Es lehren die Häupter dieser Partie, daß die Ner- ven [Spaltenumbruch]p und ihre elastische Fasern p*, allerdings gespannt sind, und ihre Bebungen bis zum Gehirne fortlauffen lassen p**, daß sich die Empfindlichkeit wie diese Span- nung, verhalte, und daß die Nerven um desto stärker ge- spannt sind, ie schärfer ein iedes Werkzeug [Spaltenumbruch]q empfin- det r, daß von dieser Nervendehnung sowohl die Grösse des Witzes s, als die grosse Reitzbarkeit scharfsinniger Menschen abhänge, daß die Nervenkrankheiten von der Spannung und Zusammenziehungskraft der kleinen Ner- venfäserchen herrühren t, und daß die Nerven von der Seele gespannt werden, weil es dieser viel daran gele- gen sei, daß sie gespannt werden t*. Ja es weigern sich einige, die Nervenfasern mit den musikalischen t**, oder mit den metallischen Saiten, zu vergleichen t+.
Es haben ferner einige berümte Männer die Sache noch zierlicher vorgetragen. So nimmt der berümte Ni- colaus Robinson in den Nervenfasern, welche zu em- pfinden bestimmt, sind kleine Warzmaschingen, in sehr grosser Menge und von der äussersten Zartheit an, wel- che, so bald sie von einem sinnlichen Dinge getroffen wer- den, in einander Bebungen machen, und hiernächst die- sen Eindruck, welchen sie erlitten, der Seele vortragen u. Er sagt, es werde ein Mensch geschwinder und lebhafter in Bewegung gesetzt, ie näher diese kleine Maschienen an einander liegen, oder sich berühren, und daß sie hin- gegen träger wären, wenn sie weiter von einander abstün-
den
pPacchionus, Baglivius. Bid- lous Ex. 1. Krüger physiolog. c. 16. Vnzer phys. p. 166. Nicolai vom Schmerz n. 16. 19. Frank. Anmerk. T. III. p. 425. Brinius daß sie von der Seele gespannt wer- den, sagt Gohl von dem an Vor- urth. p. 96. 98.
p*Morgagn. Prop. V.
p**Deidier l. c.
qKrüger ibid.
rVandermonde art. de perfe- ctionner l'esp. hum. T. II. p. 276. 277.
sSauvages pathol. method. p. 58.
tRobinson spleen p. 256. 322.
t*Gohl Vorurtheil p. 96. 98.
t**De Clarellis p. 36.
t+Brinius p. 125.
uSpleen. p. 102.
Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
Es lehren die Haͤupter dieſer Partie, daß die Ner- ven [Spaltenumbruch]p und ihre elaſtiſche Faſern p*, allerdings geſpannt ſind, und ihre Bebungen bis zum Gehirne fortlauffen laſſen p**, daß ſich die Empfindlichkeit wie dieſe Span- nung, verhalte, und daß die Nerven um deſto ſtaͤrker ge- ſpannt ſind, ie ſchaͤrfer ein iedes Werkzeug [Spaltenumbruch]q empfin- det r, daß von dieſer Nervendehnung ſowohl die Groͤſſe des Witzes s, als die groſſe Reitzbarkeit ſcharfſinniger Menſchen abhaͤnge, daß die Nervenkrankheiten von der Spannung und Zuſammenziehungskraft der kleinen Ner- venfaͤſerchen herruͤhren t, und daß die Nerven von der Seele geſpannt werden, weil es dieſer viel daran gele- gen ſei, daß ſie geſpannt werden t*. Ja es weigern ſich einige, die Nervenfaſern mit den muſikaliſchen t**, oder mit den metalliſchen Saiten, zu vergleichen t†.
