vom Gehirn herabkamen, und dieses muste nothwendig sehr schmerzen, da sie hingegen an der untern Hälfte fühllos waren, indem sie hier vom Gehirn abgesondert sind.
Man beschädigt aber sehr leicht Nerven, indem diese zwischen der Haut der Gliedmassen und den darun- ter liegenden Muskeln und Sehnen häufig gefunden wer- den, und diese werden von dem Messer des Wundarztes eher z getroffen, als dieser bis zur Sehne fortrücken kann. Es ist dieses dieienige fächrige Scheide, welche nach dem Geständnisse meiner Freunde [Spaltenumbruch]a, und Feinde b, empfindlich ist, und die man aus dem Wege schaffen muß, und die Sehne ohne Schmerzen mit Gewißheit zu durchbohren. Diese ist es, welche Laghi, ob er gleich daran erinnert worden c, dennoch nicht fortschaf- fen wollte d, damit er seine gewünschte Absicht erreichen möchte. Es ist dieses eben dasienige Fleisch, welches empfindlich ist und aus den Sehnen hervorquillt e. Es
sahe
u Jm Versuche des Fabbri p. 45.
xRadnistzky S. 1. exp. 7. Kund- mann Seltenheit. p. 925.
yBianchi ep. 1. p. 3. Lorry Iourn. de medecine 1756. p. 409. Vergl. Tosetti Lettre 2. p. 175. Caldani Lettr. 3. p. 5.
y*p. 280.
y)Phil. Trans. n. 252.
zPaliani p. 209.
aPaliani p. 210. Caldanus, Mo- rettus p. 506. u. f. vorlängst Ioh. van Meckern.
bGirard, Ramsay l. c.
c Dieses erinnert Caldanus p. 278. und Lettr. 3. p. 6. Tosetti. L. 2. p. 203. Bordenave l. c. p. 144.
dEpist. 1. conf. Caldani ep. 2. p. 355. Fontana p. 167.
eLamberti p. 314.
VII. Ab. Erſch. d. leb. Geh. Die Empfind.
Es zeiget in einigen Verſuchen ſo gar die Beſchrei- bung ſelbſt [Spaltenumbruch]u, oder eine erfolgende Laͤhmung x, wie von dieſen beruͤmten Maͤnnern ein Nerve mit verletzt wor- den, und es erhellet aus andern, daß man das in der That empfindende Fleiſch y, welches ſich mit der Sehne in den Muskeln vereinigt, mit Reitzen geaͤngſtigt habe. Wir zaͤhlen des beruͤmten Schutzersy*, wie auch des W. Couwpersy) Geſchichte hieher, welcher Recht hatte, zu ſagen, daß die Achillesſehne wirklich unterwaͤrts keine Empfindungen habe, ob ſie gleich ſolche vorwaͤrts hat. Er reitzte naͤmlich oberwaͤrts Nerven, die vom Gehirn herabkamen, und dieſes muſte nothwendig ſehr ſchmerzen, da ſie hingegen an der untern Haͤlfte fuͤhllos waren, indem ſie hier vom Gehirn abgeſondert ſind.
Man beſchaͤdigt aber ſehr leicht Nerven, indem dieſe zwiſchen der Haut der Gliedmaſſen und den darun- ter liegenden Muskeln und Sehnen haͤufig gefunden wer- den, und dieſe werden von dem Meſſer des Wundarztes eher z getroffen, als dieſer bis zur Sehne fortruͤcken kann. Es iſt dieſes dieienige faͤchrige Scheide, welche nach dem Geſtaͤndniſſe meiner Freunde [Spaltenumbruch]a, und Feinde b, empfindlich iſt, und die man aus dem Wege ſchaffen muß, und die Sehne ohne Schmerzen mit Gewißheit zu durchbohren. Dieſe iſt es, welche Laghi, ob er gleich daran erinnert worden c, dennoch nicht fortſchaf- fen wollte d, damit er ſeine gewuͤnſchte Abſicht erreichen moͤchte. Es iſt dieſes eben dasienige Fleiſch, welches empfindlich iſt und aus den Sehnen hervorquillt e. Es
ſahe
u Jm Verſuche des Fabbri p. 45.
