Wir haben an einem andern Orte gezeigt, daß die bewegende Nerven, als die Herznerven [Spaltenumbruch]e, die Nerven am Ribbenstamme f, und die Nerven, welche in den Knochenhäutchen kriechen g, eben so weich sind.
Es würde auch kein Beweis wider die Analogie sein, wenn ich bemerke, daß viele Thiere, welche nicht nur beweglich, sondern auch empsindlich sind, als die Poli- pen, Meernesseln und Medusen, überhaupt weiter nichts, als ein Gallert, und folglich von einer etwas andern Na- tur h, und zur Federkraft mehr geneigt sind, ob ihr We- sen gleich so weich und schleimig ist, daß man in diesem Breie keine sinnliche und bewegende Bebungen zugeben kann.
4. Es werden die Nerven ferner, und es häufet sich die Menge der Gründe von allen Seiten an, von sehr harten Nervenknoten unterbrochen i, in denen sich allein, die Natur mag hierbei einen Absehen haben, wel- ches sie wolle, ein zweites sehr festes Wesen, zwischen das sonst so weiche Wesen, lagert. Gesetzt nun, daß ein Ner- ve bei seinem Knoten zittere, so werden sich die Zitterun- gen, wie die Festigkeit, verhalten, welche in diesem Ner- ven ist. Diese Festigkeit leidet aber, unterhalb dem har- ten Knoten, ihre viele Veränderungen. Folglich kann der noch so harte Nervenknote auf keinerlei Weise, von den äusserst weichen kleinen Schwingungen, welches ein Lieblingswort unsrer Gegner ist, zu Schwingungen ver- anlaßt werden; indem alle die Bebungen, welche von einem Theile des Nerven herbei gewältzt werden könnnen, der von einer sinnlichen Sache Schläge bekommen, in dem Nervenknoten ersticken müssen.
Da
ep. 192.
fp. 256.
gp. 192.
h Siehe des berümten Vaters geschickten Sohn Gronov in der Beschreibung der Medusa und Bera- [Spaltenumbruch]
es, welche sich unter den act. societ. Helvet. mit befindet T. IV.
ip. 201. Diesen von den Ner- venknoten hergenommenen Be- weis wiederholt der berümte Heu- ermann physiolog. T. II. p. 309.
Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
Wir haben an einem andern Orte gezeigt, daß die bewegende Nerven, als die Herznerven [Spaltenumbruch]e, die Nerven am Ribbenſtamme f, und die Nerven, welche in den Knochenhaͤutchen kriechen g, eben ſo weich ſind.
Es wuͤrde auch kein Beweis wider die Analogie ſein, wenn ich bemerke, daß viele Thiere, welche nicht nur beweglich, ſondern auch empſindlich ſind, als die Poli- pen, Meerneſſeln und Meduſen, uͤberhaupt weiter nichts, als ein Gallert, und folglich von einer etwas andern Na- tur h, und zur Federkraft mehr geneigt ſind, ob ihr We- ſen gleich ſo weich und ſchleimig iſt, daß man in dieſem Breie keine ſinnliche und bewegende Bebungen zugeben kann.
4. Es werden die Nerven ferner, und es haͤufet ſich die Menge der Gruͤnde von allen Seiten an, von ſehr harten Nervenknoten unterbrochen i, in denen ſich allein, die Natur mag hierbei einen Abſehen haben, wel- ches ſie wolle, ein zweites ſehr feſtes Weſen, zwiſchen das ſonſt ſo weiche Weſen, lagert. Geſetzt nun, daß ein Ner- ve bei ſeinem Knoten zittere, ſo werden ſich die Zitterun- gen, wie die Feſtigkeit, verhalten, welche in dieſem Ner- ven iſt. Dieſe Feſtigkeit leidet aber, unterhalb dem har- ten Knoten, ihre viele Veraͤnderungen. Folglich kann der noch ſo harte Nervenknote auf keinerlei Weiſe, von den aͤuſſerſt weichen kleinen Schwingungen, welches ein Lieblingswort unſrer Gegner iſt, zu Schwingungen ver- anlaßt werden; indem alle die Bebungen, welche von einem Theile des Nerven herbei gewaͤltzt werden koͤnnnen, der von einer ſinnlichen Sache Schlaͤge bekommen, in dem Nervenknoten erſticken muͤſſen.
Da
ep. 192.
fp. 256.
gp. 192.
h Siehe des beruͤmten Vaters geſchickten Sohn Gronov in der Beſchreibung der Meduſa und Bera- [Spaltenumbruch]
es, welche ſich unter den act. ſociet. Helvet. mit befindet T. IV.
ip. 201. Dieſen von den Ner- venknoten hergenommenen Be- weis wiederholt der beruͤmte Heu- ermann phyſiolog. T. II. p. 309.
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Das Gehirn und die Nerven. X. Buch.
Wir haben an einem andern Orte gezeigt, daß die
bewegende Nerven, als die Herznerven
e, die Nerven
am Ribbenſtamme f, und die Nerven, welche in den
Knochenhaͤutchen kriechen g, eben ſo weich ſind.
Es wuͤrde auch kein Beweis wider die Analogie ſein,
wenn ich bemerke, daß viele Thiere, welche nicht nur
beweglich, ſondern auch empſindlich ſind, als die Poli-
pen, Meerneſſeln und Meduſen, uͤberhaupt weiter nichts,
als ein Gallert, und folglich von einer etwas andern Na-
tur h, und zur Federkraft mehr geneigt ſind, ob ihr We-
ſen gleich ſo weich und ſchleimig iſt, daß man in dieſem
Breie keine ſinnliche und bewegende Bebungen zugeben
kann.
4. Es werden die Nerven ferner, und es haͤufet
ſich die Menge der Gruͤnde von allen Seiten an, von
ſehr harten Nervenknoten unterbrochen i, in denen ſich
allein, die Natur mag hierbei einen Abſehen haben, wel-
ches ſie wolle, ein zweites ſehr feſtes Weſen, zwiſchen das
ſonſt ſo weiche Weſen, lagert. Geſetzt nun, daß ein Ner-
ve bei ſeinem Knoten zittere, ſo werden ſich die Zitterun-
gen, wie die Feſtigkeit, verhalten, welche in dieſem Ner-
ven iſt. Dieſe Feſtigkeit leidet aber, unterhalb dem har-
ten Knoten, ihre viele Veraͤnderungen. Folglich kann
der noch ſo harte Nervenknote auf keinerlei Weiſe, von
den aͤuſſerſt weichen kleinen Schwingungen, welches ein
Lieblingswort unſrer Gegner iſt, zu Schwingungen ver-
anlaßt werden; indem alle die Bebungen, welche von
einem Theile des Nerven herbei gewaͤltzt werden koͤnnnen,
der von einer ſinnlichen Sache Schlaͤge bekommen, in
dem Nervenknoten erſticken muͤſſen.
Da
e p. 192.
f p. 256.
g p. 192.
h Siehe des beruͤmten Vaters
geſchickten Sohn Gronov in der
Beſchreibung der Meduſa und Bera-
es, welche ſich unter den act. ſociet.
Helvet. mit befindet T. IV.
i p. 201. Dieſen von den Ner-
venknoten hergenommenen Be-
weis wiederholt der beruͤmte Heu-
ermann phyſiolog. T. II. p. 309.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 4. Berlin, 1768, S. 570. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende04_1768/606>, abgerufen am 22.11.2024.
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