Es haben ferner einige beruͤmte Maͤnner die Sache noch zierlicher vorgetragen. So nimmt der beruͤmte Ni- colaus Robinſon in den Nervenfaſern, welche zu em- pfinden beſtimmt, ſind kleine Warzmaſchingen, in ſehr groſſer Menge und von der aͤuſſerſten Zartheit an, wel- che, ſo bald ſie von einem ſinnlichen Dinge getroffen wer- den, in einander Bebungen machen, und hiernaͤchſt die- ſen Eindruck, welchen ſie erlitten, der Seele vortragen u. Er ſagt, es werde ein Menſch geſchwinder und lebhafter in Bewegung geſetzt, ie naͤher dieſe kleine Maſchienen an einander liegen, oder ſich beruͤhren, und daß ſie hin- gegen traͤger waͤren, wenn ſie weiter von einander abſtuͤn-
den
pPacchionus, Baglivius. Bid- lous Ex. 1. Krüger phyſiolog. c. 16. Vnzer phyſ. p. 166. Nicolai vom Schmerz n. 16. 19. Frank. Anmerk. T. III. p. 425. Brinius daß ſie von der Seele geſpannt wer- den, ſagt Gohl von dem an Vor- urth. p. 96. 98.
p*Morgagn. Prop. V.
p**Deidier l. c.
qKrüger ibid.
rVandermonde art. de perfe- ctionner l’eſp. hum. T. II. p. 276. 277.
sSauvages pathol. method. p. 58.
tRobinſon ſpleen p. 256. 322.
t*Gohl Vorurtheil p. 96. 98.
t**De Clarellis p. 36.
t†Brinius p. 125.
uSpleen. p. 102.
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Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
Es lehren die Haͤupter dieſer Partie, daß die Ner-
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p und ihre elaſtiſche Faſern p*, allerdings geſpannt
ſind, und ihre Bebungen bis zum Gehirne fortlauffen
laſſen p**, daß ſich die Empfindlichkeit wie dieſe Span-
nung, verhalte, und daß die Nerven um deſto ſtaͤrker ge-
ſpannt ſind, ie ſchaͤrfer ein iedes Werkzeug
q empfin-
det r, daß von dieſer Nervendehnung ſowohl die Groͤſſe
des Witzes s, als die groſſe Reitzbarkeit ſcharfſinniger
Menſchen abhaͤnge, daß die Nervenkrankheiten von der
Spannung und Zuſammenziehungskraft der kleinen Ner-
venfaͤſerchen herruͤhren t, und daß die Nerven von der
Seele geſpannt werden, weil es dieſer viel daran gele-
gen ſei, daß ſie geſpannt werden t*. Ja es weigern
ſich einige, die Nervenfaſern mit den muſikaliſchen t**,
oder mit den metalliſchen Saiten, zu vergleichen t†.
Es haben ferner einige beruͤmte Maͤnner die Sache
noch zierlicher vorgetragen. So nimmt der beruͤmte Ni-
colaus Robinſon in den Nervenfaſern, welche zu em-
pfinden beſtimmt, ſind kleine Warzmaſchingen, in ſehr
groſſer Menge und von der aͤuſſerſten Zartheit an, wel-
che, ſo bald ſie von einem ſinnlichen Dinge getroffen wer-
den, in einander Bebungen machen, und hiernaͤchſt die-
ſen Eindruck, welchen ſie erlitten, der Seele vortragen u.
Er ſagt, es werde ein Menſch geſchwinder und lebhafter
in Bewegung geſetzt, ie naͤher dieſe kleine Maſchienen
an einander liegen, oder ſich beruͤhren, und daß ſie hin-
gegen traͤger waͤren, wenn ſie weiter von einander abſtuͤn-
den
p Pacchionus, Baglivius. Bid-
lous Ex. 1. Krüger phyſiolog. c.
16. Vnzer phyſ. p. 166. Nicolai
vom Schmerz n. 16. 19. Frank.
Anmerk. T. III. p. 425. Brinius
daß ſie von der Seele geſpannt wer-
den, ſagt Gohl von dem an Vor-
urth. p. 96. 98.
p* Morgagn. Prop. V.
p** Deidier l. c.
q Krüger ibid.
r Vandermonde art. de perfe-
ctionner l’eſp. hum. T. II. p. 276.
277.
s Sauvages pathol. method. p. 58.
t Robinſon ſpleen p. 256. 322.
t* Gohl Vorurtheil p. 96. 98.
t** De Clarellis p. 36.
t† Brinius p. 125.
u Spleen. p. 102.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 564. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/600>, abgerufen am 22.11.2024.
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