xRadniſtzky S. 1. exp. 7. Kund- mann Seltenheit. p. 925.
yBianchi ep. 1. p. 3. Lorry Iourn. de medecine 1756. p. 409. Vergl. Toſetti Lettre 2. p. 175. Caldani Lettr. 3. p. 5.
y*p. 280.
y)Phil. Trans. n. 252.
zPaliani p. 209.
aPaliani p. 210. Caldanus, Mo- rettus p. 506. u. f. vorlaͤngſt Ioh. van Meckern.
bGirard, Ramſay l. c.
c Dieſes erinnert Caldanus p. 278. und Lettr. 3. p. 6. Toſetti. L. 2. p. 203. Bordenave l. c. p. 144.
dEpiſt. 1. conf. Caldani ep. 2. p. 355. Fontana p. 167.
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VII. Ab. Erſch. d. leb. Geh. Die Empfind.
Es zeiget in einigen Verſuchen ſo gar die Beſchrei-
bung ſelbſt
u, oder eine erfolgende Laͤhmung x, wie von
dieſen beruͤmten Maͤnnern ein Nerve mit verletzt wor-
den, und es erhellet aus andern, daß man das in der
That empfindende Fleiſch y, welches ſich mit der Sehne
in den Muskeln vereinigt, mit Reitzen geaͤngſtigt habe.
Wir zaͤhlen des beruͤmten Schutzers y*, wie auch des
W. Couwpers y) Geſchichte hieher, welcher Recht
hatte, zu ſagen, daß die Achillesſehne wirklich unterwaͤrts
keine Empfindungen habe, ob ſie gleich ſolche vorwaͤrts
hat. Er reitzte naͤmlich oberwaͤrts Nerven, die vom
Gehirn herabkamen, und dieſes muſte nothwendig ſehr
ſchmerzen, da ſie hingegen an der untern Haͤlfte fuͤhllos
waren, indem ſie hier vom Gehirn abgeſondert ſind.
Man beſchaͤdigt aber ſehr leicht Nerven, indem
dieſe zwiſchen der Haut der Gliedmaſſen und den darun-
ter liegenden Muskeln und Sehnen haͤufig gefunden wer-
den, und dieſe werden von dem Meſſer des Wundarztes
eher z getroffen, als dieſer bis zur Sehne fortruͤcken
kann. Es iſt dieſes dieienige faͤchrige Scheide, welche
nach dem Geſtaͤndniſſe meiner Freunde
a, und Feinde b,
empfindlich iſt, und die man aus dem Wege ſchaffen
muß, und die Sehne ohne Schmerzen mit Gewißheit
zu durchbohren. Dieſe iſt es, welche Laghi, ob er
gleich daran erinnert worden c, dennoch nicht fortſchaf-
fen wollte d, damit er ſeine gewuͤnſchte Abſicht erreichen
moͤchte. Es iſt dieſes eben dasienige Fleiſch, welches
empfindlich iſt und aus den Sehnen hervorquillt e. Es
ſahe
u Jm Verſuche des Fabbri p. 45.
x Radniſtzky S. 1. exp. 7. Kund-
mann Seltenheit. p. 925.
y Bianchi ep. 1. p. 3. Lorry
Iourn. de medecine 1756. p. 409.
Vergl. Toſetti Lettre 2. p. 175.
Caldani Lettr. 3. p. 5.
y* p. 280.
y) Phil. Trans. n. 252.
z Paliani p. 209.
a Paliani p. 210. Caldanus, Mo-
rettus p. 506. u. f. vorlaͤngſt Ioh.
van Meckern.
b Girard, Ramſay l. c.
c Dieſes erinnert Caldanus p.
278. und Lettr. 3. p. 6. Toſetti.
L. 2. p. 203. Bordenave l. c. p. 144.
d Epiſt. 1. conf. Caldani ep. 2.
p. 355. Fontana p. 167.
e Lamberti p. 314.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/479>, abgerufen am 22.11.2024.
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